Den nächsten Schritt tun...
von Timo Görner
...gegen einen Gegner, der ungleich schwerer zu bespielen sein wird als der FC Energie Cottbus. Für den ersten Sieg im vierten Spiel gegen die U23 des FSV Mainz 05 muss wieder alles in die Waagschale geworfen werden. Optimistisch stimmen die letzten zwei Spiele, das Ende von Sieglosserien siehe Halle, Cottbus, Erfurt in dieser Saison und das bislang erfolglose Auftreten der Mainzer im Nordosten.
Die aktuelle Saison unseres Gegners
Mit 41 Punkten sind die jungen 05er sieben Spiele vor dem Saisonende ganz dicht vor dem Ziel "vorzeitiger Klassenerhalt", zumal als aktueller Tabellensiebenter noch jede Menge Mannschaften dahinter kommen, die erst einmal noch vorbeiziehen müssen. In der Herbstrunde 2015 galten die Rheinhessen neben der SG Sonnenhof Großaspach sogar als die Überraschungsmannschaft der 3. Liga. Bis Spieltag 18 wurde frech oben an der Tabellenspitze mitgespielt, sie hatten zweimal den direkten wenn auch wertlosen Aufstiegsplatz zwei sowie einmal sogar die Tabellenführung nach dem ersten Spiel in Kiel (4:0) inne.
Nach den ersten acht Begegnungen waren nur zwei Mannschaften ungeschlagen: Tabellenführer Dresden und Mainz 05 II mit vier Siegen und vier Remis. Nach Kiel gelang auch in Münster der Dreier (1:0), zu Hause holte man je einen Zähler gegen Magdeburg (2:2 nach 0:2) und Dresden (1:1). Erst beim Auftritt in Erfurt (0:3) setzte es die erste Niederlage. Die beste Zeit dieser Saison dauerte bis nach Runde 17. Die Rot-Weißen 05er hielten sich weiter oben und konnten einen mehr als zufrieden stellenden vierten Platz einnehmen. Anschließend ging die Tendenz dann leicht nach unten. Nach Erfurt wurde in Bremen (1:2), Köln (1:3) und Rostock (0:1) verloren – nicht gerade Spitzenteams. Herausragend war der Auftritt bei den Stuttgarter Kickers (4:1), gegen den CFC reichte es nur zum 0:0. Vor der Winterpause folgte dann der Einbruch und die Südwestdeutschen holten nur einen Punkt aus vier Begegnungen bei 1:5 Toren. In Rostock (0:1) und Magdeburg (1:3) gab es nichts, ebenso gegen Cottbus (0:1). Damit blieb die Bilanz gegen die Nordost-Vereine durchwachsen bei einem Sieg (Halle), vier Remis und vier Niederlagen. Platz acht nach den 21 Spielen bildete die ernüchternde Ausbeute, acht Zähler auf Abstiegsplatz 18 waren aber ein solides Polster. Ein Jahr zuvor sah es deutlich schlechter aus als Drittletzter mit 20 Zählern.
Für die Frühjahrsrunde 2016 galt es die fehlenden 16 Punkte so schnell wie möglich einzufahren; davon hat man aktuell 12 geholt. Doch der Start ins neue Jahr verlief holprig, die Negativserie erweiterte sich auf sieben Begegnungen nach Niederlagen in Dresden (0:3) sowie gegen Münster (2:3). Dazu gesellte sich der torlose Auftakt gegen Wehen Wiesbaden. Runter ging es auf Platz 12, so schlecht stand man in der Spielzeit noch nicht. Danach gelangen die Stabilisierung und die Verbesserung ins gesicherte Mittelfeld der Tabelle. Aus den letzten sieben Spielen wurden elf weitere Punkte geholt. Verantwortlich dafür war ein Zwischenspurt mit drei Siegen in vier Partien. Dem Achtungszeichen in Großaspach (3:0) folgten der "Pflichtsieg" gegen Schlusslicht Stuttgart II (3:1) und ein knappes 1:0 gegen Erfurt. Die restlichen Zähler zum Klassenverbleib blieben zuletzt aus: In Aue (0:1) fehlten die Mittel gegen die Betondefensive der Gastgeber, in Halle (1:1) und Bremen (2:2) musste man einem Rückstand hinterherlaufen.
