Nächstes Auswärtsspiel bei einer Überraschungsmannschaft...
von Timo Görner und Erik Büttner
...diesmal in Gera, wo zumindest sportlich weiter vom Durchmarsch in die Regionalliga geträumt werden darf.
Die aktuelle Saison des Gegners:
Angesichts der personell sehr soliden Besetzung verbat sich allerorten eine Einschätzung der Ostthüringer als "Kanonenfutter". Im Gegenteil, die Schwarz-Gelben wurden hier und da durchaus als "Geheimtipp" auf Platz 4 oder sogar mehr eingestuft. Diese Prognosen konnte der FC bislang absolut bestätigen. Gegen den CFC gilt es am Sonntag mit einem Sieg Anschluss an die Aufstiegsränge zu halten, die momentan jeweils 3 bzw. 4 Punkte entfernt sind.
Die Trumpfkarte ist bislang die Heimstärke. Erst eine Niederlage steht zu Buche und es sind nur die Kollektive aus Dresden, Chemnitz und Auerbach besser. Diese eine Pleite setzte es ausgerechnet zum Oberligaauftakt gegen den Neuling aus Sachsen, Markranstädt (0:3). Dem folgten dann jedoch 6 Siege und 2 Remis mit 18:6 Toren. Die letzten 4 Heimspiele verliefen alle siegreich. Notorische Nörgler und extrem nüchterne Realisten werden einwerfen, dass die "richtig schweren Gegner" erst noch nach Gera kommen. Lediglich Plauen (0:0) gab von den erkorenen Topfavoriten schon seine Visitenkarte ab. Der CFC, Dresden, der FC Sachsen und der HFC kommen erst noch. So oder so bleibt die Heimbilanz der Grundstein für die sehr gute Gesamtbilanz. Auswärts sieht es schlechter aus, ist die Bilanz im "roten Bereich". 3 Siegen in Pößneck (3:1), Eilenburg (4:1) und Markranstädt (1:0) stehen 5 Schlappen gegenüber; unter anderem das 0:3 beim CFC und die Verlustspiele im Vogtland (Plauen 1:2, Auerbach 0:2).
Der Start in die Frühjahrsrunde verlief optimal. Die ersten 3 Begegnungen wurden gewonnen und Gera meldete sich im Aufstiegsrennen zurück. In Plauen genutzte der FC jedoch seine zahlenmäßige Überzahl nicht und kassiert mit 11 gegen 10 noch das 1:2. Stark ist die Offensive (32), dafür sind 26 Gegentreffer ein paar zuviel, um ganz oben zu landen.
Im Landespokal scheiterte Gera im Viertelfinale an der II. des FC Carl Zeiss (1:2). Gegen die Profimannschaft der Jenenser war wiederum in der 1. Runde des DFB-Pokals vor der Kulisse von 8.200 Zuschauern (0:3) Schluss.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Es gab 2 Ab- und 2 Neuzugänge in der Winterpause. Dauerreservist Stefan Winterkorn (25/Sturm) wechselte nach Pößneck. Der ohne Bedeutung gebliebene Frank Bangemann (25/Abwehr) ging ohne neuen Verein. Eher formell ist der interne Zugang von Robin Pfeiffer (20/Mittelfeld) aus der II. Mannschaft nach bereits einem Kurzeinsatz in der Hinrunde. Für den Angriff holte sich der FC vom FC Rot-Weiß Erfurt Christof Neumann (20), der dort über ein paar Minuten Spielpraxis in der Regionalliga-Mannschaft nicht hinauskam und in Gera auf mehr Einsätze hofft.
Gewinner der Saison bislang:
Neuverpflichtung Stefan Richter (24) aus der Gladbacher II. Mannschaft ist bislang die klare Nr. 1 im Tor. Im Sturm konnte sich Marc Janke (27) als einer der besten Angreifer der Staffel präsentieren und schaffte den Sprung aus der fünften Liga ohne Probleme. Denkbar ist, dass er bei einigen Vereinen im Notizbuch steht und in jedem Fall den Aufstieg schaffen wird.
