Vorbericht

24. Spieltag - 3. Liga - Saison 2012/2013
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
2:1
FC Hansa Rostock
FC Hansa Rostock

Kogge in Seenot gibt nach über 12 Jahren Comeback auf der Fischerwiese...

von Timo Görner

...denn der FC Hansa Rostock, befindet sich aktuell in stürmischer See. Im Sommer 2000 siegte der letzte "DDR-Meister" von 1991 in einem Testspiel mit 4:1 an der Gellertstraße, damals als Erstligist beim Zweitligisten.

Die aktuelle Saison unseres Gegners

Eine durchwachsene Startphase mit Mittelmaß statt Tabellenspitze, ein Zwischenhoch nach Trainerwechsel und eine anschließende Talfahrt kennzeichnet den FC Hansa der aktuellen Spielzeit bislang. Vom Ziel " Wiederaufstieg" hat man sich vor wenigen Wochen verabschiedet, zu groß mittlerweile der Abstand.

Vor der Saison wurde der Kader mit 16 Abgängen und 13 Neuzugängen kräftig umgekrempelt, 2 gingen und 7 kamen später noch. Die Lizenz geriet zum Kraftakt und es drohte die Insolvenz. Keine optimalen Voraussetzungen. So mühevoll war auch der Start: Gegen den Aufsteiger aus Stuttgart blieb man nur knapp siegreich (2:1). Nach 8 Spielen stand Hansa der Abstiegszone näher als den Plätzen oben. Vor allem auswärts konnte man nicht überzeugen. Klatschen setzten es in Unterhaching (0:3) und Münster (2:5). Mager war auch das 1:1 in Darmstadt sowie das 1:1 daheim gegen Wehen/Wiesbaden. Gegen die Hessen saß dann auch Wolfgang Wolf das letzte Mal auf der Trainerbank. Seinen Abgang hatte er mit Klagen über Querelen im Umfeld befördert.
Nun sollte es Marc Fascher (44) richten, zuletzt in Münster erfolgreich tätig. Mit ihm kam der Erfolg und es gelang der Befreiungsschlag mit einem gelungenen Trainerdebüt in Heidenheim (2:1) und weiteren Siegen gegen Halle und beim VfB Stuttgart II (je 2:0). 4 Punkte fehlten auf Platz 3, die Hansa-Welt schien langsam wieder in Ordnung zu geraten. Bis Spieltag 17 blieb Rostock an der Spitze dran, bis zum herben Dämpfer gegen Osnabrück (0:3). Stark war dafür der Sieg in Bielefeld (1:0), ebenso die Defensive ohne Gegentor in 4 Spielen. Am 03. November wurde Saarbrücken (2:0) im Rahmen dieser Serie besiegt – es blieb der letzte Dreier. 4 der 5 Begegnungen vor der Winterpause wurden verloren, unter anderem gegen den wiedererstarkten KSC (0:3). Die Bilanz gegen die ersten 3 zeigt sich mit 2:11 Toren und 3 Pleiten trostlos. Enttäuschend war auch die Abfuhrt bei Kellerkind Stuttgarter Kickers (0:2). Lediglich in Erfurt (1:1) gab es Zählbares, dort geriet Hansa mal nicht mit 0:1 in Rückstand.
Zum Jahreswechsel ist Rostock im Liganiemandsland versumpft: Aus 4 Punkten zu Platz 3 waren 11 geworden. So wurde auch der Aufstieg "auf 2014 verschoben". Man hat nach wie vor viel mit sich selber zu tun. Der Start 2013 war die Fortsetzung des Negativtrends: Münster (0:2) holte trotz 63 Minuten in Unterzahl die Zähler an der Ostsee. Trostlos die Bilanz der letzten 6 Spiele: Nur ein Punkt wurde bei 2:10 Toren geholt. Die letzten 3 Heimspiele gingen alle ohne Tor verloren, bitter vor allem das 0:1 gegen Unterhaching mit dem Tor 2 Minuten vor Abpfiff. Hansa steckt momentan tief in der Krise und muss eher schnell die 11, 12 Punkte für den Klassenerhalt stemmen. Es fehlt die Heimstärke (11.), 13 Mannschaften haben mehr Tore zu Hause erzielt. Auf Reisen ist man vergleichsweise etwas besser, hat nur 7 vor sich. Doch der letzte Dreier als Gast datiert auch schon wieder vom 06. Oktober (in Bielefeld). 22:29 Tore insgesamt sprechen für eine Offensive "schlechteren Durchschnitts" und eine ordentliche Defensive.

