CFC mit richtungsweisendem Spiel gegen Defensiv-Künstler aus dem Norden …
von Timo Görner
... denn für den CFC geht es um die Festigung der Position ganz oben. Für Kiel darum, nach oben aufzuschließen. Ein schwieriges Unterfangen für unsere Farben, denn die Holsteiner sind defensiv eines der ganz starken Teams der Liga. Auswärts allerdings bislang nicht furchterregend.
Die letzte Saison unseres Gegners:
Verlief nach dem nur um Sekunden verpassten Aufstieg in die 2. Liga 2015 ernüchternd. Die Auftaktphase geprägt von personellen Problemen in der Abwehr, folglich eine derbe Pleite gegen Mainz 05 II (0:4) und das 2:4 in Chemnitz. 2 Siege dazwischen in Halle beim schwach gestarteten HFC (2:0) und gegen Abstiegskandidat Bremen II (3:0) ließen die Bilanz ausgleichen. Die Herbstrunde 2015 endete wie die Saison begann, mit 0:4-Heimklatsche, diesmal gegen Halle. 24 Punkte aus 21 Begegnungen bedeuteten Abstiegskampf, die "rote Zone" 3 Punkte statt zuvor 10 entfernt. Die "Störche" heimschwach, mit nur 2 Siegen in 10 Begegnungen. Neben Bremen II erwischte es Großaspach (3:1). Dagegen standen 5 Niederlagen, neben Mainz 05 II, Halle konnten auch die Aufsteiger aus Dresden, Würzburg und Absteiger Stuttgarter Kickers (1:2) 3 Punkte holen. Ambivalent die ausgeglichene Auswärtsbilanz. Zweitschlechteste Heimteam – Viertbestes Auswärtsteam. Dafür sorgten neben Halle Siege in Erfurt, bei Stuttgart II (je 3:1) sowie Cottbus (2:1). 3x wurde mit 3 und mehr Gegentoren verloren. Chemnitz, Osnabrück (2:3), Wehen Wiesbaden (1:3). Die Defensive blieb Baustelle. Zur Winterpause galt es jetzt weiter mit Karsten Neitzel als Trainer Punkte für den Klassenverbleib zu holen. Je 1 Neuer für Abwehr, Mittelfeld, Angriff sollten helfen. Klappte vorerst nicht in Bremen (1:2). Der CFC spielte dann Aufbaugegner. Der große Aufschwung nach weiter oben blieb aus, die Blau-Weiß-Roten sammelten aber fleißig Zählbares. Bis zum Ende der Saison waren es 24 Punkte aus 16 Duellen inkl. des 5:2 gegen den CFC. 2 Spiele vor Ultimo war mit dem 1:0 gegen Stuttgart II die Rettung fest gemacht. Grundstein blieb eine starke Serie von 8 Spielen zwischen Runde 30 und 37 mit starker Defensive - 7:2 Tore. Bemerkenswert die Siege in Magdeburg (1:0), gegen Aue (3:0). Die Spielzeit endete wie sie begann, mit Heimklatsche, diesmal gegen Erfurt (0:3). Die Heimbilanz blieb abstiegsreif als 18. 6 Siege gegen 8 Pleiten - 23:26 Tore. 17 Punkte weniger als 1 Jahr zuvor. Auswärts lief es bis zum Ende besser, nur 5 Teams besser bei ausgeglichenem Saldo von 6-7-6 und 21:21 Treffern. Im DFB-Pokal scheiterte Kiel nur knapp an Bundesliga-Absteiger Stuttgart (1:2), im Landespokal war im Halbfinale Endstation bei Erzfeind VfB Lübeck (0:1).
Delegierungen für diese Saison bislang:
Der Kader wurde verkleinert. 13 Spieler gingen, 8 kamen dazu.
Niklas Jakusch (26), der immerhin 13 Spiele im Tor absolviert, wechselte zu Regionalligist FC Homburg 08.
In der Abwehr zog es Denis Weidlich (30) nach Südafrika zum Erstligisten Maritzburg United FC.
Im Mittelfeld wechselte unser Ex-Kicker Maik Kegel (26) zu Ligakonkurrent Köln, war zeitweise Kapitän der "Störche". Bilanz in 2 Jahren Kiel: 2 Tore + 5 Vorlagen, 65 Einsätze. Fabian Schnellhardt (22) kehrte nach 1 Jahr Ausleihe und guter Zeit beim Drittligisten zu Zweitliga-Absteiger Duisburg zurück. Ragte mit 5 Toren, 7 Vorlagen heraus. Ihn hätte man gerne behalten, bei einem Duisburger Klassenerhalt in Liga 2 wäre das vermutlich leichter gewesen.
Im Angriff kam der Wechsel des langjährigen und verdienstvollen Kickers Marc Heider (30/Osnabrück) nach 6 Jahren mit 236 Einsätzen und 81 Toren an der Förde überraschend. Zudem zum potentiellen Mitkonkurrenten um einen der vorderen Plätze. Manuel Schäffler (27) schloss sich Fast-Absteiger Wehen Wiesbaden an.
Der Rest spielte keine wichtige Rolle.
