Trotz Niederlage: CFC zeigt sich in Cottbus auf einem guten Weg

25.01.2004, 22:22 Uhr | 780 Aufrufe
CFC-Neuzugang Taljevic im DribblingIm dritten Testspiel ihrer Vorbereitung trafen die Himmelblauen am Sonntag auf den ersten echten Prüfstein, den FC Energie Cottbus. Das Spiel sollte ursprünglich auf der Fischerwiese stattfinden, doch Schnee und Eis auf dem heiligen Rasen machten dies unmöglich und so wurde der Freundschaftskick mehr oder weniger kurzerhand nach Cottbus, ins Stadion der Freundschaft verlegt. Die dort existierende Rasenheizung sollte für bessere Spielbedingungen sorgen. Hätte der Kick in Chemnitz stattgefunden wäre man zumindest als Zuschauer günstiger dran gewesen, 8 Euro Eintritt sind für ein Testspiel dann doch recht happig. Insgesamt 715 Zuschauer waren ins Stadion der Freundschaft gekommen, darunter auch etwa zwei Dutzend CFC-Fans, die sich weder von klirrender Kälte, noch von schlechten Straßenbedingungen oder langen Zugfahrten hatten abschrecken lassen.

Für den sonnenverwöhnten Bundesligaabsteiger (Trainingslager in Dubai) stellte die Begegnung gegen die Himmelblauen die Generalprobe auf die am kommenden Wochenende beginnende Rückrunde dar, in der Geyer mit seiner Truppe den Wiederaufstieg schaffen will. Anders dagegen die Ausgangsposition bei den himmelblauen Kickern. Die hatten gerade zwei Wochen Grundlagen- und Konditionstraining nach Rohde-Art hinter sich und der Saisonauftakt in der Regionalliga ist bekanntlich noch einen Monat hin. Somit stellte das Spiel aus CFC-Sicht eher eine Art Standortbestimmung nach den harten Trainingswochen im Sportforum dar.

Die Elf, die Wuschi Rohde zunächst aufs Feld schickte, hatte Stammformationscharakter: mit Süßner im Tor, der bewährten Abwehrreihe mit Karl, Teichmann und Ahlf, im Mittelfeld Göhlert, Zivic, Mehlhorn und Prymula sowie Taljevic als Mann hinter den beiden Spitzen Rolleder und Oeiras. Einzig Meissner würde man grundsätzlich noch in der Stammelf vermuten, aber der Ex-Kapitän ist zum Rückrundenauftakt bekanntlich noch gesperrt.

Sieben Minuten waren auf dem leicht schneebedeckten Rasen gespielt, die erste Abtastphase vorbei, als Energie seinen ersten ernsthaften Angriff startete. Der flinke Kaufman wurde steil geschickt, dieser eilte Teichmann und Karl davon und tauchte allein vor Süßner auf. Abgezockt ließ der Tscheche dem CFC-Keeper keine Chance und hämmerte die Pille ins rechte obere Eck. Der CFC war kalt erwischt, die Lausitzer mit 1:0 in Front. Der Club zeigte sich aber nur kurz geschockt und hatte nur sechs Minuten später die dicke Chance zum Ausgleich. Energie-Abwehrspieler da Silva wollte zu Beeck spielen, doch Taljevic spritzte dazwischen und lief allein auf Koch zu. Doch im Gegensatz zu Kaufman drosch Taljevic das Leder über den Kasten. In der Folge entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel zwischen beiden Mannschaften. Energie erwies sich dabei als ein Tick agressiver, allerdings nicht immer auf positive Art und Weise - so wie Beeck, der Taljevic in der 20. Minute einfach mal über die "Klinge springen ließ". Am auffälligsten im CFC-Dreß zeigte sich eben jener Taljevic, der im Mittelfeld geschickt die Fäden zog und seine Mitspieler immer wieder gekonnt in Szene setzte. Auch die Ballbehandlung des Neuzugangs aus Rostock war sehenswert. Immer wieder versuchten die Himmelblauen das Mittelfeld mit langen Bällen, meist getreten von Steffen Karl, zu überbrücken um Rolleder und Oeiras auf die Reise gen Lausitzer Tor zu schicken. Allerdings waren diese Versuche nur selten von Erfolg gekrönt, was weniger der fehlenden Präzision der langen Bälle als dem fehlenden Durchsetzungsvermögen des Chemnitzer Angriffsduos geschuldet war. Insgesamt war das himmelblaue Spiel bis zum 16er schon recht ansehnlich, doch der letzte und leider auch entscheidende Zug zum Tor fehlte.

