Neuer Trainer, alte Leier
von jb
Der neue Trainer startete mit einem 4-4-2 in die Mission Klassenerhalt. Dabei gab es mehrere personelle Veränderungen. Durch den krankheitsbedingten Ausfall von Trapp gab es mit Mbende und Scheffel schon wieder ein neues Duo in der Innenverteidigung, auf Links durfte Aydin ran, überraschend stand noch von Piechowski für Reinhardt auf dem Grün. Und dann war ja noch die Position des Rechtsverteidigers, die heute Alexander Dartsch ausfüllte. Damit war vorm Anpfiff klar, dass er der Gewinner der kurzen Vorbereitung ist. In den Sommertestspielen von Steffen im offensiven Mittelfeld vorgesehen und in der Hinrunde nicht eine Minute eingesetzt, steht er beim neuen Trainer auf ungewohnter Position in der Anfangself. Zumindest sollten damit die Schnelligkeitsnachteile von Leutenecker auf der Position behoben sein.
Der Start der Partie verlief sehr vielversprechend. Dartsch nach wenigen Sekunden mit einem gewonnen Kopfballduell im Mittelfeld, der Ball landet beim eingerückten Aydin und der verlängert an der Strafraumgrenze per Kopf gut in den Lauf von Frahn. Unserem Torjäger versagtem leider allein vorm Torwart die Nerven. Das wäre in der ersten Minute ein Auftakt nach Maß gewesen. Direkt im Gegenzug überläuft Paderborn die Linke Seite des CFC, wobei Aydin, Koch und auch Grote nicht gut aussahen. Mbende kann die Flanke nicht verhindern, aber die findet in der Mitte glücklicherweise keinen Abnehmer. In Minute 4 dann ein Freistoß mitten in der CFC-Hälfte. Der Ball fliegt hoch in den Strafraum und Kunz faustet die Kugel direkt an den Kopf von Scheffel, nur mit Glück prallt der Ball nicht ins eigene Netz. Kurz darauf die nächste 100ige Chance für die Himmelblauen. Koch fängt einen Angriff der Gäste ab, Grote startet in der eigenen Hälfte und nach schönem Doppelpass mit von Piechowski ist Grote plötzlich allein vorm gegnerischen Torwart, trifft aber wie Frahn zuvor die falsche Entscheidung und Paderborn kann die Situation klären. Nach Chancen nach gerade mal sieben Minuten eine gute Ausbeute, allerdings war das für lange Zeit auch die letzte.
Die Gäste wurden nun stärker, und beim CFC zogen wieder die Fehler der Hinserie ein. Völlig überflüssiger Ballverlust durch von Piechowski in der eigenen Hälfte, Dartsch kann dann die Flanke nicht verhindern und zwei Paderborner verpassen in der Mitte knapp (10.).
Nach gut 12 Minuten dann mal wieder die Himmelblauen, Dartsch mit einer Flanke auf den hereinlaufenden Grote, dessen Kopfball aber viel zu harmlos war. Offensiv konnte die „Geheimwaffe“ also durchaus Akzente setzen, in der Defensive hatte er jedoch in der ersten Halbzeit immer wieder Probleme mit seinem Gegenspieler Antwi-Adjej. So auch in der 22. Minute, als ihm dieser mit Ball davonlief und von der Grundlinie zurücklegen konnte, Stürmer Srbeny aber über das Tor schoss. Bei einigen weitere Angriffen der Gäste funktionierte dann die Abseitsfalle unserer neuen Viererkette richtig gut, kann man ja mal als positiv herausstellen.
Den ersten von mehreren Aufregern bezüglich Schiedsrichterentscheidungen gab es in Minute 29. Mbende mit einem Freistoß vom Mittelkreis, Slavov mit einer Kopfballablage an der Strafraumgrenze und dann ein Paderborner Abwehrspieler, der auf die Knie sinkend den Ball mit der Brust ablenkt, dann aber nochmal mit dem Oberarm nachdrückt. Der Schiedsrichter hatte beste Sicht auf die Aktion und ließ weiterspielen. Nach Ansicht der Fernsehbilder sehr fraglich, vielleicht ging ihm das einfach zu schnell, Bewegung von Brust und Arm erfolgten im Prinzip gleichzeitig. Die CFC-Spieler haderten mit der Entscheidung sowie zwei kleinen Foulentscheidungen hinterher, waren dadurch vielleicht nicht ganz konzentriert. Frahn attackiert in der Paderborner Hälfte den ballführenden Spieler nicht, Scheffel köpft den langen Ball genau zum Gegenspieler und Mbende trifft mit dem versuchten Befreiungsschlag den heraneilenden von Piechowski. Von dem springt der Ball Richtung Tor in den Lauf von Antwi-Adjej, der Kunz aus Nahdistanz überwindet, 0:1 (31.). Da machen 3-4 Spieler nacheinander einen kleinen Fehler oder treffen die falsche Entscheidung. Ob das noch Pech ist?
Wenigstens versuchten die Himmelblauen das ganze schnell auszubügeln und kamen zu einem Eckball. Kurz ausgeführt wollte Grote dann flanken, traf aber nur einen herausrückenden Paderborner. Dieser springt seitlich den Ball und alle schreien wieder nach einem Handelfmeter. Dieses Mal war es aber wirklich keiner, und während der CFC noch meckerte rollte der Konter. Michel scheiterte allein vor Kunz genauso wie zu Spielbeginn die Chemnitzer Routiniers auf der anderen Seite.
