Herbstrunden-Finale im "Armenhaus der Liga"...
von Timo Görner
...denn Runde 19 steigt beim Verein mit einem Etat, der eher "mittleren Regionalliga-Vereinen" entspricht. Aus dem macht die SpVgg Unterhaching bislang viel. Die Überschrift soll man deshalb nicht despektierlich verstehen.
Die letzte Saison unseres Gegners
...endete nach furiosem Start mit Platz 2 in Runde 8 im Abstiegskampf. Die Randmünchner bestanden diesen Kampf mit Bravour. Nach 8 Spieltagen rangierte man knapp hinter Aufsteiger Regensburg, verlor nur 1x und stellte mit 19:7 Toren die beste Offensive. Die Stärke der "jungen Wilden" bekam Offenbach auf dem "Bieberer Berg" (4:1) zu spüren als auch der CFC (3:0) und vor allem Jena (6:0). Die erste Pleite kassierte man in Oberhausen (0:1). Das Niveau konnte man bis zur Winterpause nicht halten. Es ging runter auf Rang 11. Es sollten noch 4 Siege gelingen, dafür wurden 8 Begegnungen abgegeben. Es klemmte auswärts, da wurde man 6x in Folge besiegt, das aber bei starker Gegnerschaft mit Regensburg, Heidenheim, Burghausen und Aalen. Die "Shooting-Stars" bekamen Grenzen aufgezeigt, blieben zu Hause gegen Bremen II (0:2) unter den Erwartungen. Zumindest konnte man auf eigenem Rasen noch mal überzeugen gegen Wehen/Wiesbaden (5:1) und Münster (2:1). Mit 28 Punkten und 9 Zählern auf Platz 18 war eine ordentliche Ausgangsposition für 2012 geschaffen.
Das Polster ging nach 4 Niederlagen schnell flöten. Nicht unerwartet kam die Niederlage in Sandhausen (1:3), bitter die in Chemnitz (1:5), schmerzlich die in Jena (0:2). Gegen einen weiteren Mitkonkurrenten im kommenden Abstiegskampf mit Babelsberg (1:2) wurde erneut verloren. Es blieb ein sportlicher Drahtseilakt, verbunden mit finanziellen Problemen. Am vorletzten Spieltag konnte der (sportliche) Klassenverbleib gesichert werden, Burghausen (4:0) wurde deklassiert. Davor war es ein Wechselbad. Der Grundstein für 2012/2013 wurde zu Hause gelegt mit Siegen gegen Offenbach (2:0), Stuttgart II (4:0), Bielefeld (5:0) und Burghausen. Respektabel auch das 1:1 gegen Aufsteiger Aalen, der die die Oberhausen-Scharte (1:2) auswetzte. Als Platz bauende Gemeinschaft war man absolut ligatauglich (7.), holte bei 10 Siegen und 5 Niederlagen 34 Zähler. Mit 45:21 Toren war die Offensive Nr. 1. Ambivalent dazu die Auswärtsbilanz. Lediglich 2x gelang ein voller Erfolg, der Letzte am 09.09.2011. Es hagelte 13 Pleiten, mehr Gegentore (38) kassierte niemand. Schlechter war nur Bremen II. Haching war die Nummer 1 beim "Tore machen" mit 63, hatte dafür die schlechteste Defensive (59). Der Gewinn des Bayernpokals im Endspiel (4:3) gegen Regionalligist Elterdorf mit erneuter Qualifikation für den DFB-Pokal war wichtig beim "Drahtseilakt Lizenzierung". Im DFB-Pokal hatte man sich wacker geschlagen, Erstligist Freiburg (3:2) eliminiert und in Runde 2 gegen Zweitligist Bochum beim 1:4 und Zwischenstand 1:2 dagegen gehalten.
Delegierungen für diese Saison bislang
19 Abgänge und 17 Neuzugänge setzten die enorme Fluktuaktion der Saison 2011/2012 fort.
Aus der Abwehr wechselte Patrick Ziegler (22/Paderborn) in Liga 2. Michael Vitzthum (20) spielt beim VfB Stuttgart II. Michael Stegmayer (27/Darmstadt) blieb ebenfalls in der Liga. Im Mittelfeld trifft das für Marcel Avdic (21/Offenbach) zu und ebenso auf Yannic Thiel (23/Osnabrück). Eine Etage höher kickt Sascha Bigalke (22/1. FC Köln). Im Sturm zog es den Kroaten Mijo Tunjic (24) nach Erfurt. Mit 11 Toren und 6 Vorlagen war er der torgefährlichste Hachinger 2011/2012. Der Deutsch-Marokkaner Abdenour Amachaibou (25/Regensburg) stieg wie Bigalke auf. Empfehlung: 9 Tore, 6 Vorbereitungen. Das sind die Spieler, welche fast ständig zum Stamm zählten. Mit Tunjic, Amachaibou hat man 2 solide Angreifer abgegeben. Avdic, Bigalke, Ziegler, Vitzthum und Thiel sind junge Akteure welche sich in dieser Klasse bereits gut präsentiert haben.
