Vom CFC zum BVB - Chris Löwe im großen Interview, Teil 1

10.06.2011, 18:32 Uhr | 2728 Aufrufe
Als sein Wechsel im Mai bekannt wurde, tat das schon weh. Denn mit Chris Löwe verlässt einer der herausragenden Spieler der Himmelblauen den Verein und setzt zum großen Karrieresprung an - Chris wechselt bekanntlich zum deutschen Meister Borussia Dortmund. Universell einsetzbar - als Teil der Flügelzange oder Abwehrspieler -, dynamisch, torgefährlich und mit dem unbedingten Willen mit dem CFC den Aufstieg zu schaffen, begeisterte Chris Löwe die Chemnitzer Fans.
Thorsten Heinrich, den hiesigen Usern als Thorti bekannt, führte für unsere Fanpage und dem Dortmunder Fußballmagazin www.die-kirsche.com mit Chris Löwe ein ausführliches Interview und erlebte den "Luchs" als offenen, sympathischen, interessierten und authentischen Gesprächspartner.


Chris Löwe wechselt nach DortmundThorsten Heinrich: Chris, zunächst einmal besten Dank, dass Du Dir für dieses Gespräch die Zeit genommen hast.
Du bist in jungen Jahren aus der elterlichen Obhut ins Fußballinternat nach Chemnitz gegangen. Wie alt warst Du genau?

Chris Löwe:Ich war damals 13 Jahre alt.

Thorsten Heinrich: Was fühlt ein 13 jähriger Teenager, wenn er das elterliche Haus so früh verlässt, um sein Talent zu fördern, um im Fußball entscheidend nach vorne zu kommen? Hattest Du mit Heimweh zu kämpfen, hattest Du Schwierigkeiten, Dich zu orientieren?

Chris Löwe: Zum Anfang war das wirklich sehr schwer. Da kamen einige Dinge zusammen, natürlich Heimweh, aber auch ein wenig Unsicherheit in der völlig neuen Umgebung. Zum Glück hat man sich von Internatsseite, aber auch von Vereinsseite, intensiv um mich gekümmert, so dass ich diese schwierige Zeit nach 3- 4 Wochen hinter mir und mich eingewöhnt hatte. Das war sehr schön zu spüren, wie man unterstützt wurde.

Thorsten Heinrich: Du hast ab der B- Jugend die Landesauswahlmannschaften Sachsens durchlaufen, hast also bereits in der Jugend auf sehr hohem Niveau gespielt.
Bringen einen solche Auswahlmannschaften sportlich nach vorne, oder nutzen sie einzig der Karriere, da man dort auf sich aufmerksam machen kann, haben sie Dir genutzt, um vorwärts zu kommen?

Chris Löwe: So gesehen bin ich ja ein Spätstarter. Ich wurde bei einem Hallenturnier entdeckt, als ich noch für meinen Heimatverein, Wacker Plauen, spielte, bei dem übrigens auch mein Vater früher gekickt hat. Man spielt in den Auswahlspielen schon auf sehr hohem Niveau, weil man stets gegen die Besten seines Jahrgangs spielt, also richtig gefordert wird. Aber natürlich ist das auch eine Bühne, auf der man sich präsentieren kann, weil viele Beobachter dabei sind. Mir haben die Spiele sicher gut getan.

Thorsten Heinrich: Die Jugendarbeit des Chemnitzer FC ist hinlänglich bekannt für ihre besondere Qualität. Ihr entstammen u. a. Spieler wie Michael Ballack, Peer Kluge, Heiko Gerber und Silvio Meissner.
Warum glaubst Du, hat der Chemnitzer FC, trotz der guten Nachwuchsarbeit, ein derartiges Tal durchschreiten müssen (Anm.: Abstieg bis in die Oberliga 2006), aus dem der Club unter Gerd Schädlich nun stetig herausklettert?

Chris Löwe: Es wurde eindeutig zu lange nicht auf die Jugend gesetzt. Man hat auf viele externe Spieler gesetzt, auch viel aus dem Ausland, denen ging es aber nur darum, viel Geld zu kassieren, denen war der sportliche Erfolg und der Verein egal.
Nach dem Abstieg in die Oberliga, musste der Verein zwangsweise auf die Jugend bauen. Dann konnten und wollten wir Jungen unsere Qualität zeigen, entsprechend ging es dann, mit viel Geduld, langsam bergauf. Diese Geduld hat sich ja jetzt ausgezahlt, mit dem Erfolg dieser Saison.
Daher halte ich auch Gerd Schädlich für einen Top- Trainer, weil er uns das Vertrauen geschenkt hat, er auf uns gebaut hat.

