Vorbericht

12. Spieltag - 3. Liga - Saison 2012/2013
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
1:2
Alemannia Aachen
Alemannia Aachen

Duell gegen einen Traditionsverein im freien Fall

von Pierre Schönfeld

...so kann man es wohl nach dem 1:2 der Schwarz-Gelben vom Aachener Tivoli am Dienstag im Heimspiel gegen Preußen Münster bezeichnen. Für die Alemannia war es die vierte Niederlage in Folge, verbunden mit dem Abrutschen unter die magische Linie, die zukünftige Dritt- von Viertligisten unterscheidet.

Dabei wollte der Zweitliga-Absteiger in dieser Saison doch um den sofortigen Wiederaufstieg kämpfen und bei der Umfrage zu Saisonstart hatten die meisten Trainer der 3. Liga den Spitzenreiter der ewigen Zweitligatabelle mit auf den Zettel der Aufstiegsfavoriten. Es ging auch gut los für die Schwarz-Gelben: Nach vier Spieltagen stand die Alemannia mit zwei Siegen und zwei Remis auf Rang 6 der Tabelle mit Blick nach oben. Doch die Heimniederlage gegen Kickers Offenbach (1:3) am 5. Spieltag läutete die Negativserie ein. Gegen Mitabsteiger KSC (0:0) und Rot-Weiß Erfurt (1:1) konnten noch Remis erspielt werden. Zuvor gab es das erwartete Pokalaus gegen den Nachbarn aus Mönchengladbach (0:2). Die Niederlage am 8. Spieltag bei den Stuttgarter Kickers besiegelte das Schicksal von Trainer Ralf Aussem, der danach seinen Stuhl räumen durfte. Es folgte der Holländer René van Eck, hierzulande bekannt auch als ehemaliger "Hop on-Hop off"-Trainer des FC Carl-Zeiss Jena, nachdem er dort im März 2009 erst beurlaubt wurde um zwei Monate später wieder ins Amt gehoben zu werden.
Doch schon der Einstand des Trainers ging mit einer 1:3-Heimpleite gegen Spitzenreiter Unterhaching gründlich daneben. Danach erwiesen sich auch Babelsberg und am Dienstag die Preußen aus Münster als zu stark für die Alemannia. Wobei den Alemannen von der Fachpresse zumindest eine steigende Form bescheinigt wurde, doch konnte gegen die Preußen aus Münster eine 1:0-Führung nicht gehalten werden - der Tabellenzweite drehte das Spiel mit einem Doppelschlag von Taylor in der zweiten Halbzeit.

Bonjour Tristesse somit beim Traditionsverein, der nach dem Abstieg aus der zweiten Liga einen Totalumbruch erfahren hatte. Immerhin 21 Spieler verließen den Verein, dafür wurden 15 Neue geholt. Zu den prominentesten Abgängen zählen "Speedy Gonzales" David Odonkor, der in die 1. Liga der Ukraine wechselte und Keeper Boy Watermann, den es zum holländischen Erstligisten PSV Eindhoven zog. Ein weiterer prominenter Abgang ist Benjamin Auer, der noch keinen neuen Verein hat.
Unter den Neuen sind einige bekannte Namen. Der "neueste Neue" ist der Japaner Norikazu Murakami (28), der erst am Donnerstag einen Vertrag bis Saisonende unterschrieb. Der Offensivmann hatte zwei Wochen lang ein Probetraining in Aachen absolviert und einen laut Gschäftsführer Uwe Scherr einen guten Eindruck hinterlassen. Ob der Japaner auf der Fischerwiese spielen wird, ist offen. Vorrangig soll er den eingesessenen Akteuren Feuer unterm Hintern machen.
Die schillerndste Figur aber der Alemannia ist sicherlich Albert Streit, der im Winter 2011/2012 nach Aachen gewechselt war. Der 32-jährige Mittelfeldspieler bringt die Erfahrung von 118 Erst- und 94 Zweitliga-Spielen mit. In Deutschlands Eliteliga war er bei Eintracht Frankfurt, Wolfsburg, Köln, Hamburg und Schalke aktiv. Streits Aussichten waren einst blendend, so stand er 2006 sogar im erweiterten Kader der Nationalmannschaft. Doch auf Schalke, wo er 2008 einen Vierjahresvertrag unterschrieb, kam er nicht zurecht. Seine Trainer Fred Rutten und später Felix Magath suspendierten Streit und steckten ihn in die zweite Mannschaft. Albert Streit galt als schwierig, egoistisch und nur bedingt leistungswillig. Spätestens als er 2009 in einem Interview bekannte, seinen gut dotierten Vertrag bei Schalke absitzen zu wollen, war er im Verein und bei Fans endgültig untendurch. 2011 wurde sein Vertrag schließlich aufgelöst und Streit wechselte nach Aachen, wo er auch nach dem Abstieg blieb. Gegen Münster fehlte Streit aufgrund einer Gelb-Rot-Sperre, am Samstag sollte er auf der Fischerwiese auflaufen können.
Auch Sascha Rösler wird auf jeden Fall fehlen. Der Aufstiegsheld von Düsseldorf und das ehemalige "Enfant Terrible" der zweiten Liga hatte sich im Spiel gegen Erfurt einen Kreuzbandriß zugezogen und wird bis auf weiteres ausfallen. Wieder mit dabei sein wird Marcel Heller, den Fans in Sachsen aufgrund seines Engagements bei Dynamo Dresden kennen dürften. Gegen Münster musste er noch eine Rot-Sperre absitzen.

