Saisonfinale bei einem Gegner im Abstiegskampf...
von Timo Görner
...denn der FSV Mainz 05 II könnte mit einer Niederlage und gleichzeitigen Siegen Unterhachings in Erfurt und der Rostocker in Dresden theoretisch noch absteigen. Ein Punkt muss noch her, um sicher drin zu bleiben.
Die aktuelle Saison unseres Gegners
Als Dritter der RL Südwest und Sieger der Relegation "durch 2 Hintertüren" in die 3. Liga gekommen, stand nur der Klassenerhalt zur Diskussion. Der scheint gut möglich - einen Spieltag vor dem Ende hat Mainz es selber in der Hand bei 41 Punkten, Platz 16 und 2 Punkte sowie 6 Toren Vorsprung vor dem 18.
Von Beginn an steckten die Rheinhessen im Keller, bestritten die ersten 5 Begegnungen sieglos. Wenig optimistisch hierbei 3 Niederlagen in den ersten 3 Heimspielen gegen die späteren direkten Aufsteiger Bielefeld (1:2) und Duisburg (3:4) sowie den Abstiegskonkurrenten Unterhaching (3:4). Zählbares gab es nur in Köln (2:2), auch bei den Stuttgarter Kickers (0:2) blieb man ohne Erfolg. Den ersten Dreier zog man dann in Dortmund (3:1), am Ende ein wohl enorm wichtiger Sieg. Bis zur Winterpause wurde der große Befreiungsschlag verpasst; die 05er holten aus den weiteren 16 Begegnungen noch mal deren 18 Zähler. Zuwenig um sich aus dem Keller heraus zu kämpfen. Auf eigenem Platz konnten nur 2 Mannschaften geschlagen werden: Schlusslicht Regensburg (1:0) und die zuweilen launischen Münsteraner, das gleich mit 4:0. Dafür wurden zu den 3 Pleiten aus dem Auftakt noch 2 weitere Niederlagen kassiert, gegen Rostock (0:2) und Halle (0:1). Nur 3 Teams waren zu dem Zeitpunkt im eigenen Stadion schlechter. Dafür lief es auswärts vergleichsweise besser, waren die Rot-Weißen Liga-Mittelfeld. Neben Dortmund konnten auch die Begegnungen beim CFC und in Wiesbaden (2:1) siegreich gestaltet werden. Der Sieg in Wiesbaden damals eine faustdicke Überraschung. Dagegen standen 6 verlorene Duelle auf des Gegners Rasen, 5 davon ohne Torerfolg. Zufriedenheit hier nach dem Spielen in Dresden (1:1), die Pleiten in Erfurt (0:1), Bielefeld (0:2) waren sicherlich so unerwartet nicht.
Zur Winterpause war das Polster auf Rang 18 minimal bei nur 7 Toren vor der SG Sonnenhof Großaspach. Das Personalkarussell dreht sich ein wenig; mit 3 Abgängen und nur einem Neuzugang wurde der Kader etwas verkleinert. Der Trainer blieb, vorerst. Grund des späteren Wechsels war aber nicht Unzufriedenheit mit den Resultaten. Der Start ins Jahr 2015 verlief mit 2 Heimspielen und nur einem Punkt durchwachsen. Gegen die Stuttgarter Kickers durchlebten die Zuschauer mit Mannschaft und Trainer ein Wechselbad, 2:0 innerhalb von 3 Minuten. Dann der erneute Doppelschlag, diesmal für die "Blauen" zum 2:2 wieder in nur 3 Minuten mit dem 2:3 am Ende. Mager folgend Dortmund II (0:0) in einem der "Endspiele". Aufstiegstrainer Martin Schmidt musste gehen, aber aus anderen Gründen. Die Chefetage beurlaubte mit Kasper Hjulmand den seit Wochen erfolglosen Coach der Profis und beförderte Schmidt zum neuen Chef. Neuer Verantwortlicher für die U23 wurde mit Sandro Schwarz (36) der Trainer der A-Jugend. Er konnte zunächst keine Erfolge verbuchen, die Mainzer kassierten 3 weitere (knappe) Niederlagen in Rostock, Cottbus (je 1:2) und gegen Stuttgart II (0:2). Trostlos die Bilanz 2015: 5 Spiele, ein 1 Punkt, die Tendenz zeigte Richtung Regionalliga. Eben jetzt wurde der Schalter umgelegt, beginnend mit dem "6-Punkte-Spiel" in Unterhaching (2:1). Aus den weiteren 9 Partien zeitigten die 05er 15 Punkte. Zu Hause gab es Zählbares gegen Dresden (1:0), Erfurt (3:1) und Großaspach (3:1). Auf Reisen punktete die Schwarz-Truppe in Münster (1:1) und hielt Mitkonkurrent Regensburg (0:0) im "Strohhalm-Spiel des Jahn" auf Distanz. Mit dem Sieg in Halle (2:1) wurde sich die hervorragende Ausgangsposition erarbeitet. Man muss nicht auf die anderen schauen und ist seit 5 Spielen ungeschlagen.