Thorsten Heinrich: Du hast Gerd Schädlich vom Beginn seiner Tätigkeit in Chemnitz, bis jetzt erlebt.
Wie verlief diese Zeit für Dich? Hast Du von ihm und seiner Erfahrung profitieren können?

Chris Löwe: Zu Beginn nicht so gut. Ich habe im ersten ¾- Jahr nur einmal von Beginn an auf dem Platz gestanden. Dann hatte sich Marcel Schlosser verletzt und ich meine Chance bekommen, ab da habe ich die restlichen fünf Spiele der Saison immer beim Anpfiff auf dem Platz gestanden. Der Trainer hat mir das Vertrauen geschenkt, ich konnte es zurückzahlen, ab da lief es rund für mich beim CFC.
Natürlich sind die Grundlagen für meine sportliche Entwicklung in der Jugend geschaffen worden, aber Gerd Schädlich hat mich, vor allem im fußballerischen Bereich, aber auch in der Athletik, richtig weiter gebracht, daran hat er sehr großen Anteil.

Thorsten Heinrich: Nach den neun Jahren beim Chemnitzer FC: an welche Ereignisse erinnerst Du Dich am liebsten, welche positiven Eindrücke sind haften geblieben?

Chris Löwe: Da gibt´s so viel. Es war ja mein Karrierestart. Aber sportlich ganz sicher die beiden Aufstiege:
2006 sind wir mit der A- Jugend in die Bundesliga aufgestiegen und haben dann ein Jahr dort gespielt. Das war schon was ganz Besonderes, auf einmal gegen Hertha BSC, Hannover und solche Vereine anzutreten.
Ja und dann natürlich unser jetziger Aufstieg in die dritte Liga. Diese Saison war einzigartig, ein tolles Erlebnis. Die Freude der Fans hat uns angesteckt, wir haben gute Leistungen gebracht, so ging das zwischen uns immer. Es ist toll zu spüren, wie stolz die Fans auf diesen Erfolg, auf diesen CFC sind. Mich hat das sehr beeindruckt und freut mich.

Thorsten Heinrich: Als dein Wechsel zum BVB in Chemnitz bekannt wurde, waren viele CFC- Fans traurig, aber es hat nicht ein einziges böses Wort gegen deine Entscheidung in der Öffentlichkeit gegeben. Im Gegenteil, viele Fans wünschen Dir wirklich von Herzen, dass Du Dich im neuen Verein durchsetzt und deine Karriere weiter vorantreiben kannst.
Hast Du mit dieser Reaktion gerechnet?, mal ein paar Worte zu den Chemnitzer Fans:

Chris Löwe: Da konnte man nicht unbedingt mit rechnen, aber das ist richtig, es hat nicht ein böses Wort gegeben. Ich habe sehr viele gute Wünsche bekommen. Mich freut es, dass ich mit so viel positiven Eindrücken von Chemnitz weg gehe.
Ich denke, ich habe für den Club immer alles gegeben, habe mich immer voll reingehängt. Ich habe auch nie den großen Max raushängen lassen, bin auf die Fans zugegangen, habe ihre Nähe gesucht, sie niemals von oben herab behandelt. Ich denke, dass ich auch deshalb so einen schönen Abgang hier habe.

Thorsten Heinrich: Zum Abschied mit deinem CFC den Aufstieg in die dritte Liga geschafft, kann man da vom perfekten Abschluss reden? Hast Du Dich trotz deines Vereinswechsels aufrichtig freuen können?

Chris Löwe: Au ja, und wie. Vor allem auch deswegen, das wissen die meisten nicht: dieser Aufstieg ist für den CFC überlebensnotwendig!
Besser hätte es wirklich nicht laufen können, wir haben im letzten Heimspiel den Aufstieg vor knapp 13.000 Fans geschafft, was dann los war… das nimmt man für immer mit.
Nun folgt der nächste große Schritt in meiner Karriere beim BVB.

Thorsten Heinrich: Du landest nun beim verdienten Deutschen Meister, bei Borussia Dortmund. Wie realistisch schätzt Du deine Möglichkeiten ein, Dich dort in den Stammkader zu spielen?

