Ein Start wie das Ende
von Timo Görner
Die letzte Saison unseres Gegners
Der VFC Plauen galt als einer der Abstiegskandidaten. Platz 7 in der Endabrechnung dürfte die Erwartungen der Vogtländer deutlich übertroffen haben, nachdem der Verein 2008/2009 erst im letzten Spiel den Klassenverbleib sichern konnte.
Doch noch Mitte Oktober 2009 waren die Schwarz-Gelben am Tiefpunkt angelangt. In Babelsberg (0:1) knapp verloren, folgte bei 9 Zählern aus 11 Spielen die Entlassung des seit Wochen umstrittenen Übungsleiters Hermann Andreev. Mehr als bedenklich die Heimschwäche, dokumentiert mit lediglich 1 Sieg bei 4 Niederlagen. Kopfschütteln verursachte speziell die leblosen Vorstellungen gegen Wilhelmshaven (0:1) wie auch die Klatschen gegen Wolfsburg (0:4) und Magdeburg (1:4). Hoffnung brachten die einigermaßen soliden Gastspiele in Rostock (3:0) und 3 weiteren Punktgewinnen. Ronald Färber übernahm mit Sportdirektor Jens Starke die Leitung der Mannschaft und konnte Schritt für Schritt den Sprung aus dem Tabellenkeller erreichen. Bemerkenswert bis zur Winterpause waren der Sieg beim CFC (3:1) und ein (glückliches) 0:0 in Halle. Zu wenig allerdings ein 1:1 im Vogtland gegen den designierten Absteiger aus Goslar. Dafür zog man die "6-Punkte-Spiele" Oberneuland (1:0) und Hertha II (2:1) zu Hause, was den Aufwärtstrend unterstrich. Der Start 2010 ließ auch für die Plauener auf sich warten, verlief dann aber optimal mit 3 Zählern in Magdeburg (1:0), auch wenn der FCM keinem mehr Angst einflößte. Der VFC blieb auf Reisen ein mehr als solider Gegner während es zu Hause bei 3 weiteren Pleiten ohne Torerfolg (Rostock II 0:2/Lübeck 0:1/Meuselwitz 0:1) stockte. Kurios, dass ausgerechnet Aufsteiger Babelsberg (1:1) geärgert wurde. Nach 29 Begegnungen war der Klassenverbleib bei 38 Punkten und Platz 10 fast sicher. Doch Plauen „klotzte“ mit 5 Siegen in 5 Spiele noch einmal richtig: Halle (4:0) und Absteiger St. Pauli (6:0) wurden dabei in Plauen geradezu deklassiert bevor sich der CFC (0:1) in einem launigen Saisonfinale revanchierte.
Als Platz bauende Gemeinschaft muss sich der VFC in der neuen Saison deutlich steigern. Zwar wurde 7x gewonnen, aber auch 8x verloren, das ist nur Rang 11 der Heimbilanzen. Grundstein für das erfolgreiche Gesamtabschneiden war die Auswärtsstärke. 7 Dreier bei nur 4 Niederlagen und 28:19 Tore konnten nur 3 Gemeinschaften toppen. Insgesamt 49 geschossene und 38 kassierte Treffer bedeuten besseres Mittelmaß.
Im Sachsen-Pokal scheiterte man erst im Viertelfinale nach Elfmeterschießen an der SG Dynamo Dresden (0:0 n.V.).
Delegierungen für diese Saison
Es hat sich relativ wenig im Kader der VFC getan. 5 Akteure haben den Club verlassen, unter ihnen die beiden Ex-Stammkeeper Jiri Hruby (34) und Sven Roggentin (27). Zuletzt standen beide jeweils in der Saison 2008/2009 im Tor bevor sich Christian Person den Stammplatz sicherte. Neue Vereine sind nicht bekannt. Der schwerwiegendste Verlust ist Abwehrspieler Marcus Hoffmann (22), der zu Drittligist Babelsberg wechselte. Ebenfalls Stammkader war Mittelfeldmann Robert Böhme (28), den es zu Ligakonkurrent Meuselwitz zog. Sturmtalent Pardis Fardjad-Azad (22) ging nach 1 Jahr und schloss sich dem Berliner Oberligisten Ankaraspor Kulübü 07 an.
Für diese 5 kamen derer 3 hinzu. Für das Tor holte man Oliver Birnbaum (21) von Oberligist Dynamo Dresden II, dort 15x in der abgelaufenen Saison berufen. In der Abwehr gibt es ein "schnelles Wiedersehen" mit Sascha Thönelt (23). Ebenfalls interessant ist "Leihgabe" Philipp Zeiger (20), der bei Dynamo Dresden zum Profikader zählte und 2009/2010 insgesamt 16 Spiele in der 3. Liga absolvierte, 6x in der Anfangsformation.
