Spielbericht

26. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2003/2004
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
0:1
1. FC Dynamo Dresden
1. FC Dynamo Dresden

Gute Fußballer kommen in den Himmel, Böse in die 2. Liga?

von Erik Büttner

Der Fußballgott hat wieder einmal seine hässlichste Fratze gezeigt. Wer einer Mannschaft wie Dynamo Dresden in diesem Spiel einen Sieg zuspricht, kann nicht alle seine Sinne beisammen haben.

Die Vorzeichen für dieses Derby standen pari für beide Teams. Für Chemnitz sprach die Statistik: Seit 10 Jahren konnte Dynamo nicht mehr auf der Fischerwiese Siegen, der CFC hatte 3 Heimspiel in Folge gewonnen und Dresden 5 Partien in Serie nur Remis gespielt. Zudem reisten die Gäste mit einer langen Krankenstandsliste an, die sich in Minute 28. dieses Derbys noch um Levente Csik (Torschütze des 1:0 im Hinspiel) erweiterte.
Für die Dynamos sprach dagegen die etwas bessere Mannschaftsqualität und der angesetzte Schiedsrichter Jörg Keßler, an dem man an der Gellertstraße nicht die besten Erinnerungen hat (0:1 vs. TeBe 1997/98).

Das Spiel begann mit einer großen Choreoshow der Ultras Chemnitz unter dem Motto "Meister 1996/67". Farbige Zettel tauchten die Südkurve in ein freundliches himmelblau, dazwischen prangerte eine große Schwarz/Weiß-Plane mit dem aufgedrucktem DDR-Meisterpokal . Am Ballfangnetz sollte noch eine weitere Plan ("Fussballclub Karl-Marx-Stadt") empor steigen, leider rissen die Seile bei 3/4 ab. Dynamo machte nur viel Rauch um nichts. Ebenso war es um den Support bestellt, von den Dynamo-Anhängern (immerhin etwas mehr mals 3000) war fast nichts zu hören. Chemnitz holte nicht alles aus großen Zuschauermenge heraus , bot aber eine ordentliche Heimanfeuerung dar.

Sekunden nach 14:00 Uhr gab dann Schieri Keßler den Ball frei und der CFC suchte den Weg zum Tor. Doch der war meist durch Dynamos Abwehrspieler verstellt. Und wenn dann doch ein Durchbruch gelang - größtenteils, wenn Fillinger zum Spurt ansetzte - dann fand die Flanke in Dynamo-Torwart Kresic einen dankbaren Abnehmer. Einzig ein schöner Pass von Taljevic auf Rolleder hätte fast Erfolg gebracht. Doch der CFC-Stürmer verzog den Ball.
Dynamo versuchte sich in Kontern, die meist mit langen Diagonalpässen eingeleitet wurden. Heidrich (21.) und Ziebig (41.) konnten zwei davon vors Tor bringen, scheiterten aber eben so kläglich, wie die Kollegen auf der anderen Seite.
Gegen Ende der 1 Spielhälfte schnürte Dynamo die Hausherren mit einer Serie von Ecken in den Strafraum ein. Über ein, zwei dieser Ecken ließe sich zudem diskutieren, jedoch verstanden es die Chemnitzer auch nicht, den Ball aus dem Brennpunkt zu befördern. So netzte dann ausgerechnet der kleine und Ex-Chemnitzer Christian Fröhlich den Ball per Kopf ein. Dass die Nachspielzeit - zumindest im Verhältnis zur Endnachspielzeit - ein bissel zu lang war, steht auf einem anderen Blatt. Zum Anstoß kam es nicht mehr, Pause.

Halbzeit 2 brachte dann leider nicht die von den himmelblauen Fans erhoffte Wende. Die Hausherren zeigten sich sichtlich bemüht, doch auch in ihren Mitteln begrenzt. Der Abwehrriegel der Landeshauptstädter stand fest. Nur mit Fernschüssen, wie von Oeiras (58./knapp daneben) und Taljevic (63./von Kresic aus der Ecke gekratzt) konnte Torgefahr erzeugt werden. Dynamo tat gleiches nur aus Standards heraus. Bei 2,3 Ecken (72.) musste Süssner sein ganzes Können aufbieten. Aber sonst war der Dynamo-Angriff ein laues Lüftchen. Aus dem Spiel bekamen sie keine Torchancen zu Stande.
So konnte dann CFC-Trainer Frank Rohde alles auf eine Karte setzten und die Defensivleute Karl und Zivic gegen die Angriffspieler Schindler und Meissner austauschen. Doch es brachte nichts ein. Zudem unernahme Schiedsrichter Keßler nichts gegen das Zeitspiel von Kresic und Co., belohnte es sogar noch mit nur einer Minute Zugabe. Besonders Ziebig verdiente sich hier Bestnoten, als er den nach einem Foul im Aufstehen begriffenen Fröhlich Sekunden vor Schluss wieder zu Boden schickte. Aber was will man von einem Spieler schon erwarten, der ein ganzes Spiel lang nur durch Fallsucht und Foulen, weniger durch Können auffällt. Doch das scheint ja in dieser Dresdner Mannschaft zum guten Ton zugehören, genauso wie permanentes Beschweren beim Schiedsrichter. Und das dies durch den oben angesprochenen Fußballgott nicht bestraft wird, ist einfach nur schwer zu ertragen.