Rudelbildung nach Kochs Attacke auf Rolleder - der CFC-Coach mittendrinZwischen der 20. und 30. Minute hatte der CFC seine stärkste Phase in Halbzeit 1 mit einigen guten Torgelegenheiten. Taljevic trat einen Freistoß aus idealer Position an der Strafraumgrenze, doch der Ball wurde von der Mauer übers Tor gelenkt (24.). In der 30. Minute hätte beinahe Rolleder den Ausgleich geschafft, als er allein vor Koch auftauchte, aber nicht mehr an den Ball kam. In dieser Szene bekam Energies Keeper den Ball an den Kopf und blieb zunächst benommen liegen, konnte aber nach kurzer Behandlungspause weitermachen. Dass ihm dieser Kopfball nicht gut getan hatte bewies Koch nur wenige Minuten später. Rolleder attackierte Koch im Strafraum, woraufhin dieser austickte und dem CFC-Angreifer an die Gurgel ging. Diese Angriff wiederum führte zu tumultartigen Szenen an der Seitenauslinie wobei sich fleissig geschubst und Nettigkeiten ins Ohr geflüstert wurden. Wuschi Rohde hielt es in dieser Situation nicht mehr an der Gästebank, er stürzte sich mit ins Getümmel, nach eigenem Bekunden um Energie-Keeper Koch zu "beruhigen", wie er nach dem Spiel meinte. Jedenfalls war er von der Aktion des Energie-Keepers - verständlicherweise - nicht sonderlich angetan. Dann gings erstmal in die Pause, die viele zu einem Besuch am Glühweinstand nutzten.

In der Halbzeit wechselte Rohde bis auf die Abwehr komplett, Klömich rückte ins Tor, außerdem kamen jetzt Wächtler, Meissner, Schindler, Fillinger, Lenk ins Spiel, König und Simic bildeten die neue Sturmabteilung. Die ersten 10 Minuten der zweiten Hälfte gehörten Cottbus, die mit Energie aus der Kabine kamen und aufs 2:0 drängten. Zunächst verpaßte Kaufman eine Eingabe von Löw nur knapp (49.), kurz darauf entschärfte Klömich einen Schuß von Reghecampf (52.). Dann probierte es da Silva noch einmal per Kopf doch der Ball ging am Kasten vorbei (57.). Dann war die Sturm- und Drangzeit der Lausitzer aber auch schon wieder vorbei, in der Folge befreiten sich die Himmelblauen und spielten mutig nach vorn. Meissner setzte mit einem Kopfball nach Schindler-Flanke ein erstes Achtungszeichen. Doch der für Koch ins Spiel gekommene Piplica zeigte sich auf dem Posten (55.). In der Folge erreichten die Himmelblauen sogar ein optisches Übergewicht, gleichzeitig wurde aber auch die große Schwäche des CFC deutlich. Bis zum Sechzehner wurde gefällig kombiniert, doch vor dem gegnerischen Tor versagten schlichtweg die Nerven: der letzte Pass kam nicht an oder es wurde ein Haken zuviel geschlagen und der Ball verloren. Hier wartet auf den Coach noch viel Arbeit. So kam es auch, dass der Club nur noch eine echte Chance in der zweiten Halbzeit verbuchen konnte: ein Freistoß von Schindler aus 25 Metern hielt Piplica (75.). Auf der Gegenseite hatten Vagner (72.) und Mattuschka (77.) die Chance auf 2:0 zu erhöhen, scheiterten jedoch jeweils am gut aufgelegten Klömich.
Letztlich blieb es beim, aufgrund der besseren Chancen verdienten, 1:0-Erfolg für die Lausitzer.

Fazit: Auch wenn am Ende die dritte Niederlage im dritten Testspiel zu Buche stand, so kann man den Auftritt in Cottbus doch als recht ordentlich bezeichnen. Im Vergleich zu den bisherigen Testspielen ist ein klarer Aufwärtstrend zu erkennen. Hervorzuheben ist Ifet Taljevic, welcher genau der Spieler zu sein scheint, der dem CFC gefehlt hat. Mit seiner Ballbehandlung und Spielübersicht kann er das in der Vergangenheit so schmerzlich vermisste Bindeglied zwischen Mittelfeld und Angriff werden. Ebenfalls überzeugend in Cottbus waren die Abwehrstrategen Markus Ahlf und Steffen Karl. Auch die beiden Keeper Süssner und Klömich zeigten sich bereits in guter Verfassung. Was im CFC-Spiel noch fehlt ist der entscheidende Zug zum Tor und der Mut zum Abschluß. Hier liegen die Hoffnungen insbesondere auf Oeiras - erste Ansätze waren in Cottbus bereits erkennbar, die Gefahr eines Torjägers strahlte der Portugiese aber bislang nicht aus. Auch die sogenannte zweite Garde, die nach der Pause zum Zuge kam, muß noch mehr bringen, will sie den Etablierten ihre Stammplätze streitig machen.
Insgesamt läßt sich trotz der Niederlage positiv resümieren, dass die Himmelblauen auf dem richtigen Weg sind. Gelingt dem Coach noch der richtige Feinschliff und bleibt die Mannschaft von Verletzungspech verschont, kann man dem Rückrundenauftakt gegen die Werder Amateure gelassen entgegen sehen.

Statistik

FC Energie Cottbus - Chemnitzer FC 1:0 (1:0)
Cottbus: Koch (46. Piplica) - Schöckel, Beeck, Da Silva, Nikol - Reghecampf, Rost (46. Bandrowski), Ogungbure (68. Mattuschka), Löw - Kaufman (63. Iordache), Vagner
CFC 1. HZ: Süssner - Karl - Teichmann, Ahlf - Mehlhorn, Zivic, Göhlert, Prymula - Taljevic - Oeiras, Rolleder
CFC 2. HZ: Klömich - Karl - Teichmann, Ahlf - Fillinger, Lenk, Schindler, Wächtler - Meissner - König, Simic
Tor: 1:0 Kaufman (7.)
Zuschauer: 715 im Stadion der Freundschaft, Cottbus

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