Nach dem glücklichen 1:1-Remis am Mittwoch gegen Cottbus stand nun am Samstag der Abschluß der zweiten englischen Woche in Folge auf dem Programm. Gast auf der Fischerwiese war die Germania aus Halberstadt. Die Sachsen-Anhaltiner waren gut in die Saison gestartet und grüßten die ersten beiden Spieltage von der Spitze. Mittlerweile findet sich die Germania - leistungsgerecht - im Mittelfeld der Regionalliga-Tabelle wieder, unweit der Himmelblauen.
Nur 1.472 Zuschauer (Minus-Rekord!) wollten das Spiel bei mittlerweile herbstlichen Temperaturen sehen. Gäste aus der Würstchenstadt waren dabei nicht zu sehen, der Gästeblock blieb diesmal zu.
Die, die sich trotz der aktuell sportlichen Tristesse, auf dem Weg gemacht hatten, sollten ihr Kommen nicht bereuen. Sie erlebten eine wilde Fahrt mit 7, teils sehr schönen, Treffern.
Das erste Raunen erzeugte Aigner bereits nach 3 Minuten, als er eine Flanke des Besten an diesem Tage, Christian Bickel, neben das Tor setzte. Eine Zeigerrunde später durfte gejubelt werden. Eine Ecke von Walther landete auf dem Kopf des Halberstädter Abwehrspieler Kohn und der köpfte ins eigene Tor. Der Stadionsprecher schrieb den Treffer zunächst Vidovic zu, doch die TV-Bilder zeigten im Nachgang, das hier ein Eigentor vorlag. Der Club spielte weiter mit Schwung, dominierte in den ersten 20 Minuten klar die Szenerie. Der agile Caciel hatte in der 13. Minute eine gute Schußgelegenheit, wurde jedoch im letzten Moment geblockt. Dann verflachte die Partie und auch Halberstadt traute sich in den CFC-Strafraum. Zwei Abschlüsse der Halberstädter entschärfte der "102er" im CFC-Tor ohne Probleme. In diese Zeit fiel auch ein Spruch des Sitznachbarn vom Autor dieser Zeilen. Der kommentierte das Nichtanbieten der CFC-Spieler bei einem Einwurf sehr passend mit "die bleiben ja stehen wie ein Reh im Lichtkegel".
Kurz vor der Pause wachte der CFC wieder auf. Caciel vernaschte den Halberstädter Verteidiger auf der linken Seite, ein flacher Paß auf Pagliuca und der ließ Cichos keine Chance. 2:0! Und weil's so schön war, setzte kurz darauf Bickel Kircicek in Szene. 3:0! Pause.
3:0 zur Pause. Da dürfte die Partie doch entschieden sein? Das dachten sich die Zuschauer, insbesondere da der Club auch zu Beginn von Halbzeit 2 aufs Tempo drückte. Bickel prüfte Cichos mit einem Freistoß (58.). Kurz darauf hatte Walther die Riesenchance zum 4:0. Auch 11:1 Ecken zu dem Zeitpunkt sprachen eine klare Sprache.
Und Halberstadt? War plötzlich wieder da! Korsch tanzte Walther aus, schob zu Weigel und der netzte ein. Nur noch 1:3! Eine Minute später musste Kuba gegen Heike sein ganzes Können aufbieten. Und dann klingelte es doch. Bickel hatte gegen Korsch das Bein stehen lassen, Schiri Ostrin auf den Punkt gezeigt. Für Heike kein Problem - nur noch 2:3. Und wieder Heike hatte in der 67. Minute das 3:3 auf dem Fuß.
Und der Club? Der musste sich nach den zwei Gegentreffern binnen zwei Minuten kurz schütteln und drückte jetzt seinerseits wieder aufs Gaspedal. Kurt spielte einen feinen Paß auf Kircicek und der traf (68.). Doch es war Abseits - kein Tor!
Der Kapitän der U19, Roman Eppendorfer, kam in der 71. Minute und nur kurz nach seiner Einwechslung hatte er seinen großen Moment. Einen Abpraller nach Bickel-Ecke jagte der Youngster von der Strafraumgrenze ins Netz. Ein geiles Tor und die Entscheidung! Der Halberstädter Vogt flog dann eine Viertelstunde vor Schluß vom Platz und dann machte Bickel in der 90. Minute den Deckel drauf. Freiberger hatte vorbereitet und Bickel mit energischem Einsatz verwandelt. 5:2 für Himmelblau!
Fazit: Die Himmelblauen haben sich für die schwache Leistung am Mittwoch gegen Energie revanchiert. Halberstadt war natürlich auch ein schwächeres Kaliber als die Wollitz-Truppe. Ob der Club auch gegen bessere Mannschaften mithalten kann, darf er bereits am kommenden Sonntag beweisen. Dann geht es ins Paradies - zum FC Carl-Zeiss Jena.
"In vier Jahren Junioren-Bundesliga habe ich kein einziges Tor erzielt. In meinem zweiten Spiel bei den Profis treffe ich zum wichtigen 4:2 - einfach ein geiles Gefühl. Der abgewehrte Ball landet vor meinem rechten Fuß. Ich halte einfach drauf. Mit viel Glück geht er rein."
"Wir sind derzeit ein dankbarer und aufbauender Gegner. Die erste Halbzeit war mut- und körperlos. Die ersten 30 Minuten der zweiten Hälfte war für mich das Mindestmaß an Reaktion. Dass es dann überhaupt nochmal spannend wird, können wir positiv mitnehmen. Beim 2:4 aus einem Standard und beim 2:5 nach einem Ballverlust reißen wir uns das selbst mit den Hintern wieder ein. Wir sind selbst schuld, es war so verdient."
"Es war eine tolle erste Halbzeit, die Abläufe mit und gegen den Ball haben gestimmt. Die frühe Führung macht es auch einfacher. Die fünf Minuten mit den zwei Gegentoren kann ich mir nicht erklären, das müssen wir anschauen und analysieren. Ich bin sicher, dass wir unsere Ziele, um Platz vier bis fünf mitzuspielen, erreichen werden."