Spielbericht

7. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2009/2010
Hertha BSC Berlin II
Hertha BSC Berlin II
2:1
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Mangelnde Chancenverwertung schwer bestraft

von JB

Es hätte so ein schöner Abend werden können. Gutes Wetter, Flutlichtspiel, mehr Chemnitzer als Heimfans, ein schickes Programmheft (wobei es einen dicken Minuspunkt gibt, weil man die Chemnitzer als "Erzgebirgler" bezeichnete) - und das im alten Europapokalstadion des BFC Dynamo, da das Amateurstadion Austragungsort für den DFB Ü40-Cup war. Das Spiel wurde übrigens von Frau Hussein geleitet, jener Schiedsrichterin, die letzte Saison beim Heimspiel gegen Oberneuland verletzt die Pfeiffe abgeben musste.

Der CFC machte auch von Beginn an da weiter, wo er gegen St. Pauli aufhörte - mit vielen Chancen und einer deutlichen Lufthoheit. So war die erste Chance auch ein Kopfball von Thönelt nach Ecke von Garbuschewski in der 4. Minute. Zwei Minuten später wurde Hampf schön von Garbuschewski eingesetzt, schoss den Ball jedoch am Tor vorbei. Und so ergaben sich weiter Chancen im Minutentakt, ein schwacher Volleyschuss von Jansen und ein schöner Drehschuss von Hampf aus spitzem Winkel sowie einen weiteren Schuss von Jansen parierte Herhta-Torwart Sobtzik ohne Probleme. Erst in der 28. min landete der Ball das erste Mal im CFC-Strafraum. Den Freistoß vom Strafraumeck fing Penkte aber problemlos weg. Der CFC dominierte weiter, die 1. HZ spielte sich zu mindestens 80% in der Hälfte des Gastgebers ab. In der 39. Minute wurde der Club dann endlich belohnt, und es war schon wieder ein Kopfballtor nach einer Ecke von Garbuschewski. Diesmal durfte jedoch Julius Reinhardt das Runde ins Eckige wuchten. Jubel bei den gut 200 mitgereisten Himmelblauen, in der kurz darauf folgenden Halbzeitpause wurde eigentlich nur diskutiert, wie hoch man wohl siegen würde...

Bei den Berlinern spielte in der ersten Hälfte auch Junior Torunarigha (bis zur B-Jugend beim CFC) mit, der sich jedoch zum Glück für den CFC nicht in Szene setzen konnte. Auch seine Familie war anwesend, und so gab es in der Pause einige nette Gespräche mit Juniors Vater Ojokojo. Den etwas Älteren ist "Otscho" sicher noch als Publikumsliebling aus guten alten Zweitligazeiten in Chemnitz bekannt. Er freute sich auch sichtlich, einige bekannte Gesichter unter den Gästefans zu erblicken.

Sichtlich konsternierte CFC-Spieler nach dem AbpfiffDann ging es weiter, und man merkte gleich, dass die Hertha-Bubis nun etwas mehr tun wollten. Trotzdem gehörten die ersten beiden Strafraumszenen nach der Pause dem CFC (Hampf, Reinhardt), ohne dass dabei aber Gefahr entstand. In der 53. trat dann Ernüchterung bei den Himmelblauen ein, als ein Angriff der Hauptstädter über Rechts nicht konsequent gestört wird und der erst zur 2. HZ eingwechselte Stephan den völlig überraschenden Ausgleich erzielte. Die CFC-Fans hofften nun natürlich auf eine entsprechende Reaktion ihres Teams. Die kam auch, fiel aber vollkommen anders aus als erwartet - der CFC verlor den Faden, Hertha entdeckte nun die eigene Spielfreude. Bereits in der 56. min lief ein Pass quer durch den Strafraum des CFC, doch glücklicherweise waren die Hertha-Stürmer in dieser Situation mit den Gedanken auch nicht schneller als die CFC-Abwehr.
In den nächsten 20 Minuten lief beim CFC nichts mehr zusammen. Hertha sorgte mit 2-3 harmlosen Schüssen dafür, dass Pentke im Kasten nicht zu langweilig wurde. In der 81. Minute dann gab es endlich wieder eine gefährliche Aktion des CFC. Der eingewechselte Boltze, der insgesamt einen besseren Eindruck gegenüber seinen letzten beiden Kurzeinsätzen machte, setzt sich auf Rechts schön gegen zwei Gegenspieler durch und zieht in den Strafraum, sein Schuss geht aber knapp am kurzen Pfosten über die Latte. Angesichts der wenigen Chancen in HZ 2 war das schon sehr fahrlässig, in so einer Situation muss der Ball zumindest auch aufs Tor kommen. In der folgenden Minute beschwerten sich einige CFC-Spieler über einen vermeintlich in die falsche Richtung entschiedenen Einwurf - an sich nicht weiter erwähnenswert. Jedoch kam dadurch wieder Unordnung in die Mannschaft, welche durch die Berliner ausgenutzt wurde. Ein weiter Ball vom Torwart wird an der Mittellinie per Kopf verlängert Bigalke nimmt den Ball schön mit und hebt ihn ins lange Eck - das 2:1 für die Hertha-Bubis resultierte aus der Inkonsequenz der halben Mannschaft in der Defensivarbeit.
Der CFC versuchte nochmal alles nach vorn zu werfen, außer Boltze waren mit Benduhn und Marrack nun alle drei auf der Bank befindlichen Offensivkräfte eingewechselt. Aber die Offensivbemühungen wirkten Kopflos, bis auf eine erneute Kopfballchance von Reinhardt passierte nichts mehr. Diese hätte aber auch verwandelt werden müssen, er stand vollkommen frei etwa 8 Meter zentral vor dem Tor.
Insgesamt waren beide Teams in einer schwachen zweiten Hälfte gleichwertig, aber Hertha nutzte eben 2 von 3 richtigen Torchancen im ganzen Spiel, und der CFC versemmelte seine gefühlten 1000 Möglichkeiten in HZ 1 einfach.