Worauf man sich in Aachen trotz der Negativserie verlassen kann, ist die Unterstützung der Fans. Am Dienstagabend wollten 12.206 Zuschauer das Spiel gegen Münster sehen. Mit durchschnittlich knapp 15.000 Zuschauer ist der Traditionsverein zumindest in Sachen Zuschauerzuspruch Spitze in der Liga. Gespielt wird im 2009 neu gebauten Tivoli, einem 33.000 Zuschauer fassenden reinen Fußballtempel. Eine Besonderheit dabei ist die hohe Stehplatzquote, die ein Drittel der Gesamtkapazität beträgt. Beim Bau des neuen Fußballtempels wurden auch die Wünsche der Fans berücksichtigt und es entstand ein Stadion mit unverwechselbarem Gesicht und dank der Enge und Nähe der Zuschauerränge zum Spielfeld echter Hexenkessel. Kehrseite des schmucken Neubaus waren die Schwierigkeiten, in welche die Alemannia in Folge des Baus geriet - Ende 2011 schlitterte der Verein aufgrund der Ausgaben für das neue Stadion nur knapp an der Insolvenz vorbei und konnte nur mit Hilfe der Stadt gerettet werden.
Mit den Planungen zum Stadionbau wurde 2004 begonnen, zu einer Zeit als die Alemannia zum Höhenflug ansetzte, welcher im Erreichen des Pokalfinales 2004 sowie an den Teilnahmen an der Euroleague 2004/05 und dem Aufstieg in die 1. Bundesliga 2006 gipfelte. Das Gastspiel im Oberhaus dauerte allerdings nur ein Jahr, der sofortige Wiederaufstieg mißlang und nach 5 Jahren in der zweiten Liga folgte im vergangenen Jahr der Absturz in die 3. Liga.
Neben den Baustellen im sportlichen und finanziellen Bereich gibt es diese auch in der Fanszene, wo sich mit der "Karlsbande" und den "Aachen Ultras" zwei große Ultra-Gruppierungen feindlich gegenüberstehen. So wurde vom Verein erst kürzlich sämtliche Utensilien der rechtsgerichteten "Karlsbande" im Stadion verboten, nachdem es Übergriffe auf die eher linksorientierten "Aachen Ultras" gegeben haben soll.

Sollte den Himmelblauen am Samstag ein Sieg gegen Alemannia Aachen gelingen, würden sie damit auch eine Serie beenden. Noch nie konnte die "platzbauende Mannschaft" beim Duell der beiden Vereine ihr Heimspiel gewinnen - im Gegenteil: Jeweils zweimal gewannen die Alemannen in Chemnitz und die Himmelblauen wiederum in Aachen. Nur im ersten Spiel gab es ein Remis. Die Duelle in der Liga sind allerdings lange her, 2001 war es, als in den Reihen der Himmelblauen noch der jetzige Co-Trainer Bittermann oder Peer Kluge standen und bei der Alemannia der legendäre Willi Landgraf verteidigte.

Angeknockte Gegner sind bekanntlich am gefährlichsten, nichtsdestotrotz gilt es die Scharte der Heimniederlage gegen Osnabrück auszuwetzen und die 3 Punkte in Chemnitz zu behalten. Danach wünscht man dem Traditionsverein aus dem Westen der Republik wieder bessere Tage.
12. Spieltag - 3. Liga - Saison 2012/2013
Samstag, 29. September 2012, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 4.800
Schiedsrichter: Giese (Großräschen)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

Chemnitzer FC Alemannia Aachen
9Tabellenposition18
15
11
1,4
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
10
11
0,9
4 (36,4%)
4 (36,4%)
Siege
Niederlagen
2 (18,2%)
5 (45,5%)
12 : 12
1,1 : 1,1
Tore
Tore pro Spiel
12 : 18
1,1 : 1,6
3:1 gegen SV Darmstadt 98 (H)Höchster Sieg3:2 gegen SV Wacker Burghausen (H)
0:2 gegen VfL Osnabrück (H)Höchste Niederlage1:3 gegen Kickers Offenbach (H), Stuttgarter Kickers (A), SpVgg Unterhaching (H)
n-U-s-N-uDie letzten SpieleU-n-N-n-N
2 Spiele in Folge ohne Sieg
2 Spiele in Folge ohne eigenen Treffer
Aktuelle Serien4 Niederlagen in Folge
7 Spiele in Folge ohne Sieg

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele52127:8
Heimspiele30124:7
Auswärtsspiele22003:1
Ligaspiele42117:6
Pokal-/Relegationsspiele10010:2

Der Ergebnisrückblick

1999/20002. Bundesliga10. SpieltagChemnitzer FC - Alemannia Aachen2:2 (1:2)
1999/20002. Bundesliga27. SpieltagAlemannia Aachen - Chemnitzer FC0:1 (0:0)
2000/20012. Bundesliga8. SpieltagAlemannia Aachen - Chemnitzer FC1:2 (0:1)
2000/20012. Bundesliga25. SpieltagChemnitzer FC - Alemannia Aachen2:3 (0:1)
2006/2007DFB-Pokal1. RundeChemnitzer FC - Alemannia Aachen0:2 (0:2)