Im eigenen Stadion stimmt der Saldo mit sechs Siegen und zwei Niederlagen bei einer starken Abwehr von 18:12 Toren. Auswärts sind die Mainzer Durchschnitt, mussten bei vier Siegen acht Begegnungen abgeben. Im Nordosten ist man noch ohne Sieg und reiste aus Dresden, Aue, Magdeburg, Rostock und Erfurt geschlagen ab. Es reichte nur in Halle zu einem Punkt. 36:33 Tore insgesamt sprechen für eine ganz solide Offensive (9.) und ganz gute Defensive (7.). In der reinen Rückrundentabelle stehen mit 13 zwei Punkte mehr als beim CFC zu Buche.
Delegierungen seit dem Hinspiel
Es gab keine Veränderungen.
Der Trainer
Sandro Schwarz (37) ist nach wie vor der Chef der Mainzer U23. Sein Vertrag läuft noch bis Ende der kommenden Saison. Die sportliche Leitung der 05er dürfte zufrieden sein, mehr als der sichere vorzeitige Klassenerhalt wurde nicht angestrebt. Dazu stimmt die Gesamtentwicklung der zweiten Mannschaft in einem momentan gut laufenden Gesamtbetrieb des Erstligisten.
Die Mannschaft
Im Tor ist mit Jannik Huth (21) die aktuelle Nummer drei der Profis hinter dem Italiener Gianluca Curci (31) und Stammkeeper Loris Karius (22) gesetzt. Er wurde vor dieser Saison in den Kader der 05er in Liga 1 befördert. In 4 Spielen stand Daniel Zeaiter (20) im Kasten, übrigens Nationalspieler des Libanon, zuletzt beim 0:1 in Aue.
In der Abwehr gelten Kapitän Fabian Kalig (22) und Tobias Schilk (24) als die festen Größen mit dem "Gerüstcharakter". Daneben kämpfen mehrere Spieler um die Etablierung als dauerhafte Stammspieler mit Marc Wachs (20), Tevin Ihrig (21), Marcel Costly (20) und Patrick Schorr (21). Hinzu kommt mit Alexander Hack (22) ein Akteur, der offiziell zum Kader der Bundesliga-Profis zählt, dort aber mit bislang sechs Spielen weniger zum Einsatz kam als in der U23 mit deren 15. Beim 2:2 gegen Bremen II begann Sandro Schwarz mit der Viererkette Schilk - Kalig - Ihrig - Costly.
Das Mittelfeld sieht aktuell Daniel Bohl (21), Patrick Pflücke (19), Benedikt Saller (23) und den Deutsch US-Amerikaner Devante Parker (20) vorn. Parker gehört ebenfalls zum Erstliga-Kader, schaffte dort bislang aber nicht den Durchbruch. Das gilt auch für Pflücke, der ausschließlich bei der U23 zum Einsatz kam und ehemaliger U19-Nationalspieler des DFB ist. Parker kann hier mit vier Toren und vier Vorlagen aufwarten, zuletzt klappte es beim 1:1 in Halle mit einem Tor. Saller war ebenfalls viermal erfolgreich, dazu kommen drei Vorlagen. Dahinter kann man den Österreicher Tim Müller (19) sehen, gebürtiger Mainzer übrigens.
Im Angriff hat man ein gut aufgestelltes Duo zusammen mit Lucas Höler (21) und Julian-Maurice Derstroff (24). Höler kommt auf zehn Tore und drei Vorlagen. Derstroff bietet neu Torerfolge auf. Trotz der 20 Treffer seit dem Wechsel aus Oldenburg im Sommer 2014 scheint die Tür für einen Platz im Kader des aktuellen Bundesliga-Siebten verschlossen. Tendenz ist nach derzeitigen Gerüchten ein Wechsel in die Zweite Bundesliga, Dynamo Dresden soll der neue Verein sein. Nummer drei ist Aaron Seydel (20/1), der eher der "Joker" ist und auch aufgrund von Verletzungsproblemen momentan schlechtere Karten hat.
