CFC – Geschäftsführer Uwe Hildebrand im Fanpage-Interview

08.10.2019, 07:30 Uhr | 3277 Aufrufe
Am 12. September übernahm Gesellschafter Uwe Hildebrand den Posten des Geschäftsführers der Chemnitzer FC Fussball GmbH zunächst auf ehrenamtlicher Basis. Der 48jähriger Olbernhauer und ehemalige FCK-Nachwuchsspieler löste damit Thomas Sobotzik in dieser Funktion ab.

Im Interview mit der CFC-Fanpage spricht er über die größten Baustellen an denen er aktuell arbeitet und wie er sich zukünftig ein Miteinander von Fans, Mitgliedern, Sponsoren und Gesellschaftern vorstellt.


Sie sind jetzt seit gut drei Wochen Geschäftsführer der CFC Fußball GmbH. Was veranlasste sie, diesen - seit dem Rücktritt von Thomas Sobotzik - verwaisten Posten ehrenamtlich zu übernehmen?

Der neue Geschäftsführer der CFC Fussball GmbH: Uwe HildebrandUwe Hildebrand: In erster Linie die Liebe zum Chemnitzer FC. Ich möchte mithelfen, einen Verein auf die Beine zu stellen, der strukturell so aufgestellt ist, dass er wirtschaftlich und dann auch sportlich gut da steht.

Was sind die größten Baustellen, die sie in ihrer neuen Rolle vorgefunden haben und bei welchem Thema möchten sie zuerst anpacken?

Uwe Hildebrand: Die größten Baustellen sind einmal die Zusammenarbeit e.V. – GmbH, dann die Kommunikation zwischen allen Beteiligten wie Fans, Sponsoren, Mitglieder und Gesellschaftern und natürlich das Geld. Es fehlen Sponsoren und Investoren. Des Weiteren soll die Geschäftsstelle so strukturiert und aufgestellt werden, dass die Chemnitzer FC Fußball GmbH wie ein Wirtschaftsunternehmen geführt werden kann.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Uwe Hildebrand: Es geht früh um 6 Uhr los. Dann bin ich eine Stunde bis Chemnitz unterwegs. 80 Prozent des Tages bin ich in Gesprächen mit Verantwortlichen über Strukturen, über Dinge die zu verbessern oder zu ändern sind. Ich treffe mich mit Ehrenamtlichen, mit Verantwortlichen der ersten Mannschaft und beim Nachwuchsleistungszentrum oder mit Fans. Wenn ich Glück habe, dann ist der Tag so gegen 19 Uhr oder 20 Uhr zu Ende. Dann bin ich gegen 9 zu Hause.

Patrick Glöckner hat am meisten überzeugt

Sie haben sich mit Patrick Glöckner für einen recht jungen, noch wenig erfahrenen Trainer, entschieden. Warum ist er die richtige Wahl im Abstiegskampf der dritten Liga?

Uwe Hildebrand: Es war ein Tip von Michael Ballack ihn mal anzuhören. In dem Gespräch kam heraus, dass er vom Menschlichen her ein super Charakter ist. In der Vorstellung hat er mich, zwei weitere Gesellschafter und Kevin Meinhardt absolut überzeugt. Er hat innerhalb von zwei Tagen eine Videoanalyse erstellt und uns präsentiert was verbessert werden kann. Patrick kann die Mannschaft mitnehmen, kann sie motivieren. Uns hat Patrick Glöckner am meisten überzeugt.

Laut offizieller Darstellung sind Hr. Sobotzik und Hr. Bergner freiwillig zurückgetreten, werden aber dennoch weiterhin bezahlt. Vielen Fans ist das aus arbeitsrechtlicher Sicht völlig unverständlich. Wie kann das sein?

Uwe Hildebrand: Thomas Sobotzik und David Bergner haben um ihre Freistellung gebeten. Man kann dem entweder nachkommen oder einen Vergleich anstreben oder die Personen auf ihren Positionen belassen und damit Gefahr laufen,dass dort nicht mehr die optimale Leistung erbracht wird, da dann natürlich den Betreffenden die Motivation fehlt. Also haben wir uns dafür entschieden dem nachzukommen.

Olaf war das letzte Glied in der Kette

Sie haben entschieden, Olaf Kadner als Stadionsprecher zu reaktivieren. Wie kam es dazu?