Im Tor gab es keinen Neuzugang.
Im Abwehrbereich stieß der Österreicher Niklas Hoheneder (30) aus Paderborn zum KSV. Vor dem Engagement beim Zweitliga-Absteiger für 4 Jahre bei RB Leipzig. Dort zweimal Aufsteiger bis in die 2. Bundesliga. Kingsley Schindler (23) spielte Regionalliga bei Hoffenheim II, zudem aktueller U23-Nationalspieler Ghanas mit deutschem Pass.
Interessant die Personalien beim Mittelfeld. Dominic Peitz (32) wechselte vom Karlsruher SC an die Ostsee. Dort in den letzten 4 Jahren mit 105 Spielen in der 2. Liga bei 7 Toren. 175 Zweitligaspiele für Union Berlin, den KSC, Rostock, Osnabrück stehen zu Buche. Luca Dürholtz (23) hatte in Dresden letzte Saison wenig Perspektive, nach dem Zweitligaaufstieg umso weniger. Alexander Bieler (24) war 2015/2016 in Sandhausen nur noch Ergänzungsspieler. Sucht in Kiel einen Neuanfang. 39 Einsätze in Liga 2 beim SVS sind zu vermelden, davon 27 in der Saison 2014/2015.
Im Sturm ist Dominick Drexler (26) aus seiner Erfurter Zeit noch ein Begriff, kam aus Aalen. Dort mit 9 Toren herausragender Angreifer der 3. Liga. Tammo Harder (22) spielte bei Borussia Dortmund II in der Regionalliga West. Dort starke 13 Tore. Der Deutsch-Portugiese Miguel Fernandes (22) empfahl sich in der A-Jugend für den Profikader, kam auf 8 Treffer in der dortigen Bundesliga und stammt aus der Nachwuchsabteilung des Hamburger SV.
Der Trainer:
Markus Anfang (42) übernahm das Amt am 31.08.2016 von Interimslösung Ole Werner (48), der wiederum am 17.08.2016 Karsten Neitzel abgelöst hatte, dem der durchwachsene Saisonstart mit 4 Punkten aus 4 Spielen nach der enttäuschenden letzten Spielzeit zum Verhängnis wurde. Als Spieler blickt er auf eine bewegte Vergangenheit seit 1995 mit Stationen Leverkusen, Schalke 04, Düsseldorf, FC Tirol Innsbruck, Kaiserslautern, Cottbus, Duisburg zurück. Im Juli 2010 das Karriereende bei Regionalligist Eintracht Trier. Die beste Zeit 1996/1997 mit 26 Erstligaspielen für Düsseldorf sowie 4 Jahren in Österreich. 2010 der Beginn als Trainer bei Regionalligist SC Kapellen-Erft. Bis Ende der vergangenen Saison war er als Trainer der B- und A-Jugend in Leverkusen tätig. Bisherige Bilanz in Kiel: 9 Spiele – 3 Siege – 4 Remis – 2 Niederlagen. Co-Trainer ist seit mittlerweile 2010 der Ex-Magdeburger Jan Sandmann (38).
Die aktuelle Saison bislang:
Die Kieler sind als 9. eine von 10 Mannschaften zwischen Platz 3 und 12, die durch lediglich 3 Punkte getrennt sind. Könnten mit Sieg am Samstag den CFC überholen. Das mit dem 3. Trainer der Saison. Nach 4 Spielen mit 4 Punkten sowie 4:4 Toren war die "Ära Karsten Neitzel" beim KSV nach 1142 Tagen beendet. Den Ausschlag gab nach der enttäuschenden letzten Saison die blasse Vorstellung beim 0:1 in Köln mit Niederlage 2 nach Aalen (0:1). Für 1 Spiel übernahm Interim Ole Werner, erfolgreich gegen Zwickau (3:0). Danach sollte Ex-Bundesligaprofi Markus Anfang den Erfolg bringen. Dessen Debüt gelungen, in Paderborn (3:1) mit Anschluss an Relegationsplatz 3. Bis heute blieb die "Lauerstellung". Unter ihm wurden 2 weitere Spiele gewonnen, im eigenen Stadion gegen die "Kellerkinder" Mainz 05 II (3:0), Bremen II (3:1). Ordentlich auch der Auftritt in Duisburg (0:0). Dagegen standen 2 Pleiten gegen Osnabrück, in Magdeburg (0:1). Der Aufwärtstrend unter Anfang ist erkennbar. Nur 1 der letzten 7 Begegnungen wurde verloren. Die "Störche" reisen mit einer Serie von 4 Spielen ohne Niederlage an. Spielten nach Bremen II allerdings auch 3x nur unentschieden in Wiesbaden (0:0) und Münster (1:1), sowie gegen Erfurt (0:0). Kiel ist heimstark, mit 14 Punkten aus 7 Begegnungen. Besser hier nur Halle. Stellt mit 13:4 Toren die zudem aktuell zweitbeste Heimdefensive. Ambivalent die Auswärtsbilanz als viertschlechtestes Kollektiv, aber mit bemerkenswerten 4:5 Toren. Der letzte und bislang einzige Dreier auswärts datiert vom 11.09.2016. 17:9 Tore insgesamt sind offensiv "guter Durchschnitt" (9.) – defensiv "sehr gut". Weniger kassierte nur Duisburg. Im Landespokal steht man wie der CFC im Halbfinale, beim Erzrivalen VfB Lübeck. Im Viertelfinale reichte ein 2:0 beim starken Regionalligisten ETSV Weiche Flensburg.
