1 Jahr der CFC im Wettskandal - der 3-teilige Rückblick, Teil 2 – Mitten drin, statt nur dabei...

30.01.2006 von Frank Neubert ( 209)
Vor genau einem Jahr, am 30.Januar 2005 geriet der Chemnitzer FC in den Wettskandal. Der Skandal, der 2 Wochen zuvor mit der Verlesung einer DFB-Mitteilung im „Aktuellen Sportstudio“ (ZDF) begonnen hatte. Viele wurden beschuldigt, 6 angeklagt und verurteilt. Am 8. Dezember 2005 endete der Skandal mit der Verkündung des letzten Urteils – vorerst. Denn alle Verurteilten sind in Berufung gegangen.
Die CFC-Fanpage hat ein Jahr lang die Ereignisse aufgezeichnet und zeigt in 3 Teilen noch einmal die Entwicklung auf.


Teil 2 – Mitten drin, statt nur dabei...

Freitag, 11. März 2005 – Chemnitz steht wieder Kopf! Nachdem bereits am Donnerstag Schiedsrichter Dominik Marks verhaftet wurde, vollstreckte die Polizei heute den Haftbefehl des Amtsgerichts Berlin-Tiergarten gegen CFC-Spieler Steffen Karl: „Die zuständige Ermittlungsrichterin hat dem Spieler den Haftbefehl verkündet und die Vollstreckung der Untersuchungshaft angeordnet, teilte das Gericht mit. Gegen Karl besteht dringender Tatverdacht wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs, der versuchten Verbrechensabrede und Nötigung.“, klärt DPA kurz und bündig über die Gründe der Verhaftung auf. SPIEGEL-Online äußert sich konkreter: „So soll er laut den Aussagen des Ex-Schiedsrichters Robert Hoyzer im Mai 2004 im Zusammenwirken mit dem Mitbeschuldigten Ante S. in dem Spiel des SC Paderborn gegen den Chemnitzer FC den Auftrag gehabt haben, durch gezieltes Foulspiel im eigenen Strafraum dem das Spiel leitenden Hoyzer die Gelegenheit zu verschaffen, das Spiel zu Gunsten des SC Paderborn zu beeinflussen. So sollte ein Ergebnis erzielt werden, auf das Ante S. einen hohen Geldbetrag gewettet hatte.“. Vorwürfe, die nicht neu sind. Doch ausschlaggebend für die Haftanordnung waren die bereits vor rund 4 Wochen von BILD gebrachten Gerüchte um die Bedrohung von Duisburgs Torwart Georg Koch: „Besonders wegen der versuchten Zeugenbeeinflussung veranlasste die Staatsanwaltschaft nun die Inhaftierung von Karl. Die Behörde betonte, dass der Haftgrund der Verdunklungsgefahr durch Zeugen belegt sei. Bisher hat sich Karl gegenüber den Ermittlern nicht zur Sache geäußert. Sein Verteidiger hat allerdings angekündigt, dass sich Karl am kommenden Montag in seinem Beisein durch die Staatsanwaltschaft vernehmen lassen will.“ Und so ist Karls Anwalt Andreas Bartholome überzeugt, dass Steffen Karl bereits am Montag wieder aus der Haft entlassen wird.
Der Chemnitzer FC reagierte nach der Verhaftung mit einer eilig einberufenen Vorstandsitzung in deren Ergebnis Karl umgehend beurlaubt wurde. „Weitere Maßnahmen behält sich der Verein nach eingehender Prüfung des Vorganges vor. Diese können bis zur außerordentlichen Kündigung des Anstellungsvertrages reichen.“, hieß es in der Pressemitteilung.
In Krefeld reagierte unterdessen Neu-Trainer Dietmar Demuth überrascht und Ulf Melhorn hatte den Fall schon abgehakt. Trotz der moderaten Reaktion aus dem Mannschaftslager, dürfte der neuerliche Trubel der Konzentration auf das wichtige Spiel gegen den KFC Uerdingen kaum förderlich sein.
Unter den CFC-Anhängern gibt es derweil ein breites Stimmungsbild. Viele sind schlicht erschüttert. Ein nicht unerheblicher Teil hat die Unschuldvermutung gegenüber Steffen Karl aufgegeben und verteufeln ihn nun. Andere glauben doch noch an die Haltlosigkeit der Vorwürfe. Weitere Fans glauben mit dieser Geschichte auch den Kampf um den Klassenerhalt verloren zu haben.

