Spielbericht

Achtelfinale - Sachsenpokal - Saison 2002/2003
SSV Markranstädt
SSV Markranstädt
1:5
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Manchmal hilft nur Rot

von Erik Büttner

Donnerstag, Tag der deutschen Einheit, 13:56 Uhr: Schiedsrichter Nixdorf aus Dresden gibt den Ball für die Achtelfinalbegegnung im sächsischen Landespokal frei. Der Himmel ist komplett mit Wolken behangen. Es regnet aber nicht, noch nicht. Trotzdem haben sich 1200 Zuschauer im kleinen, feinen "Stadion am Bad" eingefunden. Etwa ein Drittel davon ist aus dem fernen Chemnitz angereist und hat sich auf den Dammsitzen der Gegengerade breitgemacht. Das "sachliche und ruhige" Heimpublikum (vgl. Vorbericht) verteilt sich größtenteils auf die schmucke Tribüne. Vom benachbartem Festgelände (90 Jahre SSV Markranstädt) schallte unüberhörbar Jahrmarktsmusik, die glücklicherweise während der ersten Halbzeit mal kurz verstummt.
Der CFC trat dem Landesligisten ohne den verletzten Tchipev gegenüber. Dafür waren unerwartet die bis dato ebenfalls verletzten Zedi und Vesovic mit von der Partie. Trainer Schulz hatte also sein bestes Aufgebot ins Rennen geschickt - zeigt auch, wie wichtig den Himmelblauen dieser Wettbewerb ist.
Das Spiel begann wie zu erwarten mit einem dominanten CFC. Bis zur 17 Minute war Hiemann der einzigste Spieler, der die Spielfeldhälfte des schon CFC gesehen hatte. Dafür hatte Meissner mit einem direkten Freistoß schon die Festigkeit der Markranstädter Querlatte geprüft und Biermann 2x den Ball knapp übers Gehäuse gesetzt.
Nach etwa 20-25 gespielten Minuten wurden dann die ersten CFC-Fans von den dunklen Erinnerungen an das Pokal-Aus des Vorjahres in Bischhofswerda beschlichen. Zu ähnlich lief das Spiel. Die Gäste rannten gegen eine Neun-Mann-Mauer der Hausherren an ohne zum Torerfolg zu kommen.
Doch Rudi Zedi erlöste in der 27. Minute die etwa 400 mitgereisten aus der Nichl-Stadt. Nach einem zur Ecke geklärten Freistoß steigt der Defensivspezialist am höchsten und nickt den Ball in die Maschen. Jubel und Erleichterung beim himmelblauen Anhang. Der Rest der ersten Halbzeit verlief in relativer Langeweile. Lediglich Göhlert konnte mit einem Solo und einem anschließenden von Krieg noch gefährlich abgefälschtem Walther-Schuss noch einmal für einen kurzen, lichten Moment sorgen.
Insgesamt eine dürftige Vorstellung des Regionalligisten bisher. Gegen einen Landesligisten, der absolut nichts entgegenzusetzen hatte, durfte man viel mehr erwarten. Vor allem spielerisch kam wieder einmal mehr nur sehr wenig. CFC-Trainer Matthias Schulz sah das ein wenig anders: "Wir haben den Gegner von Anfang an schön unter Druck gesetzt und ihn somit keine Zeit und keinen Raum geboten sich zu entfalten. Lediglich die vielen Ballverluste in der Offensive müssen wir in den kommenden 45 Minuten abstellen."
In der Halbzeit besann man sich dann auch im Festzelt wieder der Musik und von da an wurden die Zuschauer wieder mit feinster Jahrmarktsmusik (der gleich wie schon zu Spielbeginn) bedudelt. Während der Pause auch noch im Duett mit dem Melodien aus den Stadion-Lautsprechern. Eine Mutprobe für die Ohren. Jedenfalls schien das Zelt damit aber eine magische Anziehungskraft auf einen Teil der Chemnitzer Fans auszuüben. Denn eine himmelblaue Polonaise zog nun durch und um das Festzelt.
Die zweite Hälfte des Spiels begann dann mit reichlich Aufregern. Zwei Minuten waren gespielt, da startet plötzlich der Markranstädter Stürmer Martin Werner nach einem Pass aus dem Mittelfeld durch. Die CFC-Abwehr beruft sich auf Abseits (es war zumindest auch passives!), doch der Schiri-Gehilfe an der Linie sieht das anders bzw. gar nicht. "Der Spieler war klar im Abseits und das muss der Assistent auch sehen. Allerdings spielen wir da auch zu risikoreich, das müssen wir verbessern.", beurteilte Matthias Schulz die Situation im nachhinein. So sieht sich Hiemann nun 1 zu1 dem heranstürmenden Werner gegenüber und lädt ihm vorm Strafraum zu einem Foul ein. Der Markranstädter Stürmer nimmt das Geschenk auch gerne an und Hiemann fliegt (zu recht!) vom Platz. Minuten der Diskussion vergehen, Süssner wird für Krieg eingewechselt und der Freistoß bringt nichts ein.
