40 Jahre "Die Himmelblauen" - Festakt im Cinestar

16.01.2006, 08:45 Uhr | 2303 Aufrufe
40 Jahre haben die Himmelblauen seit heute auf dem Buckel. Und trotz schwerer Krankheit ließ es sich der CFC nicht nehmen, rund 400 Gäste zur Geburtstagsfeier zu begrüßen. In das Cinestar-Kino in der Galerie „Roter Turm“ hatte der Jubilar geladen.
Überzeugte mit einer emotionalen und kritischen Ansprache: OB SeifertSchon vor dem offiziellen Beginn bildeten sich an den Tischen im Foyer erste Gesprächsrunden. Gesprächsrunden, die nach der Festveranstaltung, genährt durch die Eindrücke der vergangenen 3 Stunden, bei einem Glas „Einsiedler“ fortgesetzt wurden. Um nicht mit nüchternem Magen diskutieren zu müssen, hatte die Bäckerei Reimann ein reichhaltiges Buffet ins Foyer gezaubert.

Ab 10 Uhr wurde es aber erst einmal feierlich. CFC-Präsident Frank Kapp begrüßte, eingerahmt von einem Streicherquartett, die Anwesenden. Und das waren fast alle, die im Chemnitzer Fußball Rang und Namen haben: Spieler wie Fritz Feister, Andreas Müller oder Ulf Mehlhorn, Trainer wie Heinz Werner oder Christoph Franke und Funktionäre wie Roland Siegmann. Doch leider fehlten ein paar Namen, die die hochkarätige Mannschaft komplettiert hätten. Jürgen Bähringer musste sich am Morgen einer Zahn-OP unterziehen, Michael Ballack weilt mit seinen Bayern in Dubai, meldete sich aber per aufgezeichneter Videobotschaft, und Hans Meyer, der mit seinen Nürnbergern ebenfalls in der Saisonvorbereitung steckt, nahm in seiner unnachahmliche Art per Telefon an der Feierstunde teil.
Sie alle waren Teil eines Rückblicks auf 40 Jahre himmelblaue Geschichte, die gezeichnet war von einigen Höhen und Tiefen und viel Mittelmäßigkeit. Doch in Erinnerung blieben vor allem die Höhen, und die werden vor allem durch die 67er Meisterschaft geprägt. Und so erzählte der „FCK-Geburtshelfer“ Roland Siegmann ein wenig aus dieser alten Zeit, als er den Auftrag bekam, die Fußballer aus dem Sportclub Karl-Marx-Stadt auszugliedern und einen eigenen Verein zu gründen. Er plauderte über ein geheimes Prämiensystem, dass die Spieler zu mehr Einsatz und damit zur Meisterschaft motiviert hatte. Und Siegmann erzählte, dass der FCK eigentlich noch ein „1.“ bekommen sollte, dem DTSB aber da die Ähnlichkeit zum 1.FC Kaiserslautern zu hoch war und er deshalb auf das „nackige“ FCK bestand.
Marion Tetzner und Olaf Kadner im Smalltalk mit Ulf Mehlhorn, Christoph Franke und Joachim MüllerHeinz Werner sprach dann über die Renovierung des FCK, die er angestoßen hatte, dessen Früchte aber erst Hans Meyer ernten konnte. Er erzählte über den Umbau des Sportforums, z.B. den Einbau einer Sauna und eines Entmüdungsbeckens, und ließ auch einen Seitenhieb auf den heutigen Profifußball nicht aus: „Wir haben teilweise um 8 mit dem Training begonnen und um 17 Uhr durften die Spieler nach Hause. Machen sie das heute mal, da werden sie vergiftet.“
Und als dann die Szenen aus den Europapokalspielen gegen Porto, Sion und Turin über die Leinwand flackerten, da wurde das himmelblaue Herz schon etwas wehmütig, spätestens aber, als die Bilder vom 99er Aufstieg durch den Kinosaal schwirrten.