Die Mannschaft:
Im Tor bleibt der Deutsch-US-Amerikaner Kenneth Kronholm (31) klare Nr. 1. Dahinter kommen Robin Zentner (22), Bernd Schipmann (22). In der Abwehr gelten der Österreicher Niklas Hoheneder (30), Kapitän Rafael Czichos (26), Patrick Herrmann (28), Dominik Schmidt (29) als Gerüst. Patrick Kohlmann (33) war in den ersten 7 Spielen gesetzt, danach nicht mehr für den Kader berücksichtigt. Entgegengesetzt die Tendenz bei Arne Sicker (19), ein "Eigengewächs" aus der Jugend, der zuletzt mehrfach für die Stammformation das Vertrauen erhielt. Gegen Erfurt begann Markus Anfang in der Viererkette mit Herrmann – D. Schmidt – Czichos – Sicker. Im Mittelfeld konnten sich Steven Lewerenz (25), Kingsley Schindler (23/2), Alexander Bieler (24), Tim Siedschlag (29), Dominic Peitz (32) die meisten Einsätze erarbeiten. Siedschlag dabei bereits seit 2007 mit 1 Jahr Unterbrechung (Lübeck) beim KSV. Herausragend Lewerenz mit 3 Toren + 2 Vorlagen. Gegen Erfurt allerdings suspendiert, offiziell nur für das Spiel. Im Sturm konnte sich Dominick Drexler (26) auch in Kiel durchsetzen, überzeugt mit 3 Toren und 4 Vorlagen – auch im offensiven Mittelfeld eingesetzt. Ebenfalls eine gute Saison spielt Mathias Fetsch (28/4), Trifft er, gewinnt Kiel am Ende auch. Tammo Harder (22) und Miguel Fernandes (22) spielen noch keine Rolle. Mit Schindler, Peitz, Hohenender, Drexler, Bieler haben sich 5 Neuzugänge empfehlen können. Mit 24 Spielern stellt man ein kleineres Aufgebot, analog zum CFC. 26,2 Jahre im Schnitt sind das zweitälteste Team der Liga. Ein guter Kader, der durchaus oben mitspielen kann.
Das Krankenlager/Strafbank:
Stürmer Saliou Sané (24) ist aktuell suspendiert, das seit Anfang November aus "disziplinarischen Gründen". Diese blieben ungenannt. Der Deutsch-Senegalese absolvierte 6 Punktspiele, 2x in der Anfangsformation mit 1 Treffer. Letzter Einsatz am 01.10.2016 in Magdeburg. Aktuell stehen die Zeichen auf Trennung in der Winterpause.
Prognose:
Der Abstiegskampf sollte diesmal kein Thema werden. Ein einstelliger Tabellenplatz sollte machbar sein. Wenn die Mannschaft über sich hinauswächst, kann man sogar wieder oben angreifen. Das Team konnte deutlich verstärkt werden.
Das Umfeld:
Der Absturz vergangene Saison von Rang 3 auf 13 mit wochenlangem Abstiegskampf hatte Spuren auf den Rängen hinterlassen. Der Zuspruch ging von sehr ordentlichen 6.222 in 2014/2015 veritabel auf 5.194 zurück. Für den größten Andrang an den Stadionkassen sorgten auch hier wieder Nordost-Vereine mit Rostock (7.691), Dresden (6.639) und Magdeburg (6.515). Die wenigsten Besucher kamen übrigens gegen den CFC mit 4.126. Auch Aue lockte weniger an - 4.417. Derzeit liegt man noch mal darunter, der Schnitt bewegt sich bislang bei 4.968. Den Rekordbesuch gab es gegen Osnabrück mit 6.801, den Minusbesuch jeweils gegen Mainz II und Zwickau mit etwas über 4.100. Der Etat für die laufende Saison beläuft sich rein für den Lizenzspielerbereich auf 3,6 Mio. €. Wurde damit gegenüber 2015/2016 leicht erhöht, was auch die Ambitionen der Kieler verdeutlicht. Ziel bleibt die 2. Bundesliga. Der KSV Holstein gilt als finanziell solide aufgestellt, könnte eventuell in der Winterpause personell nachlegen. Hauptsponsor ist nach wie vor eine in Norddeutschland bekannte Supermarkt-Kette mit Hauptsitz in Kiel selber. Zudem hat man den gleichen Ausrüster wie der CFC. Der Verein ist von Kontinuität geprägt, Vereinschef seit mittlerweile über 9 Jahren Roland Reime (71), Vizepräsident seit 7 Jahren Wolfgang Schwenke (48). Pendant zu Stephan Beutel ist mit Ralf Becker (45) ein ehemaliger Bundesligaprofi mit Stationen FC St. Pauli, VfB Stuttgart und Leverkusen.
