Spielbericht

Finale - Sachsenpokal - Saison 2009/2010
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
3:2
FC Erzgebirge Aue
FC Erzgebirge Aue

Ein bisschen wie früher...

von Erik Büttner

Es war ein wenig wie in den guten alten Tagen anno 1999: Es prickelte schon den ganzen Tag in einem. Knapp 10.000 Zuschauer drängelten sich auf den Rängen der Fischerwiese, so dass der Dauerregen nicht bis zu den Beinen durchkam. Und dann 3x ekstatischer Jubel bei den 3 himmelblauen Toren. Es war wohl eines der besten Landespokalfinale, das Sachsen jemals erlebt hat. Das konnten auch die Offiziellen nicht verhindern, die mit ihrer seltsamen Ansetzungspolitik viel Unruhe im Vorfeld des Spieles geschaffen hatten.

Becker hat den Pokal in der HandBeide Mannschaften gingen mit viel Schwung in die Partie. Anders als aber Dresden im Halbfinale konnten die Gäste aus dem Muldental den CFC in seinem Drang etwas beschränken. Trotzdem sorgten Schlosser, Löwe und Garbuschewski für erste Achtungszeichen. Umso überraschender ging der Zweitligaaufsteiger in Führung. Nach einem Abschlag des FCE-Torwarts Flauder wehrte Richter in die Füße von Klotz ab. Der bediente Glasner, der an der schlecht stehenden CFC-Verteidigung vorbeizog und einnetzte (13.).
Der Rückstand war eine denkbar ungünstige Lage für die Himmelblauen, die in der gesamten Saison noch kein Spiel gedreht hatten. Doch Chemnitz zeigte sich zwar nur kurz benommen, hatte aber auch Glück, dass ein Aussetzer von Becker - er vertendelte den Ball an Klotz - keine Konsequenzen hatte. Spätestens mit einem nur mühevoll parierten Flatterball von Garbuschewski (29.) war der CFC zurück, hatte jedoch abermals Glück weil einen Richter, der auf der Torlinie einen Schuss von Ramaj noch blockte. Es waren die Situationen, in denen die Herzen der CFC-Fans in den Keller zu rutschen drohten. Doch die Furcht wurde mit beherzten "Aue-Schweine!"-Rufen aus dem ganzen Rund verjagt. Und dann kam "Pokal-Reinhard" und ließ die Fischerwiese mit einem satten Schuss zum 1:1 in den Grundfesten beben (37). Es war der verdiente Lohn für eine engagierte Halbzeit des CFC, in dem er zwar leichte spielerische Nachteile gegenüber dem höher klassigen Kontrahenten hatte, dies jedoch durch Kampfgeist und unbedingten Siegeswillen ausglich.

Das Motiv auf den Pokalsieger-Shirts So munter wie in Hälfte 1 ging es in den zweiten 45 Minuten weiter. Zunächst waren wieder die Gäste am Drücker. Thönelt musste für den schon geschlagenen Pentke retten. Dagegen hatten auch Trehkopf und Hampf den Führungstreffer auf dem Fuß. Den erzielte dann jedoch wieder die lila-farbene Mannschaft. Becker vertendelte im Strafraum den Ball, den schließlich Ramaj billardmäßig ins Tor beförderte (57.).
Aber auch diesmal kam Chemnitz zurück: Hampf hatte 2x die Chance zum Ausgleich, vergab aber kläglich. Dem CFC spielte jetzt in die Karten, dass nach vielen englischen Wochen Aue die Kräfte sichtlich schwanden. Außerdem agierte Schiedsrichter Lars Albert jetzt eher CFC-freundlich - möglicherweise war er die permanenten Schauspieleinlagen und Lametiertiraden der Erzgebirgler leid. Und die Himmelblauen wussten das zu nutzen, um aus dem Freitagabend eine himmelblaue Partynacht zu machen. 72 Minuten waren gespielt, als Chris Löwe einen laaangen Abschlag von Pentke aufnahm und mit einem Aufsetzer über den FCE-Torwart lupfte. Der himmelblaue Jubel war noch nicht ganz verhallt, da hämmerte Tobias Becker einen abgewehrten Eckball in das Auer Tor. Einen ähnlich ausufernden Freudensturm hat Fußball-Chemnitz wohl seit Jahren nicht gesehen.
Die letzten Minuten mobilisierten die Gäste dann natürlich noch mal ihre letzten Kräfte. Doch ihr Glück hatten sie wohl mit dem Aufstieg ausgereizt, denn erstens hatte Schlosser gar das 4:2 auf dem Fuß und zweitens schien das CFC Tor wie verrammelt - Schüsse landeten in der dichten CFC-Abwehr oder neben dem Torpfosten.

