Vorbericht

Viertelfinale - Sachsenpokal - Saison 2018/2019
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
2:1
Bischofswerdaer FV 08
Bischofswerdaer FV 08

Auf ins Halbfinale in der verspäteten Pokalrevanche für das Aus am Reformationstag 2001 …

von Timo Görner

… wo der Gastgeber in Ostsachsen den damaligen Zweitligaabsteiger böse überraschte und mit 1:0 aus dem Achtelfinale war. Ein gebrauchter Tag für Himmelblau, den der Autor hier mit Verpflegung von warmer Kamenzer Wurst durch den Zaun, allerlei verbaler Scharmützel mit anwesenden schwarz-gelben Spielbeobachtern und Pfefferspray im Gästeblock verbindet.

Werdegang des Bischofswerdaer FV 08:

Am 28.04.1990 gab es die bislang letzte Begegnung, der damalige FCK gewann mit 2:1, wurde am Ende Vizemeister in einem "Dreikampf" am letzten Spieltag hinter Dynamo Dresden. Die BSG Forschritt Bischofswerda hingegen stieg mit nur 2 Punkten Rückstand zum rettenden 12. Platz als Letzter ab. Seit 1972 mit dem lokalen "Landmaschinenkombinat Fortschritt" als Träger ging es aufwärts und 1986 gelang erstmals der Aufstieg ins Oberhaus. Das musste man wie 1990 postwendend verlassen, beide Male aber am letzten Spieltag. In Erinnerung blieben Auftritte wie gegen den BFC Dynamo (2:0) und Dynamo Dresden (0:0) im "Stadion der Jugend". Mit der "Kehre" brachen auch hier neue Zeiten an, der Hauptsponsor fiel weg. Somit wurde sich als "Bischofswerdaer Fußballverein 1908 e.V." neu aufgestellt. 08 mit Bezug auf 1908 und den "FC Germania 08 Bischofswerda" als erstem Fußballclub der Stadt. Bis 1994 lief es gut, schnupperte man der 2. Bundesliga. Danach folgte die Talfahrt, 2003 der bittere Gang aus der Landesliga in die Bezirksliga. Erst 2010 gelang die Rückkehr. 2015 der erneute Aufstieg in die Oberliga Nordost Süd, wo man auf Anhieb zur Spitzenmannschaft mit zwei 3. Plätzen wurde bis zum Staffelsieg 2018. Bis 2004 wurde weiter im ehemals "Stadion der Jugend" – jetzt "Wesenitzsportpark" gespielt, dessen Zeit aber aufgrund seiner Größe und des schleichenden Verfalls aufgrund nicht vollständig geklärter Besitzansprüche ablief. Ab da begab sich die 1. Mannschaft in die "Holzwaren-Simundt-Kampfbahn", benannt nach einem örtlichen Holzhändler. Eben diese genügte dann nicht den Anforderungen für die Regionalliga. Worauf man nach notwendigen Maßnahmen an die alte Stätte zurückkehrte.

Die letzte Saison unseres Gegners: 

Nach den 2 3. Plätzen in den Jahren zuvor gelang mit dem klaren Staffelsieg bei 12 Punkten vor Inter Leipzig der große Wurf und die Rückkehr in die Viertklassigkeit nach dem Abstieg 2001. Dabei profitierte man auch ein wenig davon, das mit dem VFC Plauen der Konkurrent Nr. 1 im Spätherbst 2017 erneut in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, eine 2. Insolvenz nur knapp vermeiden konnte. Danach mehr und mehr abbaute. Am 7. Spieltag wurde beim damaligen Tabellenführer mit 0:1 verloren. 1 von lediglich 2 Niederlagen. Zuvor wurde 6x gewonnen, 18:3 Tore vermeldet. Auswärts zeigte sich das Team beim FSV Barleben (5:0) und Schott Jena (3:0) überlegen. Bis zur Winterpause konnte die Tabellenführung zementiert werden, die Pleite in Plauen war verdaut. Aus den restlichen 8 Spielen wurden 20 Punkte geholt, nicht mehr verloren. Zählbares nur bei Carl Zeiss Jena II (0:0) und Eilenburg (1:1) abgegeben. Im eigenen Stadion die BSG Wismut Gera, SV Merseburg 99 (4:0) und VfL Halle 93 (3:0) klar besiegt. Der BFV kam glänzend ins Jahr 2018, gewann 7x am Stück, u. a. gegen Plauen (4:1). Damit war der Weg klar Richtung Aufstieg. Gera blieb es vorbehalten, den Staffelsieger mit 2:1 zu besiegen. Am Ende standen 74 Punkte und 70:16 Tore. Offensiv wie defensiv Spitze wie auch als Heim – und Gastgemeinschaft. Im Pokal kam das Aus im Viertelfinale gegen den CFC-Bezwinger VfB Auerbach beim 1:3, erst in der Verlängerung.

