Spielbericht

11. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2008/2009
Hertha BSC Berlin II
Hertha BSC Berlin II
1:2
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Endlich in der Saison 2008/09 angekommen...

von Frank Neubert

"Endlich, endlich, endlich !!" - diesen befreienden Stoßseufzer konnte man nach dem hochverdienten Sieg in Berlin im abwandernden Pulk der CFC-Fans desöfteren hören. Mit einem couragierten Auftritt in der zweiten Hälfte drehte der Club das Spiel und sicherte sich die 3 Punkte. Nach dem Remis in Halle und dem Heimsieg gegen den HSV II blieb Chemnitz im dritten Spiel in Folge ungeschlagen und schleicht sich endlich aus dem Tabellenkeller an das Mittelfeld der Tabelle heran. Interessanterweise reklamierten gleich zwei gestandene CFC-Fans den Erfolg für sich: 'Bigmäc', seit dem HFC-Spiel in der Heimat weilend, verwies auf die erwähnten drei Spiele in Folge ohne Niederlage und seine Anwesenheit. Die noch weißere Weste konnte der 'Berliner' vorzeigen, der gegen den HSV II seit 19 Jahren mal wieder auf der FiWi weilte und nun mit dem Sieg bei Hertha II auf zwei Spiele und 6 Punkte in Folge pochen konnte. Letztlich lagen beide falsch, denn der Club siegte nur, um Edelfan 'Ecke' an seinem Geburtstag in Berlin das entsprechende Geschenk zu bereiten ;-)...

In der ersten Hälfte stotterte der himmelblaue Motor nochMit dem ersten Pfiff des Schiedsrichters drückten die Himmelblauen aufs Tempo und auf das Berliner Tor. Boltze scheiterte nach einer Ecke mit einem zentralen Schuß an der vielbeinigen Hertha-Abwehr. Dann passierte das, was in der laufenden Saison schon viel zu oft passiert ist: Der Gegner kommt zum ersten Mal gefährlich vor das himmelblaue Gehäuse - und schon zappelt der Ball im Netz. Zu diesem Zeitpunkt waren gerade einmal acht Minuten gespielt und im Gästeblock diskutierte man noch fleißig mit den Ordnern, welche Fahnen aufgehängt werden durften, und welche nicht. Dem Gegentreffer ging ein starker Antritt der Herthaners Traore voraus, der für Reinhardt an diesem Tag eine Nummer zu groß war. Die Flanke des dunkelhäutigen Franzosen versenkte zwar Bolivard, trotzdem kam der Flankengeber (!) extra bis vor den Gästeblock gerannt, um dort seine Freude über das 1:0 herauszuschreien. Das ihm dort daraufhin herzlich wenig Sympathie entgegen gebracht wurde, dürfte wenig überraschen.

Überraschend auch, was Sportsfreund Traore in der 24. Minute wieder direkt vor dem Gästeblock ablieferte: Nach einem abgepfiffenen Zweikampf mit Reinhardt schubst der junge Herthaner plötzlich Emmerich mit beiden Händen vor sich her, provoziert somit erneut unmittelbar vor dem CFC-Block und kassiert für sein Schubsen von Schieri Sönder völlig zu Recht die gelbe Karte. Co-Trainer Bittermann kam daraufhin von der Bank zum aufgebrachten Block und mahnte an, sich nicht zu rassistischen Schmährufen hinreißen zu lassen. In der 38. Minute die nächste Aktion von Traore: Emmerich will an der Eckfahne den Ball nach vorn schlagen, und der Herthaner hält mit voller Kanne darüber. Der Ex-Auer wird danach lange gepflegt und der Schiedsrichter trifft die einzig richtige Entscheidung - er zieht den roten Karton und schickt den üblen Provokateur vom Platz. Mit diesem Platzverweis war Hertha seines antrittsstarken Flügelflitzers beraubt. Selten war eine Lizenz zum vorzeitigen Duschen verdienter als diese.

Ein starker Auftritt in Hälfte sicherte drei verdiente PunkteSchädlich reagierte in der Halbzeitpause auf das 11 gegen 10, und schickte mit Kunert und Sonnenberg zwei weitere offensive Kräfte auf den Platz. Der CFC nun mit einem ähnlich energischen Anrennen wie in Altona, wo man drei Gegentreffer aus der ersten Hälfte aufholte. Die Herthaner wurden regelrecht in ihrer eigenen Hälfte eingeschnürt, und der Berliner Coach Heine lief sogar bis in Schädlichs Coaching-Zone, um von dort seine Mannen anzubrüllen. In der 50. Spielminute schien der Ausgleich schon geschossen - Kellig kommt drei Meter vor dem Tor frei an den Ball, braucht sich nur zu drehen und abzuziehen, doch der Frankenberger zeigt Nerven und legt nach gefühlten fünf Minuten auf den gedeckten Boltze ab, dessen Abschluß leider geblockt wird. Doch das Schicksal meinte es gut mit dem CFC-Torjäger, denn wenig später bediente Schlosser den erneut völlig freien Kellig, der diesmal den Ball zum hochverdienten 1:1 gottseidank in die Maschen bugsierte.

