Weiter Speck anfuttern für die Spitzenspiele...
von Timo Görner
...in Leipzig und gegen Wolfsburg. In Wilhelmshaven steht man vor einer nicht einfachen aber lösbaren Aufgabe. Dort und gegen Oberneuland gilt es zumindest den aktuellen Vorsprung zu verteidigen.
Die letzte Saison unseres Gegners
Nach Rang 11 ging es runter auf 14. Der war allerdings nicht der erste Nichtabstiegsplatz da Tennis Borussia und der Hansa II diese Spielklasse verließen. Diesmal lieferte man keine starke Herbstrunde als "Überlebensversicherung" neben einem Einbruch in der Frühjahrsrunde ab. Der SVW von Anfang an im Abstiegskampf. Den Auftakt bildete das 2:2 gegen den CFC. Bis Runde 9 gelang kein Sieg, man zeitigte zumindest 5 Punkte. Bis zur Winterpause gab es eher mehr Schatten zu vermelden, auswärts wurde man in Lübeck (0:3), Hannover (2:5) und Chemnitz (1:5) deutlich abgewatscht. Lichtblicke sicherlich in Plauen (1:0) und bei Hertha BSC II (3:1). Auch in der Frühjahrsrunde blieb man einiges schuldig, konnte keine klare Steigerung erkennen lassen und platzierte sich nach Spieltag 30 nur auf dem vorletzten Platz der auch mit den Abgängen der Berliner und Rostocker den Abstieg bedeutet hätte. Im "Jade-Stadion" gelang nur 1 magerer Sieg gegen die Berliner Absteiger (1:0), dafür wurde man von Hannover II (0:5) deklassiert. Schmal die Hoffnungen auf den Klassenverbleib. Das dies dennoch gelang war dem Endspurt zu verdanken, eingeläutet mit einem 2:1 in Halle. Gegen die beiden Absteiger Goslar (3:1) und beim FC St. Pauli (3:0) wurden 2 "Pflichtsiege eingefahren" und damit das "kleine Wunder" vollbracht. Das Finale gegen Hertha II (1:1) konnte man dann schon locker angehen. Mit 38 Punkten war zumindest Rang 14 erreicht worden. Abstiegsreif die Heimbilanz, nur Schlusslicht Goslar war hier um 3 Tore schlechter. Es gelangen nur 4 Dreier auf dem eigenen Rasen. Durchaus ordentlich dagegen die Auswärtsausbeute mit 22 Zählern. Nur knapp im "roten Bereich" bei 6 Siegen gegen 7 Pleiten war man immerhin die siebtbeste Gemeinschaft, sogar um 1 Punkt und Platz besser als wir. 45 erzielte Treffer waren "schlechteres Mittelfeld", 59 Gegentore analog. Im Landespokal Niedersachsen ging es dem SVW wie dem CFC, man war auch als Endspiel-Verlierer für den DFB-Pokal qualifiziert da man bei Zweitligaaufsteiger Osnabrück anzutreten hatte. Auch hier triumphierte der Regionalligist, diesmal mit 6:4 nach Elfmeterschießen.
Delegierungen für diese Saison
Mit 14 Ab – und 9 Neuzugängen wurde erneut am Kader gebastelt. Stammkeeper André Weis (20) stieg in Liga 3 (Koblenz) auf. In der Abwehr zog es Jan-Christian Meier (21) zu Ligakonkurrenten Braunschweig II, Samir Kozarac (29) nach nur ½ Jahr zur SV 07 Elversberg in die West-Staffel. Der Marrokaner Raschid El Hammouchi (29) ging ohne neuen Verein ebenso Lasse Neubert (21). Im Sturm sind "Joker" Martin Habben (23/Emden) und der Kanadier Riley O´Neill (25) nicht mehr dabei. Beide erzielten jeweils 6 Treffer. O´Neill noch ohne neuen Arbeitgeber. Der größte Umbruch fand in der Abwehr statt. Hier sind 4 Spieler zu nennen die fast über die gesamte Saison bzw. im Fall von Kozarac seit der Winterpause und dem Wechsel nach Wilhelmshaven gesetzt waren.
Bei den Neuen finden sich Akteure aus unteren Ligen und U23 Teams. Für das Tor holte man Christian Meyer (23) von Oberligist VfB Oldenburg. In der Abwehr verzeichnet man die Delegierung des Kroaten Igor Krulj (22) von Schwedens Zweitligisten Ängelholms FF, Andreas Gaebler (26) aus Magdeburg, Toni Gänge (22) aus Berlin (Hertha II). Bei den Läufern ist dies der Ghanae Daniel Boateng (21/Preußen Hameln). Im Angriff wiederum der Kroate Adrian Jusufi (22) von Hamburgs Landesligisten Hamm Unidet FC, Dennis Rommel (23) im "Doppelpack" mit Gänge. Mit dem US-Amerikaner Marcus Storey (28) gibt es einen Rückkehrer. 2008/2009 Sturmpartner von Torjäger Wojciech Pollok der 22x traf – Storey "nur" 12x – verließ er wie Pollok den SVW. Pollok ging nach Münster, Storey zu Niedersachsenligist SV Drochtersen/Assel. Seit Juli 2010 ohne Club im Oktober dann das erneute Engagement in Wilhelmshaven.
