Vorbericht

24. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2005/2006
FC Carl Zeiss Jena
FC Carl Zeiss Jena
3:1
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Der CFC als Außenseiter beim gedeihenden Aufsteiger aus Ost-Thüringen...

von Timo Görner (Gegner) & Erik Büttner (Reisetipps)

...denn während unsere himmelblauen Helden oder Diebe - ja nachdem - gegen den Abstieg kämpfen müssen, lockt den Aufsteiger von den Kernbergen nach glücklosen Jahren in der Oberliga sogar das Comeback in Liga 2.

Der FC Carl Zeiss 2005/2006 bislang:
In der Startphase der Saison hieß es „verkehrte Welt“ bei den Jenensern. Bis Spieltag 9 wurden 3 der 4 Gastspiele überzeugend gewonnen (Wuppertal, Berlin, Chemnitz jeweils 3:1) und in Osnabrück ebenfalls, wenn auch erst „in letzter Sekunde“, gepunktet (2:2). Dagegen schwächelten die Thüringer zu Hause und gewannen erst im vierten Anlauf (Wattenscheid 1:0). Zuvor gab es nur ein Remis gegen Leverkusen II (1:1) und zwei ärgerliche Niederlagen gegen Münster (0:1) und Kiel (0:2). Rot-Weiß Essen beendete die Auswärtsserie der Blau-Gelben in Runde 10 (2:1).
Bis zum Jahreswechsel bestätigte der Aufsteiger seine enorme Auswärtsstärke. 3 der folgenden 5 Begegnungen auf Reisen wurden in Folge siegreich gestaltet (St. Pauli 2:1, Bremen 2:0, Emden 2:1) bevor Düsseldorf und Leverkusen II (jeweils 2:1) den Jenensern die Punkte abnahmen. An den Kernbergen zeigte man sich fortan stark verbessert. Nur der Wuppertaler SV (2:1) konnte noch siegen, ansonsten wurden 4x die Gegner geschlagen, u. a. Erzrivale FC Rot-Weiß Erfurt nach einer überzeugenden und souveränen Vorstellung (2:0). Chancenlos war auch Zweitligaabsteiger Oberhausen (4:1). Gegen den Aufstiegsfavorit VfB Lübeck holte Jena ein Remis (0:0).
Am 10.12.2005 gegen 15.50 Uhr waren von den vermutlich erforderlichen 42 bis 43 Zählern für den Klassenerhalt als Saisonziel bereits derer 36 eingefahren. Der Abstiegsplatz 15 war bereits 17 Punkte entfernt, Aufstiegsplatz 2 dagegen nur 6 Zähler. Rang 8 blieb die schlechteste Platzierung, dafür wurde gleich 2x ein Startplatz für die 2. Bundesliga eingenommen (2.).
Die Rückkehr aus der Winterpause gestaltete sich optimal. Die starken Berliner von Hertha II wurden ein zweites Mal geschlagen, diesmal sogar noch deutlicher (4:1). Die folgende Revanche in Münster für die unnötige Heimniederlage vom Sommer 2005 fiel dann jedoch der Witterung zum Opfer.
Lohn für die solide sportliche Leistung ist bislang Platz 4 mit 5 Zählern auf den ersten Aufstiegsplatz (39). Carl Zeiss stellt den mit Abstand besten Aufsteiger beider Regionalligen. Bei den platzbauenden Gemeinschaften stellt man mit 6 Siegen, 3 Niederlagen sowie 2 Remis (17:10 Tore) das achtbeste Kollektiv. Wobei zuhause nur ein der letzten 8 Heimbegegnungen verloren ging und 6 Spiele gewonnen wurden. Das Attribut „heimstark“, wie es alte Tradition beim FC Carl Zeiss war, hat man sich also zurückerobert. Auswärts sieht es sogar noch besser aus. Nur Hertha BSC II (ebenfalls 19) und Holstein Kiel (22) waren besser. Stark ist mit 20 Treffern in 10 Spielen die Torausbeute. Insgesamt wurden 37 Tore markiert und die drittbeste Offensive gestellt, 24 Gegentore sind auch noch solide (4 Mannschaften besser).
Im Thüringen-Pokal steht Jena im Halbfinale nach knappen Siegen im Achtelfinale (ZFC Meuselwitz 2:1 n. V.) und Viertelfinale bei Rot-Weiß in Erfurt (4:2 n. V. u. E.). Mögliche Gegner im Halbfinal sind nun Oberligist VfB Pößneck, Landesligist Wacker Nordhausen sowie der Sieger aus der Partie 1. FC Gera 03 - Eintracht Sonderhausen. Carl Zeiss gilt somit als haushoher Favorit auf den Pokalsieg.

