Spielbericht

10. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
2:1
VfB Stuttgart II
VfB Stuttgart II

Pfiffe nach Zittersieg gegen den Tabellenletzten

von Pierre Schönfeld

Es war eine merkwürdige Situation am Dienstagabend nach dem Schlusspfiff von Schiri Schlager. Der CFC hatte 2:1 gegen die Amateure des VfB Stuttgart gewonnen, das Spiel gedreht, eine Negativserie von drei verlorenen Spielen in Folge vorerst gestoppt. Und trotzdem war die Stimmung auf den Rängen höchst unterschiedlich. Während aus dem Fanblock Applaus und Anfeuerungsrufe kamen, waren aus anderen Ecken des Stadions Pfiffe und sogar "Heine raus!"-Rufe zu hören. Und wenn man die zurückliegenden 90 Minuten Revue passieren lässt, kann man beide Seiten verstehen.

Gleich auf vier Positionen, im Vergleich zum 2:4 in Großaspach, nahm Karsten Heine Veränderungen vor. Für Batz stand wieder Kunz im Tor, Nandzik ersetzte den rotgesperrten Conrad, statt Türpitz spielte Cappek auf der linken Offensivseite und im Mittelfeld lief überraschend Cecen für Danneberg auf. Doch alle guten Vorsätze waren bereits nach wenigen Sekunden über den Haufen geworfen - dann lag der Ball im Netz von Kunz. Die tabellarisch auf einem Abstiegsrang rangierenden Stuttgarter legten los wie die Feuerwehr, kombinierten sich locker und leicht durch die sich in Gedanken wohl noch in der Kabine befindlichen CFC-Abwehr und Tashchy vollendete. Von der Südtribüne schallten daraufhin laute "Aufwachen"-Rufe. Doch die himmelblauen Jungs waren jetzt komplett von der Rolle und hatten Glück, dass Gabriele seinen Schuss zu hoch ansetzte (11.) und Nandzik eine Hundertprozentige für Stuttgart auf der Linie retten konnte (12.). Die Verunsicherung war deutlich zu spüren, exemplarisch dafür sei ein Cecen genannt, der ständig den Kurzpass zum Hintermann suchte anstatt etwas für den Spielaufbau zu tun oder Cappek, dem ausser einem guten Kopfball kurz vor der Halbzeit gut wie gar nichts auf der linken Angriffseite gelang. Gut dass der CFC einen Fink hat. Der schaltete bei einem Abpraller von Stuttgarts Keeper Uphoff an der Strafraumgrenze am schnellsten und erzielte sein sechstes Saisontor, das insgesamt 200. Drittligator für den CFC! Dass die Himmelblauen eine Viertelstunde das Spiel sogar drehen konnten, lag einem starken Moment von Nandzik, der eine Vorlage von Fink an der Strafraumgrenze mit einem satten Knaller ins rechte Eck verwandelte. Dem 23jährigen war bis dahin kaum etwas gelungen, um so größer der Jubel nach dem 2:1.

Das Spiel gedreht, trotzdem blieb die Stimmung auf den Rängen durchwachsen. Denn was die Schützlinge von Karsten Heine auch in der zweiten Hälfte anboten war fussballerische Magerkost. Keine Ideen im Spiel nach vorn, Mutlosigkeit im Zusammenspiel, hohe Fehlerquote, ungefährliche Standards und eine wackelige Abwehr prägten das CFC-Spiel. Dass es am Ende beim 2:1 bleiben sollte, hat die Mannschaft ihrem Keeper Kunz und der Querlatte zu verdanken. Die retteten den wertvollen Sieg bei einer Dreifachchance von Stuttgart (82.) und einem satten Schuss ans Gebälk von Tashchy in der Nachspielzeit.

