Spielbericht

2. Spieltag - Oberliga Nordost-Süd - Saison 2007/2008
Hallescher FC
Hallescher FC
0:2
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Ein himmelblauer Phönix wurde gesichtet

von Frank Neubert

Jaja, der gute alte Phönix. Wie war das gleich mit dem? Unter Wikipedia steht: "Der Phönix ist ein mythischer Vogel, der verbrennt, um aus seiner Asche wieder neu zu erstehen. Diese Vorstellung findet sich heute noch in der Redewendung 'Wie ein Phönix aus der Asche' für etwas, das schon verloren geglaubt war, aber in neuem Glanz wieder erscheint". Und verloren glaubte man den Club in Halle vor dem Anstoß schon irgendwo. Zu sehr saß der Schreck über den völlig verpatzten Heimauftritt gegen Halberstadt in den Knochen, die Hiobsbotschaften vom Ausfall Baumanns und Reinhardts klangen in den Ohren und nicht zuletzt hatte man ausgerechnet in Halle in der Vorsaison die erste Niederlage kassiert. Umso erstaunlicher das Fazit nach dem Spiel: Ein starker CFC, dessen neue Innenverteidigung nur wenige gegnerische Chancen zuließ, der den Kampf im Mittelfeld annahm, und sich durch hochkarätige Torchancen in Halbzeit 2 den Sieg jederzeit verdiente. Aus der Asche der geringen himmelblauen Erwartungen stieg da tatsächlich etwas Neues empor!

Der Club überrascht in HalleNatürlich versuchte der Gastgeber von Beginn an, gegen das himmelblaue Bollwerk anzurennen. Diverse Tipps von Insidern dürfte es zur Genüge gegeben haben, standen doch in den rot-weißen Trikots mit Görke, Stark und Kanitz gleich drei ehemalige Himmelblaue in Hallenser Diensten. Dazu kam noch HFC-Coach Sven Köhler, der selbst ein Chemnitzer Urgestein ist und jahrelang unter Christoph Franke als Assistent arbeitete. Doch diese ganzen Meriten und Querverbindungen schienen nicht viel zu helfen, denn der HFC rannte sich in der himmelblauen Abwehr und der neuen Innenverteidigung um Becker und Adamu gnadenlos fest. Einzige Großchance in der ersten Halbzeit blieb die Möglichkeit für Benes, der in der 33. Minute plötzlich frei vor Klömich an den Ball kam und nur an der geistesgegenwärtigen Reaktion des Chemnitzer Keepers scheiterte, der im Fallen die Arme nach oben riss.

Der CFC, zu Spielbeginn noch etwas gehemmt, taute Mitte der ersten Halbzeit richtig auf. Über die sicher stehende Abwehr und über Ballverteiler Großmann wurde versucht, die gefährlichen Spitzen Sonnenberg und Kellig mit langen Bällen in Szene zu setzen. Aber auch Schlosser wühlte sich auf der linken Außenbahn fleißig in die Hallenser Hälfte hinein. Die beste Chance für den Club hatte Sonnenberg, der in der 39. Minute knapp über das Tor köpfte. Nur kurze Zeit später sollte der Neuzugang wieder im Mittelpunkt stehen: Nach einem langen Ball strebt der Stürmer auf das HFC-Tor zu, und wird dabei auf der Strafraumlinie von Petrick gnadenlos weggegrätscht. Schieri Weber zögerte keine Sekunde und gab Elfmeter. Goalgetter Kellig ließ sich die Chance nicht entgehen und verwandelte felsensicher zum vielumjubelten 1:0 für die Guten aus Chemnitz.

