Spielbericht

29. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2001/2002
Rot-Weiß Essen
Rot-Weiß Essen
3:2
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Couragierte Leistung blieb unbelohnt

von Pierre Schönfeld

„Wir wollten hier gewinnen“ so ein sichtlich enttäuschter Matthias Schulz nach packenden 90 Minuten an der Essener Hafenstraße. Seine Mannschaft hatte ein großes Spiel geliefert und stand am Ende doch mit leeren Händen da. Da konnten auch die aufmunternden und tröstenden Worte der mitgereisten Fans nur wenig helfen.

Der Coach hatte die Mannschaft im Vergleich zum Startaufstellung gegen die Leverkusen-Bubis auf zwei Positionen verändert. Göhlert und Mehlhorn kamen für Franke und Rolleder ins Team. Und die Himmelblauen legten los wie die Feuerwehr. Gerade mal vier Minuten waren gespielt, da schnappte sich Biermann den Ball in der eigenen Hälfte und stiefelte unaufhaltsam auf der linken Seite über das halbe Spielfeld. Seine scharfe Flanke wurde vom in der Mitte postierten Meißner noch verpasst, doch aus dem Hintergrund kam Prymulla angesprintet und ließ Müller im Essener Kasten keine Chance: 1:0! Essen geschockt und der CFC machte weiter Druck. Doch dann nach 10 Minuten Freistoß für RWE aus halblinker Position und ca. 20 Metern Torentfernung. Karp trat an, der Ball flog im hohen Bogen über die Mauer und schlug im Dreieck ein. Hiemann reagierte nicht einmal, er wäre aber wohl auch so nicht an den Ball gekommen. Essen nun stärker aufkommend, besonders auffallend war das schnelle und direkte Zuspiel der Rot-Weißen. Zwei Chancen durfte Essen bis zur Pause noch verbuchen. Einmal wurde Neuzugang Achim Weber auf rechts schön freigespielt, sein Schuß ging aber weit am Kasten vorbei. Und dann musste Hiemann vor den freistehenden Baich und Wolf retten, was er aber glänzend tat. Der CFC spielte bis dato gefällig mit, allerdings ohne sich zwingende Torchancen zu erarbeiten.

Das sollte sich zu Beginn der 2. Halbzeit ändern. Wieder war es der bärenstarke Biermann, der zu einem Flankenlauf ansetzte. Seine präzise Eingabe erwischte Meißner doch dessen platzierten Kopfball kann Müller gerade noch abwehren. Nur drei Minuten später rollte die nächste Angriffswelle auf das Essener Tor. Wieder war es Biermann, der sich gegen zwei Abwehrspieler der Rot-Weißen durchsetzte und aufs Tor schoß. Müller konnte die Kugel nur abklatschen, Prymulla kam noch an den Abpraller ran, doch im letzten Moment wurde er von Weigel gestört. Aufregung unter den knapp 100 mitgereisten CFC-Fans, die sich kollektiv die Haare rauften. Das hätte doch die Führung sein müssen! Und wenn man eine 5 Maack-Phrase in diesem Bericht anbringen will, dann wohl diese: „Vergebene Chancen rächen sich“.
So war es auch diesmal. Eine Stunde gespielt - langer Diagonalpaß auf Karp, der ansonsten gute Ratkowski verpasst und Karp rennt alleine auf Hiemann zu. Satter Schuß ins linke Eck, der zweite Treffer für den Essener Stürmer. Und fast hätte es mit dem (unechten) Hattrick geklappt, denn nur 6 Minuten später bekam Essen einen Elfer zugesprochen. Weber hatte im Strafraum Renn an die Hand geköpft und Schiri Scheppe sofort auf den Punkt gezeigt. Doch Karp knallte die Pille an den Pfosten und Koens Nachschuß kratzte Hiemann aus der Ecke. Und es keimte wieder Hoffnung unter den himmelblauen Away-Supp’s auf. Denn die Himmelblauen gaben erneut Gas, man spielte nach vorn, insbesondere die linke Seite mit Fröhlich und Biermann war heute saustark. Die Rot-Weißen wurden in die Defensive gedrängt, man merkte, dass die Himmelblauen unbedingt den Ausgleich erzwingen wollten. Mehlhorn wurde jetzt offensiver und wie in seinen besten Tagen hielt er nach 79 Minuten aus 20 Metern einfach mal drauf und zwang Müller zur Glanzparade. Kurz darauf wieder Mehlhorn, diesmal mit einer weiten Flanke auf den eingewechselten Krieg und der macht das Tor! Ein fast schon orgiastischer Jubel im Fanblock. Das war er, der mehr als verdiente Ausgleich!! Doch der Jubel hielt nur ganze 4 Minuten. Dann schlug Essen eiskalt zurück. Mit einem einfachen Doppelpaß machten die Rot-Weißen die CFC-Abwehr naß und Fischer traf zum 3:2. „Das kann doch nicht wahr sein“ stöhnte es kollektiv von der Osttribüne. Da haben die Himmelblauen so aufopferungsvoll gekämpft, erzwingen den Ausgleich und dann so was. Und die Jungs probierten es noch mal, gaben sich auch nach diesem Genickschlag nicht auf, doch letztendlich blieben diese Bemühungen ohne Erfolg. Schiri Scheppe pfiff ab und die Rot-Weißen lagen sich in den Armen – wohlwissend wie viel Dusel sie heute gehabt hatten.

