Spielbericht

11. Spieltag - 2. Bundesliga - Saison 2000/2001
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
2:2
LR Ahlen
LR Ahlen

Per Selbstaufgabe zum Absteiger Nummer 1 deklassiert

von Frank Neubert

Die Aufgabe für den CFC war so einfach wie nötig: wenn man vom letzten Tabellenplatz wegkommen wollte, musste gegen den Aufsteiger und vermeintlichen Mitkonkurrenten Ahlen schlicht und ergreifend gewonnen und drei Punkte eingesackt werden. Nach der kämpferisch überzeugenden zweiten Halbzeit in Nürnberg sollte dies im heimischen Stadion zumindest ein nicht unrealistisches Unterfangen sein, auch wenn sich Ahlen im Aufwärtstrend befand. Im Laufe der Woche gab es auch eine mannschaftsinterne Aussprache, und Kapitän Bittermann glänzte nach außen mit Lob für die ca. 1000 zum FCN mitgereisten himmelblauen Fans. Man versprach, für die Fans und die Region zu spielen und legte vor dem Spiel nochmal nach - Bittermann: "Wenn der CFC heute nicht gewinnt, gehts im Sturmschritt Richtung Regionalliga". Aha, na dann los.

Der Ball rollt und zumindest zum Beginn der Partie auch in die richtige Richtung. Nach 3 Minuten gibt es Ecke, welche Skela ausführt. Der Ball segelt zu Babunski, welcher per Kopfball in die kurze Ecke das wichtige 1:0 für die Himmelblauen erzielt. Ein Traumstart!! Der CFC weiter am Drücker, aber nicht mit der Qualität der ersten 30min des Spieles gegen St.Pauli. Awdic kommt relativ unbedrängt zum Kopfball, zirkelt das Leder aber in Arme des Ahlener Torhüters. Die Fans zeigten sich bei guter Laune und sowohl von Block 3 als auch Block 7 ging immer wieder Stimmung aus.
Ahlen versteckte sich in dieser Phase und kam nur sporadisch vor Süssners Kasten. Wenn, dann aber gefährlich - so schoss Hamann bei einem Ahlener Angriff den Ball aus dem Hinterhalt nur knapp am rechten Pfosten des CFC-Gehäuses vorbei.
Der CFC zumindest mit einer guten kämpferischeren Einstellung, spielerische Momente blieben rar, aber das war in dieser Partie auch nicht gefragt. Oswald geht energisch mit dem Ball in den Strafraum, wird halb gelegt, halb sucht er das Foul - der generell schwache Schieri Meyer entscheidet auf Strafstoss für die Chemnitzer. Skela legt sich die Kugel zurecht, läuft an, und trifft rechts oben in die Ecke. Jubel über das 2:0...denkste !! Der Schieri entschied auf Wiederholung, da nach seiner Meinung Awdic zu früh in den Strafraum gestartet war. Erneut Skela, diesselbe rechte obere Ecke - diesmal gilt es - 2:0 für den CFC !! Die Sachsen auf dem Weg zum zweiten Heimerfolg?! Dem aufmerksamen Beobachter konnte nicht entgehen, das außer Awdic und Krupi dem Torschützen keiner auf die Schulter klopfte - Zufall?!
Was jetzt folgte, ist mit normalen Mitteln nicht mehr erklärbar. Anstatt nach vorne weiterzuspielen und den Gegner weiterhin unter Druck zu setzen, zog sich der CFC merklich zurück. Mag sein, das man bei einem 2:0 nicht mehr ganz so offensiv spielt, aber genau diese Taktik ist in den bisherigen Heimspielen immer gründlich in die Hose gegangen. Und genauso kam es diesmal - Ahlen wurde stärker. Freistoss in der 28.min, Mehlhorn kann Ex-Bundesligastürmer Feinbier nicht unter Kontrolle bringen, und genau neben dem unglücklich herauseilenden Süssner kracht der Kopfball des Ahleners in die Maschen. Nur noch 2:1 - Resultat des zurückgezogenen Spiels des CFC.
Die Chemnitzer nun, wie so oft, nicht mehr Herr ihrer eigenen Nerven. Ahlen von Minute zu Minute besser im Spiel - Rösele mit der Chance zum Ausgleich noch vor der Pause. Dann zupft Babunski den Ahlener Arnold im Strafraum amTrikot, und der bei Fouls und gelben Karten beiderseits indisponierte Schieri gibt wohl eher wegen der ausgleichenden Gerechtigkeit Elfmeter für Ahlen. Sopic läuft an und Süssner hält - tolle Parade, nur, das keiner der Spieler ihm dafür 'Danke' oder sonstwie auf die Schulter gehauen hätte. Klar, der Ball war wichtiger und musste aus der Gefahrenzone befördert werden, aber für gewisse Dinge hat jeder Fan ein feines, unbestechliches Auge. Pause.