Der Trainer:
Nico Quade (33) geht ins mittlerweile 3. Jahr als Trainer der Ost-Thüringer. Er dürfte momentan zumindest sportlich sicher sein und wird unterstützt von Teamchef Reiner Wobisch (65) sowie Harry Pleß (49) als sportlicher Direktor.
Die Mannschaft:
Im Tor ist Stefan Richter (24) gesetzt. In der nominellen Abwehr sind dies Ronny Fuhrmann (31), Marcel Ast (28), Florian Grossert (23) und die beiden langjährigen Erfurter Tobias Friedrich (34) sowie André Tews (35). Damit weißt die Abwehr der Geraer ein Durchschnittsalter von exakt 30,5 Jahren auf. Auf ihren Durchbruch in der Defensive warten noch Sascha Tröger (20) und Christian Schmidt (21). Im Mittelfeld dominieren mit Marco Weißhaupt (35) und Rock Embingou (39) zwei "alte Hasen" wobei Weißhaupt bereits an 11 Toren beteiligt war - 5 Tore und 6 Vorlagen stehen zu Buche. Nicht ganz so effektiv war Embingou, der 2x traf und 1x auflegte. Besser zeigte sich Sebastian Barich (27 / 3x Torschützer, 4x Vorbereiter). Eine Erwähnung verdienen des Weiteren Kapitän Stefan Bloß (32) und Dmytro Schlachta (22), der allerdings in der bisherigen Rückrunde nicht immer zum Stamm zählte. Eine ordentliche Hinrunde spielte zudem Andy Raab (26). Mit 8 Toren in 19 Spielen ist Marc Janke (27) die eindeutige Nummer 1 im Angriff. Nur Mike Sadlo (36) kann mit 5 Treffern etwas mithalten. Noch ohne Torerfolg ist bislang Christof Neumann, er soll in diesem Sektor für mehr Effektivität sorgen. Mit fast 28 Jahren im Schnitt stellt Gera 03 den ältesten Kader der Staffel. Mehrere Spieler der Stammformation, wie in diesem Abschnitt zu lesen war, sind älter als 30 Jahre.
Das Umfeld:
Erst vor wenigen Tagen gab es für die Fans des Vereins eher beunruhigende Nachrichten. War die Teilnahme an der Lizenzierung zur neuen Regionalliga zuvor eher keine Frage, so soll erst in knapp 3 Wochen bzw. nach den nächsten 3 Spielen entschieden werden, ob der FC sich in der "2. Runde" für die Vergabe der Spielberechtigung auch beteiligt. Eben diese "2. Runde" beinhaltet die wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine Teilnahme am Spielbetrieb ohne das Risiko einer Insolvenz während der Saison. Angesichts von gemutmaßten rund 30.000 EUR Verbindlichkeiten in der laufenden Spielzeit und angeblich ausstehenden Gehältern für mehrere Spieler stellen 8.000 EUR als Gebühr für die Lizenzierung beim DFB schon eine überdenkenswerte Hürde dar.
Was dem FC 03 dabei sicherlich kaum entgegen kommt, ist der Zuschauerzuspruch mit bislang 524 im Schnitt. Bautzen lockte gerade mal 214 zahlende Besucher ins schmucke Stadion, Halberstadt auch nur derer 246 und Pößneck schaffte nicht die 300 (281). Über dem Schnitt lagen der Auftritt des VFC Plauen mit 1.009 und der II. des FC Carl Zeiss (750). Gegen den CFC kommen am Sonntag eventuell auch etwas mehr als 1.000, für Jugendliche unter 14 Jahren ist der Eintritt dann übrigens frei. Die Heimstätte sollte beim Lizenzierungsverfahren keine Probleme bereiten, das stadteigene "Stadion der Freundschaft" wurde erst in den 90er Jahren für damals rund 6 Millionen DM saniert und in einen soliden Zustand gebracht.