Und dann war einfach Schluss und Chemnitz hatte verdient ein rassiges Pokalfinale gewonnen, weil es die einzige Schwäche des Zweitligaaufsteigers - die fehlende Fitness - zu nutzen wusste. Einher ging der 4. Jubelsturm auf den Rängen - den Pokal gewonnen und dann noch gegen den mittlerweile 2 Klassen höher spielenden Erzrivalen, das war doch wenigstens ein bisschen Entschädigung für eine durchwachsene Spielzeit. Und so trotteten 8.000 pitschnasse, aber mit Glückshormonen vollgepumpte Chemnitzer von dannen, um in der Fanhalle oder einfach nur zu Hause noch bis in die Nacht weiterzufeiern.

Wertung: 1,0 - Ein perfektes Finale

Bester Himmelblauer: Das Team

Pressestimmen

Freie Presse

Becker - vom Depp zum Pokalhelden

"So sehen Sieger aus..." Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen bejubelte Fußball- Regionalligist Chemnitzer FC mit seinen Fans einen erfolgreichen Pokalkampf. [..] "Ich bin überglücklich, mit meinem Tor zum Pokalsieg beigetragen zu haben. Wenn wir verloren hätten, dann wäre ich der Depp gewesen", strahlte Abwehrspieler Tobias Becker unmittelbar nach dem Abpfiff. Er erzielte nach einem Eckball in der 75. Minute das entscheidende 3:2. Vor dem zweiten Tor der Gäste war ihm im Strafraum ein folgenschwerer Fehler unterlaufen, den Ramaj mit der 2:1-Führung für die Auer bestrafte. [..] Der Favorit aus dem Erzgebirge wirkte müde und konnte dem beherzten sowie leidenschaftlichen Spiel des CFC nur wenig entgegensetzen. [..]


Chemnitzer Morgenpost

Zwei Mal Rückstand gedreht - Himmelblaue holen den Pokal

[..] Rasse, Klasse und fünf Tore: Die 9.760 Zuschauer kamen trotz des Schmuddelwetters voll auf ihre Kosten. Am Ende jubelten die Gastgeber, die zwei Mal einen Rückstand drehen konnten. [..] Für CFC-Chefcoach Schädlich, der von 1999 bis 2007 erfolgreich in Aue arbeitete, ist der Pokalsieg gleichzeitig der erste Titel mit Chemnitz.


MDR-Online

Chemnitz holt den "Pott"

Jubel bei Regionalligist Chemnitzer FC: Das Team von Trainer Gerd Schädlich hat im Finale des Sachsenpokals mit 3:2 gegen Zweitliga-Aufsteiger Erzgebirge Aue triumphiert. [..] Die ersatzgeschwächten Auer hatten einen Blitzstart erwischt: Nach einer Eingabe von Klotz traf Glasner (13.) aus zwölf Metern ins lange Eck. Dennoch blieb der CFC unbeeindruckt und spielte weiter nach vorn. [..] Den aggressiv spielenden Chemnitzern gelang dennoch vor der Pause der verdiente Ausgleich. Dabei traf Reinhardt (37.) nach einem Abpraller aus 22 Metern. [..] Allerdings gerieten die "Himmelblauen" erneut ins Hintertreffen. Nach einer Eingabe von Klotz versenkte Ramaj (57.) die Kugel aus Nahdistanz. Im Anschluss drängten die Gastgeber auf den erneuten Ausgleich, den Löwe (72.) per Aufsetzer markierte. Nur drei Minuten später wurden die Angriffsbemühungen des CFC mit einem weiteren Tor belohnt. Dabei gelang Becker per Volleyschuss der entscheidende Treffer. [..]


