Spielbericht

17. Spieltag - 3. Liga - Saison 2012/2013
FC Rot-Weiß Erfurt
FC Rot-Weiß Erfurt
3:2
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
von Frank Neubert

Schickes Bild: Hunderte von Fischerhüten im GästeblockDie altgedienten und weitgefahrenen Clubfans sahen sich und ihre himmelblauen Lebensweisheiten nach den 90 Minuten wieder einmal bestätigt. Der Club zu Gast bei einem Tabellenletzten!? Da melden sich doch bereits Tage zuvor alle Gallensteine und das Magengeschwür sorgt für bitterböses Aufstoßen! Merkwürdigerweise hatte der CFC mit dem 2:1-Sieg in Dortmund die Chance ausgelassen, bei einem Letzten Aufbauhilfe zu leisten. Das diese Ruhe trügerisch war, lieferte nun der Auftritt beim 70. Aufeinandertreffen zwischen Erfurt und Chemnitz im Steigerwaldstadion. Mit 3:2 holte sich der Gastgeber drei völlig verdiente Punkte aufs Guthabenkonto. Die zwei Tore durch Makarenko und Kegel waren nur Beiwerk in einer längst entschiedenen Partie.

Was man dem CFC zugute halten kann, ist jeweils der Beginn der beiden Spielhälften. Da wirkte die Elf von Gerd Schädlich durchaus motiviert und willig, etwas Zählbares aus Thüringen mitzunehmen. Doch diese Bemühungen versandeten in Hälfte 1 nach gut einer Viertelstunde, ein Kopfball von Landeka war die einzige Ausbeute. Der Gastgeber - zuletzt nur 5 Punkte aus 7 Spielen - kam erst auf und entwickelte später sogar ein leichtes Übergewicht. Lohn dieser Mühen war das 1:0 nach einem Freistoß auf der linken Seite. Der Ball segelte zum langen Pfosten, wo Möckel völlig frei ins Zentrum köpfte und mit Tunjic aus Nahdistanz einen Verwerter zum 1:0 fand. Den Verdacht auf Abseits beseitigten daheim die MDR-Bilder, Mrowiec steht eindeutig hinter dem Erfurter Stürmer.

Schwerer Gang zu den eigenen Fans nach dem SpielDie Himmelblauen kamen zuerst aus der Kabine, und dominierten die ersten Minuten der zweiten Spielhälfte. Doch viel zu viel Klein-Klein, anstatt bei herbstlichen Nieselwetter einfach mal aus der Distanz abzuziehen, ständige Ballverluste beim Spielaufbau und ungenaue Pässe in die Spitze brachten den Club immer wieder aus dem Rhythmus. Und dann lud man die Rot-Weißen zum zweiten und dritten Treffer regelrecht ein. Vor dem 2:0 landete ein schneller Abstoß von Penkte direkt beim Gegenspieler, beim kurz darauf folgenden 3:0 legte Wilke bei einem Abwehrschlag für Erfurt vor. Damit waren die Messen gelesen, daß Spiel nach 62 Minuten entschieden. Nett anzuschauen war das 1:3 von Makarenko aus der Distanz, auch das 2:3 von Kegel sah spektakulär aus - ein fetter Knaller an die Latte und vom Innenpfosten ins Netz. Aber da glaubten sowohl die ca. 1.200 mitgereisten Chemnitzer als auch himmelblaue Elf schon selbst nicht mehr an einen Punktgewinn.

Nach dem Spiel zögerte die Truppe erst, ob sie an den Zaun zum Abklatschen kommen soll. Im Gästeblock gab es sowohl Beifall für die zwei späten Tore als auch Buh-Rufe für dem Gesamtauftritt. Anton Fink, auch diesmal wieder bester Chemnitzer, war es, der die anderen Spieler zum Zaun winkte und schob. Dort fielen kritische, aber auch aufmunternde Worte. Respekt für dieses Stellen am Zaun! Sehr kritisch fiel auch das Statement von Gerd Schädlich im MDR-Bericht aus. Der grantelige Schnauzbart aus Rodewisch monierte, daß man sich die vorzeitige Anreise am Freitag und die Übernachtung im Hotel angesichts der Leistung auch hätte sparen können. Und auf die Frage des Reporters, ob seine Spieler im Kopf manchmal noch "zu jung" seien, grollte der Gerd zurück: "Die sind nicht zu jung, denen gehts zu gut!"

Bilder: gentleman

Wertung: 4,0

Beste Himmelblaue: Fink, Fink, Fink

Spielerstimmen

Carsten Sträßer (Bild-Chemnitz):
"Das hatte nichts von Profifußball. Das war teilweise eine Verweigerung, eine Farce. Erfurt zeigte uns, wie so ein Spiel geführt werden muss. Erfurt kämpfte und rannte. Wir haben jetzt zweimal in Folge verloren, da muss sich jeder hinterfragen, ob er weiß, wofür er bezahlt wird, warum er hier angestellt ist."

Trainerstimmen

Alois Schwartz (MDR-Online):
"So wie die Mannschaft heute aufgetreten ist, stelle ich mir das vor. Sie hat gefightet, hat Standards rausgeholt. Nach dem 3:1 haben wir den Faden etwas verloren und haben nur noch Geleitschutz gegeben. Zum Glück hat es am Ende gereicht. Es war ein kleiner Schritt in die richtige Richtung."

Gerd Schädlich (MDR-Online)
"Ich wusste, dass es eine schwierige Aufgabe wird. Das war uns klar. In der ersten Halbzeit war ich enttäuscht. Es gab keine Lauf- und Kampfbereitschaft. Das war in Hälfte eins gar nichts. Durch die Wechsel sind wir besser ins Spiel gekommen, haben aber dann grobe Fehler gemacht und mit dem 3:0 war alles gegessen. Unsere Tore waren lediglich Ergebniskosmetik."

17. Spieltag - 3. Liga - Saison 2012/2013
Samstag, 10. November 2012, 14:00 Uhr
Steigerwaldstadion, Erfurt
Zuschauer: 5.465
Schiedsrichter: Kampka (Mainz)
FC Rot-Weiß Erfurt
T Sponsel
A Ofosu-AyehGelbe Karte
A Oumari
A Möckel
A Ströhl (79. Rauw)
M Engelhardt
M Pfingsten-Reddig
M Möhwald
M Morabit (67. DrexlerGelbe Karte / 91. Robrecht)
M Baumgarten
S Tunjic

Trainer: Schwartz
Chemnitzer FC
T Pentke
A le BeauGelbe Karte (68. Stenzel)
A Wilke
A Bankert
A Birk
M SträßerGelbe Karte
M Mrowiec (46. Semmer)
M Pfeffer
M KegelGelbe Karte
M Landeka (46. Makarenko)
S Fink

Trainer: Schädlich
Tore
1:0 Tunjic (28.)
2:0 Morabit (57.)
3:0 Morabit (62.)
3:1 Makarenko (73.)
3:2 Kegel (90.)