Delegierungen für diese Saison bislang: 

Es gab einige Veränderungen mit 12 Ab – und 10 Neuzugängen.

In der Abwehr wechselte Joseph Gröschke (24) zu Oberligist Wismut Gera, Eric Merkel (23) nach Bautzen. Philipp Schikora (30/Brandenburger SC Süd) spielt jetzt ebenfalls Oberliga. Der Rest spielte keine oder keine wichtige Rolle.

Bei den Neuen konnten 5 teils erfahrene Spieler aus dem Regionalliga-Bereich verpflichtet werden, dazu kamen Oberliga- und Nachwuchskicker. Keeper Oliver Birnbaum (29) spielte in Fürstenwalde, dort 22 Einsätze. In der Abwehr stießen Tobias Heppner (24/Bautzen) und aus Tschechien Pavel Cermak (29) von Zweitligist Banik Sokolov dazu, dazu Jannik Käppler (18/Dynamo Dresden U19) und Tim Kießling (19/Jena II). Im Mittelfeld wurde Norman Kloss (21/Bautzen) vermeldet, der "Königstransfer" war Philipp Kötzsch (29) aus Auerbach, der aus beruflichen Gründen nach Dresden ging. Justin Scholz (19) kickte in der A-Jugend des Halleschen FC. Der Tscheche Tomas Petracek (24) war in der Oberliga Bayern Nord bei der Spvgg. Hof aktiv, kam dort auf 20 Tore in 33 Spielen. War vom Berliner AK "verliehen". Thomas Sonntag (22) war beim VfV Hildesheim in der Nord-Staffel am Ball, stammt aus der Auer Jugendabteilung.

Der Trainer: 

Heisst bereits seit 2013 Erik Schmidt (39). Ein echter Glücksgriff, Schmidt führte die Mannschaft in nur 5 Jahren aus der Landesliga in die Regionalliga. Seine erste Station als Coach im Herrenbereich. Zuvor war der der Chef der Dynamo Dresden B-Jugend von 2010 bis 2012. Sein Co-Trainer ist Mirko Ledrich (40), ehemaliger Kicker im Verein.

Die Mannschaft: 

