Vorbericht

2. Spieltag - 3. Liga - Saison 2017/2018
SC Paderborn
SC Paderborn
3:2
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Schwerer Gang nach Paderborn …

von Timo Görner

... zu einem Verein, der sich nach der "Last-Minute-Rettung" der Vorsaison mit eigenem Kraftakt und dem "Elend der anderen" in einer Art Aufbruchstimmung befindet. Die Bilanz gegen den SC ist für den CFC durchwachsen, seit dem ersten Duell August 2001 gelangen dem CFC 3 Siege, davon 2 in Paderborn mit 1:0 und 4:3 gegen 5 Niederlagen – 3 davon an der Gellertstraße. Zuletzt wurde in einem denkwürdigen Spiel mit 2 Platzverweisen mit 2:1 obsiegt.

Die letzte Saison unseres Gegners:

Die wohl denkwürdigste in der durch Fusionen und Umbenennungen gekennzeichneten Vereinsgeschichte seit 1907. Sportliche Turbulenzen mit dem 3. Abstieg in Folge, finanzielle Probleme mit drohender Insolvenz, 2 Trainerentlassungen, Aufstand im Umfeld angesichts des Niedergangs seit 3 Jahren. Nach dem 0:0 in Osnabrück am letzten Spieltag stand der Absturz aus der 1. Bundesliga in die Regionalliga zu Buche, drohte die Insolvenz. Ab Mitte der Hinrunde stand der Zweitligaabsteiger im Abstiegskampf. Die erste Phase verlief noch einigermaßen mit Platz 7 nach 8 Duellen. Erreicht mit einem 4:2 gegen den launischen CFC. Bis zur Winterpause ging es schrittweise Richtung Keller, das desaströse 0:6 bei Aufsteiger Lotte war das Ende für den längst umstrittenen Rene Müller als Trainer. Der Bundesligist von 2015 nur 3 Punkte vom Abstieg in Liga 4 entfernt, mit 31 Gegentoren die "Schießbude" der Liga. Nach 2 Spielen unter Interimslösung Florian Fulland mit dem Auftritt in Zwickau (0:3) als erneuten Tiefpunkt übernahm mit Stefan Emmerling am 06.12.2016 ein erfahrener Coach. Dazu kehrte Mäzen Wilfried Finke als Präsident zurück. "Emma" sollte den kurzen positiven Trend einleiten, in Münster (1:0) und gegen Erzrivale Osnabrück (3:1) gelangen wichtige Siege. 21 Zähler zu 16 des 18. waren ein relativ gutes Polster. 4 Neuzugänge sollten den Kader fit machen für die Rückrunde. 2017 begann wechselhaft, Heimpleite gegen Duisburg (0:1), Sieg im "6-Punkte-Spiel" in Mainz (1:0). Setzte sich deprimierend fort, am 16.04.2017 musste auch Emmerling gehen. Wieder war ein Tiefpunkt erreicht. Diesmal in Aalen (0:4), Bilanz der 14 Spiele 2017: 2 Siege – 3 Remis – 9 Niederlagen. Von Runde 23 bis 28 wurden 6x in Folge verloren, dabei 5x nur mit 1 Tor Unterschied wie in Chemnitz. Längst hatte sich der SCP in der Abstiegsregion etabliert. Für den 3. Trainer Steffen Baumgart stand die Aufgabe 5 Spiele vor Ultimo 4 Punkte und 4 Tore aufzuholen. Unter ihm bäumte sich das Team auf mit 11 von 15 Punkten, ungeschlagen. In Osnabrück (0:0) sollte dann noch 1 Tor zur Rettung fehlen. Bremen II gelang dies gegen Aalen. Im Hinterkopf blieben abgesehen von den eigenen Problemen bei der Lizenz mögliche "Rote Karten" für 1860 München beim Zweitligaabstieg, den CFC, Erfurt, Aalen. Am 02.06.2017 stürzten die "Löwen" in die Viertklassigkeit ab. Der SC stemmte seine Aufgaben. Der Sieg im Landespokal gegen Lotte (2:0) stand noch unter dem Zeichen der Viertklassigkeit. Abstiegsreif (18.) die Heimbilanz mit 6-5-8, vergleichsweise besser die Gastspiele (13.). 38:57 Tore waren offensiv "knapp über dem Strich", defensiv nicht ligatauglich. Mehr Gegentore kassierte keiner.