Rannte der Gastgebers aus der Saalestadt schon in Halbzeit 1 gegen eine himmelblaue Mauer an, so vermehrte sich dieser Eindruck in Halbzeit 2 nochmals. Wo Görke, Shubitidze und Kanitz auch auftauchten, ein himmelblaues Abwehrbein war schon da. Und falls doch eins fehlte, tauchte wie aus dem Nichts plötzlich Adamu auf und schlug den Ball aus der Gefahrenzone. Die "Adamu"-Sprechchöre in der zweiten Hälfte hatte er sich redlich verdient. Der CFC hatte aus der Kabine auch etwas mitgebracht - einen Schuß mehr Präzision bei den eigenen Kontern. Fast hätte es in der 60. Minute eine Vorentscheidung gegeben, als Schlosser mustergültig auf Kellig flankte, dieser jedoch das Leder nur an die Lattenunterkante zimmerte. Glück für den HFC!

Eine Viertelstunde vor Spielschluß fing man im Chemnitzer Block an, doch etwas nervöser auf die Uhr zu schauen. Zwar hatten die Rot-Weißen immer noch keine Großchance vorzuweisen, doch die Anzahl der langen Einwürfe von Görke, diverse Eckbälle von links und rechts, und immer wieder Versuche, in zentraler Position Freistöße zu erhaschen, nahm auf Hallenser Seite zu. Und das erlösende 2:0 wollte nicht fallen, obwohl Kellig zweifach (76., 78.) den Sack hätte zumachen können, ja müssen. Acht Minuten vor Ultimo hatte das einsetzende Nervenflattern ein Ende. Wieder hatte sich Schlosser auf Links durchgesetzt, seine Flanke erreichte Großmann, der das Leder von halbrechts volley zum 2:0 in die lange Ecke wuchtete. Damit war der Drops endgültig gelutscht, Halle war erlegt und die ersten drei Punkte für den Club in der neuen Saison geholt. Nach Spielende zelebrierten Team und Fans gemeinsam eine Uffta und am Zaun gab es reichlich Lob für die himmelblauen Sieger.

Fazit: Der Sieg in Halle kann angesichts der ungünstigen Vorbedingungen (verlorener Heimauftakt, viele Verletzte) gar nicht hoch genug angesiedelt werden. Nicht nur für das Nervenkostüm der Fans, sondern vor allem auch für die Psyche der Spieler bedeuten diese drei Punkte zurückgewonnenes Selbstvertrauen. Ein Selbstvertrauen, welches gerade beim Start in diese wichtige Quali-Oberligasaison bitter notwendig ist. Der erste Dreier ist geholt, das Team hat - im Gegensatz zum Spiel gegen Halberstadt - funktioniert. Jetzt gilt es, diesen Schwung in das Heimspiel gegen den Aufsteiger aus Markranstädt mitzunehmen, die Fehler vom ersten Spiel tunlichst zu vermeiden, und den ersten Heimsieg der neuen Saison einzufahren - dann wird man den Phönix auch auf der Fischerwiese fliegen sehen.

Wertung: 2,5

Beste Himmelblaue: Adamu, Schlosser, Kellig

» zur Bildergalerie...

2. Spieltag - Oberliga Nordost-Süd - Saison 2007/2008
Samstag, 18. August 2007, 14:00 Uhr
Kurt-Wabbel-Stadion, Halle
Zuschauer: 2.683
Schiedsrichter: Weber (Eisenach)
Hallescher FC
T Horvat
A Benes
A Gröger
A Werner (56. Janecek)
M Kittler
M GörkeGelbe Karte
M Segundo
M Shubitidze
M PetrickGelbe Karte (78. Jurascheck)
S Kanitz
S BergnerGelbe Karte

Trainer: Köhler
Chemnitzer FC
T Klömich
A Adamu
A Becker
A TroschkeGelbe Karte
A Kunert
M Großmann
M MüllerGelbe Karte (56. Sinaba)
M Sonnenberg
M Schlosser (88. Wilke)
S Bachmann
S Kellig

Trainer: Vogel
Tore
0:1 Kellig (45./Elfer)
0:2 Großmann (82.)