Der Wind weht nur noch lau in Dresdens Norden...
von Erik Büttner
...denn der Herbstmeister ist böse abgestürzt. So stürmisch, wie der Vereinsname jetzt ist – „Borea“ bedeutet Nordwind – so lau ging es nach dem Winter auf dem Spielfeld zu.
Der SC Borea 2007/2008:
Seit dem Heimdebakel gegen Plauen am letzten Wochenende ist auch die im Winter noch sicher geglaubte Regionalligaqualifikation nicht mehr möglich. Ursache dafür ist eine katastrophale Rückrunde. Keine Mannschaft holte nach der Winterpause weniger Punkte und kassierte mehr Tore. Nur Sangerhausen durfte noch weniger Treffer feiern als Borea. Die Tiefpunkte des Frühjahrsdebakels waren sicher das 1:5 in Auerbach und die 0:5-Heimklatsche jüngst gegen den VFC Plauen. Nur gegen Bautzen und Pößneck gab es noch 3er. Sangerhausen, Markranstädt und Jena II konnten die Dresdner wenigstens Remis abtrotzen. Während der 14 Rückrundenspieltage wurde der ambitionierte Club von Platz1 auf Rang 11 durchgereicht. Der ist aber zumindest sicher.
Ein Grund für die Niedergang sind sicher die Ladehemmungen von Stürmerstar Robert Koch (22). Seinen 13 Hinrundentreffern folgten nur noch 2. Da er nahezu die Alleinverantwortung im Bereicht „Attacke“ inner hat, reißt das natürlich Löcher.
Im Sachsenpokal ging es über Görlitz (3:1) ins Achtelfinale. Beim CFC II kam jedoch nach einem überraschenden 0:2 das Aus.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Ronald Pohl (28) hat den Verein nicht verlassen, pausiert jedoch. Dafür wurde Armand Deugoué (22) aus der 2. Mannschaft reaktiviert und der vereinslose Frank Paulus (29) geholt. Paulus war zuvor schon in Dresden bei Dynamo tätig (1999-2003) sowie in Aachen und Kiel.
Gewinner der Saison bislang:
Der Rückrunde zum Trotz, Philip Heineccius (20) und Robert Koch dürfen sich als die Gewinner der Saison betrachten. Heineccius schaffte den Sprung aus dem Nachwuchs direkt in die Stammelf. Koch kam aus Neugersdorf und traf und traf und traf...zumindest bis zur Winterpause. Er wird wohl mindestens die Qualifikation für die Regionalliga geschafft haben.
Der Trainer:
Nach wie vor hat Tino Gaunitz (39) das Sagen auf den Plätzen des Jägerparks. Auch wenn der Vertrag mit Ende der Spielzeit ausläuft und die Rückrunde desaströs verlief, ist nur schwer ein anderer Mann auf der Borea-Trainerbank vorstellbar. Gaunitz wird unterstütz von Rooco Milde (Co) und René Groß (Torwarttrainer), beide bekannte Namen des Dresdner Fußballs.
Die Mannschaft:
Das Tor gehörte über die gesamte Saison voll und ganz Enrico Keller (29).
Das Gerüst der Abwehr bilden Martin Kolan (23), Christoph Klippel (21) und der auch von einem kurzen Gastspiel in Chemnitz bekannte Jens Georgi (28). Der alte Haudegen Levente Csik (34) spielte zuletzt keine Rolle mehr. Dafür eroberte sich Jungspund Erik Talke (18) in den vergangenen 4 Partien einen Stammplatz.
Im Mittelfeld ziehen Falk Schindler (29 / 5 Tore) und Elvir Jugo (29) die Strippen. Jugos 14 Gelbe Karten sind übrigens Ligaspitze. Die beiden Spiele, die der Rumäne verpasste, waren Gelbsperren. Den beiden zur Seite stehen Rico Kühne (26) und bereits erwähnter Philip Heineccius. Bis Spieltag 25 konnte sich auch Gregor Hoppadietz (20) stets eines Stammplatzes sicher sein. Zuletzt musste er aber das Geschehen von der Bank aus verfolgen.
Sturmführer ist natürlich Robert Koch (15 Tore). Er war zuletzt 2x rotgesperrt, ist aber gegen den CFC wieder spielberechtigt. Kochs Partner im Angriff sind wahlweise Kapitän Mirko Liebich (33 / 1 Tor) oder Martin Streiber (26/3 Tore). Die Torverteilung spricht Bände: Ist Koch nicht in Form, gibt es kaum jemanden, der trifft.
Mit 25,1 Jahren im Schnitt stellt Borea einen Kader, den man gerade noch so als jung bezeichnen kann.
Das Umfeld:
Am 22.02.2008 wurde die Umbenennung in SC Borea Dresden mit der Eintragung ins Vereinsregister amtlich. Vorausgegangen war ein halbjähriger Kampf vor allem mit dem SVF, der den ursprünglichen Namen „SC Boreas“ nicht zuließ, da er versteckte Werbung für einen Windkraftanlagenbauer witterte. Der neue Namen verlieh aber bisher keinen frischen Wind, ganz im Gegenteil...
Die Lizenz für die Regionalliga erhielt der SC Borea ohne wirtschaftliche Auflagen. Das spricht für die solide Arbeit des Vereins, enthält aber auch einen Pferdefuß. Das Wörtchen „wirtschaftlich“ lässt nämlich darauf schließen, dass es an anderen Stellen Auflagen gegeben hätte und da dürfte allem voran die Spielstätte stehen. So sehr der Jägerpark den Nordlichtern für die Oberliga genügt hat, in der Regionalliga hätten sie dort nicht spielen dürfen. Da das Steyerstadion ebenso untauglich ist und im Dynamostadion kräftig gewerkelt wird, wären alternative Spielstätten rar geworden.
377 Zuschauer kamen im Schnitt in den Jägerpark. Das ist immerhin eine Steigerung um fast ein Viertel gegenüber dem Vorjahr (296) und liegt wohl im sportlichen Erfolg der Hinrunde begründet. Kassenschlager waren natürlich der Auftritt des CFC am letzten Hinrundenspieltag (1.009) sowie die Partien gegen Zwickau (820), Leipzig (748) und Halle (649). In den restlichen Spielen pendelte die Besucherzahl zwischen 105 (Pößneck) und etwas über 250.
