Spielbericht

8. Spieltag - DDR-Oberliga - Saison 1976/1977
FC Karl-Marx-Stadt
FC Karl-Marx-Stadt
5:1
BSG Wismut Aue
BSG Wismut Aue

Pressestimmen

Fuwo

In 25 Minuten 3 Schüsse - dann noch sechs Treffer!

In der vorigen Saison hatte der FCK gegen den alten Rivalen nicht ein Tor zustande gebracht: 0:3 und 0:0! [..] Als jedoch nach zwölf Minuten das sich mit als entscheidend abzeichnende Mittelfeldduell Göcke-Schaller 1:0 für den Karl-Marx-Städter stand, er sich bei einer Linksflanke Ihles mit einem Hechtflug-Kopfball an der Wismut-Abwehr "vorbeigemogelt" hatte, kam frühzeitig Siegesstimmung auf. Doch schon neun Minuten später schwenkte der Auer Anhang die lila-weißen Fahnen. Eschers Direktschuß deutete darauf hin: Auch dieses 33. Derby wird vermutlich bis zuletzt offen bleiben.

Diese Ansicht wurde genährt durch eine beiderseits fast auf den Zentimeter genaue Deckungskonsequenz. Wo sollte da bei herrlichem Fußballwetter, Sonnenschein und gut bespielbaren Rasen ein Blümchen blühen? Einsatzhärte und Störspiel hatten den Vorrang. Angriffsspieler zu sein - man spürte es selbst als Zuschauer -, bereitete kein Vergnügen. [..] Angriffsaktionen über drei Stationen in der ersten Halbzeit blieben ein Wunschtraum. Und auch das besagt einiges: Nach 25 Minuten lautete das Torschußverhältnis 2:1. Zum Schuß kam eben niemand oder nur unter solcher Bedrängnis, daß von einem gezielten Torschuß nicht zu reden war.

Das änderte sich, als sich der FCK mehr zutraute, lauffreudiger die Positionen gewechselt wurden. Und in der 46. Minute mit vier torgefährlichen Aktionen Wismut zu erkennen gab: Jetzt wirds ernst! Ihles Schuß hielt Weißflog; Heydels scharfen Ball holte Seinig von der Linie; Göcke traf die Latte; Wiedensee scheiterte am Torsteher. Vor allem J. Müller raffte sich nun auf, stieß mit in die Spitze, auf die Flügel, und Bähringer wurde immer wuchtiger. Abgesehen vom 2:1, das Wismuts Nerv traf, war mitentscheidend, daß der FCK im Mittelfeld die Initiative vollends an sich riß, Wismut dem temposcharfen Spiel immer mehr Tribut zahlen mußte, auch Schaller sichtlich nachließ (Göcke: "Erst ging ich oft mit nach vorn, dann Wiedensee, auch deshalb, um Schaller mitzuziehen. Er ist ja nicht mehr der Jüngste...").

(Joachim Pfitzner)


Fuwo

So fielen die Treffer:

1:0: Ihles Flankenlauf schließt Göcke mit einem sehenswerten Flugkopfball ab.
1:1: An der linken Eckfahne geht J. Körner aus einem Geplänkel als Sieger hervor. Der Ball wird in die Mitte gespielt, wo der in freie Position gelaufene Escher einen Schuß wagt. Der Ball springt, mehrfach aufsetzend, durch die FCK-Reihen und auch an Fichtner vorbei.
2:1: In einen Abwurf Weißflogs drängt sich Ihle. Der dadurch abgefälschte Ball fliegt zu Bähringer, der sofort das leere Tor anvisiert.
3:1: Bähringers Direktschuß geht ins linke untere Eck, nachdem Göcke zuvor an der Strafraumgrenze zu Fall gebracht worden war, Männig Vorteil gelten ließ.
4:1: J. Müller startet zu einem Solo-Lauf, dribbelt sich nach einem Doppelpaß frei und schießt. Den von der Latte zurückspringenden Ball verwandelt Heydel.
5:1: Franke und Hänisch behaupten den Ball links vom Wismut-Tor, bringen das Leder zu S. Schädlich, der es unter die Latte jagt, Weißflog keine Chance lassend.


Fuwo

Wieder wußte es niemand genau

Der Anblick erfreute die Besucher im Dr.-Kurt-Fischer-Stadion: Eine neue Anzeigetafel! Die elektronische Technik hat auch beim FCK Einzug gehalten. "Hoffentlich gibts heute was dranzuschreiben", war der Tenor. Es gab. Das 5:1 wurde bejubelt. Der Beifall, der vor dem Anpfiff Joachim Müller galt, der sein 200. Punkt- bzw. Pokalspiel bestritt, belohnte am Ende die ganze Mannschaft des FCK. Im 33. Derby der zehnte Sieg der Karl-Marx-Städter bei elf Unentschieden und zwölf Erfolgen der Erzgebirgler. [..]

