Spielbericht

Finale - Sachsenpokal - Saison 2012/2013
RasenBallsport Leipzig
RasenBallsport Leipzig
4:2
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Ein Pokalabend zum Vergessen

von Erik Büttner

Es war ein Pokalabend zum Vergessen. Und das begann schon ein Stück vor dem Anpfiff des Sachsenpokalendspiels zwischen dem Leipziger Marketingprojekt und dem Chemnitzer FC. Nicht wenige der etwa 4.000 mitgereisten CFC-Anhänger standen auf dem Weg im Stau. Weitere wurden – fast schon traditionell – am Stadioneingang aufgehalten, wo bei mindestens einem Eingang die Drehkreuze nicht funktionierten.

Etliche Besucher in Himmelblau verpassten da schon die Ereignisse der ersten Minuten. Und die hatten es in sich: Nach der Startoffensive der Gastgeber traf Chemnitz mit dem ersten Angriff zum 1:0. Auf dem rechten Flügel hatte sich Sascha Pfeffer gut durchgesetzt, in die Mitte geflankt und dort in Anton Makarenko einen dankbaren Abnehmer gefunden. 1:0 der Spielstand nach 7 Minuten und 4.000 erleichterte CFC-Fans.

Doch das Hochgefühl schwand in der Folge von Minute zu Minute. Denn es offenbarte sich, dass die himmelblaue Elf den Nordsachsen in allen Belangen unterlegen war. Die Blechkicker waren schneller, aggressiver, durchdachter in der Spielanlage, williger. Chemnitz kam damit überhaupt nicht zurecht und so ergab sich eine Torchance nach der anderen für die Hausherren. Vor allem Philipp Pentke war es zu verdanken, dass die Führung bis kurz vor der Pause Bestand hatte. Da hatte Pentke auch schon den einen oder anderen Brüller gegen seine Abwehr geschmettert – nutzlos. Denn in Minute 39 rannte Rockenbach da Silva dem Chemnitzer Abwehrmann Bankert davon und netzte unhaltbar zum Ausgleich ein. Doch keine 5 Minuten später war die Fußballwelt wieder in Ordnung: Abschlag Pentke – Kopfball Jansen – Schuss Fink – TOR! Unglaublich, mit der zweiten Chance stellte der CFC die Führung erneut her (44.). Nach dem Spielverlauf war das höchst glücklich.

Doch nach der Pause half dann auch kein Glück mehr. Das deutete sich bereits 5 Minuten nach Wiederanpfiff an, als Rockenbach erneut den Ball in Pentkes Tor versenkte. Doch der Torjubel wurde vom Abseitspfiff des Schiedsrichters Lutz Rosenkranz gestoppt. Noch immer war der CFC den Hausherren unterlegen, arbeitete sich aber zunehmend auch mal ernsthaft in den Dosenstrafraum vor. Anton Makarenko war es dann, der die beste Chance auf die Zweitoreführung hatte. Doch sein Torschuss aus spitzem Winkel wurde noch auf der Torlinie abgefangen. Anschließend brach Chemnitz völlig zusammen, denn aus einem Freistoß traf Leipzig zum erneuten Ausgleich (70.). Wieder half eine konfuse CFC-Abwehr kräftig mit. Die Hausherren drängten mit deutlich mehr Kraft im Körper gegen saftlose Chemnitzer auf den Siegtreffer und erzielten den sogar im Doppelpack. Erst traf Röttger zum 3:2 (81.) nachdem es die CFC-Verteidigung wieder verpasst hatte den Ball zu klären. Den Schlusspunkt setzte Morys mit einem Distanzschuss in Minute (87.).