Unter dem Strich verliert der CFC ein Spiel knapp und unglücklich, dass eigentlich keinen Sieger verdient gehabt hätte. Der CFC muss nun wieder etwas mehr in den Tabellenkeller schielen, Dynamo wahrt sich die Aufstiegschance.
Am himmelblauen Engagement gibt es wenig zu tadeln, auch wenn der ganz letzte Wille fehlte. Nur, die Qualität einen so massiven Abwehrriegel zu knacken hat das himmelblaue Team nicht. Wenn dann auch noch das Glück die Seiten wechselt, geht man halt als Verlierer vom Platz. Sei es drum, Mund abwischen, Schuhe putzen und dann wieder Siege einfahren.

Wertung: 3,5 (Ein höchstens durchschnittlicher Regionalligakick)

Beste Himmelblaue: Ahlf, Süssner, Göhlert

Pressestimmen

Freie Presse
[..] Der CFC hat gegenwärtig zwar eine Mannschaft, in der jeder für jeden aufopferungsvoll kämpft, doch zu wenig Akteure, die für den nätigen Pfiff in den Aktionen sorgen. [..]

Kicker
Dynamo bleibt im Rennen [..] Spieler wie Heidrich und Fröhlich, die früher selbst in Chemnitz kickten, hätten die "Himmelblauen" an diesem Tag gebraucht, um erfolgreich zu sein. Doch gerade in der spielgestaltenden Zone hat der CFC noch den größten Nachholbedarf. Neuzugang Taljevic mühte sich zwar, erwies sich aber wie so oft als zu eigensinnig, um bei einigen der wenigen Strafraumaktionen den besser postierenden Mitspieler zu sehen. Die jungen Rolleder und Fillinger glänzten durch wenige Einzelaktionen, ließen sich aber zunehmend von Oppitz und Langen den Schneid abkaufen.

Dresdner Neueste Nachrichten
Franke hat's gewusst: ''Fröhlich noch ganz wichtig'' [..] Mit einem schmucklosen 1:0-Auswärtssieg beim Chemnitzer FC ist Dynamo wieder zurück im Aufstiegsrennen, hat die zuvor fünf Spiele anhaltende Unentschieden-Serie beendet. [..] Die Abwehr bekam auch in den ersten 30 Minuten, als die Gastgeber mit Mumm und Tempo aber ohne die rechten Ideen anrannten, kaum Probleme. [..] Nach vorn zeigte Dynamo nur das Allernötigste.

BILD Dresden
Erstes Tor nach acht Monaten - Fröhlichs Auferstehung [..] Der kleinste (nur 1,70 Meter) Dynamo-Spieler war beim 1:0-Sieg am Ostersamstag in Chemnitz vor 8340 Zuschauern, darunter über 4000 (!) aus Dresden, der Allergrößte. Die 45. Spielminute: Es war die Auferstehung von Christian Fröhlich (26).

Dresdner Morgenpost
'Sind wieder dabei' - der Weg in Liga 2! [..] Natürlich waren die drei Punkte von Chemnitz am Ende etwas glücklich, haben aber auch gezeigt, wie die Schwarz-Gelben doch noch den Aufstieg packen können: Angesichts der Verletztenliste muss sich die Franke-Elf auf Minimalisten-Fußball beschränken.

Dresdner Morgenpost
Auferstehung von Scharz-Gelb [..] Die Dresdner Dynamos feierten auf der „Gellertwiese” an Christi Wiedergeburt ihre fußballerische Auferstehung, schlugen zum Osterfest den CFC mit 1:0! [..] Die Schwarz-Gelben gewannen zwar recht glücklich, aber insgesamt doch verdient. Der wichtigste Grund dafür ist, dass beim CFC nach vorn fast nix los ging.

26. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2003/2004
Samstag, 10. April 2004, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 8.300
Schiedsrichter: Keßler (Höhnenkirchen)
Chemnitzer FC
T Süssner
A Karl (73. SchindlerGelbe Karte)
A Ahlf
A Gillert
M Fillinger
M Zivic (80. Meissner)
M Wächtler
M Göhlert
M Taljevic
S Rolleder
S Oeiras (66. Simic)

Trainer: Rohde
1. FC Dynamo Dresden
T Kresic
A Langen
A Oppitz
A Csik (28. HellerGelbe Karte)
A KühneGelbe Karte
M Fröhlich (90. Radke)
M Wagefeld
M BeuchelGelbe Karte
M Ziebig
M Heidrich
S Jovanovic

Trainer: Franke
Tore
0:1 Fröhlich (45.)