Großes Interview mit Manfred Kupferschmied zur Eliteschule

15.01.2008, 12:03 Uhr | 1302 Aufrufe
Seit dem 11.12.07 ist es amtlich: An diesem Tag übergab DFB-Sportdirektor Matthias Sammer im Beisein der Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig dem Sportgymnasium an der Reichenhainer Straße den Titel "Eliteschule des Fußballs". So schön dieser Titel auch ist, die himmelblaue Fanseele mußte dabei eine unangenehme, lilane Kröte schlucken. Um zur "Eliteschule des Fußballs" ernannt zu werden, mußte im Nachwuchsbereich eine tragfähige Verbundlösung mit den Nachwuchsfußballern des Erzrivalen aus Aue eingegangen werden.

Die CFC-Fanpage hat aufgrund der großen Wellen, die dieses Thema im Dezember im Lager der Clubfans schlug, nachgefragt und mit dem CFC-Vorstandsmitglied Manfred Kupferschmied nachstehendes Interview geführt. Kupferschmied gehört seit Oktober 2006 dem Vorstand des Chemnitzer FC an. Er selbst spielte bis 1966 beim SC Karl-Marx-Stadt, stieg als Trainer mit Energie Cottbus 72/73 zum ersten Mal in die DDR-Oberliga auf, war von 1976 bis 1980 Cheftrainer des FCK, und nach der Wende als Trainer der Landesauswahl Sachsens tätig. Im CFC-Vorstand ist Kupferschmied für den sportlichen Bereich zuständig.

CFC-Fanpage: Das Chemnitzer Sportgymnasium hat Anfang Dezember das Zertifikat "Eliteschule des Fußballs" verliehen bekommen. Eine schöne Sache für uns als Verein und als Stadt. Für diesen Titel musste allerdings, wie aus den Medien bekannt wurde, eine Kooperation mit dem lilanen Erzfeind aus Aue eingegangen werden. War dies wirklich notwendig?

Das Chemnitzer SportgymnasiumManfred Kupferschmied: Der Titel "Eliteschule des Fußballs" ist für das Sportgymnasium und die Sportmittelschule in Chemnitz eine Auszeichnung für die bisher geleistete Ausbildung an dieser Einrichtung. Trotz des Abstiegs des CFC in die Oberliga konnte unser Club den Status eines Nachwuchsleistungszentrums des DFB erhalten. Der FC Erzgebirge Aue ist als Vertreter der 2. BL verpflichtet ein Nachwuchsleistungszentrum zu haben. Da das Sportgymnasium in Chemnitz beheimatet ist und eine weitere Spezialschule dieser Art im Territorium durch das Sächsische Staatsministerium für Kultur nicht realisierbar ist, nutzen die Talente des CFC und des FC Erzgebirge Aue gemeinsam diese Einrichtung. Die Kooperation bezieht sich auf die schulische Ausbildung und das sportartspezifische Training am Vormittag. Am Nachmittag trainieren die Fußballer in dem Heimatverein. Wir glauben, dass diese Regelung für die Talente beider Vereine gut ist und uns konkurrenzfähig mit anderen Nachwuchsleistungszentren macht.

CFC-Fanpage: Vielen eingefleischten himmelblauen Fans stößt der Gedanke an eine Zusammenarbeit mit den "Schachtscheißern" bitter auf. Hätte der CFC aufgrund seiner erfolgreichen Nachwuchsarbeit einen solchen Titel nicht im Alleingang nach Chemnitz holen können? Den Status eines Nachwuchsleistungszentrums haben wir ja eh schon...

Manfred Kupferschmied: Wir sind gegenwärtig der einzige Oberligaverein in dem ein Nachwuchsleitungszentrum des DFB integriert ist. Dies war eine entscheidende Voraussetzung, um gemeinsam mit dem FCE Aue und dem Sportgymnasium Chemnitz den Antrag "Eliteschule des Fußballs" stellen zu können. Klar ist aber auch, dass der DFB ohne die Kooperation der beiden Vereine die Eliteschule allein nicht an Chemnitz vergeben hätte. Dresden oder Leipzig wären da unter Umständen als sächsische Standorte am Zuge gewesen. So gesehen macht diese Zusammenarbeit im Sinne der Stärkung des Fußballstandortes in der Region Chemnitz, und damit auch insbesondere für uns, richtig Sinn.

