Spielbericht

7. Spieltag - Oberliga Nordost-Süd - Saison 2006/2007
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
1:0
FV Dresden-Nord
FV Dresden-Nord

Arbeitssieg am nicht gerade besten Tag

von Erik Büttner

Es scheint, als wolle der Chemnitzer FC seinen Fans zumindest in den Heimspielen stets bis zum Abpfiff spannende Spiele bieten. Das schwer erarbeitete 1:0 gegen den FV Dresden-Nord war schon das 3 Heimspiel in Folge, das mit nur einem Tor Unterschied gewonnen wurde und deshalb auch wieder bis zum Schlusspfiff eine Zitterpartie war.

Becker mußte nach 2xGelb vom PlatzDaher kam der finale Pfiff des guten Schiedsrichters René Hammer aus Ranis nach 93 gespielten Minuten auch erlösend für die himmelblauen Fans und Spieler. Denn die letzten Minuten davor brachten die Dresdner "Nordlichter" den CFC noch mal ganz schön ins schwitzen. Und diese Zittereinlage war wieder einmal völlig unnötig. Mit etlichen guten Chancen über die gesamte Partie hinweg, hätte die Hausherren vor 2.510 Zuschauern auf der Fischerwiese schon viel früher den Sack zubinden können. Doch vor allem Marcel Schlosser fiel in dieser Begegnung besonders durch das Vergeigen von Großchancen auf. Aber Schlosser war es auch, der das entscheidende Tor für sich verbuchen konnte. Als in der 61. Spielminute aus einem schier unendlichen Gewusel aus einem Dutzend Chemnitzer und Dresdner Spielern plötzlich der Ball über die Torlinie trudelte, war Schlosser der Mann, der dem Leder den finalen Impuls dazu versetzt hatte. Die Erleichterung dürfte vor allem beim Torschützen selbst riesengroß gewesen sein. Denn Schlosser hatte keinen besonders guten Tag erwischt.

Bereits in der 7. Minute hätte der junge Angreifer des CFC zum Held werden können. Angespielt von Sturmpartner Kellig, lief Schlosser auf FV-Torwart Alexander Moritz zu, legte sich dann aber den Ball zu weit vor, so dass der Dresdener Schlussmann keine Mühe hatte zu klären. Gleiches wiederholte sich in der 89. Minute, als der für den blassen Kellig eingewechselte Tomoski sich bei einem Konter schön auf der linken Seite durchgesetzt und quer auf Schlosser gelegt hatte. Doch der 19-jährige schoss flach - anstatt zu lupfen - und darum konnte sich der herausgeeilte Nord-Torwart Moritz erneut auszeichnen.

Doch Schlosser war nicht der einzigste Himmelblaue, der einen nicht so guten Tag erwischt hatte. Eigentlich war das bei fast jedem CFC-Spieler so. Die 11 zeigten sich zwar alle durchweg bemüht, doch irgend eine unsichtbare Kraft schien sie zu hemmen. Das äußerte sich dann darin, dass das frische Offensivspiel der letzten (Heim-)Begegnungen nicht statt fand und die meisten Aktionen irgendwie verkrampft wirkten. Dazu kam, dass Dresden-Nord vor allem in der 1. Halbzeit auf "Zerstören" programmiert war und es so dem Chemnitzer FC noch schwerer machte. Trotzdem hatten die Platzherren - wie schon angerissen - genügend gute Torchancen: Die genannte Möglichkeit von Schlosser aus der 7. Minute, dazu Kellig und Schlosser, die nach einer Ecke (17.) jeweils an "Linienstehern" im Dresdner Tor scheiterten, Schumann mit einem leicht zu haltenden Freistoß (36.), Baumann mit einem Kopfball an die Querlatte (37.), Kellig mit einem Gewaltfreistoß (43.) - bemerkenswert hier: Kellig schoss, weil Trainer Müller den eigentlich schusswilligen Schumann wegschicken ließ - sowie Schumann, Bachmann und Schlosser aus dem Gewühl heraus (57.).

Hätte nur einer getroffen, wäre es wohl ein entspannter Nachmittag geworden. Doch so wurde Dresden-Nord zunehmend stärker und verbreitete zum ersten Mal in der 34. Minute Angst und Schrecken im Stadionrund. Die CFC-Defensive hatte gehörig gepennt. Und so sah sich Baumann allein den ihm entgegenstürmenden Hecht und Töppel gegenüber. Doch Töppel verpeilte sich zum Glück für Chemnitz etwas und so ging sein flacher Schuss nur ans Außennetz - normalerweise ist dies das 0:1. Die Chance, den CFC richtig in Probleme zu stürzen, vergaben dann die Gäste vor Schlossers 1:0 noch 2 weitere Mal. Eine Flanke von Töppel auf Dietz konnte Sieber mit einer riskanten Aktion nur wenige Meter vor dem Tor noch vereiteln (54.). Und Hechts Distanzschuss landete nur im Außennetz (55.).

