Vorbericht

33. Spieltag - 3. Liga - Saison 2017/2018
FC Rot-Weiß Erfurt
FC Rot-Weiß Erfurt
0:5
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Klassiker in Erfurt mit Wehmut …

von Timo Görner

… für beide Teams. Es dürfte das vorerst letzte Duell in der 3. Liga werden.

Die aktuelle Saison unseres Gegners:

Trostlos, sportlich und wirtschaftlich. Zuletzt aber mit Lebenszeichen und 2 achtbaren Ergebnissen. Nach 8 Spielen konnte man noch zuversichtlich sein, an Spieltag 7 gelang der erste Sieg ausgerechnet im "Thüringen Classico" gegen Erzrivale Jena, auch in Osnabrück wurde 1:0 gewonnen. Die 2 Siege, 9 Punkte und 5:8 Tore reichten für Rang 11, das kleine Polster waren 2 Zähler auf den 18. Zuvor gelangen Punktgewinne in Aalen und Zwickau sowie gegen Münster zum Auftakt, der Auftritt in Magdeburg (0:3) zeigte Grenzen auf. Nach Osnabrück ging es Richtung Tabellenende, Anfang Oktober kam das nicht zwingend erwartete Aus für Stephan Krämer. Durchaus umstritten, hatte Krämer die Mannschaft doch zuvor 2x vor dem Abstieg bewahrt. Zum anderen war die Beurlaubung mit Kosten verbunden. 3 Niederlagen in Folge mit Heimpleiten gegen Unterhaching (0:2), Wehen Wiesbaden (1:3) und dem 0:2 in Karlsruhe führten zur Entscheidung. Das Wechselspiel auf der Trainerbank ging weiter, David Bergner musste nach 6 sieglosen Spielen in der Liga und Ausscheiden im Landespokal in Jena (1:2) gehen. Unter ihm präsentierten sich die Erfurter meist ordentlich, aber ohne Durchschlagskraft in der Offensive. Kassierten gegen Halle den Ausgleich durch den HFC-Torwart kurz vor Ende. Am 20.11.2017 kam mit Stefan Emmerling der 3. Trainer, noch vor der Winterpause. Er startete mit Remis beim Kellerduell in Bremen, wieder ohne Tor wie auch gegen Meppen. In Würzburg (1:4) wirkte die Mannschaft enorm verunsichert, war leichtes "Opfer" für die Franken. Nach 20 Spielen im Herbst 2017 waren es 6 Punkte zum rettenden Ufer, die "Rote Laterne" leuchtete im Steigerwald. Magere 10 Tore legten den Finger auf die Wunde, es war die größte Baustelle auf dem Rasen. Finanziell spitzen sich die Probleme weiter zu, bereits Anfang November kam es zur "Palastrevolte" mit der kurzzeitigen Abberufung von Rolf Rombach durch den Aufsichtsrat. Nach der Rückkehr warf dieser 8 Tage später das Handtuch. 3 Wochen später mussten innerhalb von 7 Wochen 1,5 Mio. € aufgetrieben werden für die Nachlizenzierung. Es wurde aus Sicht des DFB letztendlich nicht befriedigend gelöst, "Minus 1" die Folge. Gegen Magdeburg (3:1) kam noch mal Hoffnung, nach Rostock (1:3), dem 0:5 in Münster und 0:3 gegen Zwickau erste Mutmaßungen über den Insolvenzantrag, der nach Karlsruhe auch folgte. Mit dem 1:3 war der Klassenerhalt kaum noch zu realisieren. Die Auftritte danach aller Ehren wert, in Wiesbaden (2:4) agierte man eher unglücklich, überraschte gegen Köln (2:1) und lieferte gegen Osnabrück gute Unterhaltung beim 4:4. Ohne Fortsetzung am Sonntag in Halle. Seit dem Antrag am 16.03. wollen und müssen sich Spieler nun für potentielle neue Arbeitgeber anbieten. Im eigenen Stadion sind die Rot-Weißen zweitschlechtestes Team, gewannen 3 Begegnungen und verloren deren 8. Weniger Tore (16) hat nur Bremen II erzielt. Auswärts ist man mit 10 Punkten knapp über dem Strich und sogar besser als Jena. 25:57 Tore insgesamt sind offensiv Schlusslicht, defensiv nicht, da der CFC diese Rolle diese Saison übernommen hat.

Delegierungen seit dem Hinspiel:

Es gab mehrere Veränderungen, vor allem durch die wirtschaftlichen Probleme. 1 Spieler ging, 4 neue kamen hinzu. Der Abgang fand in der Winterpause statt, die Neuzugänge jeweils kurz nach Beginn der Frühjahrsrunde.