Im DFB-Pokal kam das Aus in Runde 1 gegen Erstligaabsteiger Kaiserslautern (1:3). Im Landespokal steht man im März im Viertelfinale beim Gnoiener SV aus der Landesliga. Mögliche Gegner im Halbfinale sind u. a. Anker Wismar und die TSG Neustrelitz. Hansa hier klarer Favorit.

Delegierungen seit dem Hinspiel

7 Neuzugänge - alle in der Winterpause - sind zu vermelden. Dafür wurden 2 Akteure aus dem Kader gestrichen, ebenfalls in der Spielpause. Stürmer Lucas Albrecht (22) wechselte zu Ligakonkurrent Babelsberg, er blieb ohne den großen Durchbruch (1 Tor). Andreas Pfingstner (19/Abwehr) ging offiziell wieder zurück in die U23, kam aber auch nur dort zum Einsatz.

Untern den Neuen findet sich die angekündigte neue Personalpolitik wieder: Junge, vielversprechende Talente aus höheren Ligen und dem eigenen Stall einbauen und zu beiderseitigem Vorteil weiterentwickeln. 4 Spieler wurden bis Saisonende ausgeliehen: Maurice Trapp (21/Abwehr) kam von Union Berlin, Philipp Klement (20/Mittelfeld) aus Nürnberg, Collin Quaner (21/Mittelfeld) aus Ingolstadt und erst am Dienstag Nico Zimmermann (27) vom VfR Aalen. Alle wurden in Liga 1 und 2 bislang nur sporadisch eingesetzt. Fest verpflichtet wurden "Heimkehrer" Tommy Gruppe (20/Abwehr) aus Münster, der Tscheche Emil Rilke (29/Mittelfeld), bis Juni 2012 bei Slovan Liberec, und der Armenier Sargis Adamyan (19/Sturm) aus der II. Mannschaft.

Der Trainer

Marc Fascher (44) übernahm die Mannschaft am 05.09.2012. Unter dem gebürtigen Hamburger ging es zunächst deutlich aufwärts, zuletzt aber noch stärker abwärts. Er hat noch einen Vertrag bis Saisonende. Fascher wird von zwei Co-Trainern unterstützt. Steffen Baumgart (41) und Michael Hartmann (38) sind beide ehemalige Hansa-Spieler. Fascher ist der 8. Trainer seit August 2005 - Kontinuität sieht anders aus. Frank Pagelsdorf schaffte es ab August 2005 immerhin 1183 Tage, Peter Vollmann noch mal deren 522.

Die Mannschaft

Mann im Tor ist Kevin Müller (21). Seine Vertreter sind Routinier Jörg Hahnel (30) und Johannes Brinkies (19). Das Gerüst in der Abwehr bilden mit Matthias Holst (30) und Kapitän Sebastian Pelzer (31) zwei Routiniers. Hinter den Beiden kommt der Deutsch-Mosambikaner Ronny Marcos (19) mit 10 Berufungen in der Anfangsformation. Fascher fallen hier zwei potentielle Stammspieler längerfristig aus: Patrick Wolf (23), Sohn von Ex-Trainer Wolfgang Wolf, steht seit Ende September 2012 nicht zur Verfügung (Knorpelschaden). Stephan Gusche (22), der im Oktober 2012 einen Kreuzbandriss erlitt, kommt frühestens im Mai 2013 zurück. Das Verletzungspech ist nicht nur hier ein Grund für die sportliche Misere. Gegen Münster begann Fascher mit den zwei Neuen Maurice Trapp (21) und Tommy Grupe (20). Dazu stellte er Ronny Marcos und den Franzosen Noël Alexandre Mendy (29) – eigentlich im Mittelfeld ansässig. Trapp wurde dabei zum "Pechvogel", weil er den Elfer zum 0:1 verursachte und auch beim 0:2 schlecht aussah. Gegen den CFC dürften wohl Pelzer und Holst wieder von Beginn an auflaufen.
Im Mittelfeld gibt es den besagten Mendy zu vermelden, dazu Michael Blum (24), Tom Weilandt (20), den Belgier Ken Leemans (30) und Leonhard Haas (31). Blum glänzt hier mit 5 Vorlagen. Auch hier setzte Fascher gegen Münster mit Emil Rilke (29) und Philipp Klement (20) auf Neuverpflichtungen der Winterpause. In der Zentrale fehlen ebenso zwei wichtige Akteure: Mohammed Lartey (26) seit dem 2. Spieltag (Schambein) und Edisson Jordanov (19) nach gutem Start (3 Tore) seit Ende September 2012 (Kreuzband). Der Österreicher Denis Berger (29) pendelt zwischen Anfangself und Ersatzbank.
Im Angriff ragt der Tscheche Ondrej Smetana (30) heraus. Bilanz: 17 Spiele – 7 Treffer. Gegen Münster musste er verletzt passen, könnte beim CFC wieder spielen. Hinter ihm kommt der Holländer Johan Plat (25/6 Tore). Er bildete gegen Preußen den Sturm. Später kam noch Sargis Adamyan (19) ins Spiel. Nils Quaschner (19) hat bislang keine schlechten Karten, auch hier: gegen Münster verletzt.
Mit aktuell 29 Spielern – inklusive 3 Torhüter – hat Hansa einen großen Kader. Davon wurden 27 eingesetzt.