Die Enttäuschung und Wut im CFC-Block, verstärkt durch die bedingungslose Ablehnung des Marketingprodukts, fand kaum noch Boden. Nach einer derartigen Demütigung gegen ein jeglicher Fußballkultur entgegenstehendem Projekt verständlich. Der Applaus für die CFC-Elf fiel mehr als bescheiden aus. Das aber hatte sich der Chemnitzer FC selbst zuzuschreiben. Es fehlte eindeutig am bedingungslosen Willen, den Pot zu holen. Hinzu kommt, dass einigen Spielern die Partie völlig „Rille“ zu sein schien, andere auch einfach überfordert waren. Diese Begegnung gegen eine Mannschaft, die kein Viertligist ist, sondern mindestens in Liga zwei gut mithalten könnte, war ein Vorausblick auf das Chemnitzer Ziel Zweitligaaufstieg. Und deutlicher als jede andere Partie der Saison hat das Sachsenpokalfinale aufgezeigt, wie weit weg Chemnitz noch davon ist. Ebenso deutlich hat die Partie aufgezeigt, auf welche Spieler man im nächsten Jahr bauen kann und welche man lieber wegschickt. Und eines bleibt auch: Der CFC gewinnt im zweiten Jahrtausend nur in geraden Jahren den Sachsenpokal. Wenigstens ein kleiner Lichtblick für das nächste Jahr...

Wertung: 2,5 (Das Spiel an sich war gut, die CFC Leistung nicht)

Bester Himmelblauer: Pentke

Trainerstimmen

Alexander Zorniger (MDR-Online):
"Wir haben gut begonnen, uns aber nach dem 0:1 schwer getan. Nach 20 Minuten hatten wir viele gute Ballgewinne und haben so auch Torchancen produziert. Allerdings hat man gesehen, welche Qualität der CFC bei der Verwertung der Chancen hat. In der zweiten Hälfte ging es mit den Ballgewinnen weiter. Die Moral, die die Truppe auf dem Platz gebracht hat, war erstklassig. Gratulation aber auch an den CFC zu einem großartigen würdigen Finale. Die Zuschauer haben ein sehr emotionales Spiel gesehen. Wenn Daniel Frahn da ist, geht’s mir wesentlich besser. Aber wir haben viele Spieler, die Lotte und Fortuna Köln ins Grübeln gebracht haben dürften."

Gerd Schädlich (MDR-Online):
"Wir sind optimal ins Spiel gekommen und haben früh geführt. Die Verunsicherung bei RB haben wir nicht genutzt. Im Spiel nach vorn waren wir zu zögerlich und der Halbzeitstand war am Ende glücklich. Auch nach der zweiten Halbzeit muss man unterm Strich sagen, dass RB verdient gewonnen hat. Wenngleich es einen Kulminationspunkt gab. Ich meine die Szene als Makarenko aufs Tor geschossen hat. Er hätte quer spielen müssen. Defensiv haben wir zu viele Fehler gemacht und nach vorn nicht die Wucht und Aggressivität aufs Feld gebracht - so wie es RB getan hat. Wie RB heute gespielt hat, dass hat mit der vierten Liga nichts zu tun."

Finale - Sachsenpokal - Saison 2012/2013
Mittwoch, 15. Mai 2013, 19:30 Uhr
Zentralstadion, Leipzig
Zuschauer: 16.864
Schiedsrichter: Rosenkranz (Plauen)
RasenBallsport Leipzig
T Coltorti
A Hoheneder
A Schulz
A Kaiser
A Franke
M Rockenbach da Silva (83. Ernst)
M Heidinger
M Müller
M Röttger (89. Kocin)
S KutschkeGelbe Karte
S Kammlott (67. Morys)

Trainer: Zorniger
Chemnitzer FC
T Pentke
A BirkGelbe Karte
A Bankert
A Hazaimeh
A le Beau (83. Förster)
M Sträßer
M Pfeffer
M Makarenko (74. Landeka)
M Kegel
S Fink
S Jansen

Trainer: Schädlich
Tore
0:1 Makarenko (7.)
1:1 Rockenbach da Silva (39.)
1:2 Fink (42.)
2:2 Franke (70.)
3:2 Röttger (81.)
4:2 Morys (86.)