Fazit: Es war ein sch*** Spiel, um mal das Fazit des Trainers von der Pressekonferenz nach dem Spiel zu zitieren. Ein Spiel was die berechtigte Frage hinterläßt, warum derzeit spielerisch so wenig bei den Himmelblauen zusammenläuft. Trotz des nominell starken Kaders und der vielen vielversprechenden Neuzugänge im Sommer.
Ein positives Zeichen: etliche Minuten nach dem Spiel kamen Trainer und Mannschaft noch zu den Fans. Kurz nach dem Spiel waren die Spieler noch vor der Fankurve abgedreht als sie neben Applaus auch von Pfiffen empfangen wurden. Es ist eine schwierige Situation, aus der man nur gemeinsam rauskommt. Doch den Kredit müssen die Spieler sich auch durch Leistung wieder erarbeiten - das gegen Stuttgart 2 Gezeigte war eindeutig zu wenig.

Wertung: 4,0 - über weite Strecken verkrampftes Spiel.

Beste Himmelblaue: Dem, Kunz, Endres

Pressestimmen

Kicker-Online

Glückliche Punkte für die Hausherren

[..] Die Partie begann mit einem Paukenschlag: Vom Anstoß weg spielten die Schwaben den Ball auf die rechte Seite, wo Tashchy mit der Kugel in die Mitte zog und ins linke Eck zur frühen Führung für die Gäste abschloss und die Gastgeber schockte. Der VfB II hatte danach mehrere Gelegenheiten, das Ergebnis frühzeitig auszubauen: Gabriele (11.) und Tashchy (12.) verpassten knapp. [..] In der Schlussphase meldeten sich auch die Stuttgarter zurück und drückten auf den Ausgleich. In der 82. Minute scheiterten sowohl Tashchy, Kiesewetter und Gabriele nacheinander an Kunz. [..]

MDR-Online

Chemnitz nach Pfiffen munter

[..] Keine 20 Sekunden waren gespielt, da lagen die Gäste bereits durch ein Tor von Bory Tashchy in Führung. Der Stuttgarter schnappte sich direkt nach dem Anstoß den Ball, der an den linken Pfosten prallte und schließlich den Weg ins Tor fand. Danach schienen die "Himmelblauen" ein wenig von der Rolle. [..] "Aufwachen", skandierten die Zuschauer, und den CFC packte das Kämpferherz. Ein langer Ball aus dem Mittelfeld fand Reagy Baah Ofosu, der zunächst an Stuttgart-Schlussmann Benjamin Uphoff scheiterte. Der Gäste-Keeper verschätzte sich aber und klärte nur halb. Die Chance für Chemnitz&

Chemnitzer Morgenpost

CFC-Sieg: Fink und Nandzik drehen das Spiel

[..] In der 11. Minute wurde Daniele Gabriele von Fabian Stenzel nicht energisch genug gestört. Den Schuss des Stuttgarters kratzte Kunz aus dem Winkel. Nach dem anschließenden Eckball klärte Nandzik auf der Linie, den Nachschuss von Stefan Peric parierte Kunz sicher. Der Ausgleich fiel in der 19. Minute wie der Blitz aus heiterem Himmel. Der weit aus seinem Tor heraus geeilte VfB-Schlussmann Benjamin Uphoff bekam den Ball nicht unter Kontrolle. Anton Fink roch den Braten und sorgte mit einem gefühlvollen Heber für das 1:1. Es war das 200. Drittliga-Tor der Himmelblauen - und ein ganz wichtiges! Denn anschließend erwachten die Himmelblauen aus ihrem Tiefschlaf. Sie investierten deutlich mehr in ihr Spiel und gingen in der 34. Minute in Führung. Der aufgerückte Nandzik holte den Hammer raus. Mit einem satten Linksschuss nagelte er den Ball aus 18 Metern ins lange Eck. Hochklassig wurde die Begegnung auch nach dem Seitenwechsel nicht. Der VfB traf in der Nachspielzeit durch Tashchy das Lattenkreuz. So blieb es für die Heine-Elf beim knappen und glücklichen Sieg. Pfiffe von den Rängen gab es zum Abpfiff trotzdem. [..]