Sehr löblich, daß der Club danach weiter nach vorn und auf Sieg spielte. Dieser Mut sollte belohnt werden - Kelligs Sturmpartner Sonnenberg hechtete in der 80. Minute in eine Flanke von Kunert und dessen Kopfball-Torpedo rutscht dem Keeper der Herthaner durch die Beine ins Tor! Selten wurde ein himmelblauer Treffer mehr bejubelt als diese Führung - wo Platz war, ging es rauf den Zaun des Gästeblocks! Dieses Anrennen, dieser Fight, dieser unbändige Wille, war belohnt worden! Geil, geil, geil!!! Der Club danach nicht mehr ganz so offensiv. Man riegelte nach hinten ab und lauerte auf Konter. Der stark agierende Emmerich warf sich in der 84. Minute lobenswert in den Schuß eines Berliners und mußte daraufhin verletzt den Platz verlassen. Kellig tanzte kurz vor Schluß noch einmal durch die Abwehr der Hertha, doch sein Schuß strich am langen Pfosten vorbei. Der Schlußpfiff wurde sowohl auf der CFC-Bank als auch von den ca. 250 mitgereisten Chemnitzern ausgiebigst bejubelt und gefeiert.

Fazit: Der Aufwärtstrend der Himmelblauen seit dem Punktgewinn in Halle hält weiter an. Lohn dafür ist mittlerweile ein Tabellenplatz vor der tiefroten Zone der aktuellen RL-Tabelle. Was erfreut und absolut unterstrichen gehört - der CFC hat sich diesen Dreier in Berlin erspielt und erkämpft. Dieses 2:1 war kein Zufall, kein Glück; es war verdienter Lohn der himmelblauen Leistung. Vielleicht findet nun wirklich langsam zusammen, was zusammengehört. Der alte FCK'ler Schädlich formt den neuzeitlichen CFC zu einer Truppe, die in der Regionalliga mithalten kann. Das dies so ist, kann am Besten gleich gegen die nächste zweite Mannschaft bewiesen werden: Am kommenden Samstag geht es gegen die Amateure der VW-Schrauber aus Wolfsburg. Nachdem man in der laufenden Saison nun 2x auswärts gegen die II. Truppen erfolgreich war, käme der zweite Heimsieg jetzt gerade recht...

Wertung: 1,5 (ganz starke zweite Hälfte!)

Beste Himmelblaue: Schlosser, Wilke, Emmerich

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Trainerstimmen

Gerd Schädlich (gegenüber MDR)
"Für uns war es ein wichtiger und aufgrund der spielerischen Steigerung nach der Pause ein verdienter Auswärtserfolg. In der ersten Hälfte, als wir mit dem ersten richtigen Angriff der Hertha in Rückstand gerieten, haben wir uns schwer getan. Aber in der zweiten Halbzeit gab es, auch mit den zwei Einwechslungen, eine deutliche Steigerung und damit einen verdienten Sieg."

Karsten Heine (gegenüber MDR):
"Unser 1:0 war ein sehr schön vorgetragener Angriff. Wenn wir es schon mit elf Mann in der Regionalliga schwer haben, wird es in Unterzahl umso schwerer. So hatten wir Probleme, dem Druck der Chemnitzer standzuhalten. Es war ein verdienter Erfolg des CFC."

11. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2008/2009
Samstag, 01. November 2008, 14:00 Uhr
Olympiapark-Amateurstadion, Berlin
Zuschauer: 341
Schiedsrichter: Sönder (Ellerbek)
Hertha BSC Berlin II
T Schmidt
A Schalle
A Morack
A Hube
M Hoeneß
M Bigalke (83. Mc Lauhlin)
M TraoreGelbrote Karte
M Bolivard
S Covic (62. Lensinger)
S Laletin (81. Huke)
S Gerlach

Trainer: Heine
Chemnitzer FC
T Klömich
A Emmerich (84. Liebers)
A Baumann
A Sieber
M Wilke
M Thönelt (46. Kunert)
M Schlosser
M Reinhardt (46. SonnenbergGelbe Karte)
S Müller
S Boltze
S Kellig

Trainer: Schädlich
Tore
1:0 Bolivard (8.)
1:1 Kellig (57.)
1:2 Sonnenberg (78.)

Besondere Vorkommnisse:
Gelb-Rote Karte für Traore (38.)