Spielbericht

26. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
2:2
SG Dynamo Dresden
SG Dynamo Dresden

CFC erkämpft verdienten Punkt gegen Dynamo

von Pierre Schönfeld

Chemnitz gegen Dresden - im Hinspiel war das Sachsenderby noch ein Spitzenspiel. Seit dem trennten sich die Wege - die von Uwe Neuhaus trainierten Schwarz-Gelben marschieren souverän in Richtung zweite Liga, in Chemnitz heisst die harte Realität mittlerweile Abstiegskampf. Die Rollen waren also vor über 10.000 Zuschauern auf der Baustelle Fischerwiese klar verteilt. Noch dazu, als kurz vor Anpfiff die Hiobsbotschaft die Runde machte, dass der Spiritus Rex des CFC, Anton Fink, mit Grippe im Bett lag. Der CFC also ohne seinen F+F-Sturm (Frahn war bekanntlich noch aus dem Spiel gegen die Maggis gesperrt), dafür mit dem Altveteranen König und Youngster Tom Baumgart in der Offensive.

Doch noch vor dem Anpfiff spielten die Fans die Hauptrolle. 50 Jahre FCK/CFC wurden von der Südkurve mit einer grandiosen Choreo zelebriert. Die gesamte Süd erstrahlte in Himmelblau- und Weiss. Dazwischen waren auf Doppelhaltern die Porträts der großen Protagonisten himmelblauer Clubgeschichte zu sehen: Horst Scherbaum (FCK-Meistertrainer 1967), Frank Sorge (eisenharter Abwehrspieler in den 70ern), Jürgen Bähringer (der Kult schlechthin, der Bähre-Hammer mit dem er das Leder entweder in die Maschen oder übers Stadion drosch ist legendär), Joachim Müller (genialer Mittelfeldspieler und später auch Trainer beim Club), Rico Steinmann (das Mittelfeldgenie der goldenen Generation und kreativer Kopf der Europapokalhelden unter Hans Meyer Ende der 80er, Anfang der 90er), Christoph Franke (unter ihm gelang der Wiederaufstieg 99), Hans Meyer (Kult-Trainer der den Club Ende der 80er zu Meisterschaftsmedaillen und internationalen Meriten führte), Michael Ballack (begann von Chemnitz aus die Fussballwelt zu erobern, 98facher deutscher Nationalspieler und deren Kapitän), Ulf Mehlhorn (Rekordspieler der Himmelblauen und Kultfigur - Held von Porto und Anführer beim Aufstieg 99), Philipp Pentke (unvergessener Kult-Keeper und Identifikationsfigur, Aufstiegsheld 2011) und der Käpt'n der aktuellen Mannschaft: Anton "Rekordknipser" Fink. In der Mitte des Blocks wurde dazu ein großes Logo mit dem Stadtlöwen, einem Ehrenkranz, den Logos von FCK und CFC sowie den Jahreszahlen 1966-2016 gezeigt. Dazu garnierte ein Spruchband mit dem "Ihr alle habt ihn aufgebaut - der Club der uns die Sinne raubt" den Zaun der Südkurve. Ein großes Kompliment den Machern - schöner kann man seine Liebe zum Club kaum ausdrücken.
Auch die Dresdner trugen mit einem schicken Intro zur Derbyatmosphäre bei. Der Gästeblock war in Schwarz und Gelb gehüllt, später wurde noch eine Blockfahne mit einer "1" in der Mitte hochgezogen. Dazu gab's ein Spruchband auf dem stand "Niemand kann Dynamo stoppen". Zumindest in dieser Saison scheint man damit in Dresden recht zu haben.

Alles war also angerichtet für ein hochemotionales, spannendes Sachsenderby. Und mit brachialer akustischer Gewalt ging es ins Spiel. Dynamo zeigte die klar bessere Spielanlage, der Club hielt mit Kampf und Leidenschaft dagegen. Dresden demonstrierte gleich, was sie in dieser Saison so stark macht. Schnörkellos und direkt zogen die Dynamos einen Konter auf - Eilers auf Stefaniak, der passte auf den sich freigelaufenen Aosman, der sein Sprintduell gegen Türpitz gewann und zum 1:0 für Dynamo einschob. Die kalte Dusche für den Club schon nach sechs Minuten. Doch der CFC steckt nicht auf. Eine knappe Viertelstunde war gespielt - König schnappte sich das Leder an der Mittellinie, marschierte in Richtung Tor und passte überlegt nach aussen auf den mitgelaufenen Türpitz. Der flankte flach nach innen, wo Dynamo's Kapitän Hefele den Ball beim Klärungsversuch ins eigene Tor bugsiert. Ausgleich! Offiziell wird Baumgart als Torschütze gefeiert doch es war ein Eigentor. Sei's drum. Beide Mannschaften nun auf Augenhöhe. Bei den Himmelblauen sind insbesondere die kampfstarken Dem und Danneberg im Mittelfeld auffällig. Dynamo hingegen spielt schnellen und technisch anspruchsvollen Fussball, bei denen Aosman, Stefaniak und Testroet hervorstechen. Und - Dynamo ist gnadenlos effizient. 36 Minuten waren gespielt, da flankte Kreuzer in den Strafraum, Testroet ließ Stenzel stehen und nickte zur Dynamo-Führung ein. Aus 2,5 Chancen machte Dynamo zwei Tore. Dann war erstmal Pause bei mittlerweile garstig kaltem Regenwetter.

