CFC-Trainer Matthias Schulz hatte es im Programmheft gefordert: "Gegebenenfalls müssen sich eben die jüngeren Spieler beweisen, ihre Einsatzchance nutzen." Besonders die Winterzukäufe Andreas Biermann und Krystian Prymulla setzten die Forderung bestens um.
Die Chemnitzer Elf lief gegenüber der Partie in Wattenscheid umbesetzt auf 6 Positionen auf. Darunter die komplette Abwehr, die mit Ratkowski als Chef und den Manndeckern Franke und Renn in dieser Form überhaupt noch nicht gespielt hatte. Dazu gab Krystian Prymulla als rechter Läufer sein Debüt in der Regionalligaelf. Auf der linken Bahn wirbelte Andreas Biermann.
Gerade noch 2350 fanden an diesem eisigen, wechselhaften Frühlingsnachmittag noch den Weg zur Fischerwiese, darunter auch 4 Zuschauer, die der Bayer-Elf geistige Unterstützung gaben. Noch vor dem Anpfiff eine lobenswerte Geste der Mannschaft: Geschlossen lief sie auf die Fankurve zu, und bedankte sich für die Unterstützung trotz miserabler Ergebnisse. Ihnen entgegen strotzte allerdings ein Spruchband mit dem Schriftzug "Rote Karte für die Versager" und ein überdimensionaler Karton in eben dieser Farbe zierte die Südkurve.
Die ersten Minuten waren relativ belanglos. Einzig eine Schuss von Schoof ließ die Herzen der Himmelblauen Jünger still stehen und wieder schlimmstes Erahnen. Aber im Laufe der Zeit fing sich der CFC. Die offensive Ausrichtung machte sich langsam bezahlt. Rolleder gab schon mal die Richtung vor: Aber sein Sturmlauf durch die Leverkusner Abwehr wurde von dessen letzten Mann fair gestoppt, für Schiri Schriever war es eine Schwalbe und damit Gelb für den CFC-Nachwuchsmann. Nicht der letzte Aufreger über den Mann in Gelb.
Dann waren gut 20 Minuten gespielt und Andreas Biermann hatte seinen großen Auftritt. Am eignen Strafraum schnappte er sich die Kugel, spazierte damit vor der Tribüne Richtung Leverkusner Tor, immer schön auf links Außen. Im Gegensatz zu Gewohntem stoppt er nicht ab, um dann einen sinnlosen Pass in die Mitte zu spielen, sondern bringt mit dem linken Fuß eine herrlich platzierte Flanke in den Strafraum. Dort wartet Meissner und nickt zur umjubelten Führung ein.
Und der CFC setzte tatsächlich nach! Nur Minuten später, wieder Flanke Biermann von Links, allein Rolleder ist ein paar Zentimeter zu kurz, um dem Ball die richtige Richtung in die Maschen zu geben.
Rolleder musste dann mit Knöchelproblemen noch vor der Halbzeit gegen Krieg ausgetauscht werden und mit ihm blies die Heimelf zur Schlussoffensive vor der "Fuffzn".
Zunächst Freistoss für den CFC von rechts. Der Ball segelt in den Strafraum, Prymulla mit dem Scheitel, Bayer-Keeper Gillen klatscht nur ab, Meissner ist da und vollstreckt erneut. Jubel im Stadion, aber wieder Schiri Schriever in der Rolle des Buh-Manns. Sein Assi hatte eine Abseitsstellung erkannt. Nun, die TV-Bilder können es nicht restlos aufklären, aber maximal Krieg dürfte im passiven Abseitsgewesen gestanden haben.
Dennoch, Chemnitz drückte weiter. Walther noch einmal mit einem Hammer aus gut 20-25 Metern, aber Gillen war auf dem Posten - Pause.
Auch nach Wiederanpfiff zog sich der Gastgeber nicht zurück. Und die Bemühungen wurden belohnt: Tchipev mit einem Anspiel auf Christian Fröhlich, der dreht sich geschickt um Gegenspieler Coupek (gastierte mit Tschechien vor nicht ganz 2 Wochen schon einmal in Chemnitz), lässt dann noch Ewertz alt aussehen und schlenzt den Ball flach vorbei am chancenlosen Gillen ins Tor. 2:0, hochverdient.
Die CFC-Elf dachte weiterhin noch nicht daran zurück zuschalten. Fernschüsse von Biermann und Krieg brachten aber noch keinen Erfolg.
Dann langer Freistoss von Franke aus der eigenen Hälfte auf Rainer Krieg im 04-Strafraum. Mit einem schönen Lupfer überwindet er den herausgestürmten Keeper, die Zuschauer im Rund jubeln schon und der Ball springt zum Unverständnis aller am Tor vorbei. Ein Tor wäre dem heute guten Rainer Krieg zu gönnen gewesen.
Dann aber schwanden so langsam die Kräfte beim CFC. Leverkusen gab noch nicht auf und wollte das Spiel noch spannend halten. Aber die Mühen brachten nur einen Teilerfolg. Flanke von links in der 90. Minute. Schoof überspringt zwei Gegenspieler, Hiemann lenkt den Ball an den Pfosten, die Kugel prallt zurück an Hieme's Kopf, von dort an seine Hacke und dann ins Tor. Nur noch 2:1! Dabei blieb es aber auch.
Fazit: Der Chemnitzer FC scheint seine Schwächeperiode überwunden zu haben. Einsatz und Wille stimmten. Die Ausfälle wurden gut kompensiert, auch wenn die Manndecker den Bayer-Stürmern gelegentlich Freiräume boten. Biermann auf Links dürfte sich in den Stamm gespielt haben. Prymulla auf rechts hat zwar noch Reserven, dürfte aber zumindest Trainer Schulz die Entscheidung zwischen Podszus, Renn und ihm im nächsten Spiel sehr schwer machen.
Insgesamt zeigte der CFC eine solide Leistung, die durchaus zu 1-2 Tore mehr hätte führen können. Auf dieser Leistung lässt sich aufbauen, nachlegen in Essen ist erwünscht.
- Der CFC steckte den Ausfall von fünf Stammspielern (Göhlert, Bittermann, Hauptmann, Mehlhorn, Podszus) überraschend gut weg und feierte nach drei Niederlagen wieder einen Sieg. Ausschlag gebend war das größere kämpferische Engagement der Gastgeber, bei denen sich besonders die Neuzugänge Prymula und Biermann gut in Szene setzen konnten. Leverkusen spielte insgesamt zu reserviert.
Es macht riesigen Spaß in Chemnitz zu arbeiten. Ich kann nur jedem Fußballer empfehlen hier anzufangen.
