Vorbericht

1. Spieltag - 3. Liga - Saison 2013/2014
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
0:3
VfL Osnabrück
VfL Osnabrück

Knallerauftakt gegen einen der Staffelfavoriten...

von Timo Görner

...denn mit dem VfL Osnabrück gibt es gleich zum Start einen Gegner, dem man zutrauen kann auch in diesem Jahr wieder oben mit anzugreifen.

Die letzte Saison unseres Gegners

Nichts Neues beim VfL von der „Bremer Brücke“: Der Ex-Zweitligist sorgte mal wieder für Schlagzeilen, positiv wie negativ. Die Höhepunkte gab es zum Schluss in Form des erneuten abrupten Endes der „Ära Wollitz“, der unverhofften Qualifikation für die Relegation und dem fünften Scheitern seit 1999.
Ziel war auch diesmal die Rückkehr in Liga 2, schon aus finanziellen Gründen. Der Start gab der Hoffnung Nahrung: 13 Zähler aus 5 Spielen brachten die Tabellenführung nach Runde 3 und Platz 2 hinter der erneut furios beginnenden Spvgg Unterhaching. Bis zur Winterpause blieb man dran, zeitigte mit 47 Punkten aus 22 Spielen die Tabellenführung bei 4 Zählern Vorsprung auf den Zweiten Karlsruhe. Die drei Niederlagen waren in zwei Fällen unerwartet: Beim Kellerkind Stuttgarter Kickers (0:3) wurde man deklassiert, ebenso blieb man in Babelsberg (0:1) unter den Möglichkeiten. Auch die Derby-Pleite gegen Münster (0:2) schmerzte. Grundstein für Rang 1 war die Auswärtsstärke. Nur die beiden Gastspiele wie erwähnt gingen verloren, dafür wurden 7 der 12 Duelle auf fremdem Rasen gezogen. Beeindruckend die Auftritte in Heidenheim (3:1), Offenbach (5:1) und Rostock (3:0). An der Gellertstraße zeigte man sich abgezockt (2:0). Kein Team hatte auf Reisen damals mehr Tore (20). Es kompensierte die nur viertbeste Heimbilanz, allerdings nur wenig schlechter als die Konkurrenz.
Mit großem Optimismus ging es in die Frühjahrsrunde 2013. Ebenso groß war der Dämpfer zum Auftakt: Karlsruhe holte sich die 3 Zähler beim VfL, begünstigt allerdings auch durch eine viel diskutierte Schiedsrichterleistung. Das 1:2 bei Abstiegskämpfer Erfurt brachte ebenfalls Verdruss und Osnabrück um die glänzende Ausgangsposition. Der VfL verlor bis zum vorletzten Spieltag immer mal Boden, durch Patzer wie in Darmstadt (0:1), Wiesbaden (2:3), dem 2:2 gegen den CFC oder dem 1:3 in Münster. Bielefeld und der KSC erwiesen sich beständiger. Nur ein Sieg erhielt am vorletzten Spieltag die Chancen auf den direkten Aufstieg. Das verspielte man in Bielefeld (0:1) wie auch – dachte man – die Möglichkeit der „Hintertür Relegation“. Frust an allen Ecken und Enden, der Rücktritt von Claus-Dieter Wollitz zum Saisonende wurde nach unrühmlichen „filmischen Begleitumständen“ zum Rauswurf vorm Finale. Doch es folgte ein „kleines Wunder“, weniger das 4:0 gegen „Trümmerhaufen Alemannia“ als vielmehr der Stolperer Heidenheims gegen Offenbach. Die Aufstiegschance durch die Relegation wieder da, Skepsis zum einen weil man zuvor bereits viermal gescheitert war – an Chemnitz, Offenbach, Paderborn, Dresden – Optimismus weil bislang immer der Drittligist Sieger blieb. Es wurde wieder eine Enttäuschung: Dynamo Dresden drehte die Hinspielniederlage gegen blasse Niedersachsen im Rückspiel. Der Vorhang fiel vor einer wechselvollen Saison, welche kein gutes Ende nahm. Ausgerechnet auswärts wurde Rang 1 oder 2 verspielt, aus Platz 1 zur Winterpause wurde Rang 4 mit 7 Zählern Rückstand auf den KSC. 64:35 Tore bedeuteten den drittbesten Angriff und viertbeste Defensive. Aufstiegsreif war die Heimbilanz, nur Bielefeld war besser.
Trostpflaster, mit dem 4:2 bei Regionalligist Wilhelmshaven holte man sich den Niedersachsen-Pokal. Runde 1 im DFB-Pokal war zuvor durch Rang 3 erreicht.

