Bitti mit Köpfchen
von Ronny Licht
Das Spiel in Erfurt - es war der wichtigste Auswärtssieg seit langem. Denn im Steigerwaldstadion hat die Mannschaft gezeigt, daß sie gewinnen WILL. Und das auf dem Platz auch zeigt. So begann die Truppe der Himmelblauen auch: agressiv, kompromißlos, offensiv. Und schon nach 15 Minuten war der Gästeblock mit 400 Fans ein himmelblaues Freudenknäuel: Nach einer Ecke von Alexander Tetzner erzielte Torsten Bittermann mit einem Powerkopfball das 1:0. Ab der 34. Minute spielte der CFC gegen zehn Mann: Milos Nedic hatte Jörg Schmidt brutal gefoult - Rot! Weitere Chancen durch Jens König (20.) oder Mirko Ullmann (35., 43.) nutzten die Chemnitzer nicht. Das rächte sich Sekunden vor dem Halbzeitpfiff: Ulf Mehlhorn attackiert Denis Koslov nur halbherzig, der schiebt auf Piet Schönberg - der strohblonde Erfurter zieht ab - 1:1. Antonio Ananiev konnte nichts machen, ihm war die Sicht verstellt.
Nach der Pause versuchte der CFC, mit spielerischen Mitteln die 10-Mann-Abwehr der Thüringer zu knacken. Doch nach einer Viertelstunde hatten es die Kicker kapiert - sie mußten nicht nur spielen, sondern auch kämpfen. Das taten sie, der Lohn in der 66. Minute: Alexander Tetzner zog aus zehn Meter unhaltbar ab, drosch den Ball unter die Latte - 2:1. Danach kamen aber unerklärliche Nerven-Schwächen auf: Immer wieder hatte Erfurt Chancen, Chemnitz verlegte sich aufs Kontern. Und die Himmelblauen vergaben zum Ärger von Christoph Franke 4 hundertprozentige Chancen in der Schlußviertelstunde: Latte (Wienhold), Außenpfosten (Kunze), Außennetz (Liebers), vorbei (Jörg Schmidt). In der 86. Minute sah der Rot-Weiße Jens Große noch Gelb-Rot. Als Schiri Melms nach 93 Minuten endlich abpfiff, fielen Tonnen von Steinen von den Herzen der Fans und der Mannschaft.
Fazit: Die katastrophale Chancenverwertung trübte ein bißchen das Bild vom vierten Auswärtssieg der Saison. Andere, bessere Mannschaften bestrafen sowas auch zu neunt und drehen das Spiel noch um. Die Spieler müssen ihre Nerven einfach bis zum Abpfiff im Zaum halten, konzentrierter die Chancen verwerten. Denn schon gegen Aue wird´s wohl wesentlich schwerer als in Erfurt. Positiv: der unbedingte Siegeswillen, den Wortführer wie Jörg Schmidt oder Thomas Laudeley an den Tag legen. Was mir seit geraumer Zeit ebenfalls auffällt: Das Verhältnis der Mannschaft zu den Fans ist wieder besser geworden. In Erfurt grüßte die komplette Mannschaft vor dem Spiel, einige Spieler liefen dabei sogar erstmal in Richtung Gästeblock, bevor sie vor die Erfurt-Kurve in die eigene Hälfte trabten. Auch nach dem Spiel wurde ausgiebig mit den Kickern vor dem Block gefeiert. Die Fans dankten es mit einem 12 Quadratmeter großen, himmelblauen Herz aus Folie - ein optisches Schmeckerchen.
Wertung: 2 (Die Zuschauer sahen ein gutklassiges Regionalligaspiel, welches bis zum Schlußpfiff spannend blieb. Das lag einerseits daran, daß sich Erfurt auch mit 10 Mann nie aufgab und andererseits die Himmelblauen einige Hundertprozentige versiebten)
Beste Himmelblaue: Laudeley, Tetzner, Jörg Schmidt
Pressestimmen
Freie PresseWenig Lob für die erfolgreiche Elf.
Morgenpost am SonntagDritter Sieg in Folge! Matchwinner, Tetze.
BILDVierter Auswärtssieg für den CFC! Doch Trainer bekam Wutanfall
KickerDie Gäste dominiert von der ersten Minute an, waren spielerisch eindeutig überlegen [..] Erstaunlicherweise stockte in Überzahl plötzlich deren Spielfluß.