Im Tor hat sich Neuzugang Oliver Birnbaum (29) etabliert. Dahinter kommt der gebürtige Chemnitzer Dominik Reissig (24), im Pokal im Kasten und aus der CFC-Jugend stammt. 2015 ging es vom CFC II zum SV Olbernhau, 2016 zum BFV. Ob er in seiner Heimatstadt im Tor steht, wird man sehen. In der Abwehr haben sich bei den Innenverteidigern Tobias Heppner (24) und Kapitän Dominic Meinel (22) als feste Größen erwiesen. In den ersten 7 Spielen war es Fernando Lenk (28), derzeit verletzt. Auf Links wurde auf den Tschechen Pavel Cermak (29) gesetzt, dahinter Jannik Käppler (18). Auf Rechts ist es Max Rülicke (21), in den letzten 3 Spielen Tim Kießling (19). In Halberstadt hieß die Kette Kießling - Käppler - Heppner – Cermak. Im Mittelfeld konnte Daniel Maresch (22) die meisten Einsätze auf der rechten Bahn verzeichnen. Als "6er" sind Tim Cellarius (23) und mit Philipp Kötzsch (29) ein weiterer Chemnitzer gesetzt. Er kommt auf 1 Tor, das zum 1:0-Sieg gegen den VfB. Beide kommen vor Norman Kloss (21) und Tommy Klotke (24). Tom Grellmann (23) wird primär als "10er" eingesetzt, bislang ohne Tor und Vorlage. Tom Hagemann (24) pendelt zwischen dieser Position und Links. Im Angriff ist Frank Zille (22/4) führend. Knapp dahinter Tomas Petracek (25/3), Torschütze in Halberstadt. Erfolgloser "Joker" ist bislang Hannes Graf (22). Das Aufgebot klein mit 22, weniger haben nur Meuselwitz, Bautzen. 24 Jahre im Schnitt sind eines der jüngeren. Einige junge Spieler gehören bereits zum Kern oder erweiterten Stammaufgebot.

Die Bilanz gegen den Bischofswerdaer FV 08:

Ist kurios, 4 Spiele gab es in der damaligen DDR-Oberliga. Alle endeten jeweils 2:1. 3x konnte der CFC gewinnen, 1x die Oberlausitzer am 16.05.1987 in Bischofswerda. In beiden Spielzeiten stieg die damalige BSG Fortschritt am Ende knapp wieder ab. Im Sachsenpokal gab es das 0:1 am Reformationstag 2001 im Achtelfinale.

Die aktuelle Saison bislang:

In dieser geht es für die Blau-Weißen nur um den Klassenerhalt, was sich nach einem starken Start auch so bestätigte. Nach den ersten 4 Spielen konnte Zufriedenheit herrschen, der BFV 08 noch ungeschlagen mit 8 Punkten als 4. Im eigenen Stadion gab es im Oberlausitz-Derby das 1:1 gegen Bautzen zum Auftakt, Rathenow wurde 1:0 besiegt. Auf Reisen ließ man beim damaligen Mitfavorit Lok (2:1) und BAK (1:1) aufhorchen. Die beste Phase, danach ging es Richtung Keller. Eine Negativserie von 3 Niederlagen schloss sich an. In Nordhausen und Neugersdorf gab es 0 Punkte wie gegen Hertha II bei insgesamt 1:4 Toren. Kompensiert noch mal durch die Erfolge gegen Meuselwitz (3:1) und bei Viktoria (1:0). 14 Punkte nach 9 Spieltagen waren eine ordentliche Ausbeute für den Aufsteiger. Was folgte war wenig, lediglich gegen Auerbach (1:0) und am vergangenen Wochenende in Halberstadt (1:1) wurden Punkte eingefahren Dagegen standen zuvor 5 Pleiten mit der Heimklatsche gegen den BFC Dynamo beim 0:6 und dem 0:3 in Erfurt. Schmerzlicher weil am Ende gegebenenfalls entscheidend die Heimniederlagen gegen Altglienicke (1:2), Fürstenwalde (0:1). Der Saldo auf eigenem Platz mit 3-1-4 negativ. Knapp über dem Strich bei 3 Absteigern. Bei 7:13 Toren muss offensiv mehr kommen. Auf Reisen sieht es fast genauso aus. Weniger als 13 Tore hat nur Bautzen erzielt, die 24 Gegentore sind besser als 6 andere Teams. Das Viertelfinale im Pokal erreichten die Ostsachsen über den BSC Freiberg (3:1) aus der Landesklasse und FC Grimma (4:0) aus der Landesliga.

Das Krankenlager/Strafbank/Parteistrafen:

In der Abwehr fehlt Fernando Lenk (28/Kreuzbandriss) seit Anfang September, Stammspieler der Vorsaison.