Delegierungen für diese Saison bislang

Die Fluktuaktion der letzten Saison setzte sich fort, wenn auch etwas abgemildert. Damals gingen 14 Spieler und wurden 18 verpflichtet. Diesmal heißt es 16 Abgänge und 14 Neue.

Unter den Abgängen sind mehrere Stammkader der Saison 2012/2013. Im Tor verließen die Nr. 1 und der mehrfach eingesetzte Vertreter den VfL. Manuel Riemann (24) zog es zum SV Sandhausen, der doch zweitklassig blieb. Der zuweilen unglücklich agierende Ex-Erfurter Marcus Rickert (29) ging nach einem halben Jahr ohne neuen Verein. In der Abwehr sind Timo Beermann (22/Heidenheim) und Nils Fischer (26/Saarbrücken) aus dem Stamm gegangen. Im Mittelfeld musste man Marcus Piossek (24) ziehen lassen, ausgerechnet nach Münster. Referenz: 8 Tore und 8 Vorlagen. Claus Costa (29/Viktoria Köln) wechselte in die Regionalliga. Im Angriff schaffte Simon Zoller (22) den Aufstieg, verpflichtete sich in Kaiserslautern. Er machte mit 15 Toren auf sich aufmerksam, verschaffte dem finanziell klammen VfL 400.000 EUR Ablöse. Der Rest spielte keine Rolle. Randnotiz: der Rumäne Emil Jula (33) kehrte nach Duisburg zurück, war nach der Winterpause ausgeliehen und nicht die Verstärkung bei 2 Toren in 8 Einsätzen – 2 von Anfang an. Am Dienstag dieser Woche gab dann auch Gaetano Manno (30/Mittelfeld) seinen Abschied bekannt und schloss sich Erzrivale Münster an. Mit 8 Toren und vor allem 13 Vorlagen 2012/2013 ein Leistungsträger und Verlust im offensiven Bereich. Sein Vertrag wurde aufgelöst.

Trotz der nach wie vor angespannten finanziellen Lage gelangen gute Neuverpflichtungen, neben unbekannten Akteuren. Neu im Tor ist Daniel Heuer Fernandes (20/VfL Bochum II). In der Abwehr holte man Marcel Stadel (26) von Zwangsabsteiger Offenbach, Michael Hohnstedt (25) von Fast-Drittligaaufsteiger Lotte, dazu behielt man Ausleihe Paul Thomik (28/Gornik Zabrze). Für das Mittelfeld nahm man Michael Blum (24/Rostock), den zweiten Offenbacher Nicolas Feldhahn (26) – auch beim CFC im Gespräch - und Tom Christian Merkens (23/Havelse) vom 2. der Regionalliga Nord ins Boot. Für den Angriff musste nach dem Zoller-Abgang neues Personal her, ihn soll u. a. Andreas Spann (29) aus Heidenheim ersetzen. Für ihn ein Neubeginn nach Ausfall in der Frühjahrsrunde 2012/2012 (Innenbandriss Knie) und komplett 2012/2013 (Kreuzbandriss) - 2010/2011 einer der besten Angreifer in Liga 3 (11 Tore). Marcel Kunstmann (25/Verl) stieß aus der Regionalliga West hinzu, Empfehlung: 16 Treffer. Mit Hohnstedt im „Doppelpack“ kam Roman Prokoph (27). Stanislav Iljutcenko (22/SC Westfalia Herne) spielte zuletzt Oberliga. Christian Pauli (21) war nach Wilhelmshaven ausgeliehen. Mit Lennard Maßmann (17/Abwehr) und Sandro Heskamp (19/Mittelfeld) wurden zwei Spieler aus der A-Jugend eingebaut.