Fazit: Eine HZ klar dominiert, eine HZ gleichwertig, riesige Chancenvorteile - und keinen Punkt. Nach Wilhemshaven und Halle verschenkt der CFC schon wieder vollkommen unnötig einen eigentlich sicheren Sieg. Hoffentlich war das nicht jetzt schon zu oft...

Wertung: 3,5 (HZ 1 war eine 2,5, HZ 2 eine 4,5)

Bester Himmelblauer: Garbuschewski

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Pressestimmen

MDR-Online

CFC verliert unnötig

Geführt, eine Halbzeit gut gespielt und dennoch verloren: Der Auswärtsauftritt des Chemnitzer FC bei Hertha BSC von Freitag hatte alle Zutaten, um CFC-Spielern und -Anhängern das Wochenende zu verhageln. Die "Himmelblauen", die sich mit einem Sieg [..] an die Tabellenspitze der Regionalliga Nord hätten schießen können, gingen entsprechend motiviert in die Partie. Verdientermaßen gelang noch in der ersten Halbzeit die Führung (39.). Nach dem Wechsel dann aber ein unerklärlicher Bruch im CFC-Spiel [..]. Der dennoch überraschende Ausgleich (53.) raubte dem Chemnitzer Spiel die letzte Luft und Kreativität. So kam, was kommen musste: Durch ein spätes Tor verlor Chemnitz noch und kann am Wochenende bis ins Mittelfeld abrutschen.


Trainerstimmen

Karsten Heine (MDR-Online):
"Wir haben im Prinzip in der ersten Halbzeit nicht stattgefunden. Es hat an allem gefehlt, was Fußball eigentlich ausmacht und konnten von Glück reden, dass wir nur mit einem 0:1 in die Pause gegangen sind. In der zweiten Halbzeit haben wir dann ein anderes, mutigeres Spiel gezeigt und z.B. mit schönen Treffer zum 1:1 belohnt. Und da wir in der zweiten Halbzeit wirklich ein anderes Gesicht gezeigt haben, sind wir schlussendlich sehr froh, dieses Spiel noch 2:1 gewonnen zu haben."

Gerd Schädlich (MDR-Online)
"Wir sind natürlich richtig sauer, da wir uns in diesem Spiel im Prinzip selbst besiegt haben. In der ersten Halbzeit hatten wir klare Spiel- und Chancenvorteile. Jedoch fehlte uns die Zielstrebigkeit, um einen höheren Vorsprung zu erzielen. In der Halbzeitpause habe ich mein Team gewarnt, dass Hertha in der zweiten Halbzeit mehr versuchen wird. Hertha spielte dann auch deutlich mutiger und bei den Gegentreffern haben wir auch deutlich mitgeholfen. Wir haben uns hier selbst besiegt."

7. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2009/2010
Freitag, 11. September 2009, 19:00 Uhr
Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, Berlin
Zuschauer: 326
Schiedsrichter: Hussein (Bad Harzburg)
Hertha BSC Berlin II
T Sobtzik
A Holland (46. Stephan)
A Gäng
A Martens
A Neumann
M Morales
M Knoll
M Bigalke
M Hartmann (75. PüttGelbe Karte)
S Arguez
S Torunarigha (46. RommelGelbe Karte)

Trainer: Heine
Chemnitzer FC
T Pentke
A Richter
A Thönelt
A Becker (87. Marrack)
A Emmerich
M Reinhardt
M Vrtelka
M Garbuschewski
M Löwe (76. Benduhn)
S Hampf (66. Boltze)
S Jansen

Trainer: Schädlich
Tore
0:1 Reinhardt (39.)
1:1 Stephan (53.)
2:1 Bigalke (83.)