Gewinner der Saison bislang:
Die etatmäßige Nummer 2, Christian Person (25) profitierte von der schweren Verletzung der Nummer 1 (Daniel Kraus, Kreuzbandriss) und ist seit Spieltag 7 im Kasten gesetzt. Mit Ralf Schmidt (20, Mittelfeld) behauptete sich ein junger Spieler in der Regionalliga wie auch Tobias Werner (20, Mittelfeld).

Verlierer der Saison bislang:
Der Bosnier Faruk Hujdurovic (35, Abwehr) verpasste im Abschlusstraining vor dem letzten Spiel der Herbstrunde in Leverkusen Teamkollege Andreas Keil eine Kopfnuss und wurde vor dem Jahreswechsel entlassen. Zuvor war er gesetzt. Er wechselte zum mittlerweile insolventen Tabellenletzten der Regionalliga Süd 1. FC Eschborn. Torjäger und Aufstiegsheld Manuel Endres (26) kam nur noch zu 5 Kurzeinsätzen und spielt mittlerweile bei Oberligist Hallescher FC. Der Bundesliga erfahrene Michael Bochtler (30, Abwehr) mit entsprechender Praxis in Stuttgart (VfB) von 1993 bis 1998 kam bislang nur sporadisch zu Kurzeinsätzen. Stammkeeper Daniel Kraus (21) verlor durch seine schwere Verletzung (Kreuzbandriss) seinen Stammplatz an Christian Person.

Der Trainer:
Heiko Weber (40) genießt durch den sportlichen Erfolg und die konsequente (erfolgreiche) Arbeit mit jungen Spielern (z. B. Werner, Schmidt) das Vertrauen der Vereinsführung, der Spieler und der Fans. Weber wird bestens von Olaf Holetschek (37) als Sportlichen Direktor unterstützt.

Straße der Besten:
Nummer 1 im Tor ist Christian Person (25). Gesetzt in der Abwehr war vor seinem Rauswurf Hujdurovic. Etabliert sind außerdem der Ex-Auer Holger Hasse (28) und Kapitän Torsten Ziegner (28) neben dem erfahrenen Polen Krzysztof Kowalik (34). Im nominellen Mittelfeld konnten Ralf Schmidt (20), Tobias Werner (20), Alexander Maul (29) sowie „Oldie“ Ronny Thielemann (32) ihren Trainer in der Regel für die Berufung in die Anfangself überzeugen. Dazu drängt mit Felix Holzner (20) ein weiterer noch junger Spieler in die Stammformation der Regionalligamannschaft. Im Angriff ist der Ex-Magdeburger Sebastian Hähnge (27) mit 12 Toren in 21 Spielen die Nummer 1 - nicht nur in Jena, sondern gemeinsam mit Thomas Reichenberger (Osnabrück) auch in der Staffel insgesamt. Schon deutlich dahinter liegt Kollege Mark Zimmermann (31, 6 Treffer). Hinter beiden kämpft Fiete Sykora (23) um den Sprung in die Stammelf (5 Tore).

Delegierungen seit dem Hinspiel:
Neben dem eher unfreiwilligen Abgang von Hujdurovic gab es 3 Zugänge in der Winterpause. Stefan Kühne (25, Mittelfeld) kam von Holstein Kiel, wo er sich in 1,5 Jahren nicht dauerhaft durchsetzen konnte, Kevin Schlitte (24, Mittelfeld) kam aus der Oberliga vom VfB Germania Halberstadt an die Saale. Für den Angriff wurde „Wandervogel“ Michael Anicic (31, Serbien) verpflichtet. Für ihn ist der FC Carl Zeiss seit 1992 bereits die 11. Station. Angefangen als bejubelter Jungstar bei Eintracht Frankfurt von 1993 bis 1996 (37 Spiele, 5 Tore) über Stationen in Österreich (SV Ried, Grazer AK), Israel (Hapoel Haifa), SC Freiburg und Engagements wieder in Hessen (FSV Frankfurt, Darmstadt 98, 1. FC Eschborn). Eschborn war auch die letzte Station vor dem Abflug nach Thüringen.
Abgänge waren auch zu verzeichnen, die sich abgesehen von Hujdurovic sportlich nicht etablieren konnten. Carsten Paulick (25, Mittelfeld) kehrte nach Plauen zurück. Stürmer Visar Rushiti (29, Albanien) spielt jetzt bei Süd-Regionalligist Bayreuth. Der Serbe Miroslav Jovic (34, Sturm) trat nach 5 verdienstvollen Jahren in der 1. Mannschaft in die Reserve der Landesliga Thüringen zurück. Dazu kam die Delegierung von Endres zum HFC. Vergleicht man Ab- und Zugänge in der Winterpause bzw. davor, so hat die Mannschaft sicherlich nicht an Substanz verloren.

