Spielbericht

19. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2008/2009
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
1:1
Altonaer FC 93
Altonaer FC 93

Schlechteste Heimleistung seit langer Zeit

von Frank Neubert

"Puh, was war das denn für ein Gestocher!?" Solche und ähnliche Fragen wurden gestern von vielen der immerhin 2.500 Zuschauer nach dem Nachholer gegen Altona 93 laut gestellt. Aufgrund des Datums unkten nicht wenige, daß die ganze Veranstaltung wohl nur ein Aprilscherz gewesen sein könnte, dessen Auflösung am nächsten Tag bekannt gegeben werde. Leider ist die Auflösung heute morgen nicht erfolgt, und der üble Kick bitterer Ernst. Mit solchen Leistungen sind in finstersten und grauen Regionalligazeiten Trainer wie Dietmar Demuth und Joachim Müller gegangen worden.

Trotz Flutlicht gab es keine lichten Momente beim CFCDie erste Halbzeit konnte man noch bei viel Wohlwollen als unter "man war bemüht" verbuchen, vor allen in den ersten zehn Minuten und nach dem Ausgleich zum 1:1 war der Club auf dem Rasen präsent. Dazwischen schleppte sich das Spiel in der Regel müde von einem Strafraum zum anderen. Strafraumszenen, die als Muntermacher wirkten, gab es nur wenige zu verzeichnen. Nach 20 Minuten trat Boltze in beiden Strafräumen in Erscheinung - erst wurde sein Schuß auf das Altonaer Tor von der Linie gekratzt, dann stand er selbst auf der Linie und verhinderte nach einer Ecke (20.) den Einschlag in Klömichs Kasten. Mit dieser ersten Chance wurde Altona lebendiger, zog kurz die Zügel an. Dies reichte, um bereits sechs Minuten später, nach schnellen Einwurf und Flanke, durch Becken in Führung zu gehen. Fortan zog man sich wieder zurück und überließ dem behäbig agierenden CFC das Mittelfeld. Sogar der Torwart der Hamburger spielte ab diesem Zeitpunkt bereits auf Zeit, bis ihn Referee Pflaum deshalb ermahnte. Da von intelligenten Spielaufbau weit und breit nichts zu sehen war, versuchte sich der Club mit Weitschüssen (z.B. Sieber). Nowak rückte mit auf, zog ebenfalls aus gut 30 Metern ab, sein Schuß trudelte Boltze vor die Füße, der keine Mühe hatte, zum 1:1 einzuschieben (31.). Mit diesem Tor lief es plötzlich besser bei den Himmelblauen, ein Ruck ging durch das Team und man drückte auf den Führungstreffer. Kellig und Boltze besaßen noch halbe Chancen, das Spielgerät erneut im Tor der Gäste unterzubringen, aber dies sollte nicht passieren.

In der Halbzeitpause stellte CFC-Trainer Schädlich um, von der Vierer-Abwehrkette blieb Thönelt in der Kabine, und für ihn kam Sonnenberg, um die Offensive zu verstärken. Der Gedanke mag vielleicht richtig gewesen sein, aber wie die Jungs die neue taktische Marschordnung auf dem Rasen umzusetzen versuchten, ließ den Hund samst der berühmten Hütte erschaudern. Ja, natürlich stand Altona massiv "hinten drin". Selbst bei den wenigen Konterversuchen setzten die Hamburger maximal 3 Spieler ein, um den Ball nach vorn zu tragen, die restlichen 7 Kicker warteten bereits erneut darauf, den eh nicht vorhandenen Spielfluß des CFC zu blocken und zu zerstören. Traurig, diese Einfallslosigkeit, mit der gegen dieses Bollwerk angerannt wurde. Hohe Bälle wurden sichere Beute der AFC-Abwehr, Flankenläufe von Kunert, Sieber, Hampf und Löwe fanden nicht statt, und bei der einzig nennenswerten gefährlichen Aktion von Müller - nach Musterpaß von Emmerich - ließ sich der Ex-Rostocker leider zu weit aus dem Strafraum drängen. Überhaupt Emmerich, mag man nun zum Lager der vorurteilsfreien oder der farbklischeebehafteten Beobachter zählen, es war schon erstaunlich, wie ausgerechnet der älteste Spieler Verantwortung übernahm, versuchte, den Angriff zu beleben und überraschende Momente zu verbreiten. Ja, auch ihm passierten Fehlpässe, und einmal gab es auch ein riskantes Rückspiel auf Klömich - trotzdem war er noch der auffälligste Akteur der Himmelblauen in der zweiten Hälfte. Weshalb seine teils wesentlich jüngeren Mannschaftskameraden einen total gebrauchten Tag erwischten, ist rational nicht zu erklären. Fakt ist nur, daß man mit einer solchen Heimleistung in sechs Tagen gegen Sachsen Leipzig beim Spiel um den Einzug in das Halbfinale des Sachsenpokals nicht weiterkommen wird.

Fazit: Das war definitiv die schlechteste Heimleistung in der Saison 2008/09. Von den Ankündigungen vor der Rückrunde, die Fischerwiese wieder zu einer Festung zu machen, ist man derzeit in etwa so weit entfernt wie Chemnitz vom Südpol. In dieser Verfassung muß man sich sogar Sorgen darum machen, wo die noch fehlenden Punkte für den Klassenerhalt herkommen sollen. Und, in bereits sechs Tagen steigt auf der Fischerwiese das Viertelfinale gegen Sachsen Leipzig. Der CFC möchte bekanntlich den Pott erneut holen. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es allerdings einer Steigerung um nahezu einhundert Prozent.

Wertung: 4,5 (wegen der ersten Hälfte)

Bester Himmelblauer: Emmerich

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19. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2008/2009
+++ Nachholespiel +++
Mittwoch, 01. April 2009, 19:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 2.520
Schiedsrichter: Pflaum (Hallstadt)
Chemnitzer FC
T Klömich
A Nowak
A Emmerich
A Thönelt (46. Sonnenberg)
A SieberGelbe Karte (70. Becker)
M WilkeGelbe Karte (75. LöweGelbe Karte)
M Müller
M KunertGelbe Karte
S Boltze
S Hampf
S Kellig

Trainer: Schädlich
Altonaer FC 93
T Hinterkopf
A Ansorge
A Brück
A Mandic
A Röhr (43. BehktasGelbe Karte)
M Rabenhorst
M Siedschlag
M Schrödter
M BeckenGelbe Karte
S Richter
S Tunjic

Trainer: Seeliger
Tore
0:1 Becken (26.)
1:1 Boltze (31.)