Spielbericht

20. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2008/2009
Türkiyemspor Berlin
Türkiyemspor Berlin
0:3
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Ein "Zeichen" gesetzt

von Frank Neubert

Na bitte, es geht doch! Mit einer Fleißleistung hat der Chemnitzer FC am gestrigen Abend in Berlin bewiesen, daß er das Fußballspielen noch nicht verlernt hat und noch dazu in der Lage ist, sich am eigenen Schopf aus dem drohenden Abstiegssumpf zu ziehen. Mit dem Sieg hat man wieder 6 Punkte Abstand zur Abstiegszone und kann erst einmal kurz durchatmen, bevor es am Sonntag zum HSV II geht, wo gleich das nächste beinharte Duell gegen einen Abstiegskandidaten bevorsteht.

Der Club mit einem Auf der Fahrt gen Berlin auf der A13 zogen ausgerechnet auf der Höhe vom "Tropical Island" dunkle Wolken auf und der Himmel öffnete seine Schleusen. Sofort wurde darüber geulkt, ob das Spiel nun zum dritten Mal ausfallen würde. Zum Glück klarte das Wetter in Richtung Berlin wieder auf, doch dafür gab es neue Hindernisse. Kurz hinter Schönefeld hatte sich ein LKW unter einer Brücke verkeilt, so daß es für eine knappe halbe Stunde Freizeit auf der Autobahn gab. Nachdem das tatütende Polizeiauto sich eine Gasse gebahnt und somit Platz geschaffen hatte, konnte die Zeit dank eines umsichtig mitgeführten Balles sogar mit einem kurzweiligen Kick auf dem Beton sinnvoll verkürzt werden.

Viel Beton gab es zunächst auch im Jahnsportpark zu sehen, näherte man sich dem alten BFC-Tempel doch von der Tribünenseite, wo noch die steilen Auffahrrampen für die realsozialistische Prominenz vorhanden sind. Irrlichternde Geister von Erich & Konsorten wurden zwar nicht gesichtet, dafür aber bekannte Gesichter wie das von Lorenz-Günther Köstner und Dietmar Demuth. Auf der Suche nach Döner und Falafel erblickte man weitere CFC-Fans auf der Tribüne und stellte verdutzt fest, daß man dieselben Sitzreihen sowohl für 15 Euro als auch 10 Euro betreten durfte. Aus Ermangelung vereinsspezifischer Kost gab es dann jeweils eine Bockwurst und eine Bulette.

Die erstandenen Köstlichkeiten konnten in der ersten Halbzeit halbwegs unfallfrei genossen werden, denn der Club schickte sich an, so etwas wie Fußball zu spielen. Nur in der 7. Minute hätte man sich beinahe den Senf auf die Hose gekleckert, als Klömich einen Ball nicht festhalten konnte und Akgün eine dicke Kopfballchance zum 1:0 ausließ. Danach hatte der Club die Partie über weite Strecken im Griff. Emmerich und Liebers hielten die Abwehr zusammen, Reinhardt hatte auf der rechten Seite einen ganz starken Tag erwischt, Müller nahm das Heft des Handelns hinter den Spitzen in die Hand, und auf der linken Außenbahn wirbelte Schlosser fast wie in alten Zeiten. Einziges Manko - es wurden keine hundertprozentigen Chancen herausgespielt. Kurz vor der Halbzeit war es dann aber soweit, als Müller mit einem langen Paß Schlosser schickte, der allen davonlief, flankte, und mit dem aufgerückten Reinhardt am langen Pfosten den Torschützen zum hochverdienten 1:0 fand.

Auch die zweite Hälfte wurde vom Club dominiert. Türkiyemspor durfte zwar zweimal aus der Distanz (50., 69.) auf den Kasten von Klömich schießen, aber echte Torgefahr strahlten die Berliner nicht wirklich aus. Was fehlte, war das Herz- und Kreislauf schonende zweite Tor. Für dieses zeigte sich Marcel Schlosser zuständig, nachdem das Sturmduo Kellig & Hampf jeweils einen Kopfball über die Latte (52., 60.) jagte. Becker schickte Schlosser mit einem langen Paß auf die Reise über Linksaußen, der Wirbelwind zog nach innen und vollendete mit einem galanten Heber zum 2:0. Seine Freude darüber war so groß, daß er sich das Trikot vom Leibe riß und dafür eine gelbe Karte kassierte. Trotz dieses höchst erfreulichen Zwischenstandes produzierte sich ein Teil des Gästeblocks unmittelbar nach dem Torjubel in "Schädlich-raus"-Rufen. Diese ertönten erneut, als der eingewechselte Löwe ebenfalls über die linke Außenbahn kommend, per Preßschlag und Bogenlampe das 3:0 und damit den überaus hübschen Endstand aus Chemnitzer Sicht erzielte.

Fazit: Der Club hat nach den durchwachsenen bis miserablen Auftritten in der letzten Zeit endlich ein "Zeichen" gesetzt. Lobenswert vor allem, daß dieses Zeichen in einem Sechs-Punkte-Spiel und noch dazu auswärts gesetzt werden konnte! Allerdings steht die Feuerprobe, ob dieses Spiel nur ein Strohfeuer war, oder ob es jetzt endlich die sportliche Wende hin zum Mittelfeld der Tabelle gibt, noch aus. In den bevorstehenden Partien gegen den HSV II, Hertha II, Wolfsburg II und dem VFC Plauen hat der Club jetzt ausreichend Gelegenheit, sich selbst zu beweisen und die nötigen Punkte für ein ruhigeres Fahrwasser und ein halbwegs versöhnliches Saisonende einzusammeln.

Wertung: 2,0

Beste Himmelblaue: Schlosser, Reinhardt, Müller

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20. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2008/2009
+++ Nachholespiel +++
Mittwoch, 22. April 2009, 18:30 Uhr
Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, Berlin
Zuschauer: 402
Schiedsrichter: Henschel (Braunschweig)
Türkiyemspor Berlin
T Köhlmann
A Novacic (64. Hussain)
A TeichmannGelbe Karte
A Koc
A Steinwarth (73. Karwot)
M Lichte
M Joof
M Lemcke
M Akgün (73. Tomioka)
S Manai
S Okamoto

Trainer: Erkenbrecher
Chemnitzer FC
T KlömichGelbe Karte
A WilkeGelbe Karte
A Liebers
A Emmerich
A Kunert
M Becker
M Reinhardt
M Müller
M Hampf (88. Sonnenberg)
S SchlosserGelbe Karte (87. Löwe)
S Kellig

Trainer: Schädlich
Tore
0:1 Reinhardt (39.)
0:2 Schlosser (70.)
0:3 Löwe (90.)