Die wenigen Neuzugänge dürften 2 Gründe haben: Zum einen sind großartige Neuzugänge beim VFC aufgrund der begrenzten finanziellen Möglichkeiten so nicht möglich. Zum anderen gibt man hier wohl auch ein deutliches Signal an die Mannschaft und nach außen, dass man dem Team der Vorsaison großes Vertrauen entgegen bringt.
Der Trainer
Ronald Färber (43) amtiert nach wie vor als Übungsleiter der Regionalligamannschaft. Er hat sich durch den sportlichen Aufschwung in der letzten Saison einiges an Akzeptanz erarbeitet, die im bekannt eher kritischen Umfeld vor seiner Engagierung nicht überall vorhanden war.
Die Mannschaft
Am Sonntag dürften weitestgehend die Akteure des zum Saisonfinales gegen den CFC auflaufen. Im Tor ist Christian Person gesetzt. In der Abwehr hofft man, den Weggang von Markus Hoffmann durch die Neuzugänge aus Chemnitz und Dresden zu kompensieren. Beim vorletzten Testspiel in Weiden (0:0) kam Zeiger nur als Einwechselspieler zum Einsatz, Thönelt hingegen war gesetzt. 24 Spieler bietet der VFC auf, darunter 3 Keeper. Fast 26 Jahre im Schnitt sprechen für einen eher älteren Kader, der "Methusalem" der Truppe ist René Schulze (33), der Jüngste Stürmer Patrick Schröter (19). Neben ihm stehen mit Oliver Birnbaum (21), Philipp Zeiger (20), Tommy Färber (20) weitere "Jungspunde" im Aufgebot. Im Angriff kann man weiter auf die Dienste von Torjäger Kai Zimmermann (26) bauen, der in der Vorsaison 14x traf. Ob dieser Kader Rang 7 aus der letzten Spielzeit wiederholen oder gar ausbauen kann, bleibt abzuwarten. Knackpunkt kann der Angriff werden. Hier muss eine starke Nr. 2 hinter Zimmermann entstehen, speziell wenn dieser mal für längere Zeit ausfallen oder im Formtief stecken sollte. Steven Sonnenberg (6 Tore) war dies nur teilweise.
Das Umfeld
Es gibt durchaus Neuigkeiten. Auf dem Trikot wirbt für diese Saison nicht mehr eine Plauener Brauerei für ihren Gerstensaft, sondern ein noch relativ junges und florierendes Unternehmen (Gründung 2001) aus dem Bereich der Telekommunikation mit einem deutschlandweiten Kundenkreis mittelständiger Unternehmen. Ansässig in Eichigt bei Oelsnitz im Vogtlandkreis, dort bereits als Sponsor des Oelsnitzer Fußball und Volleyball-Sports registriert. Über den Einstieg des Unternehmens als neuer Trikotwerbepartner war man beim VFC hoch erfreut, offiziellen Angaben zufolge hat man sich im Vergleich zum Vorgänger eher noch verbessert. Ein nicht unerheblicher Erfolg im schwierigen Kampf um Sponsoren für den Verein, der hier noch weniger als der CFC überregionale Geldgeber auftreiben konnte und kann. Resultat dieses Engagements war, dass der Etat für diese Saison nicht gekürzt werden musste.
Die Problemgebiete des Clubs aus der Spitzenstadt sind in 3 Bereiche zu gliedern: Zuschauerzahlen in der abgelaufenen Spielzeit unter den Erwartungen mit einem Loch im fünfstelligen Sektor, die niedrigeren TV-Gelder sowie die Verringerung der Zuwendungen einheimischer Firmen aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage. Dennoch wird unverdrossen geackert. So kann der reisende, himmelblaue Fußballfreund am Sonntag ein "halbneues Vogtlandstadion" bestaunen. Die teilweise etwas marode Gegengerade wurde in einen neuen reinen Sitzplatzbereich umgebaut, gehalten in den Vereinsfarben. Es gibt einen neuen Gästeblock mit neuen Traversen. Bleibt zu hoffen, dass die Begegnung am Wochenende einen würdigen Rahmen bietet. Der VFC rechnet mit einigen Zuschauern mehr als vor ein paar Wochen als es ja "um nichts ging" - wobei es beim Fußball zumindest für den Autor "immer um etwas geht".