Prognose: 

Der Klassenerhalt ist drin, dazu müssen mehr Punkte im eigenen Stadion und vor allem mehr Tore her. Dann sollte zumindest Rang 14 drin sein. Problematisch wird es, wenn es mehrere Ausfälle gibt. Dafür ist der Kader möglicherweise zu klein.

Das Umfeld:

Der Zuspruch ist bislang nicht so richtig zufriedenstellend mit 437 im Schnitt. Weniger haben nur Rathenow, Altglienicke und Neugersdorf. Allerdings sind die attraktivsten einstigen Gegner aus der DDR-Oberliga mit dem 1. FC Lok, Erfurt, CFC auch noch nicht in Bischofswerda gewesen. Der BFC Dynamo trat am 20.10. an und lockte 777 an. Den bis jetzt größten Zuspruch konnten die Verantwortlichen im Derby gegen Bautzen zum Heimauftakt mit 864 vermelden. Für den VfB Auerbach aus dem fernen Vogtland interessierten sich nach zuvor 5 Niederlagen 245. Auf dem Trikot wirbt ein regionales Unternehmen für den Straßen-, Tief- und Rohrleitungsbau, daneben kommt eine stattliche Anzahl kleiner und mittlerer Unternehmen aus Bischofswerda und dem Umland. Insgesamt beachtliche 150. Gleiches Spektrum wie bei den meisten ostdeutschen Vereinen mit den regionalen Niederlassungen bekannter Banken, Autohäuser, Brauereien und der lokale Energieversorger. Dem Verein steht seit knapp 15 Jahren Jürgen Neumann (55) vor, Rechtsanwalt aus Bischofswerda. Früher Fechter im Leistungssport, danach Fußballer in Zittau und Großharthau. Der Etat für diese Saison wurde von 500.000 € auf 600.000 € erhöht, man arbeitet mit einem reinen Amateurteam. Liegt damit ungefähr auf Augenhöhe mit Auerbach. Mit dem Königswarthaer SV und dem SV Einheit Kamenz gibt es eine Kooperation im Spieler-Bereich. Eine ähnliche Beziehung mit den anderen beiden Oberlausitzer Regionalligisten lehnt man hingegen ab. Vor dem Saisonstart gab es Probleme bei der Spielberechtigung, weder die "Holzwaren-Simundt-Kampfbahn" noch der alte "Wesenitzsportark" entsprachen Regionalliga-Anforderungen. Eine der beiden Anlagen musste umgebaut werden. Man entschied sich mit der Stadt für den "Wesenitzsportpark", jetzt als "Volksbank Sportpark an der Wesenitz" laufend. Bis dahin war sogar ein Zwangsumzug ins satte 125 km entfernte Grimma im Gespräch.
Viertelfinale - Sachsenpokal - Saison 2018/2019
Samstag, 17. November 2018, 15:30 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 2.876
Schiedsrichter: Albert (Tannenbergsthal/Muldenhammer)


Tore

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele64029:7
Heimspiele22004:2
Auswärtsspiele42025:5
Ligaspiele43017:5
Pokal-/Relegationsspiele21012:2

Der Ergebnisrückblick

1985/1986FDGB-Pokal2. RundeBSG Fortschritt Bischofswerda - FC Karl-Marx-Stadt1:2 (1:1)
1986/1987DDR-Oberliga11. SpieltagFC Karl-Marx-Stadt - BSG Fortschritt Bischofswerda2:1 (1:0)
1986/1987DDR-Oberliga24. SpieltagBSG Fortschritt Bischofswerda - FC Karl-Marx-Stadt2:1 (1:1)
1989/1990DDR-Oberliga9. SpieltagBSG Fortschritt Bischofswerda - FC Karl-Marx-Stadt1:2 (0:0)
1989/1990DDR-Oberliga22. SpieltagFC Karl-Marx-Stadt - BSG Fortschritt Bischofswerda2:1 (1:0)
2001/2002SachsenpokalAchtelfinaleBischofswerdaer FV 08 - Chemnitzer FC1:0 (0:0)