Gut 5 Minuten später auf der Gegenseite: Meissner bringt einen Pass in den Strafraum, Gewühl und schließlich Ecke. Die Eckballflanke segelt in den Strafraum, der Torwart hat den Ball, ein Pfiff, ein Aufschrei und wilde Proteste der Markranstädter. Das einst so "sachliche und ruhige" Markranstädter Publikum warf nun doch teils recht rustikale Begriffe auf das Grün. Schiri Nixdorf jedenfalls wollte ein Klammern an Mehlhorn gesehen haben. Dem muss wohl auch so gewesen sein, denn Mehlhorn bedankte sich dafür bei seinem Gegenspieler mit einem Fußtritt nach hinten und kassierte dafür Gelb. Walther berührte die ganze Aufregung herzlich wenig und drosch den Ball zum 2:0 ins Netz.
Und siehe an, auf einmal konnten die Chemnitzer trotz eines Mannes weniger Fußball spielen. Allerdings auch dank der Tatsache, dass der gastgebende SSV jetzt alles nach vorn warf und somit den Himmelblauen viel Raum bot. Matthias Schulz nach dem Spiel: "Das Spiel in Unterzahl hat mir sehr gut gefallen. Es haben sich alle gut bewegt und angeboten.". Zunächst nutze Demir die günstige Gelegenheit. Er schnappte sich den Ball im Mittelfeld, spazierte dann ungehindert durch die entblößte Abwehr der Rand-Leipziger und schob den all unter gütlicher Mithilfe des Innenpfostens ins rechte untere Eck. 62 Minuten waren gespielt und der himmelblaue Anhang jetzt oben auf.
Nur 180 Sekunden danach: Mehlhorn zieht einfach mal aus 25 Metern ab, SSV-Torwart Gödt kann den Ball nicht festhalten und Demir bedankt sich in der Mitte völlig freistehend für das Abstauber-Tor. Die Messen waren gelesen und es war Zeit für eine kleine Ingo-Walther-Einlage: Um den Ball ins Seitenaus geschossenen Ball von den CFC-Fans wieder zubekommen, musste er erst Autogramme geben. Die himmelblauen Anhängern honorierten es mit "Ingo-Walter-Fußballgott".
Das Spiel hingegen verflachte wieder. Der CFC sparte nun mit den Kräften für die schwere Partie gegen Osnabrück am Sonntag. Die Markranstädter nutzen die Chance und markierten durch Ledwoch 10 Minuten vor Ultimo den Ehrentreffer. Der CFC-Trainer haderte in dieser Situation mit seiner Abwehr: "So leichtsinnig dürfen wir den Gegner trotz 4-Tore-Vorsprung nicht zum Erfolg kommen lassen.!".
Inzwischen war beim CFC Guido Jörres gekommen und lief damit zum ersten mal für die Himmelblauen in einem Pflichtspiel auf. Und so schlecht sah es nicht aus, was er da nach seiner langen Verletzung anbot. Man darf jedenfalls guter Hoffnung sein, dass er eine wichtige Stütze in der Mannschaft wird.
Ach ja, der CFC durfte schließlich auch noch einmal Jubeln. Nach schöner Vorarbeit von Guido Jörres landet der Ball, abgeblockt von der Markranstädter Verteidigung, bei Andi Biermann. Der haut fast etwas lustlos an den Ball und zur Überraschung aller landet die Kugel im rechten unteren Tor-Eck. Endstand damit 5:1 für den Favoriten aus Chemnitz.
Fazit: Insgesamt war es trotz der 5 Tore eine recht schwache Vorstellung des Regionalligisten. Der Gastgeber war in keiner Phase des Spiel dem CFC ebenbürtig und deshalb darf man einfach mehr von den Himmelblauen erwarten. Gerade im spielerischen Bereich war es einmal mehr ein Offenbarungseid. Viele Fehlpässe und Stockfehler prägten das Spiel. Soll es mit dem dringend benötigten Sieg gegen den VfL Osnabrück etwas werden, muss sich Trainer Schulz etwas einfallen lassen. Besonders Meissner stellte wieder den Beweis an, das er auf der rechten Seite mit seiner Aufgabe völlig überlastet ist, selbst gegen einen Landesligisten.
Unterm Strich zählt aber nur das Ergebnis und das ist mit dem Einzug ins Viertelfinal durchaus positiv.