Der Trainer
Wolfgang Steinbach (56) betreut die Regionalliga-Mannschaft seit Anfang April 2009. Der Ex-Magdeburger hat noch einen Vertrag bis zum Ende der Saison. Ziel dürfte für ihn der Klassenerhalt sein, nicht mehr und nicht weniger.
Die Mannschaft
Nr. 1 im Tor ist Christian Meyer (21). Toni Gänge (22), Andreas Gaebler (26), Igor Krulj (22), Dario Fossi (29) und der Kongolese Luc Diamesso (35) gelten in der Abwehr als Stammkader. Musa Karli (20), der Tscheche Radek Spilacek (30), Max Wegner (21), Steffen Puttkammer (22), der Gambier Pa-Malick Joof (25) sind dies im Mittelfeld. Im Sturm ist Patrick Bärje (24) der bislang erfolgreichste Akteur, allerdings mit erst 3 Toren. Der Libanese Ali Moslehe (23/1), Phil Schlüter (19/1) kommen dahinter. Marcus Storey (28) blieb bislang nur Ergänzungsspieler. Herausragender Akteur des SVW bislang ist Max Wegner (21). Mit 6 Toren und 3 Vorlagen war er bis heute an 9 der 15 Treffer beteiligt. 4 der 9 Neuzugänge konnten sich etablieren, nicht optimal, aber auch nicht schlecht also. Mit knapp 24 Jahren im Schnitt steht man hier im Mittelfeld der "Alterstabelle", 23 Kicker stehen insgesamt im Kader.
Die aktuelle Saison
Abstiegskampf ist wieder angesagt, allerdings sieht es so schlecht nicht aus und es konnten schon Achtungszeichen gesetzt werden. Der Auftakt gelungen, der vermeintliche Mitfavorit auf die Tabellenspitze aus Hannover wurde knapp besiegt (1:0). Im weiteren Saisonverlauf präsentierte man sich dann unberechenbar. Deftige Heimklatschen gegen Magdeburg (0:3) und "Kellerkind" Oberneuland (1:5), dann wiederum ein Dreier gegen den aktuellen Tabellen Zweiten aus Wolfsburg (1:0) und Sieg in Lübeck (2:1). Zuletzt erspielte man sich ein verdientes 1:1 in Halle, hätte dort auch gewinnen können und blieb dort zum dritten Mal nach 1:1 und 2:1 in den bisherigen 3 Gastspielen ungeschlagen. Nach 13 Spielen ist der Abstand zur "roten Zone" mit 4 Zählern einigermaßen komfortabel, wenn auch nicht absolut beruhigend. Zu Hause ist ein leichter Aufwärtstrend zur Vorsaison erkennbar, trotz der beiden Pleiten. Bemerkenswert hier das man durchaus effektiv agiert, bei 7 Treffern 10 Zähler einheimste. Schwächer sieht es als Gastgemeinschaft aus, hier gelang erst 1 Sieg bei 7 Auftritten. 15:24 Tore stellen der Offensive und Defensive ein "genügend" aus, mehr wohl nicht. Im Landespokal kam das Aus diesmal bereits im Achtelfinale bei Oberligist Kickers Emden. Am Ende hieß es 4:3 n. E. für den Außenseiter und Ex-Drittligisten. Im DFB-Pokal kam das Aus in Runde 1 nicht unerwartet gegen Erstligist Eintracht Frankfurt. Die Hessen setzten sich souverän mit 4:0 durch.
Prognose
Man wird bis zum Schluss gegen den Abstieg kämpfen müssen, die Chancen dafür erscheinen aber weitaus größer als z. B. beim FC Oberneuland. Am Ende kann es durchaus wieder für Platz 14 reichen, sofern man gegen die direkten Mitkonkurrenten punktet.
Das Umfeld
Leicht hat es der SV aus Niedersachsen nach wie vor nicht, das Zuschauerinteresse ist mit 669 im Schnitt eher überschaubar. Zumindest ein kleiner erneuter Anstieg im Vergleich zu 2008/2009 und 2009/2010. Hannover 96 II und Magdeburg lockten zu den ersten beiden Heimspielen 800 zahlende Besucher an, Meuselwitz zuletzt noch 500. Die Eintrittspreise bewegen sich auf dem Niveau des CFC. Wirtschaftlich bleibt die Regionalliga angesichts der niedrigen Zuschauerzahlen und des Umfeldes in der Region für den Club eine Gratwanderung die nur mit einigen Einsparungen in den letzten 2 Jahren zu bewältigen war. Auf dem Trikot wirbt man für einen Feinkosthändler, der seit geraumer Zeit auch mit Bandenwerbung beim aktuellen Bundesliga-Spitzenreiter aktiv ist. Positiv dürfte sich die 1. Runde im DFB-Pokal ausgewirkt haben, bei einem Etat von inoffiziell wohl etwas mehr als 500.000 € sind das Fernsehgeld von 150.000 € und ein mit 6.500 Fans gut gefülltes "Jade-Stadion" wirkt das wie ein warmer Regen. Zumindest nach außen erscheint der Verein stabiler als noch vor Monaten.