Delegierungen für diese Saison bislang:

9 Ab – und 12 Neuzugänge sprechen für einige Veränderungen im Kader nach der erneut sportlich enttäuschenden Saison. Allerdings war der Umbruch in den letzten Jahren schon mal gewaltiger.

Im Tor ging Stammkeeper Lukas Kruse (34) zu Zweitligaaufsteiger Holstein Kiel, ebenso wie in der Abwehr Sebastian Heidinger (31). Kapitän Tim Sebastian (33) aus dem gleichen Sektor ging unbekannten Zieles. Im Mittelfeld wurde Christian Bickel (26/Osnabrück) verliehen. Bilanz: 2 Tore, 4 Vorlagen, 19x Stammspieler. Im Angriff wechselte der Slowene Zlatko Dedic (32) zum österreichischen Zweitligisten FC Wacker Innsbruck, kam auf 7 Tore. Der Rest spielte keine wichtige Rolle. Mit Lukas Kruse ging ein "Urgestein", aus dem Nachwuchs stammend wechselte der gebürtige Paderborner 2008 nach Dortmund. Dann 1 Jahr nach Ausgsburg, ehe es 2010 wieder zum SC ging. Er sah Kiel wohl als letzte Chance, noch mal höherklassig zu spielen, eventuell spielte die teils unsachliche Kritik an ihm aus dem Umfeld eine Rolle.

Bei den Neuen finden sich wie im Vorjahr einige Akteure aus dem eigenen Nachwuchs oder Mannschaften anderer Vereine unterhalb der Herren. Der Fast-Absteiger setzt diesmal fast ausschließlich auf vielversprechende Akteure unterer Ligen. Im Tor stieß aus Magdeburg Leopold Zingerle (23) zum SC, der beim FCM zur Rückrunde überraschend Jan Glinker als Nr. 1 abgelöst hatte. Dazu kehrte Till Brinkmann (21) von seiner Ausleihe zu Regionalliga-Absteiger Eintracht Trier zurück, war dort ohne Einsatz geblieben. Neu in der Abwehr ist Leon Fesser (22) vom FC Bayern München II aus der Regionalliga Bayern, dort meist Stammkader. Alle 5 Neuen im Mittelfeld kommen aus U23 Mannschaften. Aus der eigenen wurden der Kosovare Dardan Karimani (19) und Ron Schallenberg (18) befördert. Fatih Ufuk (19) stammt aus der U19. Der Deutsch-Kanadier Massih Wassey (29) spielte bei Borussia Dortmund II in der West-Staffel der 4. Liga, dort einer der Topspieler mit 6 Toren und 14 Vorlagen. Der Österreicher Sebastian Wimmer (23/VfL Wolfsburg II) war im Norden aktiv, empfahl sich mit 5 Toren als "Vize-Kapitän". Im Angriff finden sich gleich 3 Verpflichtungen aus der Regionalliga Nordost mit Darryl Geurts (23/Fürstenwalde), Dennis Srbeny (23/BFC Dynamo), Timo Mauer (20/RB Leipzig II). Srbeny und Geurts waren Topstürmer 2016/2017 mit je 18 und 12 Toren. Der Trainer als Kenner dieser Staffel dürfte hier seinen Anteil haben. Christopher Antwi-Adjej (23) kam von Regionalliga-Absteiger TSG Sprockhövel, stammt aus der Jugend des MSV Duisburg.

Der Trainer:

Steffen Baumgart (45) erwies sich für den Ex-Erstligisten als "Glücksgriff", konnte die Mannschaft zumindest nach 5 Spielen ohne Niederlage auf Rang 18 führen, der durch den "Durchmarsch" von 1860 München am Ende zum Klassenerhalt in allerletzter Sekunde verhalf. Der Vertrag des Ex-Bundesligakickers wurde bis 30.06.2018 verlängert. Er soll die Mannschaft in sportlich sichereres Fahrwasser führen und genießt in der Leitung absolutes Vertrauen.