Wertung: 4 (trotz der 6 Tore ein langweiliger Kick)

Beste Himmelblaue: Jörres, Zedi, Demir

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Pressestimmen

Freie Presse
Rote Karte für Hiemann"
"[..] Vor 950 Zuschauern konnten die Rand-Leipziger allenfalls bei Fehlern des Favoriten Akzente setzen. [..] Nachdem der CFC trotz Überlegenheit bis zur Pause nur 1:0 führte, fiel die Vorentscheidung mit dem 2:0(54.) durch einen umstrittenen Foulstrafstoß, den Walther verwandelte. Demir machte danach mit einem „Doppelschlag“ alles klar.

Leipziger Volkszeitung (LVZ)
Trotz Moral untergegangen"
"[..] Im heimischen Stadion am Bad ließen sich die Blau-Weißen vor 1200 Zuschauern (neben knapp 1000 zahlenden Fans kamen diesmal viele mit Freikarten) in die Defensive drängen und konnten sich kaum aus der eigenen Hälfte befreien. Folgerichtig erzielte Rudolf Zedi in der 25. Minute das 0:1. [..] In Überzahl fanden die Hausherren zwar besser ins Spiel, konnten sich aber keine klaren Möglichkeiten erarbeiten. [..] Die Gastgeber steckten trotz des deutlichen Rückstands nicht auf und kamen in der 80. Minute zum verdienten 1:4-Anschlusstreffer. [..]

Trainerstimmen

Uwe Ferl in der LVZ
Meine Jungs haben nicht umgesetzt, was wir besprochen haben. Trotzdem: Ohne den mysteriösen Elfmeter hätten wir die Partie vielleicht drehen können.

Achtelfinale - Sachsenpokal - Saison 2002/2003
Donnerstag, 03. Oktober 2002, 14:00 Uhr
Stadion am Bad, Markranstädt
Zuschauer: 1.200
Schiedsrichter: Nixdorf (Dresden)
SSV Markranstädt
T Gödt
A Bittner
A Scholze
A Krosse
A Kipping
M Rederer (66. Lehrke)
M Ledwoch
M Seik (46. Marsand)
S Werner (88. Bannert)
S Rosenkranz
S Simon

Trainer: Ferl
Chemnitzer FC
T HiemannRote Karte
A Göhlert
A Vesovic (65. Jörres)
A MehlhornGelbe Karte
M Meissner
M Zedi
M Walther
M Biermann
M Mboma (78. Lenk)
S Krieg (48. Süssner)
S Demir

Trainer: Schulz
Tore
0:1 Zedi (27.)
0:2 Walther (57./Elfer)
0:3 Demir (62.)
0:4 Demir (65.)
1:4 Ledwoch (82.)
1:5 Biermann (87.)