Genau auf diese Szene hatte auch Chemnitz’ Oberbürgermeister Dr. Peter Seifert angespielt, als er den Reigen der Festredner eröffnete: „Ich werde nie vergessen, wie wir '99 den Aufstieg vor dem Rathaus gefeiert haben. Und ich möchte so etwas noch einmal erleben!“. Doch Seifert verdeutlichte, dass momentan die Sorgen ganz anderer Natur sind und packte dies in eine Metapher: “Nun geht man mit 40 Jahren normalerweise noch nicht am Stock. Und es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir aus dem aktuellen Loch nicht wieder herauskommen. Was in Cottbus oder Aue möglich ist, das sollte doch auch in Chemnitz mit seinen guten strukturellen Voraussetzungen machbar sein.“ Und nach einigen weiteren mahnenden Worten und persönlichen Erinnerungen aus seinem Leben mit den Himmelblauen schloss Seifert seine Ansprache mit den Worten: „Ich kann mir nicht vorstellen und es darf auch nicht sein, dass wir aus der Regionalliga absteigen.“

Ins gleiche Horn wie Seifert blies auch Karl Noltze, Regierungspräsident von Chemnitz. Er strich ebenfalls die guten lokalen Gegebenheiten heraus und riet: „Vielleicht hilft ja ab und zu auch mal ein Blick zum lokalen Konkurrenten, um sich Anregungen zu holen. Denn was in einer kleinen Stadt im Erzgebirge möglich ist, das sollte doch auch im Oberzentrum Chemnitz machbar sein.“ Ein Rat, der jedoch nicht von allen positive Resonanz erfuhr. Dann appellierte Noltze noch an die aktuellen Bundesligaspieler, die die himmelblaue Schule genossen haben, sich ihrer Wurzeln zu erinnern und zu überlegen, wie sie Chemnitz helfen können. Und so ist Noltze überzeugt, „dass der CFC die strukturellen Gegebenheiten hat, in naher Zukunft die Regionalliga zu halten und später wieder die 2. Bundesliga zu erreichen.“

DFB-Vize Moldenhauer im CFC-TrikotDr. Hans-Georg Moldenhauer, Vizepräsident des DFB und Präsident des NOFV, brachte dann viel Verbandspolitik in die Veranstaltung. Er berichtete von geplanten Strukturreformen, u.a. von Ideen, die Amateurmannschaften der Bundesligisten abzuschaffen und statt dessen den dortigen Spielern über Partnerschaften Praxis in Regionalligavereinen zu geben. Zum Abschluss seiner Rede streifte er sich ein CFC-Trikot über, dass er einst zu seinem 60. Geburtstag erhalten hatte und zog es fortan auch nicht mehr aus – und das als Magdeburger...

Und um noch einmal ganz zum Anfang der Veranstaltung zu kommen: Als aktueller CFC-Präsident war Kapp natürlich die Eröffnung der Festveranstaltung vorbehalten. In seiner Ansprache reflektiert er vor allem die Historie des Vereins, aber auch auf die von ganz Fußball-Chemnitz. Doch er ließ es auch nicht aus, auf die momentane, schwierige Situation zu blicken. So verzichtete er auf Selbstkritik in Sachen Einkaufspolitik, um nur Nuancen später eine „selbstkritische Betrachtung der sportlichen Situation durch Trainer und Mannschaft“ einzufordern. Auch ließ er erahnen, wie es um die aktuelle wirtschaftliche Lage bestellt ist: „Das Ziel im ersten Halbjahr 2006 muss die finanzielle Absicherung sein, ohne die eine Zulassung zur Saison 2006/07 nicht möglich sein wird.“. Dass Dr. Eberhardt Langer, der die Gastreden und Ehrungen (u.a. Hans Meyer, OB Dr. Seifert und Jürgen Bähringer als neuer Ehrenspielführer) moderierte, ebenfalls jede Gelegenheit nutzte, um an die weitere Unterstützung vor allem der Geldgeber zu appellieren, lässt nichts Gutes erahnen.

Doch bange machen gilt nicht. Denn wie formulierte es Noltze so schön „In diesem Jahr der WM im eigenen Land gilt es besonders die Aufgaben im CFC mit Optimismus anzugehen.“ Na dann: „Lassen Sie uns gemeinsam das 5. Jahrzehnt unseres Chemnitzer Fußballclubs erfolgreich gestalten!“ – Wünschen wir Frank Kapps Worte in die Ohren des Fußballgottes...

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