Bei den Neuen verbaten sich "Kracher", es sind vorwiegend Nachwuchsspieler; 6 davon aus der eigenen A-Jugend, 5 aus anderen U23 und 2 aus der 2. Bundesliga. Angesichts der Menge an Neuzugängen eine Beschränkung auf die, welche bislang eine Rolle spielen:
In der Abwehr sind dies der Kroate Luka Odak (23/FC Ingolstadt 04 II) und Daniel Hofstetter (20) von Zweitligist 1860 München. Im Mittelfeld trifft es auf Dominik Rohracker (23/Sandhausen) sowie Marius Willsch (21/1860 München II) und Maximilian Welzmüller (22/Greuther Fürth II) jeweils aus der Regionalliga zu. Für den Angriff kann man Andreas Voglsammer (20/TSV 1860 Rosenheim) dazu zählen, wie die beiden Letztgenannten aus der Liga 4. Ordentlich läuft es für Manuel Fischer (23) vom FC Bayern München II, ebenfalls Regionalliga. Bemerkenswert noch, dass der Deutsch-Ugander Savio Nsereko (23) im August 2012 vom AC Florenz ausgeliehen worden war. Mitte Oktober die Rückkehr nach Italien. Der ehemalige DFB-U19-Nationalspieler zog sich nach 2 Spielen den Unmut der Rand-Münchner durch teils kriminelle Eskapaden zu. Der 16. Wechsel seit 2005 mit 6 "Ausleihen".
Der Trainer
Manuel Baum (33) übernahm das Amt zu Beginn dieser Saison, er folgte Ex-Nationalspieler Heiko Herrlich, der aus privaten Gründen Ende Mai 2012 zurücktrat. Er bildet eine Art "Trainer-Duo" mit Claus Schromm (43) und gilt als Teamchef. Letzte Station als Spielertrainer (Tor) war August 2008 Bayernligist FC Unterföhring. Bis Ende 2011 war der FC Starnberg sein Arbeitgeber, dann ging es als Co-Trainer von Heiko Herrlich zur Spvgg.
Die Mannschaft
Nr. 1 im Tor ist wie in der Vorsaison Stefan Riederer (26). In der Abwehr sind Maximilian Drum (21), Daniel Hofstetter (20), Markus Schwabl (22) und der Kroate Luka Odak (23) das Gerüst; wohlgemerkt mit Durchschnittsalter von 21,5. Jonas Hummels (22), Bruder von Nationalspieler Mats, zog sich im 3. Spiel 2011/2012 einen Kreuzbandriss zu. Konnte nach langer Pause erst ab Runde 7 wieder eingreifen. Er sollte sich in den Kreis der 4 weiter vorarbeiten, fungierte bis zum Ausfall als Kapitän. Das Mittelfeld sieht Dominik Rohracker (23), Maximilian Welzmüller (22), den Türken Yasin Yilmaz (23), Marius Willsch (21) und Stephan Thee (25) vorn. Mit Rohracker und Thee haben die Gastgeber ein torgefährliches Duo in diesem Sektor zusammen. Beide glänzten mit 5 Toren, dazu legte Rohracker 4x auf. Insgesamt bemerkenswerte 17 Tore steuerte das Mittelfeld bei. Damit liegt man deutlich vor dem Angriff, der sich ausbaufähig präsentiert. Florian Niederlechner (23) und Manuel Fischer (23) erzielten je 3 Treffer, Andreas Voglsammer (20) einen. Der CFC tritt bei einer "etwas älteren U23" an. Nur Dortmund und Stuttgart II haben einen jüngeren Kader als die Bayern mit 21,5 im Schnitt. 31 Akteure kann hingegen niemand überbieten. Für den Freitag muss Baum auf Maximilian Drum wegen einer Rot-Sperre verzichten.