Dass es auch nach der Führung für den CFC kein ruhiger Nachmittag wurde, lag unter anderem auch an Tobias Becker. Der hatte nach einem taktischen Foul, dass er nach Vertendeln des Balls von Schumann begehen musste, schon Gelb kassiert. Nur 2 Minuten nach dem Führungstor holte er erneut, diesmal aber überflüssig seinen Gegner hart von den Beinen und sah dafür zurecht Gelb-Rot. Chemnitz versuchte zwar weiter, eher das 2. Tor zu erzielen, statt nur das 1:0 zu verteidigen. Doch nachdem Devoli und Bachmann durch Tomoski und Sinaba ersetzt worden waren, lief in der Offensive bis auf oben genannte Möglichkeit in der 89. Minute nicht mehr viel zusammen.

Erlösender Jubel nach dem SchlußpfiffChemnitz' Glück war es, dass Dresdens Ivo Kostadinov mehr mit Schiedsrichter Hammer als mit dem Spiel beschäftig war und das auch noch, als er bereits für sein Meckern mit Gelb bedacht worden war. In der 83. Minute kassierte er dann die 2. Gelbe Karte für seine Meckerarien, womit die Spielerzahlen beider Teams wieder ausglichen waren. Und so konnte sich der CFC auch noch die letzten 10 Minuten dem immer größer werdenden Druck der Landeshauptstädter widersetzen, mal mit Glück, mal mit Verstand. Da half es dem FV auch nichts mehr, dass Torwart Moritz in der Nachspielzeit noch im CFC-Strafraum mit rumturnte. Die Punkte blieben in Chemnitz und die Festung Fischerwiese auch im 3. Oberligaheimspiel uneinnehmbar (übrigens das erste Mal ohne Gegentor).

Doch für den Sieg war viel harte Arbeit nötig. Der FV Dresden-Nord zeigte sich zum einen stärker, als ihn wohl viele erwartet hatten. Zudem schien die Niederlage von Halle doch noch ein paar Spuren hinterlassen zu haben. Größtes Problem des CFC bleibt auch weiterhin die Defensive. Es fehlt ganz klar ein Organisator, der Ordnung in die Abwehrreihe bringt. Viel zu oft schaffen es die gegnerischen Angreifer sich im Rücken der Verteidiger von dannen zu schleichen. Und damit wird jede Flanke zu einer großen Gefahr für das himmelblaue Tor, zumal die Luftraumbeherrschung nicht gerade eine Spezialität von CFC-Torwart Sebastian Klömich ist.
Bleibt für das anstehende Spiel gegen den FC Sachsen Leipzig zu hoffen, dass der Sieg die letzten "Hallenser Blockaden" gelöst hat und die himmelblauen Männer wieder frisch aufspielen werden. Eines dürfte aber sicher sein, ein solch emotionsloses Gekicke, wie vor allem zwischen der 30 Minute und der Pause, wird es gegen die "Chemiker" nicht geben. Dafür werden die Zuschauer in diesem brisanten Derby schon sorgen...

Wertung: 4 (Ein verkrampftes, wenn auch am Ende spannendes Oberligaspiel)

Beste Himmelblaue: Devoli, Bachmann

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7. Spieltag - Oberliga Nordost-Süd - Saison 2006/2007
Samstag, 30. September 2006, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 2.510
Schiedsrichter: Hammer (Ranis)
Chemnitzer FC
T Klömich
A Kunert
A Baumann
A Thönelt
A SieberGelbe Karte
M Bachmann (79. WölfelGelbe Karte)
M BeckerGelbrote Karte
M Schumann
M Devoli (73. Sinaba)
S Kellig (75. Tomoski)
S Schlosser

Trainer: Müller
FV Dresden-Nord
T Moritz
A Töppel (66. Balatka)
A KlippelGelbe Karte
A Georgi
M Hecht (66. Hoppadietz)
M KostadinovGelbrote Karte
M DietzeGelbe Karte
M Scholze
M R. De Hurbal (75. Göschick)
S Pfeffer
S Jugo

Trainer: Gaunitz
Tore
1:0 Schlosser (61.)