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Freie Presse vom 08.11.1999

Himmelblauer Höhenflug dauert beim 0:0 in St. Pauli an

"Können uns die Meinung geigen" - Warum der CFC die Gegner verblüfft

CHEMNITZ. 18 Zähler nach elf Spieltagen, Tabellenplatz vier punktgleich mit dem Dritten TeBe. Wer hätte das dem Aufsteiger schon zugetraut. Auch beim 0:0 in St. Pauli hielt die Serie des Chemnitzer FC an. Zwei kritische Phasen, in denen die Norddeutschen beste Torchancen ausließen, mussten die Himmelblauen überstehen. Dann freuten sich die CFC-Kicker über das Remis. "Freie Presse" nennt fünf Gründe für den glänzenden Start des Aufsteigers.

Die Motivation: Im Vergleich zu den Profis im Westteil des Landes können die CFC-Spieler finanziell nicht mithalten. Doch das stark leistungsorientierte Prämiensystem lässt bei Erfolgen die Kasse klingeln. "Es ist klar, dass wir nur über die Schiene des Zusammenhalts und des Zusammenkämpfens was erreichen können", sagt Alexander Tetzner. Der 25-Jährige gehört zur Gruppe der Talente wie Oswald, Skela, Krupnikovic oder Dittgen, die vielleicht noch einmal höherklassig Fuß fassen und sich mit starken Leistungen anbieten wollen. Routiniers wie Köhler, König, Laudeley, Wienhold oder Bittermann wiederum geben alles dafür, ihre "Fußballrente" so lange wie möglich hinauszuzögern. Der 28-jährige Jan Schmidt, der in der zweiten Halbzeit in St. Pauli sein Comeback feierte, meinte: "Ich genieße jedes Spiel."

Die Mannschaft: Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist stark ausgeprägt. Vor allem der Aufstieg hat das Team zusammengeschweißt. Libero Thomas Laudeley: "Wir können uns auf dem Platz auch mal die Meinung geigen. Im Bus oder in der Kabine ist das dann wieder vergessen." Berti Vogts' geflügelte Worte während der EM 1996 ("Die Mannschaft ist der Star") treffen beim Club den Kern. Spieler mit Starallüren werden ohnehin nicht akzeptiert.

Die Einkaufspolitik: Alle Neuzugänge, die für die erste Mannschaft in Frage kamen, haben bisher eingeschlagen. Bestes Beispiel ist Karsten Oswald, der aus der Oberliga kam und inzwischen von Bundesligisten beobachtet werden soll. Aber auch Skela, Krupnikovic, Dittgen sind absolute Verstärkungen, zuletzt nutzte Weber seine Chance. Trainer Franke bescheiden: "Es gehört auch immer ein bisschen Glück dazu. Bei Leuten, die nichts kosten, noch mehr. Grundsätzlich lassen wir uns mit einer Verpflichtung Zeit. Oswald haben wir beim Hallenturnier in Halle gesehen, ihn dann auf Rasen immer wieder beobachtet."

Der Trainer und die Tugenden: Der CFC setzt mit Trainer Franke auf die Tugenden, die die Mannschaft schon immer auszeichneten. Zum Kampfgeist besitzt der CFC mit Skela und Krupnikovic zwei technisch beschlagene Mittelfeldspieler, die den Ball fordern und in Druckperioden auch mal in den eigenen Reihen halten können. Franke legt großen Wert auf Disziplin und Abwehrarbeit. Doch seit der zweiten Halbzeit von Nürnberg hat die Mannschaft erkannt, dass man auch auswärts mit einer mutigen Einstellung punkten kann.

Das Umfeld: Auch außerhalb des Rasens verstehen sich die Spieler gut. Teilweise gibt es gemeinsame Unternehmungen der Familien. Franke: "Ich glaube, wir sind der einzige Zweitliga-Verein, in dem die Spieler gemeinsam das Mittagessen einnehmen. Wir achten sehr darauf, dass das so bleibt."

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