Einkaufbilanz

Mittlerweile steht man bei 20 Neuzugängen bis heute. Die Bilanz ist widersprüchlich, es hätte sicherlich besser aussehen können. Leemans, Mendy, Haas im Mittelefeld sowie Smetana, Plat im Angriff sind die Neuen, die am besten zu recht kamen. Mit Marcos empfahl sich ein interner Neuzugang aus der II. mehrmals für die Stammelf, ebenso Nils Quaschner (19) im Angriff. Die 7 Neuen der Winterpause kann man nicht bewerten. Kurzer Blick auf Münster: Grupe spielte einigermaßen – Trapp verpatzte den Einstand gründlich – Philipp Klement war bester Hanseat auf dem Rasen – Rilke kein Verstärkung – Quaner verletzt – Adamyan machte seine Sache so schlecht nicht. Ein Spiegelbild der Saison und der Einkaufsbilanz: Es war mehr drin. Nicht komplett verhauen, aber die Mannschaft auch nicht entscheidend nach vorne gebracht.

Gewinner der Saison bislang

Die finanziellen Probleme dürften auch in der Frühjahrsrunde jungen Spielern Chancen geben. Ronny Marcos und Nils Quaschner sind die Beispiele der Herbstrunde. Spieler wie Philipp Klement sollten folgen.

Prognose

Der Wiederaufstieg sollte bei mittlerweile 17 Zählern Rückstand kein Thema mehr sein, ist auch so. Findet die Mannschaft nicht schnell in die Erfolgsspur zurück, droht sogar der Abstiegskampf. Lichtet sich das Lazarett, sollte man stark genug sein, um da nicht noch reinzurutschen. Tipp: Platz 9 bis 13.

Das Umfeld

Schwere Zeiten nach wie vor an der Küste. Mittelmaß in Liga 3, so schlecht stand Hansa seit 1990 nicht da. Der Misserfolg seit 2008, beginnend mit dem postwendenden Abstieg aus der 1. Liga, hat Spuren hinterlassen. Die erstligareife Infrastruktur mit modernem Stadion und einem anerkannten, aber für einen Drittligisten kostspieligen Nachwuchsleistungszentrum hängt laut einer jüngsten Äußerung aus der Chefetage "wie ein Klotz am Bein". Die Lizenz für die Saison ist ein Kraftakt, es stand auch die Insolvenz im Raum. Der Höhepunkt eines Überlebenskampfes auf wirtschaftlicher Ebene, den man unter anderem im Juli 2007 mit dem Verkauf der Namensrechte für das "Ostseestadion" für schlappe 1,5 Mio. EUR im Jahr aufnahm. Die Fan-Anleihe 2011 war ein "Flop", der statt der erwarteten 4,7 Mio. EUR nur 300.000 EUR einbrachte. Um die 2. Liga zu halten, wurde dennoch am Etat festgehalten. Schon damals war klar, der erneute Abstieg könnte dem Verein das Genick brechen. So schienen im Frühjahr 2012 auch alle Dämme zu brechen, wurde die Flut nur mit Hilfe von Stadt und Gläubigern verhindert. Fehlkalkulationen, personelle Fluktuaktion, hohe Strafen durch die DFL für Unbill auf den Rängen waren Bausteine für die Krise.