Die aktuelle Saison bislang:

Höhepunkt und Abschluss der am 19.06.2017 gestarteten gelungenen Vorbereitung war das Testspiel gegen den FC Schalke 04 (0:1), was nur knapp verloren ging und in dem die Mannschaft eine sehr gute Leistung ablieferte. Auf ein Trainingslager wurde verzichtet, aus finanziellen Gründen aber auch, weil lt. Leitung die Bedingungen vor Ort ausreichten. Vor dem Schalke-Spiel wurden 6 weitere Begegnungen mit 5 Siegen und 1 Remis absolviert, stärkster Konkurrent war Fast-Drittligaaufsteiger Viktoria Köln (3:1). In Halle präsentierte sich der Fast-Absteiger stark, drehte den schnellen Rückstand nach 1 min. bis zur Halbzeit zum 3:1 mit weiteren klaren Torchancen zu weiteren Treffern, die Halles glänzender Keeper Oliver Schnitzler vereitelte. Nach dem 4:1 in min. 60 waren die Messen eigentlich gelesen. Die Defensive der Paderborner stellte vorübergehend die Arbeit ein, erlaubte den Doppelschlag in 60 Sekunden, kassierte noch das 4:4. 2 verschenkte Punkte, aber saisonübergreifend das 7. Spiel in Folge ohne Niederlage einschließlich Landespokal. Offensiv präsentierte sich das Team abgesehen von der Chancenverwertung im Spitzenbereich, nichts mehr zu sehen vom "Trümmerhaufen" unter Müller und Emmerling.

Die Mannschaft:

Im Tor dürfte vorerst Neuzugang Leopold Zingerle (23) gesetzt sein. So auch in Halle als Ex-Keeper des Erzrivalen aus Magdeburg. In der Abwehr begann Baumgart mit Marc Vucinovic (28) auf Rechts, in der Innenverteidigung begannen Lukas Boeder (20), Kapitän Christian Strohdiek (29) und auf Links Thomas Bertels (20). Strohdiek gilt als "Urgestein", ist gebürtiger Paderborner. Kam 2000 als Nachwuchskicker zum SC. Stand auch in der 1. Bundesliga für die Ostwestfalen auf dem Platz mit 22 Einsätzen. Im Mittelfeld vertraute der Ex-Rostocker auf Massih Wassey (29), Robin Krauße (23), Ben Zolinski (25) und Christopher Antwi-Adjej (23). Im Angriff bekamen Dennis Srbeny (23) und der Ex-Cottbuser Sven Michel (27) den Stammplatz und bedankten sich mit je 1 Treffer. Damit kamen von den 12 Neuzugängen mit Zingerle, Srbeny, Wassey, Antwi-Adjej nur 4 Akteure in der Anfangsformation zum Zug. Darryl Geurts (23) wurde in der 2. Halbzeit eingewechselt. Das Gros kam aus dem Kader der Vorsaison.

Das Krankenlager/Strafbank:

Pascal Itter (20/Abwehr) fällt seit Anfang März 2017 aus (Kreuzbandriss), das noch bis voraussichtlich Anfang September.

Prognose:

Finden sich die Neuzugänge gut zurecht und bleibt es im Umfeld ruhig, sollte der Abstiegskampf diesmal kein Thema sein. Steffen Baumgart hat bewiesen, in Paderborn erfolgreich arbeiten zu können und steht für harte Arbeit. Er wird die Mannschaft entsprechend einstellen und formieren. Tipp: Platz 9 bis 12. Trotz der Abgänge ist dem Team zuzutrauen, mit einer gewissen Euphorie nach guten Ergebnissen zum Start noch weiter oben zu landen, sprich "Geheimfavorit".