Chris Löwe: Das ist eine zuletzt oft an mich gestellte Frage. Ich kann sie gar nicht richtig beantworten, weil ich da absolutes Neuland betrete.
Ich bin glücklich, dass dabei sein zu dürfen. Ich möchte mich auch dort bestmöglich entwickeln. Für mich ist das ein Riesenschritt, eine riesige Herausforderung, das weiß ich. Aber ich bin auch stolz und unheimlich froh, diese Chance zu bekommen.
Ich setze mich nicht unter Druck, ich werde mich voll reinhängen, dann kann ich mich entwickeln, das unter absoluten Top- Bedingungen – das sind die besten Voraussetzungen für eine positive Entwicklung.

Thorsten Heinrich: Was hat, neben deiner Sympathie für den BVB, den Ausschlag gegeben, dass Du eben dort hin wechselst? Stimmt es, dass Du BVB- Fan bist?
Wie kam der erste Kontakt zustande? Wer vom BVB ist in welcher Form auf Dich zugekommen, wie hat man sich solch ein Ereignis vorzustellen? Erzähl mal aus dem Nähkästchen.

Chris Löwe: Ich bin wirklich für den BVB seit meiner Kindheit. Wie es dazu kam, weiß ich allerdings nicht mehr, aber so gesehen, geht da natürlich ein Traum in Erfüllung.

Mitte März hat mir mein Berater mitgeteilt, dass Herr Zorc sich nach mir erkundigt habe, mich aber noch weiter beobachten wolle. Zwei Wochen später habe ich eine Einladung von Herrn Zorc und Herrn Klopp zu einem Gespräch in Dortmund erhalten. Anfang April haben wir uns in Dortmund getroffen. Das war ein sensationell gutes Gespräch mit den beiden.
Nach weiteren 3 Wochen kam der erlösende Anruf, mit der Zusage des BVB. Anschließend haben sich die Vereine über die Ablöse geeinigt, so dass der Transfer Mitte Mai perfekt war. Das war auch eine aufregende Zeit für mich.

Thorsten Heinrich: Jürgen Klopp: er hat ein unheimlich gutes Händchen, gerade dafür, talentierte Spieler zu fördern. Was weißt Du von ihm? Was haben er und Michael Zorc Dir über deine sportliche Zukunft mit auf den Weg gegeben, was trauen sie Dir zu?

Chris Löwe: Der ausschlaggebende Punkt für mich war, dass sie mir von Anfang an die Wahrheit gesagt haben. Sie haben mir keine Illusionen gemacht, sie haben mich nicht zum Träumen gebracht. Nein, sie haben mir ganz offen und ehrlich gesagt, dass ich als Backup für Marcel Schmelzer kommen soll. Man möchte mich aufbauen, damit sie, wenn Schmelzer verletzt oder gesperrt ist, einen Spieler haben, der dann einspringen kann.
Ich habe mich am meisten über die Ehrlichkeit gefreut, dass man mir keine falschen Hoffnungen machen wollte. Das war unheimlich fair.

Thorsten Heinrich: Warst Du als Fan schon mal zu Spielen der Borussia im Westfalenstadion?

Chris Löwe: Den BVB habe ich, damals noch im Olympiastadion, beim Auswärtsspiel gegen 1860 München erleben dürfen.
Im Westfalenstadion war ich bisher nur zum WM- Qualifikationsspiel Deutschland gegen Russland.

Thorsten Heinrich: Und nun wirst Du aller Voraussicht nach bald in diesem imposanten Stadion vor vielleicht 80.000 Zuschauern auflaufen. Was glaubst Du, wird Dich die Kulisse puschen, oder wirst Du sehr nervös sein? Bekommst Du schon heute eine Gänsehaut bei dem Gedanken daran?

Chris Löwe: Ich werde ganz bestimmt am Anfang richtig nervös sein, es wäre doch unnormal, wenn es anders wäre. Aber wenn ich ehrlich bin, ich kann mir das Ausmaß noch gar nicht vorstellen. Das wird mit Sicherheit ein ganz besonderer Moment für mich sein.

Im zweiten Teil am Sonntag spricht Thorsten mit Chris u.a. über Champions League, die Fans und seine neue Rückennummer im schwarzgelben Dress...

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