Mit Christoph Menz (29) ging der Vize-Kapitän nach 4 ½ Jahren in Erfurt von Bord, er schloss sich Fortuna Köln an. Offiziell wurden keine Details bekannt, es sollen aber ein paar € in die leeren Kassen der Thüringer geflossen sein, da Menz noch einen laufenden Vertrag besaß. Einen weiteren Abgang gab es im Grunde genommen mit Berkay Dabanli (27/Abwehr), der zur Winterpause seinen Wechsel quasi erzwingen wollte und aktuell bis Saisonende auf das Abstellgleis geschoben wurde.

Die 4 neuen Akteure wurden alle auf Amateurbasis verpflichtet, da der DFB Neuverpflichtungen mit Profiverträgen untersagt hatte. Für die Abwehr kam der Grieche Charalampos Chantzopoulos (23), der Ghanae Kusi Kwame (28) und im Mittelfeld Marcel Kaffenberger (24). Für den Angriff wurde der Bosnier Nermin Crnkic (25) geholt. Chantzopoulos, Kwame und Crnkic kamen als vereinslose Akteure. Kaffenberger aus Lotte, wo er sich wie beim CFC nicht durchsetzen konnte. Chantzopoulos kickte bis Anfang Januar beim finnischen Zweitligisten FF Jaro, Kwame bis Ende der vorigen Saison bei Fortuna Köln und Crnkic war beim bosnischen Traditionsverein FK Sarajevo in der dortigen 1. Liga bis Ende November 2017 angestellt.

Der Trainer:

Stefan Emmerling (52) übernahm die 1. Mannschaft am 20.11.2017 und trifft damit am Sonntag auf seinen Vorgänger David Bergner. Eine Rückkehr für den Heidelberger, der als Cheftrainer in Erfurt bereits von Ende März 2010 bis Ende August 2012 tätig war. Der langjährige Ex-Profi mit den Stationen Sandhausen, Kaiserslautern, Wattenscheid, Hannover und bis Juli 2002 Düsseldorf ist seit dem 24.02.2018 auch der sportliche Leiter und wird beim Neuaufbau der Mannschaft nach dieser Saison die wohl entscheidende Rolle spielen.

Das Kollektiv:

Im Tor bleibt Philipp Klewin (24) die klare Nr. 1, vor den beiden Jungspunden Julian Knoll (18) mit einem Einsatz beim 3:1 gegen Magdeburg und Maximilian Engl (20). In der Abwehr haben sich bislang Jens Möckel (30), der Kongolese André Laurito (34), Defensiv-Allrounder Marcel Kaffenberger (24), der Kroate Luka Odak (28), der Ghanae Kusi Kwame (28), der Österreicher Florian Neuhold (24) etabliert. Jens Möckel und André Laurito sind die festen Größen für die Innenverteidigung, Odak für Rechts und Kwame auf der linken Seite. Der weitere Winter-Neuzugang Charalampos Chantzopoulos (23) kam hingegen aktuell nur auf 1 Einsatz. In Halle begann Emmerling mit einer Dreierkette, gebildet mit Jens Möckel - Marcel Kaffenberger - Tobias Kraulich (19). Letzterer war zuletzt 3x in Folge gesetzt. Der Sektor zwischen Abwehr und Angriff sieht kein echtes Gerüst. Im defensiven Mittelfeld konnte sich der Kongolese Merveille Biankadi (22) durchsetzen, kommt auf immerhin 4 Vorlagen. Das war auch Berkay Dabanli (27) gelungen. Auf der linken Außenbahn ist eigentlich Daniel Brückner (37) die feste Größe, er wechselte mehrmals auf die linke Seite in der Viererkette der Abwehr. Samir Benamar (25) wurde zur Winterpause aussortiert, war bis dahin oft auf Brückners Position gesetzt. Die rechte Seite beackerte bis Ende der Herbstrunde Ahmed Waseem Razeek (23), wurde dann aufgrund Verletzung zurückgeworfen. Theodor Bergmann (21) erhielt seit Mitte November 2017 meist das Vertrauen in der Zentrale und steuerte ordentliche 3 Vorlagen neben 1 Tor bei. Routinier Alexander Ludwig (34) als Konkurrent hier spielt kaum noch eine Rolle. Der Albaner Liridon Vocaj (24) begann mit Verletzungsproblemen (Rückenprobleme), kehrte erst Anfang Februar wieder ins Team mit mehreren Einsätzen zurück. Der Angriff hat mit Carsten Kammlott (28) den Star in der Mannschaft, für den es aber diese Saison nicht läuft. Bilanz: 21 Spiele – 1 Tor und 1 Vorlage. Erfolgreich nur am 21.10.2017 gegen Halle beim 1:1. Zudem ab Mitte Februar 2018 4 Wochen wegen Innenbandriss ausgefallen. Die Nr. 1 ist Elias Huth (21) mit soliden 6 Toren in 30 Begegnungen. Gegen Osnabrück beim 4:4 gab es den "Doppelpack". Christopher Bieber (28) war 1-mal erfolgreich, das aber gegen Jena beim 1:0-Sieg. Seit Anfang März nicht mehr im Kader. Tugay Uzan (24) fiel ab Mitte Mai 2017 aufgrund Kreuzbandriss aus, kam erst ab Beginn der Frühjahrsrunde wieder zum Zug und das meist im Stammkader mit guten 2 Toren in 5 Spielen. Nermin Crnkic (25) gibt den "Offensiv-Allrounder". Der eine oder andere Spieler sollte keine Probleme haben, in der 3. Liga zu bleiben. Klewin, Möckel, auch die positiv in Erscheinung getretenen Bergmann und Huth könnten dies schaffen. Carsten Kammlott hat angedeutet, bei entsprechenden Voraussetzungen in Erfurt bleiben zu wollen.