Uwe Hildebrand feiert den Sieg gegen DuisburgUwe Hildebrand: Das war ein längerer Prozess. Wir als Gesellschafter haben uns die ganze Angelegenheit inklusive der Stellungnahmen von Olaf nochmal genau angeschaut. Ich habe mit ihm das Gespräch gesucht und mir den Ablauf an diesem Tag genau erklären lassen. Letzten Endes kamen wir als Gesellschafter zu der Erkenntnis, dass Olaf das letzte Glied in der Kette, der am wenigsten dafür konnte.
Damit wollen wir den Fans auch beweisen, dass wir jemandem eine zweite Chance geben können. Es ist unsere Entscheidung und wir sind überzeugt davon, dass es die richtige war.

Auf diese Entscheidung hat der Insolvenzverwalter sehr harsch mit der Aussage "Dieses Zurück zum Kuschelkurs mit Rechtsradikalen wird dem CFC weder sportlich noch wirtschaftlich gut tun". Wie bewerten sie solche Aussagen - die den Verein erneut in ein schlechtes mediales Licht rücken?

Uwe Hildebrand: Ich kann mit diesem Vorwurf, der ja gegen uns als Gesellschafter gerichtet ist, nichts anfangen. Die sachlichen Gründe für die Entscheidung, Olaf Kadner als Sprecher zurückzuholen, habe ich eben genannt. Das hat nichts mit „Kuschelkurs mit Rechtsradikalen“ zu tun.
Ich finde es außerdem grundsätzlich nicht richtig, alle über einen Kamm zu scheren.

Kein Zurück für Daniel Frahn

Ist abzusehen, wie es im Fall Daniel Frahn weitergehen wird?

Uwe Hildebrand: Das ist ein laufender Prozess, zu dem ich keine Stellungnahme geben kann. Mitte Dezember findet die Verhandlung vor dem Gericht statt. Ein Zurück für Daniel Frahn zum CFC wird es nicht geben.

Wie gestaltet sich der Austausch mit Insolvenzverwalter Klaus Siemon? Welchen Einfluss hat er auf das Tagesgeschäft, und wie viel Vertrauen darf man den Berichten schenken, die ein mögliches Ende des Insolvenzverfahrens skizzieren?

Uwe Hildebrand: Ins operative Geschäft der GmbH mischt sich Klaus Siemon nicht ein. Er ist Hauptgesellschafter der GmbH und hat da Rechte und Pflichten. Im e.V. hat er das alleinige Sagen. Wir versuchen den Kontakt zu halten, allerdings ist der Austausch nicht allzu groß.
Was das Insolvenzverfahren angeht, so liegt der Insolvenzplan dem Insolvenzgericht vor. Das Insolvenzgericht muss dem Plan zustimmen, dann müssen wir als Gesellschafter die Bedingungen erfüllen und am Ende müssen sich die Gläubiger auf den Plan einlassen. Erst wenn das alles passiert ist, dann ist die Insolvenz beendet.
Hauptproblem aktuell ist, dass es keinen Notvorstand gibt und somit niemanden im e.V., der einen Vertrag unterschreiben könnte.

Wie ist der Stand beim Nachwuchsleistungszentrum? Ist hier die Finanzierung gesichert?

Uwe Hildebrand: Dadurch, dass es keinen Notvorstand gibt, haben wir über keines der aktuellen Konten des Vereins eine Verfügung. Die sind weiterhin Teil der Insolvenzmasse. Es kann auch kein Vertrag abgeschlossen werden.
Wir als Chemnitzer FC Fußball GmbH finanzieren das Nachwuchsleistungszentrum derzeit mit unseren Geldern. Eine Ausnahme sind die Trainer, die über den Förderverein angestellt sind. Die bekommen ihr Gehalt vom Förderverein.
Wir versuchen gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter eine Lösung zu finden.

Der Vorstand ist für Verein und GmbH zuständig

Vorausgesetzt, dass Amtsgericht setzt in Kürze einen neuen Notvorstand ein - wie stellt man beim CFC e.V. wieder Handlungsfähigkeit her? Wird es bei einer neuen Wahlliste für den Aufsichtsrat auch Kandidaten ausserhalb der GmbH geben?

Uwe Hildebrand: Das grundsätzliche Prozedere ist ja bekannt: Sobald ein Notvorstand bestellt ist, wird eine Mitgliederversammlung einberufen welcher einen Aufsichtsrat wählt. Der Aufsichtsrat bestellt den Vorstand. Dann haben wir wieder ein handlungsfähiges Gremium. Ab der Zeitpunkt der Bestellung des Notvorstandes wird das mindestens 4 Wochen dauern.
Der Vorstand ist für den gesamten Verein zuständig, da wird nicht zwischen e.V. und GmbH unterschieden. Der Geschäftsführer der GmbH ist dem Vorstand unterstellt.