Am 18.Mai 2005 kommt noch einmal Schwung in den Wettskandal. „"Es stimmt, Ante S. hat sich ausführlich zum Tatverdacht eingelassen. Die Angaben sind als Geständnis zu bewerten"“, wird Frank Thiel, Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, bei Spiegel-Online zitiert. Laut seinen Aussagen war Hoyzer der Initiator der Spielverschiebungen. Hoyzer hätte ihm, Sapina, angeboten Spiele zu verschieben und sogar die Begegnung des CFC gegen den FC Sachsen Leipzig (1:1) im Herbst 2003 als Referenz genannt, berichtet SPIEGEL-Online. Sapina nennt zwar zwei weitere manipulierte Spiele, doch wesentliche neue Erkenntnisse bringt das Geständnis letztlich nicht.

Steffen Karl vor dem Logo des SV Fortuna Chemnitz 07. Juli 2005 - Während Steffen Karl prominentester Neuzugang beim fusionierten VfB Fortuna Chemnitz wird, ergreift der Deutsche Fußballbund weitere Maßnahmen im Wettskandal. Am 07.Juli 2005 verkündet der DFB auf seiner Website (www.dfb.de), dass sein Kontrollausschuss beim DFB-Sportgericht eine Vorsperre gegen insgesamt 6 Spieler beantragt hat. Dazu gehören auch Markus Ahlf, CFC-Co-Trainer Torsten Bittermann und der bereits angeklagte Steffen Karl. „Alle sind nach Angaben des DFB-Kontrollausschusses dringend verdächtig, sich eines unsportlichen Verhaltens schuldig gemacht zu haben.“, heißt in der DFB-Mitteilung. Die Vorwürfe stütz der Kontrollausschuss auf die Aussagen des mitangeklagten Ante Sapina. Bevor eine Entscheidung fällt, dürfen sich die Beschuldigten jedoch erst noch einmal zu den Vorwürfen äußern.

21. Juli 2005 - Ante Sapina ein CFC-Fan?! Damit wirbelt die „NRZ“ (Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung) in der himmelblauen Anhängerschaft viel Staub auf. Ins Visier geraten ist die Begegnung zwischen dem SC Paderborn und Schalke/A. (4:2) vom letzten Spieltag der Saison 2003/2004: „Der mutmaßliche Wettbetrüger Ante Sapina soll vor der Partie dem damaligen Spieler des SC Paderborn, Andreas Zimmermann, 10 000 Euro gegeben haben, die nach der Partie innerhalb der Mannschaft verteilt worden sein sollen. Zimmermann hat angegeben, der Kroate Sapina habe sich ihm gegenüber als Fan des abstiegsbedrohten Chemnitzer FC ausgegeben. Die Prämie sei angeblich für einen Sieg beim ebenfalls um den Liga-Verbleib kämpfenden FC Schalke 04 (A) gezahlt worden, um die Chemnitzer vor dem Abstieg zu bewahren, heißt es weiter in der "Neuen Westfälischen".“ Doch Sapinas himmelblaues Herz war nur Schein, wie die NRZ weiter berichtet: „In Wirklichkeit habe Sapina auch die Partie der Schalker Amateure gegen Paderborn manipulieren wollen, um hohe Erlöse bei Fußball-Wetten zu erzielen.“

08. August 2005 – Im Oktober sollen die Prozesse gegen die Angeklagten des Wettskandals beginnen. Das berichtet die Berliner „Morgenpost“ und führt in dem Artikel ein Beispiel für die Verwicklungen des Ex-CFC-Spielers Steffen Karl an: „20 000 Euro, die Karl angeblich im Auftrag des Chemnitzer FC am letzten Spieltag 2003/04 als Siegprämie für den SC Paderborn an die Spieler verteilen sollte, soll er nach Rücksprache mit Ante S. dazu verwandt haben, zwei Spieler der Dortmunder Amateure zu bestechen - um den Chemnitzer Sieg und Klassenerhalt zu ermöglichen. Welche Spieler das gewesen sein sollen, konnten die Ermittler bislang nicht feststellen. Zuvor soll Karl auch Geld genommen haben, um eigene Spiele zu verlieren.“ Die Passage sorgt im Lager der himmelblauen Anhänger für etwas Wirbel. Doch darüber hinaus findet der Artikel kaum ein Echo.
Fakt ist aber, Karl sowie die 3 Sapina Brüder Ante, Milan, Felip und die Ex-Schiedsrichter Robert Hoyzer und Dominik Marks, der jedoch weiterhin seine Verwicklung bestreitet, müssen sich ab dem 18. Oktober vor dem Gericht für ihre Taten verantworten. Die Anklageschrift umfasst 289 Seiten. Darin haben die Ermittlergruppe um die Staatsanwältin Petra Leister unter anderem auch 23 Spiele mit versuchter oder gar gelungener Manipulation aufgeführt.

Zum 3. Teil - Der Prozess...
Zum 1. Teil - Unter Verdacht...