Spielbericht

Finale - Sachsenpokal - Saison 2005/2006
VFC Plauen
VFC Plauen
0:1
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Sie haben das Feiern nicht verlernt

von Erik Büttner

Man konnte glauben, es sein ein großer Titel gewonnen worden, von den Himmelblauen, an diesem Samstagnachmittag im Plauener Vogtlandstadion. Sie tanzten vor dem Gästeblock mit knapp 1.000 Mitgereisten, sangen und jubelten, als wären sie Meister. Dabei hatten sie doch „nur“ den Sachsenpokal geholt und damit die miserabelste CFC-Spielzeit überhaupt nur etwas weichgezeichnet. Doch es war auch eine kleine Versöhnung mit den Fans, die vor allem Steffen Süssner und Yakubu Adamu feierten. Zurecht, den beide waren an diesem Tag, bzw. im ganzen Pokalwettbewerb die besten Spieler.

Dazu gesellte sich in diesem Endspiel ein 18-jähriger Bub’, der seit 14 Tagen aus dem Feiern gar nicht mehr heraus kommt: David Sieber. Der Defensivmann, der vor 14 Tagen mit der A-Jugend den Bundesligaaufstieg feierte, danach den Landespokal der A-Junioren holte, stand in Plauen in der Anfangsformation, spielte einen souveränen Außenverteidiger, riss Mannschaftskollegen wie Daniel Göhlert in dessen letzten Spiel für die Himmelblauen noch einmal mit und erzielte obendrein den Goldenen Treffer. Kurz vor dem Pausenpfiff stand er auf einmal in der Mitte ganz frei, wurde von links angespielt, legte sich den Ball zurecht und schob unhaltbar links unten zum von den Himmelblauen umjubelten 1:0 ein.

Das Tor war der Lohn für eine gute 1. Halbzeit des CFC. Die Himmelblauen hatten sich zwar in den ersten 10 Minuten noch schwer getan und riesigen Dusel, als Süssner im Herausstürmen Kunert anschoss und der Ball retour an den Pfosten klatschte (8.). Zudem knallte Plauen das Leder nach der anschließenden Ecke an die Querlatte. Dann aber war es vorbei mit der Plauener Herrlichkeit und Chemnitz dominierte die Partie von Minute zu Minute mehr. Sieber (15.), Lenk (21.), Ensrud (22.), Schumann (35.), Kunert (39.) und Adamu (42.) hatten bereits die Führung auf dem Fuß bzw. dem Kopf, die dann in der 45. Minute fallen sollte.

Der frische Schwung des VFC nach dem Seitenwechsel verpuffte schnell. Nur Risch gab ein laues Schüsschen auf Süssners Gehäuse ab (57.). Der CFC stand in der Defensive sicher und spielte gefällig nach vorn. Ein Görke-Hammer-Freistoß (61.) hätte dann auch fast das verdiente 2:0 gebracht. Auch Adamu (67.) und Wölfel (68.) waren näher am zweiten Chemnitzer Tor dran, als die Plauener am Ausgleich.

Etwa eine Viertelstunde vor Schluss kam dann Plauen nach der Drangphase des CFC noch einmal ins Spiel zurück. Doch ernstzunehmende Torchancen hatten die Hausherren nicht mehr. Zu planlos war das, was die Gelb-Schwarzen da zusammenspielten und zu sicher die mit lang vermisster Leidenschaft kämpfende himmelblaue Abwehr. Nur der kantige Reimann, mit dem Kunert zunächst noch Probleme hatte, ihn dann aber spätestens in der 2. Halbzeit völlig abmeldete, beförderte in der Nachspielzeit mit einem 15m Schuss die Herzen der CFC-Anhänger noch einmal kurz in die Hosentasche. Aber auch der Schuss ging letztlich drüber.

Und so brach gegen 17:50 Uhr im Gästeblock und im angrenzenden Tribünenbereich eine himmelblaue Jubelarie los. Verdient hatten es sich alle Beteiligten alle mal, die Spieler, weil sie zum Abschluss einer tiefschwarzen Saison noch mal gezeigt haben, dass sie das Siegen nicht verlernt haben. Und die Fans sowieso.

Mit diesem letzten Sieg kehrt nun auch etwas Ruhe ins himmelblaue Lager ein. Jetzt können alle erst einmal bei der WM entspannen und neue Kräfte für die kommende Oberligasaison sammeln, in der das Auftreten im DFB-Pokal sicher ein Höhepunkt wird. Den 9./10. September kann man sich hierfür schon mal vormerken...

Wertung: 3 (Unterhaltsames Pokalfinale auf Oberliganiveau)

Beste Himmelblaue: Adamu, Sieber, Baumann, Ensrud

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Pressestimmen

Freie Presse
Die "Prügelknaben" frenetisch gefeiert [..] . Der Sekt spritzte, die Spieler tanzten im Kreis und die 1000 mitgereisten Fans feierten ihre Lieblinge, als hätten diese nicht gerade für die schwärzeste Saison sondern für eine Sternstunde in der Vereinsgeschichte gesorgt. Doch wer mochte es den leidgeprüften Anhängern auch verdenken. Endlich mal die eigene Mannschaft bejubeln, wann gab es denn zuletzt Gelegenheit dazu ...?

Freie Presse Chemnitz
"Das war für jeden von uns eine Befreiung" [..] Nach einer Saison des Schreckens hat sich der Chemnitzer FC zum Abschluss noch ein Erfolgserlebnis verschafft. Rund 1000 mitgereiste Fans feierten den 1:0-Sachsenpokalsieg in Plauen wie den Gewinn der Champions League. [..] Das CFC-Projekt "Jugend forscht" - die Hälfte der in Plauen eingesetzten Spieler war 20 Jahre und jünger - hatte sich den Einzug in den DFB-Pokal gesichert. [..] "Die Art und Weise, wie sich die Mannschaft verkauft hat, war sehr positiv", schätzte Vorstandsvorsitzender Frank Kapp ein. Jetzt wolle man so schnell wie möglich aus der negativen Stimmungslage herauskommen. "Der heutige Sieg war ein Meilenstein", so Kapp, der die Truppe am Abend zur Pokalparty ins Einsiedler Brauhaus einlud. Man habe gegen eine Spitzenmannschaft der Oberliga gespielt. "Insofern war das ein Gradmesser für uns", sagte der Vorstandschef.

Finale - Sachsenpokal - Saison 2005/2006
Samstag, 03. Juni 2006, 16:00 Uhr
Vogtlandstadion, Plauen
Zuschauer: 4.148
Schiedsrichter: Walther (Zwickau)
VFC Plauen
T Schmidt
A Pietsch (54. Gillert)
A Noll
A Fahrenholz (72. Schluch)
M SchulzeGelbe Karte (76. Stiefel)
M Hölzel
M DashiGelbe Karte
M Böhme
M Risch
S Zapyshnyi
S Reimann

Trainer: Vogel
Chemnitzer FC
T Süssner
A KunertGelbe Karte
A BaumannGelbe Karte
A EnsrudGelbe Karte
A Sieber
M Wölfel (90. Jazwinski)
M Görke
M Göhlert
M SchumannGelbe Karte (75. BeckerGelbe Karte)
M Adamu
S LenkGelbe Karte (85. Schlosser)

Trainer: Müller
Tore
0:1 Sieber (45.)