Die aktuelle Saison bislang
Es sieht deutlich besser aus als zum gleichen Zeitpunkt 2011/2012. 32 Zähler und Platz 4 dürften mehr als zufriedenstellen, 10 Plätze besser und 10 Punkte mehr sind es. Die Aufstiegsplätze sind in Reichweite, Rang 3 ist nur ein Punkt entfernt. Die Blau-Roten starteten erneut furios, zeitigten nach 5 Begegnungen Platz 1 mit 13 Zählern. Mit Rostock (3:0), Heidenheim (4:1) wurden Gegner der besseren Kategorie abgewatscht. Auswärts blieb man ohne Gegentor in Wiesbaden (2:0) und Halle (1:0). Es folgte ein kurzes Zwischentief, wo so mancher wieder Einbruch und Absturz vermutete. Heimklatsche gegen Stuttgart II (0:3), ebenso in Osnabrück. Man kam wieder, blieb bis heute an der Spitze dran. Dabei war man eher zu Hause anfällig. 3 Siegen stehen 2 Niederlagen gegenüber. Offenbach holte sich den Erfolg (3:0), Babelsberg düpierte die "jungen Wilden" (0:1). Ärgerlich das 2:2 gegen Erfurt mit Ausgleich in der Nachspielzeit. Dramatisch Dortmunds Auftritt im Sportpark: Vom 2:0 zum 2:3 und 4:3 in der Schlußminute. Ebenso Bielefeld (3:2), das 2:0 wurde vorgelegt und verspielt - in der Schlussminute gelang der Sieg. Gleiches Bild in Saarbrücken mit 4:2 am Ende. Schwankungen innerhalb der Spiele, normal bei dieser jungen Mannschaft. Der CFC scheint seinen Gegner – welch schlechtes Omen – in einer "kleinen Krise" zu erwischen. Die Bayern sind seit 287 Minuten ohne Tor, seit 3 Spielen sieglos. Neben Babelsberg blieb man bei den Stuttgarter Kickers trotz gutem Spiel ohne Dreier wie in Münster. Die Heimbilanz ist als 10. durchwachsen, dafür stellt man hier die beste Offensive (19). Stark ist man auf Reisen, in 9 Gastspielen kassierte man nur 1 Niederlage. Offensiv hat man sich nur unwesentlich verschlechtert (29), defensiv enorm gesteigert (21). Nur 4 Teams sind besser. Unterhaching im November 2012 zeigt sich weitaus stärker als beim 1:5 in Chemnitz, ist Favorit am Freitag. Im DFB-Pokal scheiterte man in Runde 1 am 1. FC Köln mit 1:2. Im Bayern-Pokal steht man im Viertelfinale.
Prognose
Der Abstiegskampf sollte diesmal kein Thema sein, die Ausgangsposition dafür ist einfach zu gut. Um ganz oben anzugreifen, scheint die junge Mannschaft noch nicht weit genug. Es kann einstellig werden. Tipp: Platz 7 bis 10.
Das Umfeld
"Armenhaus" bezieht sich auf den Etat: Mit 800.000 EUR liegt man deutlich am Ende der diesjährigen Haushalte - es gibt Regionalliga-Vereine, die mehr investieren. Die Sparsamkeit ist gezwungen, der Verein kann diese Liga wirtschaftlich nur mit Mühe stemmen. Im April 2004 fehlten noch 400.000 EUR für die Lizenz 2012/2013. 100.000 EUR konnten durch die erneute Qualifikation für den DFB-Pokal generiert werden. Ursache der Probleme war laut Beobachter die Ausgabepolitik vergangener Jahre unter Ex-Kicker Francisco Copado. Trainer wie Klaus Augenthaler, Andreas Brehme, Werner Lorant dürften nicht gerade für wenig Geld gekommen sein. Heiko Herrlich zog wohl auch wegen der limitierten Möglichkeiten die Rückkehr nach Dortmund vor, auch wenn Gründe im familiären Bereich angegeben wurden. Kernproblem war jetzt vor allem ein Sponsor beim Stadionnamen nach dem Ausstieg der bislang verbandelten Versicherung. Und auch ein Brustsponsor war und ist das Problem. Nur für das DFB-Pokalspiel gegen Köln fand sich ein Unternehmen. Ansonsten scheint die Spielvereinigung im Schatten des FC Bayern und 1860 nicht interessant genug. Dabei arbeitet man seit mehreren Jahren solide, setzt auf seriöses Wirtschaften. Im Juni 2012 endete die "Ära Kupka". Der engagierte Vereinschef gab nach 39 Jahren sein Amt auf, übergab es an Manfred "Manni" Schwabl (46), bekannt aus seinen Zeiten beim FC Bayern München. Die Spielgenehmigung 2012/2013 wurde mit einem Kraftakt erreicht, die Bedingungen erfüllt.
Zulegen muss man beim Zuspruch. Weniger als 2.467 im Schnitt hat nur Dortmund. Letzte Saison lag man hier bei 1.658. Ein stetiger Rückgang gegenüber 2.153, 2.645 und 3.142 davor. Gegen Babelsberg kamen 1.800. Rostock mit 3.500 zum Heimauftakt war der "Kassenschlager". Ansonsten sahen mehrmals weniger als 2.000 die Spiele. Am Freitag sollten die himmelblauen Reisenden mit 1.500 Einheimischen rechnen. Für die 3. Liga auf Dauer zu wenig, um wettbewerbsfähig zu sein. Steigt man auf, wird es schwierig wirtschaftlich und sportlich in Liga 2 zu konkurrieren. Bleibt man in Liga 3, droht erneut der Weggang von Talenten.