Das Umfeld / Stimmung / Fans:
Die gute Stimmung im Umfeld wurde lediglich einmal erheblich durch Fanfehlverhalten negativ beeinflusst. Für Jena bis dato so nicht gekannte Vorfälle. Mit 4.457 Zuschauern im Schnitt sieht die Bilanz der Thüringer ganz ordentlich aus, zumal Erzrivale FC Rot-Weiß Erfurt mit 3.950 weniger Besucher anzog. Der große Kassenschlager der Herbstrunde war erwartungsgemäß das Derby gegen den Absteiger aus der Landeshauptstadt (12.000). Überdurchschnittlich war zudem das Interesse im Spitzenspiel gegen Lübeck (7.100). Ordentlich gestaltete sich auch noch der Besuch zum Heimauftakt nach 3 Jahren Oberliga gegen Leverkusen II (4.800). Ansonsten scheint der ganz harte Kern bei ca. 2.800 anzusiedeln sein. Gegen den CFC sollte man wohl mit 5.000 bis 6.000 Besuchern rechnen dürfen.

Im Etat der Jenenser (2,3 Millionen EUR) gab es Mitte Juli noch eine Lücke von offiziell 200.000 bis 300.000 EUR, dieses wurde bis Mitte August auf 150.000 bereinigt. Momentan fehlen dem FC Carl Zeiss immer noch ein paar Euro im Etat. Laut Vereinsführung wäre dies aber bis Ende der Saison gedeckt, wenn sich der Zuschauerschnitt über 4.000 bewegen würde. Die Höhe beläuft sich „knapp um den sechsstelligen Bereich“. Von „JenOptik“ und „Zeiss“ Jena gibt es trotz des Vereinsnamens auch weiterhin wohl keine finanziellen Zuwendungen mehr. Wenigstens ist man auch nach 4 Jahren magerer Oberliga-Kost schuldenfrei und hat darauf auch bei der Verpflichtung der Spieler in der Winterpause Wert gelegt.

Das Stadion

Es war am 18. März 1922 als ein Spaten zum ersten Mal in den Grund des künftigen EAS, des Ernst-Abbe-Sportfeldes, gerammt wurde. Die Anstrengungen, die für den Bau unternommen werden mussten, wurden genau aufgeschrieben und in einer grünen Flasche in die Grundfesten eingemauert. 1973 wurde die Flasche beim Bau der Flutlichter wiederentdeckt.
Am 24. August 1924 konnte das Stadion, das in der Aue (daher rührt vielleicht die Affinität zu den Unblauen) der Saale liegt, eingeweiht. Prunkstück der Anlage war eine Tribüne aus Eisenbeton und einem Holzdach, die erst 1997 unter der Gewalt eines Abrissbaggers fiel. Schon in damaligen Zeiten waren die Zeiss-Werke Gönner und beteiligten sich unter anderem am Ausbau der Sportanlage zwischen 1937 und 1939.
Und auch in den DDR-Tagen zeigte sich der nun VEB Carl-Zeiss immer wieder großzügig und finanzierte z.B. 1957 mit gewaltigen 300.000 Mark den Bau des Sozialgebäudes mit dem charakteristischen Aussichtstürmchen.
Mit den Höhenflügen des FC Carl-Zeiss in den gesamten 60iger erlebt natürlich auch das EAS seine besten Jahre. 27.500 sahen 1962 das EC-Halbfinale zwischen Jena und Atletico Madrid und stellten damit den ewigen Rekord auf. Ein Jahr später sahen 25.000 gegen Rostock ihre Blau-Gelben DDR-Meister werden. Das legendärste Spiel aber gab es 1980. Inzwischen waren die „Flutlicht-Giraffen“ schon seit 6 Jahren in Betrieb und Hans Mayer Trainer. 16.000 trieben gegen den AS Rom Jena zum 4:0-Sieg, der das Hinspiel-0:3 egalisierte.
Auch wenn es in den Jahren danach leiser zuging, wurde es nie ruhig. 1990 wurde die Gegengerade von 6 auf 8 Stufen erhöht und 2550 Sitzschalen installiert. 1995 bekam die Flutlichtanlage ein „Upgrade“ auf 850 Lux. 1997 machte man sich schließlich daran, die Tribüne aus alten Tagen zu ersetzen. An ihrer Stelle entstand ein moderner Bau mit 4.020 überdachten Sitzgelegenheiten. Geplant war ein anschließender Ausbau der Gegengerade, doch da funkte der Abstieg des FC Carl-Zeiss bis hinunter in die Viertklassigkeit dazwischen. Aber die Zeiten scheinen ja erst mal im Saaletal vorbei und vielleicht kann man die Pläne deshalb bald Realität werden lassen.

