Spielbericht

6. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2003/2004
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
0:2
Eintracht Braunschweig
Eintracht Braunschweig

Clevere Eintracht holt CFC auf den Boden zurück

von Erik Büttner

Es prickelte wieder einmal in Chemnitz. Die Himmelblauen hatten einen erfolgreichen Saisonstart mit 11 Punkten aus 5 Spielen hingelegt und erwarteten nun am ersten Septembersonntag als Tabellendritter den bisherigen Ersten Eintracht Braunschweig. Spitzenspielfieber, wie man es schon lange nicht mehr in Chemnitz gespürt hatte, lag über der Stadt.

Die Choreo der UltrasBei etwas über 20°C und sonnig bis wolkigem Himmel war der Rahmen für ein schönes Spiel gegeben. Die Kulisse war trotz der nur 5250 offiziell(!) verkündeten Zuschauer prächtig. Aus Niedersachsen hatten nur etwa die Hälfte der großspurig angekündigten 1500 Fans den Weg ins "richtige" Sachsen gefunden. Die CFC-Ultras hatten wieder einmal eine schöne Choreografie gebastelt. Zwischen weißen und blauen Streifen transportierte Obelix einen Hinkelstein, der 3 Punkte symbolisierte. Am Südkurvenzaun prangerte ein Spruchband mit "Stein um Stein holen wir die Punkte rein."

CFC-Trainer Frank Rohde musste im Spiel auf den rot-gesperrten Daniel Göhlert verzichten. Wie sehr der sonst viel gescholtene Defensivspieler fehlen sollte, wurde schnell klar. Sein Ersatz, der junge, technisch starke Gillert lief zwar viel und zeigte oft sein Können am Ball aber auch Schwächen in der Defensivarbeit. Genau die fehlte dem CFC gegen starke und erfahrene Braunschweiger.

Die Himmelblauen gingen engagiert ans Werk. Schon nach 5 Minuten setzte Meissner ein Achtungszeichen, als er aus 5m am BTSV-Torwart Kunze scheiterte. Es wäre aber eh Abseits gewesen. Langsam kam aber auch Braunschweig ins Spiel. Thomas jagte den Ball am Gehäuse vorbei (11.) und Zimmermann rang Hiemann ein Glanzparade ab. Dazwischen hätte der CFC durch Zivic schon in Führung liegen können (14.). Biermann hatte zuvor mit einem schönen Linienlauf den Ball nach vorn getragen und Meissner eingesetzt. Zivic scheiterte nach Meissners Vorlage aus 20m an Kunze.
Statt dessen bot sich Braunschweig nach reichlich einer Viertelstunden durch einen Standard die Möglichkeit zur Führung. Mehlhorn hatte diesen mit einem sinnlosen Foul an der Strafraumecke provoziert. Dinzey brachte den Freistoß herein, Adrion verlängerte...ins Tor. Ein schöner Kopfball genau an die Lattenunterkante genagelt. So schön, wie man es eben machen kann, wenn man im 5-Meter-Raum viel Platz hat.
Der Jubel im Braunschweiger Block, wurde schnell durch die aus der Schockstarre erwachenden Chemnitzer Anhänger überstimmt. Und auch die himmelblaue Mannschaft fing sich schnell wieder. Meissners Schuss nach einem Freistoß (24.) kratzte der gut aufgelegte Gästetorwart Kunze noch aus der Ecke.
Braunschweig konterte nun und bekam Unterstützung von der CFC-Abwehr. Mit Unsicherheiten, wie man sie bis dato noch nicht bei Karl & Co. gesehen hatte, ermöglichte die CFC-Defensive den Gästen immer wieder gute Chancen. Ahlf und Teichmann leisteten sich immer wieder kleine "Böcke". Aber auch Karl zeigte nur wenig von seiner sonstigen Souveränität. Einen besonders schlechten Tag hatte wohl Mehlhorn erwischt, dem kaum etwas gelang. Auch wenn er das, wie er nach dem Spiel beteuerte, ganz anders gesehen haben wollte. Diese Unsicherheit in der Abwehr war es, die dem CFC gegen den cleveren Spitzenreiter das Genick brach.
Doch der CFC stand nicht wie das Karnickel vor der Schlange. Die Himmelblauen versuchten sich Chancen zu erarbeiten und bekamen sie. Erst scheitete Biermann mit einem Kopfball an Kunze, den Nachschuss setzte der "himmelblaue Hahn" Zentimeter neben den Pfosten.
Auf der Gegenseite zeigte Braunschweig, wie man mit Chancen umgeht: Nach einer Ecke ist Grimm zur Stelle und köpft mit dem Pausenpfiff zum 2:0 ein. Mit diesem zweiten Schock für die CFC-Fans ging es in die Halbzeitpause.

