Spielbericht

Achtelfinale - Sachsenpokal - Saison 2003/2004
FC Sachsen Leipzig
FC Sachsen Leipzig
2:1
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Die Mauer war zu löchrig

von Erik Büttner

Dienstagabend kurz vor 21 Uhr im kühlen, flutlichtgetränkten Ilburg-Stadion von Eilenburg: Markus Ahlf, Stefan Meissner und Daniel Göhlert klatschen mit betröppelten Gesichtern die CFC-Fans ab. Voraus gegangen waren wieder einmal 10 Minuten, in denen sich der CFC alles aufgebaute zunichte gemacht hat. Mit 1:2 (1:0) waren die Himmelblauen gegen den FC Sachsen Leipzig aus dem "Oddset-Pokal"(Opa kennt ihn noch als "Sachsenpokal") ausgeschieden.

Die Lichter der 'Ilburg-Arena' zu EilenburgWeil dem Gastgeber der Spielrhythmus Sonntag (Kiel/H) - Mittwoch (CFC/H) - Freitag (Essen/A) zu stressig erschien, wurde die Spitzenpartie des Achtelfinales um den Sachsenpokal vorverlegt. Da es im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark kein Flutlicht gibt, ließen die Grün-Weißen das Spiel im Leipzig-nahe Eilenburg stattfinden. So fanden sich am Dienstagabend knapp 1000 Leipziger und 500 Chemnitzer im beschaulichen Ilburg-Stadion ein. Noch bis 30 Stunden vor dem Anpfiff war die Austragung ungewiss, da befürchtet wurde, dass es im ohne Blocktrennungen auskommenden Stadion zu Reibereien zwischen CFC- und Chemie-Anhängern kommen würde. Doch alles blieb ruhig, auch dank eines großen, aber besonnenen Polizeiaufgebotes.
Auch sonst gab es nur wenig an der Organisation auszusetzen. Nur, dass ein Parkgebührenkassierer für 1500 fast ausschließlich mit dem Auto anreisende Fans etwas zu wenig ist. Doch dafür kam alles, was einigermaßen jung aussah, als Schüler für 2 EUR ins Stadion. Bier gab's nur ohne Alkohol, dafür aber war Glühwein im Angebot. Bei Temperaturen von knapp unter 0 Grad keine schlechte Alternative...

CFC-Trainer Frank Rohde musste gleich auf 3 seiner Stammkräfte verzichten. Holger Hiemann (Schleimbeutelentzündung), Ulf Mehlhorn (grippaler Infekt) und Tomislav Zivic (Knöcheklverletzung) konnten nur zuschauen. Dagegen stand der in der Liga noch ein Spiel gesperrte Markus Ahlf mit auf dem Grün.
Besonders das Fehlen von Ulf Mehlhorn - seine Kritiker werden es nicht gern hören - sollte sich schnell bemerkbar machen. Der auf seiner Position spielende Andreas Biermann konnte die Lücke nicht füllen. Immer wieder, und das über 90 Minuten, kam der FC Sachsen über die Seite zu gefährlichen Aktionen.

Die erste Halbzeit gestaltete sich ausgeglichen. Die Leipziger waren jedoch optisch überlegen und zeigten einen deutlich besseren Umgang mit dem Ball. Das kümmerte die Chemnitzer jedoch wenig, sie hatte trotzdem ihre hochkarätigen Chancen durch Rolleder (4., 8., 28.). Aber die Himmelblauen hatten auch Glück und einen guten Steffen Süssner im Tor. Längst hätte es auch im CFC-Kasten klingeln können ( 23., 24., 30., 37.).
Einer seiner Möglichkeiten nutze dann der CFC: Prymula holte eine Ecke raus, Schindler brachte erst die Massen zum Lachen (Ausrutscher auf der glitschigen Spielfeldeingrenzung), dann die Eckballflanke butterweich in den Strafraum. Rolleder verlängerte auf Meissners Fuß und 500 Himmelblauen schwebten auf Wolke 7.
Zu Pause konnte man konstertieren, die Führung des CFC war glücklich, aufgrund der Torchancen allerdings auch nicht unverdient. Chemnitz setzte auf Konter, während der FC Sachsen die Partie klar beherrschte.