Das Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen:

Im Tor fehlt Julian Knoll (18) noch bis Ende April, Grund: Syndesmosebandriss. In der Abwehr wurde Berkay Dabanli (27) bis Saisonende suspendiert. Der Österreicher Florian Neuhold (24) fehlt aufgrund Kreuzbandriss, das seit Anfang Februar 2018. Im Mittelfeld muss Ahmed Waseem Razeek sei Ende Januar 2018 pausieren, hier ist es ein Knorpelschaden.

Die Einkaufsbilanz:

19 Spieler hatte man verpflichtet, 15 vor der Winterpause. In der Abwehr war Florian Neuhold (Eintracht Braunschweig II) meist gesetzt, flog dann wegen Verletzung ab Anfang Februar 2018 aus dem Rennen. Gleiches widerfuhr im Mittelfeld Ahmed Waseem Razeek (Magdeburg). Merveille Biankadi (Elversberg) schaffte den Sprung. Berkay Dabanli (CFC) war auch feste Größe bis zum Abgang. Im Angriff war Elias Huth (Hannover 96 II) die zweite positive Überraschung mit guten Leistungen vor allem in der Frühjahrsrunde. Der Rest konnte sich nicht etablieren, der erfahrene Alexander Ludwig (BSG Stahl Riesa) blieb bis auf die Anfangsphase der Saison ohne große Rolle, mehrere Nachwuchsspieler schafften den Sprung nicht. Von den 4 aus der Winterpause lief es für Kusi Kwame, Marcel Kaffenberger (Lotte) und Nermin Crnkic ganz gut, sie können als Stammkräfte angesehen werden. Charalampos Chantzopoulos so nicht.

Gewinner der Saison bislang:

Elias Huth und Theodor Bergmann haben auf sich aufmerksam gemacht, waren Lichtblicke. Denkbar das man Interesse anderer Drittligavereine geweckt hat. Merveille Biankadi (Elversberg) kam aus der Regionalliga, wurde in seiner ersten Station oberhalb der 4. Liga Stammspieler.

Prognose:

Braucht es für diese Saison nicht mehr.

Bilanz gegen den FC Rot-Weiß Erfurt:

Lt. meinen Quellen ist es das 81. Aufeinandertreffen, die Bilanz spricht knapp für die Thüringer mit 29 gegen 27 Siege bei 106:103 Toren. In Erfurt konnte der CFC erst 7-mal bei 40 Gastspielen gewinnen während dessen Rot-Weiß stattliche 23 der 40 Spiele gewann. Zuletzt lief es für uns aber dort sehr gut mit 2 Siegen von 2:0 und 2:1.

Das Umfeld:

Die aktuelle Situation bzw. in dieser Saison ist hinlänglich bekannt, es gelang dem FC Rot-Weiß Erfurt als "Dino der 3. Liga" nicht, seine wirtschaftlichen Probleme letztendlich zu lösen, auch nicht mit der erhofften besseren Vermarktung durch die neue teils allerdings problembehaftete Spielstätte. Der Zuschauerschnitt ging nicht wie benötigt deutlich nach oben, aktuell liegen die Thüringer bei einem Schnitt von 5.391, ein kleiner Rückgang zu den 5.762 aus der Vorsaison. Den größten Ansturm auf die Stadionkassen gab es wie erwartet gegen Jena mit 12.499, dahinter kam Rostock mit 7.269 vor Magdeburg bei 7.231. Den Minusbesuch verzeichnete man in den letzten beiden Heimspielen gegen Köln bei 3.385 und Osnabrück mit 3.421. Das Derby symptomatisch für die Probleme im Umfeld, aus Brandschutzsicherheitsgründen blieb die alte Westtribüne gesperrt, somit blieb es bei den 12.499 zahlenden Fußballfreunden. Die erhaltene Tribüne ist nach wie vor gesperrt, wurde für den Brandschutz vorerst nur entkernt. 2019 soll der Bereich wieder zuschauertauglich gemacht werden. Das Insolvenzverfahren wurde in Eigenregie angestrebt, dies konnte so nicht erreicht werden. Das Erfurter Amtsgericht bestimmte Sachverwalter Volker Reinhardt zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Er übernahm die Geschäfte des Vereins und ist maßgebend bei der Erarbeitung des Insolvenzplans. Dem Gläubigerausschuss gehört u. a. Trainer Stefan Emmerling an. Eine Entmachtung des Vereinschefs Klaus Nowag, der nur noch beratende Funktionen ausübt. Die Spielergehälter bis Saisonende sind gesichert. Wo der Verein kommende Saison antritt, bleibt ungewiss. Ein erfolgreiches Insolvenzverfahren mit einem Start in der Regionalliga ist ebenso möglich wie das komplette Aus. Auch die Stadt Erfurt wird Verluste verbuchen müssen, je 16.500 € Miete ab dem 22.01.2018. An der Vereinsspitze rumorte es nebenbei weiter, unmittelbar nach dem Insolvenzantrag trat der komplette Aufsichtsrat zurück. Grund das, wie man meinte, "eigenmächtige Vorgehen des Vorstands beim Insolvenzantrag ohne Einbeziehung des Aufsichtsrates".
33. Spieltag - 3. Liga - Saison 2017/2018
Sonntag, 08. April 2018, 14:00 Uhr
Steigerwaldstadion, Erfurt
Zuschauer: 4.831
Schiedsrichter: Waschitzki (Essen)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

FC Rot-Weiß Erfurt Chemnitzer FC
19Tabellenposition18
22
32
0,7
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
26
32
0,8
5 (15,6%)
19 (59,4%)
Siege
Niederlagen
7 (21,9%)
20 (62,5%)
25 : 57
0,8 : 1,8
Tore
Tore pro Spiel
39 : 66
1,2 : 2,1
3:1 gegen 1. FC Magdeburg (H)Höchster Sieg3:0 gegen Hallescher FC (A)
0:5 gegen SC Preußen Münster (A)Höchste Niederlage1:6 gegen VfL Osnabrück (A)
N-n-S-U-nDie letzten SpieleU-S-n-N-N
2 Spiele in Folge ohne SiegAktuelle Serien3 Niederlagen in Folge
3 Spiele in Folge ohne Sieg

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele7024212590:88
Heimspiele351912457:28
Auswärtsspiele35592133:60
Ligaspiele6924212489:85
Pokal-/Relegationsspiele10011:3

Rückblick auf die letzten 15 Spiele

2005/2006Regionalliga Nord14. SpieltagFC Rot-Weiß Erfurt - Chemnitzer FC1:0 (1:0)
2005/2006Regionalliga Nord33. SpieltagChemnitzer FC - FC Rot-Weiß Erfurt0:1 (0:1)
2011/20123. Liga18. SpieltagFC Rot-Weiß Erfurt - Chemnitzer FC0:0 (0:0)
2011/20123. Liga37. SpieltagChemnitzer FC - FC Rot-Weiß Erfurt0:2 (0:2)
2012/20133. Liga17. SpieltagFC Rot-Weiß Erfurt - Chemnitzer FC3:2 (1:0)
2012/20133. Liga36. SpieltagChemnitzer FC - FC Rot-Weiß Erfurt1:2 (0:1)
2013/20143. Liga15. SpieltagFC Rot-Weiß Erfurt - Chemnitzer FC1:0 (1:0)
2013/20143. Liga34. SpieltagChemnitzer FC - FC Rot-Weiß Erfurt4:0 (3:0)
2014/20153. Liga14. SpieltagFC Rot-Weiß Erfurt - Chemnitzer FC2:0 (1:0)
2014/20153. Liga33. SpieltagChemnitzer FC - FC Rot-Weiß Erfurt2:1 (0:0)
2015/20163. Liga12. SpieltagChemnitzer FC - FC Rot-Weiß Erfurt1:1 (0:0)
2015/20163. Liga31. SpieltagFC Rot-Weiß Erfurt - Chemnitzer FC0:2 (0:0)
2016/20173. Liga16. SpieltagFC Rot-Weiß Erfurt - Chemnitzer FC1:2 (0:1)
2016/20173. Liga35. SpieltagChemnitzer FC - FC Rot-Weiß Erfurt1:1 (1:0)
2017/20183. Liga14. SpieltagChemnitzer FC - FC Rot-Weiß Erfurt1:0 (0:0)