Das Umfeld:

Die letzten 3 Jahre waren sportlich und dann auch finanziell ein Albtraum. Folge von strukturellen Defiziten, 2 Abstiegen in Folgen, hohen Personalkosten durch Trainerentlassungen und Spieler-Wechsel, falsche Kalkulationen wie beim Zuschauerschnitt. Parallelen zum CFC sind teilweise sichtbar. Der mit dem Bundesligaaufstieg 2014 schuldenfreie Verein stand Anfang März vor einem finanziellen Scherbenhaufen, nur ein Darlehen von 4 Mio. € der Stadiongesellschaft verhinderte die Einstellung des Spielbetriebs und Insolvenz. Die Zweitligasaison 2015/16 mit den bekannten personellen Turbulenzen inkl. erneutem Abstieg wurde mit einem Minus von 1,164 Mio. € beendet. Zum 30.06.2017 stand ein negatives Eigenkapital von 2,51 Mio. €. Die Lizenz für die Drittligasaison 2017/2018 ein Kraftakt, eine vom DFB monierte Finanzierungslücke von 2 Mio. € musste geschlossen werden. Was dank Sponsoren, Fans mit Kaufaktionen im Fanshop u. a. sowie Mäzen Wilfried Finke gelang. Die Brötchen für die neue Saison sind kleiner, mehrere "Gutverdiener" sind weg und wurden durch Spieler aus dem Nachwuchs ersetzt. Vergangene Saison kamen 5.541 im Schnitt zu den Heimspielen, gerechnet wurde mit 7.500 nach 10.929 in der 2. Bundesliga zuvor. Den größten Zuspruch brachten die Derbys gegen Münster (9.756), Osnabrück (8.041). Den Tiefpunkt der Unterstützung ergaben die Gastspiele des VfR Aalen (3.526), Köln (3.709) und auch gegen den CFC mit 4.203. Gegen Ende der Saison gab es dennoch Lichtblicke neben dem glücklichen Klassenerhalt, der sportliche Trend ging nach oben und aus finanzieller Sicht war der Landespokal Westfalen gegen Lotte (2:0) im eigenen Stadion enorm wichtig, zumal mit dem FC St. Pauli ein durchaus zugkräftiger Gegner im DFB-Pokal nach Paderborn kommt. Der SC Paderborn scheint "aus dem Gröbsten raus". Steht aber vor einer existenziell wichtigen Saison. Gegen den CFC sollte man nach dem guten Start und angesichts der besseren Stimmung im Umfeld wieder mit gut 6.000 bis 7.000 Zuschauern rechnen.
2. Spieltag - 3. Liga - Saison 2017/2018
Samstag, 29. Juli 2017, 14:00 Uhr
Benteler-Arena, Paderborn
Zuschauer: 6.181
Schiedsrichter: Rohde (Rostock)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele1142518:25
Heimspiele51134:8
Auswärtsspiele631214:17
Ligaspiele1032511:19
Pokal-/Relegationsspiele11007:6

Der Ergebnisrückblick

1994/1995DFB-Pokal1. RundeTuS Paderborn-Neuhaus - Chemnitzer FC6:7 n.E.
2001/2002Regionalliga Nord4. SpieltagChemnitzer FC - SC Paderborn1:3 (0:1)
2001/2002Regionalliga Nord21. SpieltagSC Paderborn - Chemnitzer FC0:1 (0:0)
2002/2003Regionalliga Nord13. SpieltagChemnitzer FC - SC Paderborn0:2 (0:0)
2002/2003Regionalliga Nord30. SpieltagSC Paderborn - Chemnitzer FC3:4 (2:2)
2003/2004Regionalliga Nord15. SpieltagChemnitzer FC - SC Paderborn1:2 (1:1)
2003/2004Regionalliga Nord32. SpieltagSC Paderborn - Chemnitzer FC4:0 (0:0)
2004/2005Regionalliga Nord15. SpieltagSC Paderborn - Chemnitzer FC0:0 (0:0)
2004/2005Regionalliga Nord34. SpieltagChemnitzer FC - SC Paderborn0:0 (0:0)
2016/20173. Liga8. SpieltagSC Paderborn - Chemnitzer FC4:2 (0:1)
2016/20173. Liga27. SpieltagChemnitzer FC - SC Paderborn2:1 (1:0)