Das Stadion
Zumindest der Rasen des Stadions der Freundschaft müsste einer der besten der Republik sein. Schließlich liegt die Multifunktionsarena mitten im Geraer Teil der 2007er Bundesgartenschau (BuGa), im Hofwiesenpark. Blumiger Glanz kam in das Stadion anlässlich der Eröffnung der BuGa. Für den FC Gera hatte das Folgen: Die letzten Spiele vor dem Aufstieg in die Oberliga mussten die 03er zurück nach Gera-Zwötzen in ihre alte Spielstätte. Mit den gehobenen Sicherheitsansprüchen der Oberliga fanden dann die Heimspiele im Einklang der Natur und unter gesteigerter Obhut der Sicherheitskräfte wieder mitten im BuGa-Gelände statt. Das ist aber jetzt Geschichte.
Dem Besucher präsentiert sich das Stadion der Freundschaft heute als schmucke, aber weitläufige Arena. In den 90iger Jahren wurde sie für Rund 6 Mio. DM saniert. Heraus sprang dabei auch eine kleine elektronische Anzeigetafel, jedoch keine Beleuchtung. Knapp 16.000 Mann könnten die Ränge bevölkern. 1.000 von ihnen könnten sich unter das Tribünendach setzen, weitere 4.000 auf die ungedeckte Gegenseite. Doch nur im Pokalderby gegen Jenas Profis (0:3) im August 2007 wurden mal etwas mehr als die Hälfte der Plätze benötigt. Sonst herrscht eher gähnende Leere.
Bessere Zeiten erlebt das Stadion in den 60igern. Hier war es regelmäßig Ausweichort für internationale Begegnungen der saalegefluteten Carl-Zeiss-Kicker. Ab 1966 gab es dann sogar Länderspiele im Stadion der Freundschaft. Erster Gegner vor 20.000 Zuschauern war Rumänien (2:0). Weitere Siege der DDR-Auswahl gegen Luxemburg (2:1), Bulgarien (3:0), nochmals Rumänien (2:1) und Tunesien (2:0) folgten. Und auch die DFB-Frauenelf gab 2001 (Russland/1:1) und 2005 (Tschechien/5:0) ihre Visitenkarte in Gera ab.
Schade eigentlich, dass ein derart hübsches Stadion solch ein tristes Dasein fristen muss. Aber um aus dem Schatten der zuschauerziehenden Konkurrenz aus Thüringen und Sachsen zu kommen, wird der FC Gera noch viel Erfolge feiern müssen. Bis dahin bleiben dem Stadion nur gelegentliche Pokal- oder Länderspiele um mal die Luft vieler Besucher zu schnuppern.
Die Route
Der Weg nach Gera gehört nicht unbedingt zu den Schwierigen. In Chemnitz geht es rauf auf die A4 und dann Richtung Westen. Doch die Reise führt nur knapp über die Landesgrenze hinaus. An der Anschlussstelle Gera-Langenberg verlässt man die Autobahn und weiter geht’s auf der B2 / B7 Richtung Innenstadt. Man orientiert sich dann an der B2, die andere Bundesstraße führt schnell wieder aus der Stadt. Auf der B2 quert man schließlich auf einer Brücke den Bahnhof. Nach Querung der Straßenbahn an der Küchengartenallee hält man sich rechts auf der B2 um dann rechts in die Neue Straße einzubiegen. Dort kann man sich eine schicke Stellfläche suchen. Alternativ achtet man auf ausgewiesenen Parkplätz oder fährt zum nahen Einkaufszentrum "Gear Arcaden".
Distanz ab Chemnitz (AS C-Mitte): ca. 70 km – Fahrzeit: knapp 1h – Empfohlene Startzeit: 12 Uhr.
Adresse des Stadions der Freundschaft: Küchengartenallee 29, 07548 Gera