Als die Himmelblauen mit hängenden Köpfen und tief enttäuscht zu ihren Fans kamen wurden sie gefeiert, so als hätten sie an der Hafenstraße gewonnen. Doch auch wenn sie die Punkte letztlich nicht geholt haben, mit diesen großartigen Auftritt haben sie viel Kredit zurückgewonnen. Man mag gar nicht daran denken, wenn die Jungs diese Leistung schon eher, in den Spielen gegen Wattenscheid, Aue, Braunschweig, Münster etc. abgerufen hätten...
Trotz dieses kleinen Wermutstropfens - Danke Jungs, für eine starke Leistung!

Fazit: Der Auftritt in Essen war die beste Auswärtsleistung in dieser Saison. Daß die Himmelblauen am Ende trotzdem mit leeren Händen dastanden hatte im wesentlichen zwei Gründe, die mangelnde Chancenverwertung und die Cleverneß von Essen, die gerade nach dem Ausgleich eiskalt konterten. Aber was man vom CFC an der Hafenstraße sah macht Hoffnung – Hoffnung auf eine starke Mannschaft in der kommenden Regionalligasaison. Gerade die jungen Spieler wie ein Biermann, Prymulla, Fröhlich oder Göhlert, zudem ein Ersin und ein Ahlf in der Hinterhand, könnten das Korsett einer verjüngten und spielstarken Chemnitzer Mannschaft bilden. Diesen Umbruch sollte Schulle in den letzten Spielen dieser Saison schon mal einleiten, damit der CFC im kommenden Jahr ein gewichtiges Wort um den Aufstieg mitreden kann.

Wertung: 2, beste Auswärtsleistung der Saison.

Beste Himmelblaue: Biermann, Fröhlich, Hiemann

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Pressestimmen

Freie Presse
Chemnitzer FC einfach nicht clever genug - Wäre CFC-Trainer Matthias Schulz als neutraler Zuschauer im Essener Georg-Melches-Stadion gewesen, er hätte wohl seine helle Freude an der Begegnung gehabt. So aber konnte er kaum zufrieden in den Bus steigen und die Heimfahrt nach Sachsen antreten. Denn die Chemnitzer pflegten zwar einen konsequent offensiven Fußball, verloren am Ende aber mit 2:3 (1:1). [..] Die Abwehrarbeit nahmen die Sachsen am Sonnabend indes nicht so genau, deshalb schafften die Essener doch noch den Siegtreffer [..]

Neue Ruhr Zeitung
Sven Fischer sorgt für Happy-End - [..] In der Folgezeit gabs vor beiden Toren wenig Höhepunkte. Spielerisch lief hüben wie drüben wenig zusammen, Kampf war Trumpf. [..]

Kicker-Online
Essen siegt trotz Elfmeter-Pech - Ein äußerst hart erkämpfter Sieg der Platzherren, die so offensiv wie nie in dieser Saison ausgerichtet waren. [..] Doch das frühe Führungstor der Gäste machte einen Strich durch die Rechnung. Chemnitz spielte couragiert und ebenfalls sehr offensiv. Bezeichnend, dass bei Essen, das den Anschluss wahrte, der zweifache Torschütze Holger Karp, der dazu noch mit einem Handelfmeter am Innenpfosten scheiterte, ebenso zu den Aktivposten zählte wie sein direkter Chemnitzer Gegenspieler Andreas Biermann, der zusäzlich sehr viel für den Spielaufbau tat. Die Zuschauer kamen auf ihre Kosten, es war eines der besten Spiele dieser Saison an der Hafenstraße.

29. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2001/2002
Samstag, 13. April 2002, 14:00 Uhr
Georg-Melches-Stadion, Essen
Zuschauer: 7.818
Schiedsrichter: Scheppe (Wenden)
Rot-Weiß Essen
T Müller
A Bonan
A A. Fischer
A Weigelt
M Winkler
M S. Fischer
M Karp
M Wolf (89. Chylla)
M Koen
S Baich (52. Brinkmann )
S Weber (84. Wojcik)

Trainer: Pleß
Chemnitzer FC
T Hiemann
A Göhlert
A Renn
A Mehlhorn
M Walther
M TchipevGelbe Karte
M RatkowskiGelbe Karte (64. Krieg)
M Biermann
M Fröhlich
S Prymula
S Meissner

Trainer: Schulz
Tore
0:1 Prymula (4.)
1:1 Karp (12.)
2:1 Karp (59.)
2:2 Krieg (79.)
3:2 S. Fischer (83.)

Besondere Vorkommnisse:
Karp vergibt Strafstoß (66.)