Spielbericht

12. Spieltag - 3. Liga - Saison 2014/2015
SG Dynamo Dresden
SG Dynamo Dresden
1:0
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Torwartfehler entscheidet Sachsenderby

von Pierre Schönfeld

Es lief die 86. Minute im ausverkauften Dresdner Rudolf-Harbig Stadion. Beide Seiten, die Dresdner wie auch die Chemnitzer, hatten sich gedanklich bereits mit einem Unentschieden vertraut gemacht. Da geschieht das aus himmelblauer Sicht Unfassbare. Vrzogic flankt an die Strafraumgrenze, CFC-Keeper Pentke kommt aus seinem Kasten heraus, verpasst das Leder, Dynamos Comvalius köpft den Ball an die Lattenunterkante - Tor! Grenzenloser Jubel in Schwarz-Gelb, tiefer Frust bei den über 3.000 mitgereisten Himmelblauen. Was für ein dämliches Gegentor, wie es auch Penne danach im MDR-Interview selbstkritisch sieht. Kurios - Comvalius fliegt nach seinem Tor mit Doppel-Gelb (Trikot ausziehen, in den Dynamo-Block klettern vom Platz (unter uns - eine selten dämliche Regel), der Club hat plötzlich einen Mann mehr auf dem Platz. Der CFC rennt noch mal an, die Nachspielzeit läuft, Angriff über Fink, Cincotta, Pass in den Strafraum - Endres schießt, Dynamos Müller rettet. Schlusspfiff. Aus, Ende! Dynamo gewinnt ein hochemotionales Sachsenderby glücklich mit 1:0.

So verlief das aus Chemnitzer Sicht tragische Ende des Spiels, auf das ganz Sachsen wochenlang entgegengefiebert hatte. Der Tabellenführer aus Chemnitz trat an beim Tabellenzweiten aus Dresden - eine Konstellation die vor der Saison wohl niemand so für möglich gehalten hatte. Die Begegnung war in kurzer Zeit ausverkauft, 30.000 Fans kamen ins Stadion dazu Liveübertragung im Fernsehen. Viele CFC-Fans reisten erstmals mit dem Sonderzug ins 80 Kilometer entfernte Dresden. Der Gästeblock war proppenvoll, die Stimmung prächtig. Dynamo zeigte eine schicke Choreo über den gesamten K-Block und die beiden angrenzenden Blöcke, Chemnitz antwortete mit einer Choreographie von blauen und gelben Luftballons.

CFC-Coach Karsten Heine hatte im Vergleich zur Heimniederlage gegen Cottbus auf einer Position umgestellt, Garbuschewski spielte von Beginn an für Kehl-Gomez.
Das Spiel ging mit einer Großchance für Dynamos los. Dynamos Toptorjäger Justin Eilers, an dem der CFC vor Saisonbeginn auch gebaggert hatte, setzte sich im Strafraum durch, traf aber zum Glück nur den Pfosten (4.). Auf der Gegenseite setzte Fink (31.) mit einem Fernschuss das erste Achtungszeichen. In einer intensiven ersten Halbzeit, in der sich beide Mannschaft voller Leidenschaft bekämpften, hatten nur noch Garbuschewski mit einem Freistoß aus 25 Metern (38., knapp links vorbei) und Tekercik (42., Schuss im Strafraum, knapp vorbei) echte Torgelegenheiten. Karsten Heine wechselte zur Pause, brachte Kehl-Gomez für Ofosu. Ein von außen schwierig nachvollziehbarer Wechsel, hatte Ofosu doch in der ersten Hälfte einige gute Aktionen gehabt.

In der zweiten Hälfte spielte der CFC auf die Gästekurve und hatte mit Fink gleich eine erste gute Aktion. Doch sein satter Flachschuss wurde von Kirsten pariert (61.). Auf der Gegenseite ließ mal wieder Eilers sein ganzes Können aufblitzen, sprintete über rechts in den Strafraum und schoß nach innen wo Pentke seinen Fuss lang machen und abwehren konnte (67.). Poggenberg hier (Kopfball) und Stefaniak (20 Meter-Schuss) hatten ebenso die Führung für ihre Teams auf dem Kopf bzw. Fuß, doch es wollte kein Treffer gelingen.
So tickte die Uhr langsam herunter und es sah nach einem 0:0 im Sachsenderby aus. Bis die eingangs erwähnte 86. Minute anbrach und Penne das Tor zum denkbar ungünstigsten Moment verließ...

Fazit: Mund abputzen, weiter geht's. Die Niederlage in Dresden ist ärgerlich, weil sie nicht hätte sein müssen. Trotzdem spielt der Club in Summe bislang eine nie für möglich gehaltene Hinrunde. Hinten ist der Club megastark, vorne krankt es in Sachen Torgefahr und Effektivität. Hier muss Heine ansetzen, Lösungen für die offenkundige Offensivschwäche finden. Und es gegen Münster besser machen!

Wertung: 2,0 (Rassiges und hochemotionales Derby)

Beste Himmelblaue: Endres, Röseler, Poggenberg

Trainerstimmen

Karsten Heine (MDR-Online):
"Wir haben heute ein rassiges, intensives Drittliga-Spiel gesehen, in dem wir in der ersten Hälfte kaum Offensivmöglichkeiten hatten. Glück für uns, dass Dresden nicht schon am Anfang in Führung gegangen ist. In der zweiten Halbzeit sind wir etwas besser ins Spiel gekommen. Da hätte sich auch keiner über unsere Führung wundern brauchen. Der Treffer kurz vor Schluss ist natürlich auch unserem Torwart anzukreiden, aber wir wissen, was wir an ihm haben und werden ihn wieder aufrichten."

Stefan Böger (MDR-Online)
"Ich schließe mich meinem Kollegen an, dass wir ein gutklassiges Spiel gesehen haben. Das hätte ich auch bei einem 0:0 gesagt. Ich bin hochzufrieden, dass meine Mannschaft über 90 Minuten alles umgesetzt hat, was ich ihr auf den Weg gegeben habe. Letztendlich ist unser Sieg nicht unverdient. Zum Platzverweis für Sylvano kann ich nur sagen, dass die Schiedsrichterin regelkonform entschieden hat. Ich werde mit unserem Stürmer wohl in der nächsten Woche nochmal intensiv im Regelbuch blättern müssen."

12. Spieltag - 3. Liga - Saison 2014/2015
Samstag, 27. September 2014, 14:00 Uhr
Stadion Dresden, Dresden
Zuschauer: 29.652 (Ausverkauft!)
Schiedsrichter: Steinhaus (Bad Lauterberg)
SG Dynamo Dresden
T Kirsten
A KreuzerGelbe Karte
A Müller
A Erdmann
A Teixeira
M Tekerci (89. Sabah)
M Fiel (75. Vrzogic)
M Eilers
M Dürholtz (46. Stefaniak)
M Fetsch
S ComvaliusGelbrote Karte

Trainer: Böger
Chemnitzer FC
T Pentke
A Conrad (86. Glasner)
A Endres
A Röseler
A Poggenberg
M Danneberg
M Stenzel
M Ofosu (46. Kehl-Gomez)
M Türpitz
M Garbuschewski (81. Cincotta)
S Fink

Trainer: Heine
Tore
1:0 Comvalius (85.)

Besondere Vorkommnisse:
Gelb-Rote Karte für Comvalius (86.)