Die Lage bleibt angespannt. 9.745 Zuschauer im Schnitt sind deutlich weniger als die 14.053 der Vorsaison, und auch weniger als kalkuliert. Unter anderem mit der Wiederöffnung der gesperrten Südtribüne für den "harten Kern" der Fans und Ticketverkauf von Profis in der Innenstadt kämpft man derzeit um jeden Zuschauer. Den Verlust in der aktuellen Saison beziffert man auf mittlerweile 300.000 EUR bis 400.000 EUR und das bei schon bestehenden 7 Mio. EUR Verbindlichkeiten. In den nächsten 5 Monaten muss man laut Aufsichtsratschef Thomas Abrokat entscheidende Fortschritte machen, sonst droht erneut die Insolvenz. Selbst die Schließung des Nachwuchszentrums – Kosten 1 Mio. EUR pro Saison – steht neben weiteren entscheidenden Sparmaßnahmen zur Debatte. Dass Hansa nach wie vor zieht, beweist der Rekordbesuch der Saison. Am 1. Spieltag gegen "Publikumsmagnet" Stuttgarter Kickers mit 13.700. Den CFC sahen ordentliche 11.800, Karlsruhe und Aachen je 10.000, Münster 9.000, Unterhaching zuvor nur 6.700. Wo der CFC zufrieden wäre, Hansa würde es weiter an den Abgrund bringen, so Thorsten Abrokat. So gesehen ist das Spiel am Samstag Existenzkampf. Die Misere hat auch in der Chefetage Spuren hinterlassen. Im Dezember fand ein "Stühle rücken" statt, was unter anderem den umstrittenen Ex-Vorstandschef Bernd Hoffmann gehen ließ. Aktuell fungiert ein kommissarischer Vorstand, zu dem auch Ex-Hansa-Profi und Trainer Juri Schlünz gehört. Starker Mann im sportlichen Bereich ist Uwe Vester (41), zuvor "auf Schalke" in der Leitungsebene tätig. Er rief auch das Konzept "junge Spieler holen, weiterentwickeln und eventuell halten" aus. Die Quadratur des Kreises, Hansa scheint vor allem der schnelle sportliche Erfolg maßgeblich aus dem Sumpf zu ziehen, was mit einer vorwiegend jungen Mannschaft schwer schnell zu erreichen ist. Angesichts der Bedeutung des FC Hansa für die Stadt und auch das Land bleibt den Kapitänen "da oben" zu wünschen, dieses Kulturgut einer ganzen Region zu erhalten.
24. Spieltag - 3. Liga - Saison 2012/2013
Samstag, 02. Februar 2013, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 6.400
Schiedsrichter: Siewer (Drolshagen)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

Chemnitzer FC FC Hansa Rostock
7Tabellenposition10
30
22
1,4
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
29
22
1,3
8 (36,4%)
8 (36,4%)
Siege
Niederlagen
8 (36,4%)
9 (40,9%)
32 : 29
1,5 : 1,3
Tore
Tore pro Spiel
22 : 29
1,0 : 1,3
4:1 gegen 1. FC Saarbrücken (H)Höchster Sieg4:1 gegen SV Babelsberg 03 (H)
0:2 gegen VfL Osnabrück (H)Höchste Niederlage2:5 gegen SC Preußen Münster (A)
n-u-U-S-uDie letzten Spieleu-n-N-N-n
4 Spiele in Folge ungeschlagenAktuelle Serien4 Niederlagen in Folge
7 Spiele in Folge ohne Sieg

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele5324111879:71
Heimspiele26183554:27
Auswärtsspiele27681325:44
Ligaspiele4922111670:63
Pokal-/Relegationsspiele42029:8

Rückblick auf die letzten 15 Spiele

1987/1988DDR-Oberliga21. SpieltagFC Karl-Marx-Stadt - FC Hansa Rostock1:1 (1:1)
1987/1988FDGB-PokalViertelfinaleFC Hansa Rostock - FC Karl-Marx-Stadt2:1 (1:0)
1988/1989DDR-Oberliga4. SpieltagFC Karl-Marx-Stadt - FC Hansa Rostock1:0 (0:0)
1988/1989DDR-Oberliga17. SpieltagFC Hansa Rostock - FC Karl-Marx-Stadt1:1 (0:0)
1989/1990DDR-Oberliga5. SpieltagFC Hansa Rostock - FC Karl-Marx-Stadt2:2 (1:0)
1989/1990DDR-Oberliga18. SpieltagFC Karl-Marx-Stadt - FC Hansa Rostock1:0 (0:0)
1990/1991NOFV-Oberliga6. SpieltagChemnitzer FC - FC Hansa Rostock0:2 (0:1)
1990/1991NOFV-Oberliga19. SpieltagFC Hansa Rostock - Chemnitzer FC1:1 (0:1)
1992/19932. Bundesliga23. SpieltagChemnitzer FC - FC Hansa Rostock1:0 (0:0)
1992/19932. Bundesliga46. SpieltagFC Hansa Rostock - Chemnitzer FC2:0 (1:0)
1993/19942. Bundesliga11. SpieltagFC Hansa Rostock - Chemnitzer FC2:0 (0:0)
1993/19942. Bundesliga30. SpieltagChemnitzer FC - FC Hansa Rostock3:0 (2:0)
1994/19952. Bundesliga13. SpieltagFC Hansa Rostock - Chemnitzer FC5:0 (2:0)
1994/19952. Bundesliga30. SpieltagChemnitzer FC - FC Hansa Rostock1:1 (0:0)
2012/20133. Liga5. SpieltagFC Hansa Rostock - Chemnitzer FC0:0 (0:0)