Warum aber dann mit Beginn der 2. Halbzeit die Himmelblauen das Fußballspielen gänzlich einstellten, dass wird ihr Geheimnis bleiben. Der FC Sachsen drängte mit Macht auf den Ausgleich, der CFC mauerte was das Zeug hielt. Doch leider fanden die Gastgeber immer wieder Löcher, vor allem auf der linken Seite, so dass es nur Steffen Süssner (50., 65.) und dem Pfosten (60.) zu verdanken war, dass es bis zur 75. Minute immer noch 1:0 für die in blau-schwarz spielenden Chemnitzer stand.
Eine Viertelstunde vor Schluss konnte sich der CFC dann wieder ein klein wenig aus der grün-weißen Umklammerung befreien. Doch Torchance waren schon wie zuvor Mangelware. Dazu fehlte einfach die erforderliche Präzision in den Zuspielen. Zu oft wurde der Ball unnötig in des Gegners Beine gespielt.
Nach 75. Minuten kam bei Leipzig Denis Koslov (Sturm), nachdem in Minute 61 Sachsen-Trainer Harry Pley die Offensive schon mit Ronny Kujat gestärkt hatte. Koslov stand gerade 4 Minuten auf dem Platz, da hatte Pleß mit seinen Einwechslungen alles richtig gemacht. Kujat schlängelte sich durch die CFC-Abwehr traf den Pfosten und Koslov musste den Abpraller nur noch ins leere Tor schieben. Zum ersten Mal in diesem Spiel waren nun auch die Sachsen-Fans zu hören, nachdem sie nur beim Anpfiff mit einem schön anzusehenden Bengalenfeuer auf sich aufmerksam gemacht hatten.
Der CFC steckte jedoch nicht auf, versuchte über Meissner zu kontern (80., 82.) doch wieder machten Ungenauigkeiten beim Abspielen alle Erfolgschancen zu nichte. Wie es besser geht zeigte der FC Sachsen: Kujat setzte sich natürlich auf Chemnitz' linker Seite durch, spielte in die Mitte auf Koslov, der im Nachschuss versenkte. Damit waren alle Messen gelesen und die Himmelblauen konnten den Pokal vergessen.

Beim Chemnitzer FC kehrt nun nach der Euphorie in den Augustwochen Ernüchterung ein. Nach dem 0:5 in Essen, wirkt die Pokalschlappe wenig aufbauend. Doch heulen hilft jetzt nicht. Es gilt nur sich selbst am Schopf aus dem Sumpf zu ziehen und am Wochenende gegen Münster einen wichtigen 3er gegen Konkurrent Münster einzufahren. Und weil man jeder Sache etwas positives abgewinnen soll, sagen wir einfach: Jetzt können wir uns wenigstens voll und ganz auf die Meisterschaft konzentrieren...

Wertung: 3 (Kein gutes, aber wenigstens ein spannendes Spiel)

Beste Himmelblaue: Süssner, Meissner

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Pressestimmen

Freie Presse
Leipziger wenden in der Schlussphase das Blatt"
"[..] In einer abwechslungsreichen Partie hatten zunächst die Chemnitzer den besseren Start. [..] In der Schlussphase wendete aber der FC Sachsen noch das Blatt. Der eingewechselte Koslov nutzte zwei Abwehrfehler des CFC zum 2:1-Sieg.

Leipziger Volkszeitung
Einwechsler Koslov bringt Sachsen eine Runde weiter"
"Die Schlussviertelstunde reichte dem FC Sachsen Leipzig, um gestern Abend Regionalliga-Kontrahent Chemnitzer FC aus dem Landespokal zu werfen. [..] Doch der (Nemec, d. Red.) blieb lange Zeit wirkungslos, weil er auch zu ungenau eingesetzt wurde. [..] Sachsen hatte dem zwar mehr Spielanteile entgegen zu setzen, doch es gab in der ersten Hälfte nur eine Riesenchance. [..] Die Überhast in den Aktionen des FCSachsen legte sich erst, als mit Nemec, Kujat, Koslov und Zimmermann mehr offensive Kräfte das Leutzscher Spiel belebten. [..]

Achtelfinale - Sachsenpokal - Saison 2003/2004
Dienstag, 28. Oktober 2003, 19:00 Uhr
Ilburg-Stadion, Eilenburg
Zuschauer: 1.164
Schiedsrichter: Behnert (Reichenbach)
FC Sachsen Leipzig
T Rechner
A Bergner
A Friedrich
A Schönberg
A Bach
M Kittler
M Stark (61. Kujat)
M Kanitz (75. Koslov)
M Geißler
M Ferl (61. Zimmermann)
S Nemec

Trainer: Pley
Chemnitzer FC
T Süssner
A KarlGelbe Karte
A Teichmann
A Ahlf
M Wächtler
M Göhlert
M Schindler (86. Gillert)
M Biermann
M Meissner
S Prymula (65. Simic)
S Rolleder

Trainer: Rohde
Tore
0:1 Meissner (32.)
1:1 Koslov (79.)
2:1 Koslov (83.)