Vorbericht

19. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
1:0
Stuttgarter Kickers
Stuttgarter Kickers

"Mittlere Krise" gegen "Große Krise" an der Gellertstraße...

von Timo Görner

...könnte man meinen. Beim CFC hängt der Haussegen zumindest "mittelschief", bei den Kickers ist seit zehn Spielen mit nur zwei Punkten Tristesse angesagt. Der Vierte der Vorsaison steckt tief im Abstiegssumpf. Für den CFC gilt es mit einem Sieg den Abstand dorthin beruhigend zu halten.

Die letzte Saison unseres Gegners

Aus dem Kellerkind der Dritten Liga war in zwei Jahren ein Team geworden, was am Aufstieg zur Zweiten Liga dran war. Nach Rang acht 2013/2014 gelang ein weiterer Sprung auf Rang vier. Drei Spiele vor dem Saisonende war Relegationsplatz drei möglich, bevor Holstein Kiel an Spieltag 36 den Vorsprung auf sechs Punkte und 15 Tore ausbaute. Zur Winterpause konnte man sehr zufrieden sein, war doch Platz drei erobert mit nur einem Zähler Abstand auf den direkten Aufstiegsplatz zwei.

Die Kickers trumpften mit ihrer "Heimstärke", sie blieben Zuhause ungeschlagen und gewannen 8 der 12 Begegnungen. Bemerkenswerterweise holten sie das gute Ergebnis auf fremdem Platz, denn durch den Stadionumbau wurde nach Reutlingen ausgewichen. Nur Osnabrück (1:1), Cottbus (2:2), Münster (1:1) und Kiel (0:0) blieben in der SSV-Arena ohne Niederlage. Der CFC hatte nichts zu holen, ebenso Unterhaching und Rostock (3:0). 6 der 8 Siege wurden ohne Gegentreffer gezeitigt, nur 6 Gegentreffer waren aufstiegsreif. Dass es in der Tabelle nicht zu mehr reichte, lag an der Auswärtsbilanz. Hier waren die Kickers mit zwei Dreiern nur Mittelmaß, die in Halle (2:1) beim chronisch heimschwachen HFC und bei Schlusslicht Regensburg (2:0) geholt wurden. Verloren gingen hingegen die Spitzenspiele in Bielefeld (2:4) und Duisburg (0:2), wie auch das Lokalderby gegen den VfB II in Großaspach (1:5).

Zur Winterpause waren die Hoffnungen auf die Rückkehr in die Zweite Liga nach 14 Jahren berechtigt. Auf ein Aufrüsten wurde verzichtet, je einen Akteur für Mittelfeld und Angriff gab es neu hinzu. Turbulent verlief der Auftakt 2015: in Mainz (3:2) lagen die Schwaben innerhalb von 3 Minuten mit 0:2 zurück, glichen wiederum in 180 Sekunden zum 2:2 aus und zogen die Begegnung zum Schluss. Beim folgenden 1:1 in Chemnitz stand man dicht vor der Niederlage um gegen Bielefeld (0:2) zu patzen. Der SV blieb durch fünf Siege zumindest an Platz drei dran. Dass es zu ganz oben nicht reichte, war der Instabilität auswärts zu schulden. In Osnabrück (1:4), Rostock (0:1) und Cottbus (0:2) gab es keine Punkte. Vorentscheidend sollte jedoch das 3:4 gegen Dresden am 35. Spieltag werden. Am Ende rettete man jedoch zumindest Rang vier und qualifizierte sich damit für den DFB-Pokal über die Liga, denn im Landespokal war im Viertelfinale Endstation bei Oberligist FV Ravensburg.

Im DFB-Pokal verkaufte man sich in Runde 1 2014/2015 ganz gut gegen Dortmund (1:4).

Delegierungen für diese Saison bislang

Sieben Spieler gingen, neunkamen hinzu.
Aus dem Mittelfeld zog es Spielmacher Besar Halimi (20) zum FSV Mainz in die Erste Bundesliga. Der Kosovare und überragende Vorlagengeber der vergangenen Saison in 14 Fällen spülte den Kickers eine Ablöse von 350.000 EUR in die Kassen. Der US-Amerikaner Royal-Dominique Fennell (26) wechselte zum neuen Ligarivalen Würzburger Kickers. Aus dem Angriff ging der Ghanae Randy Edwini-Bonsu (25) zu Zweitligaabsteiger VfR Aalen. 2014/2015 war er mit fünf Toren am guten Abschneiden der Kickers beteiligt. Der Rest der Abgänge spielte keine wichtige Rolle.