Die beiden Mannschaften waren kaum auf dem Feld, da rutschte den Zuschauern schon wieder das Herz in die Hose. Nach einem groben Schnitzer bleibt Teichmann nur noch den allein durchstartenden Thomas zu legen. Schiri Scheppe beließ es bei Gelb.
Die Zeit rann dahin, es passierte wenig. Braunschweig musste ja nicht, der CFC konnte nicht. Frank Rohde sah sich genötigt etwas tun. Er nahm Biermann vom Feld und brachte Meyer. Das Publikum verstand diesen Wechsel gar nicht, reagierte mit Pfiffen für den Trainer. Biermann war bis dahin der auffälligste in der Heimelf gewesen. Auch der Akteur selbst lief nur widerwillig vom Spielfeld und erklärte nach dem Spiel süffisant: "Ich denke, er wollte mich schon für den Freitag (Anm.: Spiel gegen Wattenscheid) schonen.". Rohde meinte später vor der Presse, dass er Müdigkeit bei Biermann gespürt habe. Biermann sah das ein und versöhnte sich schnell wieder mit dem Trainer.
Wirkung zeigte die Einwechslung Meyers jedenfalls kaum. Chemnitz' Kampfgeist nahm mit zunehmender Spieldauer peu-à-peu ab. Sie versuchten zwar noch immer den Anschluss zu finden (Gillert 67., Meissner 74.), doch der Braunschweiger Abwehrriegel stand und ließ nur spärlich Chancen für den CFC zu.
Die Gäste spielten ihren Stiefel herunter, versuchten die Chemnitzer mit provozierendem Spiel in der Abwehr aus der Deckung zu locken, um mit langen Bällen die schnellen Spitzen in Szene zu setzen. Durch Unkonzentriertheiten in der CFC-Abwehr ging dieser Plan auch immer wieder auf. Karl ließ 10 Minuten vor Schluss Dinzey passieren und knapp am Tor vorbei schießen. In der Schlussminute patzte der Abwehrchef wieder. Der schon überlaufene Hiemann streckte Dinzey nieder und kassierte neben der vollkommen berechtigten Gelbe Karte einen Elfmeter. Den hielt der Chemnitzer Torwart und so durften die CFC-Fans wenigstens noch mal ein wenig jubeln.

Enttäuscht: Sven Teichmann am BodenAnerkennend gab es nach dem Schlusspfiff aus der Südkurve Applaus für die CFC-Fußballer. Doch man muss sagen, dass das letzte Quentchen an Einsatz gefehlt hat. Jedoch war die clevere und kampfstarke Eintracht vor allem in Hälfte 2 auch schwer zu bespielen.
An einem anderen Tag hätte man dem starken aber keineswegs zu starken BTSV zumindest ein Remis abringen können. Doch an diesem, sich immer mehr eintrübenden Septembersonntag kam einfach zuviel unglückliches - angefangen von den Abwehrpatzern bis hin zum Pech vor dem Tor - zusammen. Markus Ahlf resümierte deshalb folgerichtig: "Braunschweig war heute klar besser. Vielleicht sind wir in Braunschweig dann soweit, dass wir ihnen Paroli bieten können."
Bleibt zu festzustellen, dass die tolle Auftaktserie des CFC nach 5 ungeschlagenen Spielen gerissen ist. Die Himmelblauen brauchen den Kopf aber nicht hängen zu lassen. Möglicherweise war es der Dämpfer zur richtigen Zeit. Nur darf man weder die Leistung der Braunschweiger über- noch die des CFC unterbewerten. Die Saison ist noch jung und es können noch viele Steine, bzw. Punkte eingeholt werden.