Der Trainer

Maik Walpurgis (39) wechselte mit einigen Querelen vom Drittliga-Relegations-Teilnehmer Sportfreunde Lotte. Hickhack, weil sich die Sportfreunde auf einen laufenden Vertrag bis 2014 bezogen, Walpurgis auf eine mündliche Zusage zum Ausstieg, die er Mitte Juni wahrnahm. Der VfL bot 50.000 EUR Ablöse, ohne Einlenken der Gegenseite. Mittlerweile liegt der Vorgang beim Arbeitsgericht, nächster Termin der 06.08.2013. Allerdings versucht der DFB hier momentan den Schlichter zu spielen. 1998 die 1. Trainerstation bei der A-Jugend des FC Gütersloh, letzte Station vor Osnabrück dann eben die Sportfreunde Lotte von September 2008 bis Juli 2013.

Die Mannschaft

Im letzten Test gegen einen wenig überzeugenden SV Werder Bremen, welches man übrigens wie der CFC mit 1:0 gewann, begann der VfL im Tor mit Daniel Heuer Fernandes (20). In der nominellen Abwehr bot Walpurgis Alexander Dercho (26), Marcel Stadel (26), Sebastian Neumann (22) und Paul Thomik (28) auf. Das Mittelfeld sah Nicolas Feldhahn (26), Michael Blum (24), den Ungarn Dániel Nagy (22) und Timo Staffeldt (29) in der Startformation. Im Angriff durften die beiden Neuzugänge Stanislav Iljutcenko (22) und Andreas Spann (29) beginnen. Eben jener Spann erzielte dann das Siegtor per Kopf. Mit Heuer Fernandes, Stadel, Feldhahn, Blum, Iljutcenko und Spann standen sechs Neuverpflichtungen in der Anfangsformation. Für die 2. Halbzeit wurden mehrere Spieler gewechselt. So kamen die beiden A-Jugendlichen Maßmann und Heskamp ins Spiel, ebenso Yannic Thiel (23), Daniel Latkowski (21) und Marcel Kunstmann (25). Die genannten 11 Spieler könnten bis auf ein, zwei Ausnahmen am Sonntag erst mal auflaufen. Das Spiel sahen übrigens 10.000 Zuschauer, unter anderem auch Gerd Schädlich. 27 Spieler stehen im Aufgebot, 6 mehr als beim CFC. Von denen fällt zurzeit Christian Pauli (21/Angriff) noch bis September (Kreuzbandriss) aus. Der Kader hat sich deutlich verändert. Aus dem Team der Vorsaison sind was die erste Elf gegen Werder anbelangt Dercho, Neumann, Thomik, Staffeldt und Nagy übrig geblieben. Im offensiven Sektor hat man mit Manno und Zoller Substanz verloren. Ob die Neuzugänge dieses ersetzen können, wird mitentscheidend für den Verlauf dieser Saison sein.

Prognose

Mit dem VfL muss man auch in dieser Saison wieder rechnen. Kann man im Angriff und offensiven Mittelfeld die Abgänge kompensieren, spielt man wieder ganz oben mit. Aber nur dann, zudem muss im Umfeld endlich Ruhe einkehren und dort Baustellen geschlossen werden. Tipp: von Platz 1 bis 6 scheint alles möglich.