Die Heimbilanz ist bei 21 Punkten mit 5 Heimsiegen aus 18 Spielen eher abstiegsreif. Schlechter zeigt sich nur der HFC. Weniger Heimtore (23) hat keiner erzielt. Dafür stellt man das immerhin neuntbeste Auswärtsteam der Liga, verlor nur 9 der 19 Begegnungen. Ganz wichtig waren die Erfolge in Dortmund und Unterhaching. 42:51 Tore insgesamt sprechen für "genügend" für die Offensive wie Defensive. Man ist hier jeweils knapp über dem "Strich".
Delegierungen seit dem Hinspiel
3 Akteure haben den Verein in der Winterpause verlassen, einer kam zum gleichen Zeitpunkt dazu: Abwehrspieler Jonas Kiermeier (21) ging zu Regionalligist SpVgg Neckarelz. Tim Fahrenholz (21/Mittelfeld) schloss sich der U23 des Karlsruher SC in der Oberliga an. Stephane Eba Eba (19) aus dem gleichen Bereich spielt jetzt beim Schweizer Zweitligisten FC Will 1900. Von den 3 genannten kam nur Fahrenholz zu Einsätzen, 2 an der Zahl.
Als Neuzugang wurde dafür Offensiv-Allrounder Jan-Lucas Dorow (21) aus Ausleihe vom 1. FC Kaiserslautern präsentiert. Beim FCK kam er nur in der II. Mannschaft der Regionalliga Südwest zum Einsatz, erzielte hier immerhin 4 Tore und war dreimal als Vorbereiter am Werk.
Der Trainer
Sandro Schwarz (36) übernahm das Amt am 17.02.2015 von Vorgänger Martin Schmidt, der zu den Profis wechselte. Als Spieler absolvierte er insgesamt 146 Spiele in der 2. Bundesliga für Mainz, Essen und Wehen Wiesbaden von 1997 bis 2008. Letzte Station als Spieler waren die Hessen bis 2009, dort auch der Beginn als Coach, erst als Teamchef und dann als Co-Trainer des SVWW. Vor dem Amtsantritt der U23 betreute der die A-Jugend der Mainzer in der Bundesliga Süd/Südwest, die dort aktuell starker Tabellenfünfter sind. Seine bisherige Bilanz als Chef der U23: 5 Siege – 4 Remis – 4 Niederlagen. Durchaus ordentlich also.
Die Mannschaft
Im Tor kamen bislang 3 Akteure zum Einsatz: Robin Zentner (20), Jannik Huth (21) und der Österreicher Bernhard Hendl (22). Aktuelle Nr. 1 ist Jannik Huth. Zentner (Knieprobleme) und Hendl (Bänderriss Sprunggelenk) fallen derzeit aus.
In der Abwehr gelten Fabian Kalig (22), Richard Weil (27) und Damian Roßbach (22) als feste Größen. Roßbach fällt allerdings ebenfalls verletzungsbedingt seit Spieltag 32 mit Meniskusverletzung aus. Beim 2:1 in Halle begann Schwarz mit dieser Viererkette: Tobias Schilk (23), Fabian Kalig (22), Richard Weil (27) und Felix Müller (22). Bester Torschütze ist hier Weil mit 3 Treffern.
Im Mittelfeld haben sich Daniel Bohl (20), Philipp Klement (22) und Benedikt Saller (22) als Kern etabliert. Klement konnte 5 Tore beisteuern und glänzte siebenmal als Vorbereiter. Zuletzt war er für beide Treffer in Halle der Vorlagengeber.
