Der Chemnitzer FC muß langsam aber sicher für die Regionalliga planen. 75 Minuten lang lag im Nachholer gegen den Aufstiegsaspiranten eine Überraschung in der Luft, dann schlug die Tormaschine aus der hessischen Landeshauptstadt gnadenlos zu und versenkte die Leichtmatrosen aus Chemnitz mit vier Treffern.

Die Ausgangssituation vor dem Spiel war eindeutig. Nur ein Heimsieg gegen Wehen-Wiesbaden würde dem CFC nach der skandalösen Niederlage von Lotte weiterhelfen. Die Schwere der Aufgabe wurde schon mit Blick auf die nackten Zahlen bewußt, es empfing die Schießbude das offensivstärkste Team der Liga. Nach Lotte mußte Coach Bergner auf Daniel Frahn nach dessen gelb-roter Karte verzichten, dafür brachte er Dartsch, der im Gegensatz zu sonst seinen Platz in der Offensive fand. Eine falsche Entscheidung wie sich im Laufe des Spiels rausstellen sollte, entpuppte sich Dartsch an diesem Abend als Totalausfall.
Der Favorit aus Wiesbaden begann forsch und setzte den CFC unter Druck. Doch Tittel zeigte sich bei einem Freistoß der Gäste (7.) und einem gefährlichen Schuß von Brandstetter (14.) auf dem Posten. Bei einem Schuß von Andrich (26.) hat der CFC Glück, dass der Ball knapp am Gehäuse vorbeigeht.

Doch nach einer halben Stunde war Wiesbaden mit seinem Latein vorerst am Ende und der CFC wurde stärker. Immer wieder setzen die Himmelblauen Nadelstiche insbesondere über den agilen Baumgart. In der 36. Minute war es dann tatsächlich so weit. Ein weiter Ball von dem sehr präsenten Bachmann auf Baumgart, der narrt seinen Gegenspieler mit einer geschickten Drehung und verwandelt zum 1:0 in der 36. Minute. Die Fischerwiese ein Tollhaus - sollte heute wirklich etwas gegen den großen Favoriten drin sein?

Bis etwa zur 60. Minute hielt der Optimismus in den Reihen der himmelblauen Anhänger. Bis dato hielt der CFC seine Reihen dicht und bekämpfte den Aufstiegskandidaten mit viel Leidenschaft. Dartsch hätte per Kopf in der 52. Minute sogar das 2:0 erzielen können, doch sein Kopfball ging knapp am Kasten von Kolke vorbei.
Wehens Trainer wechselte doppelt, brachte Dittgen und Breitkreuz und damit neuen Schwung. In der 63. Minute zeigte Tittel sein ganzes Können als er einen Faden von Schäffler aus dem Winkel kratzte. Bei den Himmelblauen spürte man jetzt wieder - wie so oft in dieser Saison erlebt - das Nachdenken, das fehlende Selbstvertrauen und wohl auch ein Stück weit fehlende Kondition. Die Quote der einfachen Fehler der Bergner-Elf wurde höher und man ließ sich immer mehr in die eigene Hälfte drängen.

Wiesbaden nutzte das schwache Nervenkostüm der Himmelblauen und ab Minute 74 brach es über den CFC hinein. Der völlig neben den Schuhen stehende Dartsch wehrte einen Ball im Strafraum zu kurz in die Mitte ab, Wehens Andrich sagte Danke und haute das Leder aus 18 Metern in die Maschen. Damit war die angeknackste Psyche der Himmelblauen endgültig erledigt und das nutzte die hessische Tormaschine gnadenlos aus. Der Club wirft alles nach vorn und wird gnadenlos ausgekontert. Konter - Flanke Kuhn - Kopfball Breitkreuz. 2:1. Innerhalb von zwei Minuten das Spiel gedreht. Doch Wiesbaden reicht das nicht. Wiederum zwei Minuten später hatte Brandstetter keine Mühe zum 3:1 einzuschießen.

Damit waren die Messen natürlich gesungen. Andrist machte in der Nachspielzeit endgültig den Deckel drauf, als er einen Paß von Dittgen locker flockig zum 4:1 verwandelte - Saisontreffer 69 für Wiesbaden, für die Himmelblauen Gegentor Nummer 63.
Trotz dieser mehr als frustrierenden Niederlage gab es keine Pfiffe aus der Kurve, wo die Fans ihre Jungs das Spiel über leidenschaftlich unterstützt hatten. Um so unverständlicher war es mit anzusehen, dass es nur Tittel und Bachmann an diesem Abend in die Kurve schafften, um sich für den Support zu bedanken. Eine wirklich schwache Kür!
Fazit: Für den CFC wird die Lage nun immer prekärer. Auch wenn der Club noch nicht definitiv abgestiegen ist, ist die Chance auf den Klassenerhalt bei 7 Punkten Rückstand auf Lotte und der deutlich schlechteren Tordifferenz nur noch theoretischer Natur. Es gilt ab sofort die Planungen für die Regionalliga voranzutreiben und alles dafür zu tun, den Club in der kommenden Saison sportlich und wirtschaftlich konkurrenzfähig aufzustellen. Eine Herkulesaufgabe für Vorstand und Aufsichtsrat.