Ich persönlich befürworte in einem Aufsichtsrat auch Kandidaten außerhalb der GmbH, wenn die sich für den Verein aktiv einsetzen. Ich finde es auch gut, wenn da ein Fanvertreter dabei ist. Wichtig ist, dass die Personen Vertrauen untereinander haben. Es geht nur miteinander. Trotzdem bin ich der Überzeugung, dass die Mehrheit in den Gremien die Leute haben sollen, die ihr Geld in den Verein stecken, denn die wirtschaften anders, da es auch um ihr Geld geht.

Mit der -ungefragt- erfolgten Ausgliederung der ersten Mannschaft sind viele Mitglieder, Fans und Sponsoren vor den Kopf gestoßen worden. Welche Möglichkeiten gibt es, diesen Weg besser zu erklären und dabei mit allen Helfern, Fans und Freunden des CFC an einem Strang zu ziehen?

Uwe Hildebrand: Wichtig ist auf jeden Fall, die Vorteile der Ausgliederung noch einmal zu erklären. Ich sehe den Riesenvorteil darin, dass der e.V. nie wieder insolvent gehen kann, da das Risiko immer die GmbH trägt. GmbH und e.V., also in erster Linie das Nachwuchsleistungszentrum, gehören zusammen. Das eine kann nicht ohne das andere. Wir brauchen Talente in der GmbH, die relativ günstig ausgebildet sind und das Nachwuchsleistungszentrum braucht für seine jungen Spieler die Perspektive Profifußball in der ersten Mannschaft.

Man muss von dem Denken wegkommen, dass die GmbH ihr Ding alleine macht. Fans und Mitglieder im Verein sind extrem wichtig. Die Gesellschafter die aktuell an Bord sind haben sich auch vertraglich verpflichtet, dass am e.V. in keinster Weise gerüttelt wird.

Wir planen eine große Infoveranstaltung für Fans und Mitglieder wo wir das nochmal erklären und auch Fragen beantworten wollen.

Wieder eine Einheit werden

Was wünschen Sie sich von den Fans des CFC?

Uwe Hildebrand: Ich hoffe, dass wir wieder eine Einheit werden und dass die Fans die Mannschaft unterstützen, denn die braucht diese dringend. Da sind viele junge Kerle dabei, die die aktuelle Situation auch mitnimmt.
Wenn es zukünftig Kritik an unserer Arbeit gibt, möchte ich das gern kommunikativ lösen.
Ich hoffe, dass wieder mehr Fans ins Stadion kommen, wir brauchen jeden einzelnen. Ich wünsche mir eine Stimmung wie sie zuletzt gegen Hamburg im Stadion war. Das war geil. Dafür ist man Fußballfan.

Zudem möchte ich, dass wir uns als Gesamtverein ein Leitbild geben, nachdem wir alle im Stadion handeln. Da stelle ich mir eine Arbeitsgruppe von Verein, Fans und Mitgliedern vor, die dieses Leitbild erarbeitet.

Wo sehen Sie sich und wo den CFC in einem Jahr?

Uwe Hildebrand: Aktuell bin ich ehrenamtlicher Geschäftsführer. Allerdings duldet das der DFB nur drei Monate, dann muss es einen hauptamtlichen Geschäftsführer geben. Ich kann mir gut vorstellen auch dann den Geschäftsführerposten weiter zu begleiten.

Sportlich hoffe ich, dass wir die Klasse halten. Für den Verein wünsche ich mir, dass Ruhe einkehrt und Sponsoren wieder gerne zum CFC kommen und ihr Geld geben. Ich wünsche mir, dass wir – Fans, Mitglieder, Sponsoren, Gesellschafter, Haupt- und Ehrenamtliche – zusammenhalten und eine Einheit bilden.

Dann bin ich immer noch der Meinung, dass die Stadt ein großes Potenzial hat. Man kann ja träumen. Was Sandhausen, Kiel, Wiesbaden oder das Team aus dem Erzgebirge geschafft haben, warum soll das Chemnitz nicht schaffen. Aber das ist Zukunftsmusik. Jetzt geht es erstmal darum wieder auf die Beine zu kommen und vernünftige Strukturen zu schaffen.

Die CFC-Fanpage bedankt sich bei Uwe Hildebrand für das Interview.

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