www.vogtland-sport.de

Finale Landespokal: Chemnitz dreht die Partie

[..] Es war das 80. Pflichtspiel der beiden westsächsischen Rivalen gegeneinander, und zum fünften Mal war Chemnitz Austragungsort eines sächsischen Pokalfinals. Die Heimmannschaft begann mutig, setzte die ersten Akzente. [..] Die zweiten 45 Minuten sollten dann Halbzeit eins in punkto Dramatik und Klasse noch übertreffen. Bereits drei Minuten nach Wiederbeginn hätte Ramaj die Auer wieder in Führung bringen können, als er Richter narrte, dann aber den auf der Torlinie stehenden Thönelt anschoss. Auch die Chemnitzer boten ihren Fans weiterhin ein leidenschaftliches Spiel. Zunächst aber war es erneut Ramaj, der nach einer Flanke von Klotz den Ball mehr oder weniger ins Tor stolperte (57.). Der CFC gab sich auch diesmal nicht auf - und wurde belohnt. Binnen drei Minuten drehten die "Himmelblauen" das Spiel. Zunächst nutzte Löwe einen Fehler von Birk zum Ausgleich (72.), dann schoss Becker den Ball volley ins linke untere Eck (75.). Das Stadion stand Kopf. Zwei Minuten nach der Chemnitzer Führung reklamierten die Auer eine Tätlichkeit im CFC-Strafraum an Ramaj - ohne Erfolg. [..]


Mitteldeutsche Zeitung

Chemnitz verpasst Aue ein "Veilchen"

Fünfter Streich der «Himmelblauen», lange Gesichter bei den "Veilchen": Der Chemnitzer FC hat nach 1997, 1998, 2006 und 2008 erneut den Sachsenpokal gewonnen. [..] "Wir haben mit viel Engagement den Klassenunterschied wett gemacht", lobte Schädlich seine siegreiche Elf. Der langjährige Auer Coach konnte damit auch einen Punktsieg gegen seinen Nachfolger Rico Schmitt auf dem Auer Trainerstuhl verbuchen. "Chemnitz hat den Pokal verdient", gab Schmitt zu: "Es war ein rassiges, emotionales Derby." [..]


Spielerstimmen

Andreas Richter (Chemnitzer Morgenpost):
"So einen Pokalsieg nehmen wir zum Ende der Saison natürlich gerne mit. Wir haben schon gegen Dresden bewiesen, dass wir nicht schlechter als die höherklassigen Mannschaften sind."

Tobias Becker (Freie Presse):
"Ich bin überglücklich, mit meinem Tor zum Pokalsieg beigetragen zu haben. Wenn wir verloren hätten, dann wäre ich der Depp gewesen."

Trainerstimmen

Gerd Schädlich (MDR-Online):
"Die Zuschauer haben ein sehr spannendes Spiel gesehen. Wir haben in der ersten Halbzeit aus dem Nichts den Rückstand kassiert, haben uns aber immer wieder ins Spiel zurückgekämpft. Das Spiel heute war ein Spiegelbild unserer gesamten Saison: unbekümmerter Fußball nach vorn, aber nach hinten eklatante Fehler. Für das heutige Spiel hat es gereicht, aber über eine ganze Saison gesehen, reicht das natürlich nicht."

Rico Schmitt (MDR-Online):
"Die Zuschauer haben ein rassige und emotionale Pokalpartie gesehen. Chemnitz hat sich den Pokal am Ende verdient. Ich zolle meiner Mannschaft trotzdem Respekt, denn man hat gespürt, dass wir das Spiel gewinnen wollten. Das Remis zur Halbzeit geht in Ordnung. Durch zwei Standardsituationen drehte der CFC das Spiel und hatte das glücklichere Ende für sich."

Finale - Sachsenpokal - Saison 2009/2010
Freitag, 14. Mai 2010, 17:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 9.670
Schiedsrichter: Albert (Tannenbergsthal)
Chemnitzer FC
T Pentke
A Becker
A Trehkopf
A Richter
A Thönelt
M Peßolat (64. Emmerich)
M ReinhardtGelbe Karte
M Löwe (85. Nowak)
M Garbuschewski
S Schlosser (90. Kellig)
S HampfGelbe Karte

Trainer: Schädlich
FC Erzgebirge Aue
T FlauderGelbe Karte
A Birk (81. Sonntag)
A SchaffrathGelbe Karte
A KlingbeilGelbe Karte
A Müller
M Le Beau
M Curri
M HochscheidtGelbe Karte (87. Liebold)
S Klotz (72. Wemmer)
S Ramaj
S Glasner

Trainer: Schmitt
Tore
0:1 Glasner (13.)
1:1 Reinhardt (37.)
1:2 Ramaj (57.)
2:2 Löwe (72.)
3:2 Becker (75.)