Im Angriff hat man mit Lucas Höler (20) einen der Topstürmer der 3. Liga. Zehnmal durfte er sich bejubeln lassen, er war in Halle auch mit einem "Doppelpack" der "Matchwinner". Der "Frank Löning der 05er" ist der Franko-Algerier Mounir Bouziane (24) – Bilanz: 5 Tore und 2 Vorlagen. In Halle begann Sandro Schwarz im Angriff mit Höler und Klement, die sich jeweils die Kicker-Note 2 und 2,5 verdienten und einen starken Auftritt hinlegten. Dahinter sieht es eher überschaubar aus. Pascal Reinhardt (22) mit 8 Spielen und 2 Toren zu Beginn füllt zurzeit ebenfalls das "Krankenlager". "Ausleihe" Jan-Lucas Dorow (20) ist noch ohne Erfolgserlebnis.
Mit 22 Jahren im Schnitt liegt man über dem der Dortmunder U23 mit 21,4, aber unter dem VfB Stuttgart II mit 22,6. 28 Spieler umfasst das relativ große Aufgebot, aktuell jedoch dezimiert durch mehrere Verletzungen.
Gewinner der Saison
Lucas Höler (20) kam aus der 4. Liga vom VfB Oldenburg, empfahl sich dort mit 9 Toren für höhere Aufgaben. Er schaffte in Mainz den Sprung in Liga 3 und macht für sich beste Werbung für eine Anstellung bei den Profis oder andere Vereine im Herrenbereich.
Das Krankenlager
...ist recht gut gefüllt. Zentner und Hendl siehe oben, Roßbach ebenfalls. Marcel Costly (19/Abwehr) steht am Samstag auch nicht zur Verfügung – Adduktorenbeschwerden. Für Dennis Franzin (21/Mittelfeld) ist die Saison mit Schien- und Wadenbeinbruch ebenfalls seit Wochen beendet. Stürmer Pascal Reinhardt (22/ Sprunggelenksverletzung) fällt ebenfalls aus.
Die Einkaufsbilanz
16 Spieler waren neu. Von denen konnten sich Höler (VfB Oldenburg), Klement (1. FC Nürnberg II) durchsetzen und erwiesen sich als Verstärkung für die Offensive. Hendl (Regensburg), Reinhardt (Homburg) und Costly (Rotenburger SV) hatten Verletzungspech. 6 Spieler der 16 kamen aus dem A-Jugend-Bereich, können also nicht unbedingt bewertet werden. Fazit: abzüglich der Verletzten und A-Jugendlichen durchschnittlich.
Prognose
Mainz 05 II bleibt drin, selbst bei einer Niederlage.
Das Umfeld
Mit 1.142 Zuschauern im Schnitt hat nur der VfB Stuttgart II weniger Zuschauer. Immerhin ist diese Zahl ein relativ deutlicher Anstieg gegenüber den 578 der Vorsaison in der Regionalliga. Den Auftakt gegen den späteren Aufsteiger aus Bielefeld sahen 3.100 zahlende Besucher. Dynamo Dresden begeisterte 2.400, mit dem üblichen hohen Anteil an deren Fans. Das vorletzte Heimspiel der Saison wollten sich 800 gegen Osnabrück antun. Ungefähr so viel dürften die himmelblauen Auswärtsfahrer auch am Samstag erwarten. Eben an jener Stätte mit dem "Stadion am Bruchweg" verbinden sich für den CFC Erinnerungen: Hier feierte man am 24.07.1991 das Debüt im gesamtdeutschen Fußball, damals 05 und der CFC noch gemeinsam in der 2. Bundesliga und die Arena sehr altehrwürdig. Mittlerweile spielen die Rheinhessen in einer modernen, angemessenen Arena und am Bruchweg darf die U23 seine Kräfte messen. Die vollständig überdachte Spielstätte fasst offiziell jetzt 13.508 Fußballfreunde und ist Kern des Nachwuchsleistungszentrums. Bestrebungen die U23 aufzulösen gibt es zumindest derzeit nicht. Sie bleibt das Bindeglied zwischen der Profimannschaft und der starken A-Jugend in der Bundesliga.