Mit 21,7 Jahren stellt der FSSV Mainz II das jüngste Aufgebot der Dritten Liga, gemeinsam mit dem SV Werder Bremen II.
Das Krankenlager/Strafbank/Parteistrafen
Michael Falkenmayer (33/Mittelfeld) fehlt seit Ende Oktober 2014 (Adduktorenabriss). Alexander Wähling (20/Mittelfeld) befindet sich im Aufbautraining nach einer Sprunggelenksverletzung. Ebenfalls im Mittelfeld fehlt momentan Dennis Franzin (22) aufgrund eines Schien- und Wadenbeinbruches.
Die Einkaufsbilanz
Elf Spieler waren neu für diese Saison, davon acht Akteure aus der eigenen A-Jugend und insgesamt alle aus dem Nachwuchsbereich.
Von den externen Neuzugängen hat sich im Angriff Julian-Maurice Derstroff (24/Dortmund II) etablieren und durchaus als "Verstärkung" erweisen können. Abwehrspieler Patrick Schorr (21/Hoffenheim II) aus der Regionalliga Südwest pendelt zwischen Anfangself, Ersatzbank und Tribüne. Im Mittelfeld spielt "Leihgabe" Maximilian Wagener (20) aus Leverkusen bislang keine Rolle.
Von den acht internen Neuen schaffte bislang noch keiner den längerfristigen Sprung in den Stammkader. Das war allerdings auch nicht unbedingt zu erwarten als Neuzugänge aus der A-Jugend in die 3. Liga im Herrenbereich. Am besten schaut es derzeit bei Malte Moos (20/Abwehr), Tim Müller (19/Mittelfeld) und Aaron Seydel (20/Angriff) aus.
Fazit: Keine abschließende Wertung, da bei U23 Mannschaften primär Spieler aus Nachwuchsmannschaften des eigenen oder anderer Vereine kommen.
Prognose
Die notwendigen drei, vier Punkte aus den restlichen sieben Spielen sollte man in den sechs Spielen nach dem Wochenende einfahren. Die U23 des FSV Mainz 05 II schafft den Klassenverbleib vor dem letzten Spieltag.
Das Umfeld
Die U23 des FSV Mainz 05 würde wie die Kollegen des VfB Stuttgart und Werder Bremen sicherlich gerne ein paar mehr Zuschauer zu den Heimspielen begrüßen. Aktuell liegt man bei 1.162 im Schnitt. Weniger hat nur der VfB II. Damit liegt man fast gleichauf mit dem Vorjahr bei 1.163. Dresden lockte 3.400 ins "Stadion am Bruchweg" - früher Heimstätte der Profis - Magdeburg 2.900 mit dem jeweils entsprechenden Anteil an Gästefans. Für den CFC interessierten sich 1.000 zahlende Fußballfreunde, für den Auftritt der U23 Werder Bremens konnten sich zuletzt 600 begeistern.
Die Zweite Mannschaft wie in Frankfurt, Leverkusen, Dresden oder Chemnitz aufzulösen, ist beim Bundesligisten kein Thema. Der Nachwuchsbereich will nicht auf die U23 als Bindeglied zwischen der bekannt starken A-Jugend in der Bundesliga Süd/Südwest und der derzeit sehr erfolgreichen Ersten Mannschaft in der Bundesliga verzichten. Bei einer möglichen Teilnahme der 05er in der Europa League – sollte man diesmal die Qualifikation zur Gruppenphase schaffen – dürfte auch für die solide Nachwuchsabteilung etwas vom "neuen Kuchen abfallen". Mainz 05 definiert sich auch als etablierter Bundesligaverein weiterhin als "Ausbildungsverein". Talente selber heranziehen, voranbringen für die Erste Mannschaft und dann, wenn nicht zu verhindern, wenigstens für entsprechende Einnahmen abgeben.