Das Umfeld

Ruhe ist um den VfL Osnabrück herum seit Jahren eher ein Fremdwort. Auch in der vergangenen Saison erlebten Fans und Freunde ein Wechselbad der Gefühle und Entwicklungen. Auch finanziell war die Lage zeitweise wieder sehr angespannt, man unkte schon hier und da nach der verpassten Relegation gegen Dynamo Dresden, dass „hier bald alles zusammenbricht“ und die Lizenz für die neue Drittligasaison nicht gestemmt werden könne. 2 Millionen EUR Verlust war 2012/2013 eingefahren worden, der Schuldenstand belief sich auf mittlerweile rund 10 Millionen EUR. Für den Verbleib in der 3. Liga forderte der gestrenge DFB eine Liquiditätsreserve von 1,7 Millionen EUR, Liga 2 hätte diesen Betrag erheblich reduziert – auf rund 200.000 EUR. Der Kraftakt wurde maßgeblich durch das Abtreten von Transferrechten erreicht, wie man hört. Dazu kamen die 400.000 EUR Ablöse für den Wechsel Simon Zollers nach Kaiserslautern. Obendrauf wurde die „VfL Osnabrück GmbH und Co. KGaA“ ausgegliedert, was vor allem den Einstieg für Investoren erleichtern soll.

Für 2013/2014 rechnet man erneut mit einem Verlust, dieser soll aber von bedrohlichen 2 Millionen EUR auf 800.000 EUR gesenkt werden. Für 2014/2015, unabhängig in welcher Liga, will man einen ausgeglichenen Haushalt erreichen. Vorsichtig ist man bei der Kalkulation der Zuschauerzahlen, setzt bei 8.000 an und das bei sehr guten 10.676 im Schnitt aus der Vorsaison. Der Lizenzspieleretat soll um rund 400.000 EUR nach unten gehen, steht damit bei unbestätigten 2,7 Millionen EUR. Es bleibt dabei: Die 3. Liga in Osnabrück bleibt eine schwierige Gratwanderung für alle Beteiligten, allen voran Vereinschef Christian Kröger. Eine schnelle stabile wirtschaftliche Entwicklung scheint nur mit der Etablierung eine Etage höher machbar. Solange wird der Verein von der „Bremer Brücke“ seinen nach wie vor zahlreichen und auch begeisterungsfähigen Fans einige schlaflose Nächte bereiten.
1. Spieltag - 3. Liga - Saison 2013/2014
Sonntag, 21. Juli 2013, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 7.000
Schiedsrichter: Cortus (Röthenbach)


Tore

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele1854922:30
Heimspiele93159:13
Auswärtsspiele923413:17
Ligaspiele1644820:29
Pokal-/Relegationsspiele21012:1

Rückblick auf die letzten 15 Spiele

1998/1999AufstiegsrelegationFinaleChemnitzer FC - VfL Osnabrück2:0 (0:0)
2000/20012. Bundesliga4. SpieltagVfL Osnabrück - Chemnitzer FC1:1 (1:0)
2000/20012. Bundesliga21. SpieltagChemnitzer FC - VfL Osnabrück1:2 (0:0)
2001/2002Regionalliga Nord15. SpieltagVfL Osnabrück - Chemnitzer FC0:2 (0:0)
2001/2002Regionalliga Nord32. SpieltagChemnitzer FC - VfL Osnabrück1:1 (0:0)
2002/2003Regionalliga Nord11. SpieltagChemnitzer FC - VfL Osnabrück0:2 (0:1)
2002/2003Regionalliga Nord28. SpieltagVfL Osnabrück - Chemnitzer FC5:1 (1:0)
2004/2005Regionalliga Nord11. SpieltagVfL Osnabrück - Chemnitzer FC2:3 (1:1)
2004/2005Regionalliga Nord30. SpieltagChemnitzer FC - VfL Osnabrück0:2 (0:1)
2005/2006Regionalliga Nord7. SpieltagChemnitzer FC - VfL Osnabrück2:1 (0:0)
2005/2006Regionalliga Nord26. SpieltagVfL Osnabrück - Chemnitzer FC2:1 (1:1)
2011/20123. Liga12. SpieltagVfL Osnabrück - Chemnitzer FC1:0 (1:0)
2011/20123. Liga31. SpieltagChemnitzer FC - VfL Osnabrück3:1 (0:1)
2012/20133. Liga10. SpieltagChemnitzer FC - VfL Osnabrück0:2 (0:0)
2012/20133. Liga29. SpieltagVfL Osnabrück - Chemnitzer FC2:2 (1:1)