Wie beim CFC gab es für das Tor mit Rouven Sattelmaier (28) aus Heidenheim und Carl Klaus (20) vom VfL Wolfsburg II ( Regionalliga Nord) gleich zwei Neuverpflichtungen. Sattelmaier kam beim FCH über acht Einsätze in den zweieinhalb Jahren nicht hinaus. Claus wurde 2014/2015 insgesamt neunmal eingesetzt. In der Abwehr setzte man auf Manuel Bihr (21) vom 1. FC Nürnberg II, den Deutsch-Italiener Alessandro Abruscia (24/Hoffenheim II) und "Leihgabe" Tobias Pachonik (20) wie Bihr aus Nürnberg, aber von der 1. Mannschaft. Er absolvierte vergangene Saison fünf Spiele in der Zweiten Liga und soll in Stuttgart Spielpraxis sammeln. Auch im Mittelfeld entschied man sich für junge Spieler mit dem Litauer Gratas Sirgedas (20/VfB Stuttgart II), dem Deutsch-Bulgaren Edisson Jordanov (22) von Absteiger Dortmund II und dem dritten Nürnberger Markus Mendler (22). Neu im Angriff ist dazu der Deutsch-Ghanae Erich Berko (21), im "Doppelpack" mit Sirgedas. Er fiel bis Mitte März 2015 verletzungsbedingt aus (Kreuzbandriss) und versucht nun bei den Kickers nach ganz ordentlichem Verlauf der "Rest-Saison" mit sieben Spielen und zwei Toren einen Neustart. Zieht man Sattelmaier ab, ergibt sich bei den Neuen ein Durchschnittsalter von 21,25 Jahren.

Trainer

Tomislav Stipic (36) übernahm das Traineramt bei den "Blauen" am 09.11.2015 von Interimstrainer Alfred Kaminski (51), der ein Spiel in der Verantwortung stand. Er wiederum hatte zuvor Horst Steffen (46) abgelöst, dem der Negativtrend mit sechs Niederlagen in Folge und Absturz von Platz fünf auf 14 zum Verhängnis wurde. Stipic‘ Start als Trainer war im Juli 2010 die A-Jugend des FC Ingolstadt 04. Bis Anfang September 2014 war er dann für die II. in der Regionalliga verantwortlich bevor er für viele überraschend im Erzgebirge engagiert wurde. Dort konnte er den Abstieg aber nicht verhindern und verkündete wenige Stunden nach diesem seinen Abgang. Zwischenzeitlich war er auch mal in Fürth im Gespräch, es folgte das Engagement bei den Kickers.

Die aktuelle Saison bislang

Die Saison begann gut, Fortuna Köln (2:1) wurde besiegt. Nach Spieltag 8 konnte die Vorjahresplatzierung bestätigt werden. Offensiv waren sieben Tore für den drittbesten Angriff der Vorsaison ausbaufähig, dafür stimmte die Defensive mit fünf Gegentreffern. An Spieltag drei gab es die erste Niederlage in Aue (0:2), hoffnungsvoll gingen die Auswärtssiege in Rostock (1:0) und Kiel (2:1) aus. Knapp ging es auch gegen Magdeburg zu; das 1:0 Sieg Nummer zwei in Folge und das Ende der "guten Zeit". Ab da begann die Talfahrt Richtung Tabellenende. Beim 3:3 in Wiesbaden stimmte der Angriff, er legte das 3:1 vor, dafür schwächelte die Abwehr. Gegen "Heim-Angstgegner" Dresden (1:2) setzte es die erste Heimniederlage. Die Defensive wackelte beim 2:4 in Münster und zeigte sich desaströs gegen Großaspach (0:4). Spätestens jetzt stand der Trainer im Kreuzfeuer. Besserung war nicht in Sicht, drei knappe Niederlagen in Folge gegen den VfB II (1:2), gegen Würzburg (1:2) und in Erfurt (0:1) kosteten dem Erfolgstrainer der letzten Saison das Amt. Interimslösung Alfred Kaminski konnte nichts bewirken, gegen Mainz 05 II (1:4) ging man unter. Auch unter dem Neu-Trainer ist man noch ohne Sieg, war aber beim 1:1 in Halle dicht dran. Der Hoffnungsfunken loderte nur klein auf: Gegen Bremen II (0:2) verbuchten die Fans die Pleite acht in zehn Begegnungen bei 6:25 Toren.

Die "Rote Laterne" leuchtet nun auf der Waldau. Die Kickers sind die aktuell schlechteste Heimmannschaft mit zwei Siegen in neun Begegnungen, auf Reisen steht man mit zwei vollen Erfolgen und vier Niederlagen etwas besser da. Der letzte Sieg datiert vom 5. September 2015. 17:30 Tore sind die drittschwächste Offensive, die Defensive lässt mit 2,5 Gegentreffern im Schnitt noch 3 Teams hinter sich.