Die nächste nennenswerte Szene schon wieder einer sinnloser Fehlpass durch von Piechowski, die Gäste können sich dann über die linke CFC-Seite bis zum Strafraum kombinieren, Grote schaut beim Steilpass nur zu und plötzlich ist Srbeny allein frei vorm Tor, verstolpert aber, bevor Mbende zur Ecke klären kann. Vor der Pause gab es noch zwei Distanzschüsse von Michel (1x Außennetz, 1x hält Kunz), zudem holt sich Grote mit einem Frustfoul die fünfte Gelbe Karte ab.
Zu Beginn der zweiten Hälfte übernahm Paderborn gleich die Kontrolle, der CFC konnte sich kaum aus der eigenen Hälfte befreien. Die Gäste konnten dabei keine Gefahr erzeugen, und nach einigen Minuten hatte sich der CFC dann wieder gefangen. In der 54. Minute dann die nächste strittige Strafraumszene. Kopfballablage von Slavov auf Frahn, der in der Bewegung von Schonlau klar getroffen wird. Wieder blieb die Pfeiffe stumm, hier kann es eigentlich keine zwei Meinungen geben, klare Fehlentscheidung. Und wie es dann eben so ist, läuft alles genauso wie in der ersten Halbzeit. Die Paderborner spielen zielstrebig nach vorne und die noch verärgerten Himmelblauen sind zu unkonzentriert, bleiben reihenweise zu weit weg von ihren Gegenspielern, bis Srbeny wieder frei am Elfmeterpunkt an den Ball kommt. Mbende und Koch versuchen noch zu klären, aber der Ball geht vorbei an Kunz zum 0:2 (55.).
Auch wenn noch viel Zeit war und die Himmelblauen nicht aufgaben, so richtig an eine Wende glaubten wohl nur die wenigsten im Stadion. Dazu war Paderborn zu sicher und die Heimelf zu einfallslos. Bergner reagierte nach gut 60 Minuten und brachte mit Reinhardt und Mlynikowski zwei neue Spieler. Dafür gingen der im Wesentlichen durch seine Leichtsinnsfehler auffällige von Piechowski sowie der in der Offensive komplett wirkungslose Koch (da war Dartsch auf der anderen Seite viel aktiver). Keine Offensivkräfte, aber eben der Versuch zwei Problemstellen zu beheben.
Einige Minuten später kam noch Baumgart für Grote. Brachte erstmal nicht viel, Paderborn weiter das Spiel kontrollierend. Über Links lief jetzt dank Mlynikowski etwas mehr nach vorne, und Baumgart hatte in der Nachspielzeit mit einem Pfostenschuss (nach Flanke Hansch) die erste richtig gute Torchance für die Himmelblauen seit der vergebenen Doppelchance zu Spielbeginn, dazwischen waren 85 Minuten (!) ohne eine echte Torgelegenheit. Auch Dartsch prüfte nochmal den Pfosten, allerdings vom eigenen Tor beim Versuch eine Eingabe zu klären.
Fazit: Überraschende Personalentscheidungen und ein paar gute Spielzüge auf der einen Seite, überforderte Routiniers und Spieler die den Ernst der Lage immer noch nicht begriffen haben (und egoistisch spielen) auf der anderen. Ergibt am Ende das gleiche Bild wie vorm Jahreswechsel. Es fehlt an gedanklicher Frische und vor Allem an Bissigkeit in den Zweikämpfen und Geilheit auf den Sieg. Dazu unterirdisch schlechte Freistöße, wo bei anderen Vereinen Standards der Knotenlöser in schlechten Situationen sind. Insofern hat der Trainerwechsel im ersten Spiel nicht den erhofften psychologischen Effekt gehabt. Die linke Seite bleibt weiter eine Baustelle, hoffentlich kann Sumusalo daran was ändern.
Und ja, es wurde bei mehreren strittigen Szenen zu Ungunsten des CFC entschieden. Allerdings würde der Verweis darauf nur von den eigenen Schwächen ablenken und nicht weiterhelfen.
Wertung: 3
Beste Himmelblaue: Mbende, Scheffel
Trainerstimmen
Steffen Baumgart (SCP) bei mdr.de:"Wir haben mit dem 2:0 die Punkte geholt, die wir haben wollten. Vor allem in Halbzeit eins hat man gesehen, wie schwer das gewesen ist. Ich denke da an die zwei Großchancen für Chemnitz und ein nicht gegebener Elfmeter. Da wäre die Begegnung bestimmt anders gelaufen. In solchen Situationen braucht man auch eine Portion Glück und einen guten Torwart. Ansonsten hatten wir das Spiel über weite Strecken unter Kontrolle. Wir hätten vielleicht ein, zwei Tore mehr machen können gegen einen Gegner, der sich bis zuletzt gewehrt hat."
David Bergner (CFC) bei mdr.de:"Wir hatten die ersten Chancen, die wir leider nicht verwerten konnten. Das hätte sicherlich unserem Spiel mehr Sicherheit verliehen. In der ersten Hälfte spielten wir auf Augenhöhe. Mit dem 2:0 in der zweiten Halbzeit gingen die Köpfe etwas runter. Aber meine Mannschaft hat nie aufgegeben. Bei der Aktion gegen Daniel Frahn hätte es auch Elfmeter geben müssen, womit wir dann die zweite Luft bekommen hätten. So wie sich meine Mannschaft heute präsentiert hat, bin ich guten Mutes für die nächsten Begegnungen."