Freie Presse

Kevin allein zu Haus

[..] Der Torwart war in den letzten zehn Minuten der Partie ein halbes Dutzend mal die letzte Instanz, rettete dem CFC mit seinen Glanzparaden den Sieg. Sogar bei Tashchys Lattenknaller in der 90. Minute hatte Kunz die Finger am Ball, sonst "wäre er wohl drin gewesen", wie der 23-Jährige selbst bemerkte. Von seiner Vordermannschaft ziemlich allein gelassen, musste der gebürtige Schwabe gegen seine Landsleute zeigen, warum er die Nummer 1 unter den Chemnitzer Torleuten ist. Kunz, nach zwei Spielen Sperre zurück im CFC-Kasten, hätte es gern etwas weniger spannend gehabt, gab aber auch zu: "Nach dem 0:1 nach 20 Sekunden habe ich Schlimmes befürchtet. Insofern ist es sehr gut, dass wir uns zurückgekämpft, das Spiel gedreht und noch gewonnen haben. Da verstehe ich nicht, warum die Fans pfeifen." [..] Die himmelblauen Kicker verschwanden ob der Unmutsbekundungen flink in die Kabine, ehe Geschäftsführer Sven-Uwe Kühn und Karsten Heine sie doch noch einmal vor die Fankurve beorderten. Über die großen Probleme, die der CFC gegen ein (gewiss spielstarkes) Kellerkind der Liga hatte, konnte diese verspätete, etwas skurrile Party nicht hinwegtäuschen. [..]

Trainerstimmen

Jürgen Kramny (VfB II) bei MDR-Online:
"Wir hatten mit dem schnellen 1:0 einen super Start und hatten dann noch weitere Großchancen für mindestens ein 2:0. Leider führte aber ein Torwartfehler zum Ausgleich und der nächste Schuss zum 1:2-Rückstand. In der 2. Halbzeit wollten wir den Druck erhöhen, aber wir konnten unsere Chancen nicht nutzen, trafen die Latte und Chemnitz hatte einen überragenden Torhüter. Ein Punkt wäre heute aber mindestens verdient gewesen."

Karsten Heine (CFC) bei MDR-Online:
"Nachdem wir drei Mal verloren hatten war es für uns ein schwieriges Unterfangen, auf einen Gegner zu treffen, den Nicht-Insider als den 19. der Tabelle betrachten und mindestens ein 4:0 erwarten. Es war das schnellste Gegentor, das ich je erlebt habe. Mit etwas Glück kamen wir aber zum Ausgleich und erzielten dann ein sehr schönes 2:1. Danach haben wir das Spiel kontrolliert und auch die 2. Halbzeit gut begonnen. Weil aber das dritte Tor nicht fiel, war es bis zum Schluss nur noch Kampf. Und ich sage es gerne noch einmal: In solchen U23-Mannschaften sind nur Jungs, die richtig gut Fußball spielen können."

10. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
Dienstag, 22. September 2015, 19:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 5.231
Schiedsrichter: Schlager (Rastatt)
Chemnitzer FC
T Kunz
A Stenzel
A Endres
A Röseler
A Nandzik
M Dem
M Cecen (69. Danneberg)
M Ofosu
M Fink (86. Kaffenberger)
M Cappek (69. Türpitz)
S König

Trainer: Heine
VfB Stuttgart II
T Uphoff
A Mwene
A Sama (28. Ristl)
A Peric
A Lovric (58. Kiesewetter)
M Rathgeb (80. Grbic)
M HagnGelbe Karte
M M. Zimmermann
S GabrieleGelbe Karte
S Grüttner
S TashchyGelbe Karte

Trainer: Kramny
Tore
0:1 Tashchy (1.)
1:1 Fink (19.)
2:1 Nandzik (34.)