Die zweiten 45 Minuten sahen eine Dynamo-Elf, die das Ergebnis in erster Linie verwalten wollte, während der CFC mit kämpferischen Mitteln und Einsatz dagegen hielt. Der eingewechselte Kaffenberger versuchte es mit einem Lupfer der knapp über's Tor ging (61.). Dann hatte Türpitz die Riesenchance zum Ausgleich, doch freistehend vor dem Kasten semmelte er das Leder neben selbigen (72.). Dynamo versuchte es mit Konterspiel und in der 80. Minute hatte Aosman die dicke Chance den Sack für Schwarz-Gelb zuzumachen. Doch diesmal zeigte sich Gersbeck auf dem Posten. Der Club drückte weiter auf den Ausgleich, man konnte den Willen der Mannschaft, hier noch was zu reissen, bis auf die Tribüne spüren. Der Einsatz sollte belohnt werden. Fünf Minuten vor Schluß war es wieder Türpitz, dessen Schußversuch abermals verunglückt bei Cincotta landete, Cincottas scharfe Hereingabe konnte Blaswich noch parieren, dann ist Danneberg zur Stelle und drückt die Kugel zum umjubelten Ausgleich in den Dynamo-Kasten. Totenstille plötzlich im Dynamo-Block, hatten sich die in der zweiten Halbzeit bräsig auftretenden Dynamos und ihre Fans doch schon als sicherer Sieger gewähnt. Und fast wäre sogar noch der Siegtreffer für die Himmelblauen drin gewesen. In der 89. Minute spielte Hefele Baumgart an der Strafraumgrenze in den Fuss, der zog im Strafraum ab, trifft den Dresdner an Knie und Arm. Baumgart reklamierte sofort - Schiri Fritz, der auf beiden Seiten häufig daneben lag, gibt den Elfer jedoch nicht. So blieb es beim - am Ende leistungsgerechten Remis im Sachsenderby.

Fazit: Auch wenn es im dritten Spiel nach der Winterpause wieder nur ein Remis gab, so muss man der Mannschaft Respekt zollen. Ohne ihren etatmäßigen Sturm haben sie insbesondere kämpferisch überzeugt und sich auch von einem zweimaligen Rückstand nicht umstoßen lassen. Dynamo durfte am Ende sogar froh sein, den einen Punkt mitzunehmen. Diese Leistung gilt es in den kommenden Spiele zu bestätigen um wieder ins gesicherte Mittelfeld zu klettern. Dynamo sehen wir dann übernächstes Jahr wieder ;-).

Wertung: 2,0. Rassiges und spannendes Sachsenderby.

Beste Himmelblaue: Danneberg, Dem

Trainerstimmen

Uwe Neuhaus (SGD) bei MDR-Online:
"Chemnitz stand sehr kompakt, und wir haben nicht zu unserem Spiel gefunden. Nach einem perfekten Konter über Marvin Stefaniak erzielten wir mit Aosman ein sehr schönes 1:0. Leider führte dann umgehend ein schwerwiegender Ballverlust zum Ausgleich. Bis zur Halbzeit sind wir dann etwas glücklich mit 2:1 in Führung gegangen. In der zweiten Halbzeit hat sich Chemnitz den Ausgleich verdient. Wir können mit dem einen Punkt leben, aber zufrieden sind wir nicht."

Karsten Heine (CFC) bei MDR-Online:
"Es war ein tolles, rassiges Derby, bei dem sich beide Teams nichts geschenkt haben. Leider sind wir nach einem schlecht ausgeführten Eckball in Rückstand geraten. Und trotz des Ausgleichs haben wir bis zur Pause nicht mehr so mutig nach vorne gespielt – und kassierten prompt das 1:2. In der zweiten Halbzeit haben wir dann vieles versucht. Wir haben mit großem Kampf und viel Leidenschaft Dynamo nichts mehr gestattet und dann das gerechte 2:2 geschafft."

26. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
Samstag, 20. Februar 2016, 15:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 10.644
Schiedsrichter: Fritz (Korb)
Chemnitzer FC
T Gersbeck
A Stenzel (82. Dartsch)
A Endres
A Röseler
A BittroffGelbe Karte
M Dem
M Danneberg
M Türpitz
M Uzoma (71. Cincotta)
M Baumgart
S König (46. Kaffenberger)

Trainer: Heine
SG Dynamo Dresden
T Blaswich
A Fa. Müller
A Hefele
A Modica
A Kreuzer
M Hartmann
M Eilers (73. J.-P. Müller)
M Moll
M AosmanGelbe Karte
M Stefaniak (86. J. Müller)
S Testroet (69. Kutschke)

Trainer: Neuhaus
Tore
0:1 Aosman (6.)
1:1 Hefele (13./Eigentor)
1:2 Testroet (37.)
2:2 Danneberg (85.)