„Konkrete Antworten auf konkrete Fragen“ – Interview mit dem Fanszene Chemnitz e.V.

14.04.2021, 08:28 Uhr | 1689 Aufrufe
Am 10. April veröffentlichte der Fanszene Chemnitz e.V. einen offenen Brief an die Gremien des CFC in dem er davor warnt, die Fehler der jüngeren Vergangenheit zu wiederholen und Transparenz von den Gremien einfordert. Desweiteren werden im Brief wichtige Fragen zur Vereinspolitik nach der Insolvenz gestellt, die Stand heute noch unbeantwortet sind. Die CFC-Fanpage sprach daraufhin mit Markus Müller, dem 1. Vorsitzenden des Fanszene e.V., u.a. über die Intention des offenen Briefes.

Was war Euer Beweggrund, den offenen Brief an die Vereinsführung zu verfassen?

Fanszene Chemnitz e.V.Markus Müller: Uns war es zu lange zu ruhig. Der Verein propagiert zwar nach außen Transparenz und die gute Zusammenarbeit der Gremien aber was wirklich passiert und wie der Verein insbesondere wirtschaftlich arbeitet, ist zu intransparent. Außerdem ist nicht klar, wie die strukturelle Arbeit der Gremien funktioniert und wie insbesondere der Aufsichtsrat seiner Kontrollpflicht nachkommt.
Der eigentliche Auslöser war die nach Auffassung von Juristen unberechtigte Forderung des Vereins über den vollen Mitgliedsbeitrag der Saison 2020/21, ohne über die darin steckende Problematik aufzuklären. Und vor allem ohne mit der Forderung von Beiträgen zugleich Grundaussagen über die Verwendung der Mittel zu treffen und darzustellen, wie der Verein wirtschaftlich und organisatorisch solide aufgestellt werden soll. Den Differenzbetrag zwischen dem vollen und dem tatsächlichen Pflichtbeitrag kann man beispielsweise über eine Spende erbitten, allerdings eben nicht einfach einfordern.

Du hast die Transparenz angesprochen, die insbesondere von Frau Polster immer wieder propagiert wurde – was ist dahingehend Deine Vorstellung?

Markus Müller: Unter Transparenz verstehe ich eine ehrliche Information des Vereins über aktuelle Sachstände, insbesondere hinsichtlich wirtschaftlicher Natur und wie die Pläne für die Zukunft aussehen.
Wir haben uns alle über die Beendigung der Insolvenz gefreut. Aber was sind nun die nächsten Schritte? Wie geht’s mit dem Nachwuchs weiter? Wann und wie werden die Strukturen aus der GmbH zurück in den Verein zurückgeführt? Wann wird eine Mitgliederversammlung durchgeführt? Wie werden die Mitglieder bei der Gestaltung der Zukunft des Vereins eingebunden? Bei diesen und anderen wichtigen Fragen gibt es aktuell noch keine Antwort seitens der Vereinsgremien.

Letzten Sommer, während und nach der gelungenen Spendenaktion, herrschte eine große Aufbruchstimmung. Wie seht ihr das Verhältnis zwischen Vereinsführung und Fanszene aktuell?

Markus Müller: Es ist ziemlich ruhig geworden. Was sicherlich einerseits an der Pandemie liegt, da es erst keine Zuschauer mehr im Stadion und später auch keine Spiele mehr gab. Da ist es sicherlich normal, dass die Kommunikation nachlässt.
Auf der anderen Seite werden regelmäßige Runden, die es eine Zeitlang gab, nicht mehr durchgeführt. Es ist schwierig Informationen zu bekommen und Anfragen an den Verein werden selten bis gar nicht beantwortet. Es wurde immer ruhiger. Das war auch für uns ein Grund, dass wir über den offenen Brief wieder Öffentlichkeit für dringende Fragen um den CFC schaffen wollten.

Ein offen von Fans geäußerter Kritikpunkt am Verein waren die heimlich stattgefundenen Tests gegen RB Leipzig. Wie steht ihr dazu?

Markus Müller: Grundsätzlich sehen wir die Sache wie viele andere Fanszenen auch. Eine Zusammenarbeit mit dem Konstrukt RB Leipzig ist abzulehnen. Das betrifft auch Testspiele. Dieses Thema sehen wir auch im Zusammenhang mit der strategischen Entwicklung im Verein und den im Nachwuchs Campus vermittelten Werte.
Der Umgang von Vereinsseite mit dem Thema war unterirdisch. Da wird einerseits von Transparenz gesprochen, während andererseits die Durchführung der beiden Testspiele totgeschwiegen wurde. Weder auf der Vereinshomepage noch auf den sonst sehr aktiven Social-Media-Kanälen wurden die Spiele thematisiert.

Faktisch parallel zum offenen Brief kam am Samstag die Einladung zur Mitglieder- und Fan-Videokonferenz von Vorstand und Aufsichtsrat des CFC. Was habt ihr in dem Moment gedacht?

Markus Müller: Wir haben uns einerseits natürlich gefreut, dass so schnell eine Reaktion des Vereins auf einen Brief kommt, der zu dem Zeitpunkt noch gar nicht veröffentlicht war. So konnte man sehen, dass wir die Gremien des Vereins noch erreichen. Wir haben nun die Gelegenheit im Rahmen dieser Konferenz die Fragen aus unserem Brief öffentlich zu stellen und der Verein kann sich überlegen, wie er darauf reagiert.
Andererseits spricht es für sich, dass es erst dieses Steins des Anstoßes überhaupt bedurfte, um die Kommunikation zu starten.

Was erwartest Du von der Mitglieder- und Fan-Videokonferenz?

Markus Müller: Ich erwarte mir konkrete Antworten auf konkrete Fragen. Ich hoffe, dass der Verein eine Perspektive zeichnet, wie es weitergehen soll – ob strategisch, wirtschaftlich oder personell und dass die Vereinsvertreter offen und ehrlich auf die Fragen der Mitglieder antworten. Ganz im Sinne von echter Transparenz.
Wir sind aber natürlich realistisch. Mit einer kurzfristig einberufenen Videokonferenz lassen sich nicht alle Probleme klären. Diese sollte auch nicht nur der Beruhigung der Fans und Mitglieder dienen. Wir werden daher die Gelegenheit auch nutzen, um uns Grundlagen für eine Positionierung gegenüber den Ideen und Strategien des Vereins zu überlegen – wie in unserem Offenen Brief dargelegt.

Es geht nicht darum, gegen die Vereinsführung zu schießen oder Unruhe zu verbreiten, sondern in der aktuellen „Neugründungsphase“ - und de facto ist es nicht anderes – die Basis für solide Vereinsarbeit zu schaffen, die alle Gremien einbindet und die Mitglieder des Vereins beteiligt. Wir wurden in der Vergangenheit mehrfach von Hiobsbotschaften über die finanziellen Zustände im Verein überrascht. Das wollen wir nicht noch einmal erleben.

Vielen Dank für das Interview an Markus Müller vom Fanszene Chemnitz e.V.
Das Gespräch für die CFC-Fanpage führte Pierre Schönfeld.

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