Wertung: 3 (Nur in Halbzeit 1 war es ein Spitzenspiel)

Beste Himmelblaue: Biermann, Hiemann

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Pressestimmen

Freie Presse Chemnitz
CFC bekommt beim 0:2 gegen Spitzenreiter Braunschweig Grenzen aufgezeigt [..] Ein bisschen Träumerei war ja erlaubt, erst recht nach diesem prima Saisonstart des Chemnitzer FC. Die zusammen gewürfelte Truppe, wie sie Cheftrainer Frank Rohde gern bezeichnet, bekam am Sonntag allerdings im Spitzenspiel der Fußball-Regionalliga ihre Grenzen aufgezeigt. [..] Für den CFC reichte es spielerisch ganz einfach nicht gegen ein Spitzenteam wie Braunschweig. Ohne den rot-gesperrten CFC-Mittelfeldmann Daniel Göhlert besaß die Eintracht jederzeit die Lufthoheit. Zweimal pennten die Chemnitzer bei Standards. Und nicht zuletzt erwischten gerade die älteren Chemnitzer wie Steffen Karl, Markus Ahlf, Sven Teichmann oder Ulf Mehlhorn und auch Tomislav Zivic nicht ihren besten Tag.

Chemnitzer Morgenpost
Abwehr pennte 2x! Hiemann hielt Elfer [..] Bitter für die gut mitspielenden CFC-Männer: Bei zwei Standards war die Abwehr nicht im Bilde. [..] Die 5250 Zuschauer - darunter etwa 800 aus Braunschweig - sahen nach der Pause nicht mehr den ganz großen Druck in einer insgesamt interessanten Partie.

Braunschweiger Zeitung
Früher Treffer gab Sicherheit [..] Im Stile einer Spitzenmannschaft der Fußball-Regionalliga hat Eintracht Braunschweig gestern die schwere Aufgabe beim Chemnitzer FC erledigt. Mit 2:0 (2:0) besiegte der Tabellenführer den Verfolger aus Sachsen. [..] Eintracht präsentierte sich gegen den Tabellendritten spielerisch besser, kombinations- und ballsicherer. Die Sachsen zeigten 90 Minuten lang großen Respekt vor dem Spitzenreiter, gaben ihr Defensiv-Konzept selbst nach dem klaren Pausenrückstand nicht auf.

6. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2003/2004
Sonntag, 07. September 2003, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 5.250
Schiedsrichter: Scheppe (Wenden)
Chemnitzer FC
T HiemannGelbe Karte
A Karl
A Ahlf
A TeichmannGelbe Karte
M Wächtler
M Zivic (80. Arzt)
M Gillert
M Mehlhorn
S Prymula (71. Rolleder)
S MeissnerGelbe Karte
S Biermann (57. Meyer)

Trainer: Rohde
Eintracht Braunschweig
T Kunze
A Sümnich
A Küpper
A Grimm
A Zimmermann
M Lieberknecht
M Graf
M Mazingu-Dinzey
M Adrion
S ThomasGelbe Karte (66. Jansen)
S Rische

Trainer: Reinders
Tore
0:1 Adrion (16.)
0:2 Grimm (45.)

Besondere Vorkommnisse:
Hiemann hält Elfmeter von Dinzey (90.)