Die Jena-Getreuen haben sich auf der Gegengerade und unter der Anzeigetafel in der Südkurve niedergelassen. Den Gästen ist die Nordkurve vorbehalten. Da es in Jena keine getrennte Zuwegung für Heim- und Gästeanhänger gibt, sollte man im und um das Stadion Vorsicht walten lassen.

Die Route

Es dürfte eine der einfachsten Anfahrten überhaupt sein: Ich Chemnitz geht’s auf die Autobahn A4 Richtung Thüringen. An der Anschlussstelle Jena-Lobeda (54) fährt man wieder runter. Und dann braucht man auf der Stadtrodaer Straße immer nur geradewegs nach Jena hineinfahren. Dort wo permanent blau-gelbe Leute von rechts nach links über die Straße rennen, dort befindet sich links das Stadion. Rechts befindet sich ein ziemlich großer Parkplatz, auf dem man bei zeitigem Kommen auch ein lauschiges Plätzchen findet. Ansonsten muss man halt durch die Seitenstraßen tingeln...

Baustellenreport:
  • A4 zwischen Wüstenbrand (66) und Glauchau-Ost (64) 3 km
  • A4 zwischen Gera-Langenberg und Gera-Leumnitz (59) 4 km
  • A4 zwischen Stadtroda und (55) Jena-Lobeda (54) 4 km

24. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2005/2006
Sonntag, 19. Februar 2006, 14:00 Uhr
Ernst-Abbe-Sportfeld, Jena
Zuschauer: 5.333
Schiedsrichter: Lupp (Zossen)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich


FC Carl Zeiss Jena Chemnitzer FC
66,74 %Chancen gegeneinander33,26 %
4Tabellenposition17
39
21
1,86
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
16
20
0,80
12 (57,14 %)
6 (28,57 %)
Siege
Niederlagen
4 (20,00 %)
12 (60,00 %)
37:24
1,76:1,14
Tore
Tore pro Spiel
20:37
1,00:1,85
4:1 gegen Rot-Weiß Oberhausen(H),
Hertha BSC II (H)
Höchster Sieg2:0 gegen BSV Kickers Emden (H)
1:3 gegen Fortuna Düsseldorf (A)Höchste Niederlage0:4 gegen Fortuna Düsseldorf (H)
Hertha BSC II (A)
1 Sieg,
1 Spiel nicht verloren
Aktuelle Serie1 Niederlage,
seit 6 Spielen nicht gewonnen

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele6820222673:105
Heimspiele341615348:31
Auswärtsspiele34472325:74
Ligaspiele6317222463:99
Pokal-/Relegationsspiele530210:6

Rückblick auf die letzten 15 Spiele

1990/1991NOFV-Oberliga23. SpieltagFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC1:2 (1:0)
1991/19922. Bundesliga Süd6. SpieltagChemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena0:2 (0:1)
1991/19922. Bundesliga Süd17. SpieltagFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC1:1 (0:0)
1991/19922. Bundesliga Süd25. SpieltagChemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena1:0 (1:0)
1991/19922. Bundesliga Süd30. SpieltagFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC1:2 (1:1)
1992/19932. Bundesliga9. SpieltagChemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena1:0 (0:0)
1992/19932. Bundesliga32. SpieltagFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC0:0 (0:0)
1993/19942. Bundesliga9. SpieltagFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC0:2 (0:1)
1993/19942. Bundesliga28. SpieltagChemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena0:0 (0:0)
1995/1996DFB-Pokal2. RundeFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC2:5 (1:1)
1995/19962. Bundesliga10. SpieltagFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC4:1 (2:1)
1995/19962. Bundesliga27. SpieltagChemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena3:0 (0:0)
1998/1999Regionalliga Nordost15. SpieltagChemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena0:0 (0:0)
1998/1999Regionalliga Nordost32. SpieltagFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC0:0 (0:0)
2005/2006Regionalliga Nord5. SpieltagChemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena1:3 (0:1)