Chemnitz ist Eliteschule und OlympiastützpunktCFC-Fanpage: "Eliteschule des Fußballs" ist ja zunächst nicht mehr als ein Titel. Was verbirgt sich konkret dahinter und welche Vorteile sind dadurch für die Nachwuchsarbeit in Zukunft zu erwarten?

Manfred Kupferschmied: Der Titel "Eliteschule des Fußballs" sichert unseren Talenten die optimale Ausbildung am Sportgymnasium und an der Sportmittelschule in Koordination mit dem Training in den Vereinen. Durch diesen Titel hat der "Fußball" eine stabile Position an beiden Einrichtungen und wird finanziell vom DFB gefördert und unterstützt. Gleichzeitig ist Chemnitz somit als Fußballstandort mit der entsprechenden Anziehungskraft weit in die Region hinein gestärkt.

CFC-Fanpage: Wie muss man sich diese Zusammenarbeit praktisch vorstellen? Wird an der Eliteschule tatsächlich z.B. gemeinsam die Viererkette trainiert oder beschränken sich die Gemeinsamkeiten auf die fußballerischen Grundlagen?

Manfred Kupferschmied: Die Schüler der jeweiligen Altersklasse werden im Schulunterricht und im sportartspezifischen Profilsport gemeinsam betreut. Der sportartspezifische Profilsport wird in zweimal zwei Doppelstunden in der Woche durchgeführt, also insgesamt in vier Unterrichtsstunden a 45 Minuten. Profilsportlehrer sind dort u. a. Ullus Küttner und Jens Heinrich. Dabei ist der Schwerpunkt auf die individuelle athletische, technische und taktische Ausbildung orientiert. In den Vereinen erfolgt die weitere, eigentliche Trainingsarbeit, einschließlich der mannschaftstaktischen Ausrichtung.

CFC-Fanpage: Im Lager der Kritiker wird befürchtet, dass durch diese Kooperation hoffnungsvolle himmelblaue Talente zum derzeit wesentlich finanzkräftigeren FC Erzgebirge wechseln könnten. Inwiefern sind solche Befürchtungen gerechtfertigt und was tut man, um die besten Nachwuchskicker beim CFC zu halten?

Die Schautafel berichtet von der TitelvergabeManfred Kupferschmied: Es ist eine wesentliche Voraussetzung für die kooperative Zusammenarbeit, dass beide Vereine fair miteinander umgehen. Die Ausbildung von Talenten steht im Vordergrund, nicht die gegenseitige Abwerbung. Beide Nachwuchsleistungszentren können ab dem 16. Lebensjahr vertragliche Vereinbarungen mit den Spielern schließen, um sie längerfristig an den Verein zu binden. Grundsächlich ist wichtig, dass der CFC den Klassenerhalt der A-junioren in der Bundesliga sichert. Damit spielen die Talente des CFC in der höchsten Spielklasse, was für ihre Entwicklung enorme Bedeutung hat. Der nahtlose Einbau von A-Junioren in das Oberligateam des CFC in der Gegenwart zeigt, dass dieser Weg kontinuierlich fortgesetzt werden muss.

CFC-Fanpage: Ist die Eliteschule an eine Klassenzugehörigkeit der Vereine gebunden? Was passiert z.B. wenn Aue absteigt?

Manfred Kupferschmied: Die "Eliteschule des Fußballs" ist zunächst nicht an eine Klassenzugehörigkeit der Vereine gebunden. Das Ziel besteht darin, durch die optimalen Ausbildungsbedingungen möglichst viele sehr gute Fußballer zu entwickeln, die in Auswahlmannschaften des SFV und des DFB erfolgreich sind. Desweiteren gilt es, Talente in entsprechender Anzahl zu fördern, damit die Basis in den Vereinen erweitert und stabilisiert werden kann. Die Nachwuchsmannschaften des CFC haben das Ziel in den jeweils höchsten Spielklassen ihrer Altersklasse vertreten zu sein. Dies bietet Gewähr für eine systematische und zielgerichtete Entwicklung der Spieler.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Hr. Kupferschmied für dieses Interview!

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