Im DFB-Pokal hieß es wieder 1:4, diesmal gegen Pokalverteidiger Wolfsburg. Im Landespokal wurde nach einem mühevollen 3:1 bei Verbandsligist TSG Backnang das Viertelfinale erreicht.

Die Mannschaft

Im Tor kamen wie beim CFC zwei Neuzugänge zum Einsatz. Die ersten drei Spiele war Carl Klaus (20) Nummer eins, dann flog er mit "Rot" vom Platz und wiederholte dies auch noch mal an Spieltag 5, womit Sattelmaier zu seiner Chance kam. Nach Klaus‘ Rückkehr ist er aktuell wieder der Stammkeeper. Mit Korbinian Müller (24) als Ex-Keeper in Unterhaching hat man zudem eine ganz solide Nummer drei zur Verfügung. Er wartet auf seinen ersten Einsatz, musste mehrmals in der II. der Oberliga ran. Er war vergangene Saison im Tor gesetzt, absolvierte 35 Punktspiele.

In der Abwehr gelten Fabian Baumgärtel (26), Marc Stein (30) und Fabio Leutenecker (25) als Gerüst. Dahinter kann man Hendrik Starostzik (24) und Manuel Bihr (21) sehen. Beim 0:2 gegen Bremen II begann Stipic hinten mit der Viererkette: Alessandro Abruscia (24) – Marc Stein (30) - Hendrik Starostzik (24) - Fabian Baumgärtel (26). Der "Kicker" vergab für diese im Durchschnitt die Note 4,75. Die Defensive ist die größte Baustelle. Besser präsentiert sich bislang das Mittelfeld mit Kapitän Vincenzo Marchese (32), Sandrino Braun (27), Bentley Baxter Bahn (23) und Markus Mendler (22). Braun konnte drei Treffer erzielen. Hier wird aber die zweite Baustelle sichtbar, der nach Mainz abgewanderte Besar Halimi konnte bislang nicht ansatzweise ersetzt werden. Edisson Jordanov (22/1) fiel zu Saisonbeginn verletzungsbedingt aus, musste sich über die II. Mannschaft herankämpfen und konnte sich bislang nicht etablieren. Mit dem Italiener Marco Calamita (32) fällt seit April diesen Jahres ein Leistungsträger wegen Verletzung aus. Im Angriff ist Erich Berko (21/6) die Nummer eins und feste Größe. Sein letztes Tor erzielte er beim 1:1 in Halle. Der Deutsch-Italiener Elia Soriano (28) war dreimal erfolgreich, der Ex-Dresdner Gerrit Müller (31) zweimal. Der Franko-Senegalese Lhadji Badiane (28) war auf einem ganz guten Weg, kommt aber in der folgenden Rubrik zur Erwähnung. Es bleiben noch Manuel Fischer (26) und Daniel Engelbrecht (25). Fischer ist fast ausschließlich "Joker", Engelbrecht kam aufgrund von erneuten Herzproblemen nur zu zwei Spielen.

Das Krankenlager/Strafbank

Marco Calamita (32/Mittelfeld) fehlt noch auf unbestimmte Zeit aufgrund eines Meniskusrisses. Stürmer Lhadji Badiane (28) zog sich Ende Oktober einen Innenbandriss zu und fällt auf unbestimmte Zeit aus. Hinzu kommt, dass im Angriff Daniel Engelbrecht (25) erneut monatelang wegen wiederholter Herzprobleme pausieren musste. Er kam erst Mitte Oktober wieder in den Kader und dann zu zwei Kurzeinsätzen. Er ist somit fast vor jedem Spiel ein "Wackelkandidat".

Prognose

Ohne personelles Nachbessern in Abwehr und offensivem Mittelfeld mit Neuzugängen, die schnell helfen, wird es schwer im Abstiegskampf zu bestehen. Stabilisiert man die Defensive nicht, droht eine ganz harte Frühjahrsrunde 2016. Tipp: es wird am Ende knapp reichen. Zumindest hat der Trainer bereits "frische Erfahrung" im Abstiegskampf.