Mit Beginn der zweiten Halbzeit wechselt Ahlen noch einen Stürmer ein, Bella für Gaißmayer. Kaum hat sich dieser auf dem Rasen der Fischerwiese eingetrabt, gibt es in der 55.min Ecke für Rot-Weiss. Der Ball fliegt herein und Bella taucht aus der Tiefe des Raumes plötzlich frei vor dem Tor auf, Podunavac hechelt zwar hinterher, kann aber den wuchtigen Kopfstoss zum durchaus verdienten 2:2 nicht verhindern.
Die Himmelblauen nun total von der Rolle - einfach Fussball zum Abgewöhnen. Der CFC lieferte nun seinen treuen Fans den letzten Offenbarungseid in puncto dritte Liga ab. Kein einziger durchdachter Angriff in Halbzeit zwei, wüstes Herumgestochere im Mittelfeld und höchtens mal Einzelaktionen ohne jede Bindung zum Nebenmann. Fehlende Kampfkraft, kein Wille zum Gegenhalten und dutzende Fehlpässe ergaben einen erschreckend harmlosen und einfallslosen CFC. Dies alles ist aber nicht nur eine Frage der fehlenden Kondition oder Verunsicherung, nein, für einige der Herren Spieler scheint die zweite Liga wohl bereits am 11. Spieltag abgehakt zu sein. Eigentlich unfassbar... Die Fans trugen es noch mit Fassung, oder eher ungläubigen Staunen. Vereinzelte Pfiffe von den Rängen. Die Südkurve kümmerte sich verbal um das Diffamieren des Gegners, später dann Übergang zu "Wir woll'n euch kämpfen seh'n". Im Block 3 hingen zwei Plakate mit den bedeutungsschweren Schriftzügen "Mit Nofri, Menz & Co geht der CFC k.o." und "Gibt's in Liga 2 weiter Haue, gehts bald wieder ab nach Aue". Der Meckerblock im himmelblauen Meinungstrend.
Kluge später mit einem ungefährlichen Fernschuß, der aber wohl mehr die Verzweiflung des Youngsters wiederspiegelte. Ahlen nun durchgängig mit mehr Druck und guten spielerischen Zügen zum Tor, ohne aber vor dem Tor der Chemnitzer zwingende Chancen zu produzieren. Ein insgesamt unansehnliches Zweitligaspiel, in dem auch Ahlen seine Klassentauglichkeit schuldig blieb. Allerdings lag durch die Feldüberlegenheit der Ahlener das 2:3 ständig in der Luft. In der 82.min begeht Holetschek auf Höhe der Mittellinie ein Allerweltsfoul, wofür er vom Schieri mit Gelb-Rot in die Kabine geschickt wird - irgendwie passend zum völlig verkorksten Spiel. Bella taucht kurz vor Schluss noch einmal gefährlich vor dem Chemnitzer Tor auf, aber es bleibt beim 2:2. Abgang der Mannschaft unter gellenden Pfeifkonzert und Ende eines grausamen Spieles.

Das war's CFC !! Jeder Fan hatte während der zweiten Halbzeit genügend Zeit, sich davon zu überzeugen, das hier der erste Absteiger aus der zweiten Bundesliga spielt. Und zwar wegen Selbstaufgabe. Es ist unbegreiflich, wie man sich nach 11 Spieltagen so gehen lässt. Das Team kann sich anscheinend selber nicht erriechen und steht damit in ruhmloser Tradition des Abstiegsteams von 1996. Auch Kuze scheint nicht in der Lage, diese Ansammlung von Egoisten vereinen zu können. Stinkesaure Kommentare von Bittermann und Mehlhorn nach dem Spiel lassen ahnen, das dem leidgeprüften CFC-Fan noch viele graue Haare bevorstehen. O-Ton: Manche wollen ja gar nicht mehr und stehen nur noch rum. Selbst Kuze sprach von null Stimmung in der Mannschaft. Unter diesen Voraussetzungen scheint der Abstieg unabwendbar. Und selbst die Hoffnung ist schon sterbenskrank - Gute Nacht, Chemnitzer FC...

Wertung: 6

Beste Himmelblaue: keiner, kollektives Versagen

11. Spieltag - 2. Bundesliga - Saison 2000/2001
Freitag, 03. November 2000, 19:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 4.250
Schiedsrichter: Meyer (Braunschweig)
Chemnitzer FC
T Süssner
A Podunavac
A BabunskiGelbe Karte (78. Laudeley)
A Mehlhorn
A Oswald
M Kluge
M Köhler
M HoletschekGelbrote Karte
M KrupnikovicGelbe Karte (69. Tetzner)
S AvdicGelbe Karte (55. Dittgen)
S SkelaGelbe Karte

Trainer: Kuze
LR Ahlen
T Langerbein
A Daschner
A Vasilijevic
A Schuster
M RöseleGelbe Karte (84. Schwanke)
M Hamann
M Sopic
M Fengler (70. Zimmermann)
M ArnoldGelbe Karte
S Gaißmayer (46. Bella)
S FeinbierGelbe Karte

Trainer: Neururer
Tore
1:0 Babunski (3.)
2:0 Skela (18./Foulelfer)
2:1 Feinbier (29.)
2:2 Bella (55.)

Besondere Vorkommnisse:
Süssner hält Foulelfer von Sopic (45.)
Gelb-Rot für Holetschek (82.)