Wie war das 33.? Wie beurteilen sie es? [..] Manfred Lienemann: "Es wurde zügig gespielt. Torszenen waren reichlich zu sehen." Christoph Franke: "Heute hatten wir mal wieder die Nase vorn, weil wir uns nach dem 2:1 zu steigern vermochten. Aue fand ich im Vergleich zu früheren Derbys nicht so stark." Schließlich Wismuts Mittelfeldstratege Konrad Schaller: "Es fing auch diesmal für uns nicht schlecht an. Vom Resultat her war es zur Pause ein gerechtes 1:1. Das zweite FCK-Tor entstand meiner Meinung nach durch ein klares Handspiel Ihles."

Es ist müßig, darüber zu rechten, ob Wismut nicht ohnehin noch auf die Verliererstraße gekommen wäre, weil der FCK nach der Pause ganz offensichtlich zur stärkeren Leistung fand. [..] Für viele, auch die Reporter, war die Szene schlecht einzusehen. Dennoch: Wieder einmal war festzustellen, wie Aussage gegen Aussage stand. Ihle, der Weißflog beim Abwurf "in die Quere" kam, habe den Ball mit dem Kopf abgefälscht, sagten die einen. Nein, er habe auch noch die Hand im Spiele gehabt, sagten die anderen. Wieder andere wollten gesehen haben, daß er dem Torhüter gar den Ball aus den Armen gespielt habe. So überließ man es [..] den Unparteiischen. Und sowohl Männig als auch Linienrichter Glöckner hatten keinen Regelverstoß feststellen können. Also Tor...

(pfi.)

Spielerstimmen

Frank Sorge, FCK-Kapitän (Fuwo)
"Nach einem gewonnenen Spiel läßt sich immer gut reden. Was in uns steckt, wurde nach der Pause deutlich. Ich möchte betonen, daß eine gute, vor allem kämpferische Leistung letztlich den Ausschlag für unseren Sieg gab. Mit der ersten Halbzeit waren wir nicht zufrieden, [..] weil jeder von uns wohl zu vorsichtig zu Werke ging. Der Gedanke, daß Wismuts Tabellenplatz nicht darüber hinwegtäuschen darf, daß die Mannschaft gefährlich, weil unberechenbar sein kann, verließ uns nicht ganz."

Dieter Schüßler, Wismut-Kapitän (Fuwo)
"In den ersten 45 Minuten lief es recht gut bei uns, aber dann! Das 2:1, ob berechtigt oder unberechtigt - ich möchte mich da zurückhalten, weil ich die Szene nicht ganz genau beobachten konnte -, war der Ausgangspunkt für das Durcheinander in unseren Reihen. Nervlich anfällig, wurde bei weitem nicht mehr so gedeckt wie vorher. [..] Es klappte einfach nichts mehr. In dieser Spielphase nach dem zweiten Tor kam der FCK stark auf, spielte meiner Ansicht nach auch sehr gut."

Trainerstimmen

Manfred Kupferschmied (Fuwo)
"Wir begannen zu ängstlich, hatten zuviel Respekt. In der zweiten Halbzeit lösten wir uns besser aus den Zweikämpfen, bot die Mannschaft eine geschlossene, kämpferische Leistung. Wichtig war, daß sich J. Müller zu steigern vermochte."

Bringfried Müller (Fuwo)
"Das zweite Tor traf die Mannschaft psychologisch. Sie deckte danach nicht mehr konsequent genug, und der FCK machte dann 15 Minuten lang mit uns, was er wollte. Sein Sieg war verdient, aber wir wurden wohl etwas unter Wert geschlagen."

8. Spieltag - DDR-Oberliga - Saison 1976/1977
Samstag, 23. Oktober 1976, 14:30 Uhr
Dr.-Kurt-Fischer-Stadion, Karl-Marx-Stadt
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Männig (Böhlen)
FC Karl-Marx-Stadt
T Fichtner
A Sorge
A Uhlig (83. Franke)
A P. Müller
A Heydel
M Göcke
M J. Müller
M Wiedensee
S Bähringer
S S. Schädlich
S Ihle (79. Hänisch)

Trainer: Kupferschmied
BSG Wismut Aue
T Weißflog
A W. Körner
A Schmiedel
A Höll
A SeinigGelbe Karte
M J. Körner (52. Thomas)
M Mothes (72. Pekarek)
M Schaller
S Hartmann
S Schüßler
S EscherGelbe Karte

Trainer: B. Müller
Tore
1:0 Göcke (12.)
1:1 Escher (21.)
2:1 Bähringer (50.)
3:1 Bähringer (59.)
4:1 Heydel (61.)
5:1 S. Schädlich (86.)