Das Umfeld

Die Stimmung war vor der Saison nach den letzten beiden sportlich recht erfolgreichen Jahren und dem abgeschlossenen teilweisen Umbau des Stadions in Degerloch verständlicherweise besser als aktuell als Schlusslicht der Liga. Kleiner Trost: Der große VfB befindet sich ein paar Kilometer Luftlinie ebenso im Abstiegskampf. Aktuell liegt der Zuschauerschnitt bei 4.909; trotz der sportlichen Misere ist das ein Anstieg gegenüber den 4.420 aus der Vorsaison. Dynamo Dresden mobilisierte 8.000 zum Gang ins Stadion mit dem entsprechenden Anteil an Gästefans, Magdeburg mit 6.300 auch deutlich über dem Schnitt. Bremen II sahen zuletzt 4.500, Cottbus wollten nur 3.800 beobachten. Den Zuschauerrekord verbuchten die Kassierer beim DFB-Pokalspiel gegen Wolfsburg mit 9.800.
Das kleine Stadion auf der Waldau fasst nach dem Umbau 11.463 Zuschauer. Prunkstück ist die neue Haupttribüne mit 2.266 Zuschauern.
Die Kickers bleiben auch nach dem Höhenflug der vergangenen Spielzeit wirtschaftlich eher eine "graue Maus der Dritten Liga" und bedacht auf Stabilität nach den Erfahrungen der Jahre davor. Man ist hier auf einem ganz guten Weg, die Rahmenbedingungen - wenn auch nur relativ langsam - zu verbessern. Für die neue Saison konnte ein Ludwigsburger IT-Dienstleister als neuer Brustsponsor gewonnen werden. Der Etat für den Lizenzspielerbereich wurde um immerhin 500.000 EUR auf 2,7 Millionen EUR erhöht. 450.000 EUR lässt sich die Porsche-Tochter das Engagement kosten, in dem Bereich wo ein japanischer Automobilkonzern aktiv war. Im abgeschlossenen Geschäftsjahr wurde ein Plus von 25.500 EUR erwirtschaftet, das negative Eigenkapital auf 2,14 Millionen EUR verringert und die Sponsoreneinnahmen um 20 % erhöht. Aus diesen Gründen hat die Vereinsführung trotz Platz 20 in der Tabelle, allen voran Chef Prof. Dr. Rainer Lorz, das Vertrauen der Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung Ende November erhalten.
19. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
Samstag, 05. Dezember 2015, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 4.768
Schiedsrichter: Schult (Osterbek)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

Chemnitzer FC Stuttgarter Kickers
10Tabellenposition20
23
18
1,3
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
17
18
0,9
6 (33,3%)
7 (38,9%)
Siege
Niederlagen
4 (22,2%)
9 (50,0%)
22 : 23
1,2 : 1,3
Tore
Tore pro Spiel
17 : 30
0,9 : 1,7
4:2 gegen Holstein Kiel (H)Höchster Sieg2:1 gegen SC Fortuna Köln (H), Holstein Kiel (A)
2:4 gegen SG Sonnenhof Großaspach (A)Höchste Niederlage0:4 gegen SG Sonnenhof Großaspach (H)
S-n-N-S-nDie letzten SpieleN-n-N-u-N
keineAktuelle Serien10 Spiele in Folge ohne Sieg

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele1565417:17
Heimspiele74218:4
Auswärtsspiele82339:13
Ligaspiele1455415:16
Pokal-/Relegationsspiele11002:1

Der Ergebnisrückblick

1992/19932. Bundesliga4. SpieltagChemnitzer FC - Stuttgarter Kickers2:0 (0:0)
1992/1993DFB-Pokal2. RundeStuttgarter Kickers - Chemnitzer FC1:2 (0:0)
1992/19932. Bundesliga27. SpieltagStuttgarter Kickers - Chemnitzer FC1:1 (1:1)
1993/19942. Bundesliga13. SpieltagStuttgarter Kickers - Chemnitzer FC2:0 (0:0)
1993/19942. Bundesliga32. SpieltagChemnitzer FC - Stuttgarter Kickers1:0 (1:0)
1999/20002. Bundesliga15. SpieltagStuttgarter Kickers - Chemnitzer FC2:2 (1:0)
1999/20002. Bundesliga32. SpieltagChemnitzer FC - Stuttgarter Kickers1:1 (1:1)
2000/20012. Bundesliga14. SpieltagStuttgarter Kickers - Chemnitzer FC4:0 (1:0)
2000/20012. Bundesliga31. SpieltagChemnitzer FC - Stuttgarter Kickers0:2 (0:0)
2012/20133. Liga18. SpieltagChemnitzer FC - Stuttgarter Kickers2:0 (0:0)
2012/20133. Liga37. SpieltagStuttgarter Kickers - Chemnitzer FC1:1 (1:0)
2013/20143. Liga10. SpieltagChemnitzer FC - Stuttgarter Kickers1:0 (0:0)
2013/20143. Liga29. SpieltagStuttgarter Kickers - Chemnitzer FC0:3 (0:2)
2014/20153. Liga6. SpieltagStuttgarter Kickers - Chemnitzer FC2:0 (0:0)
2014/20153. Liga25. SpieltagChemnitzer FC - Stuttgarter Kickers1:1 (0:0)