Spielbericht

7. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2004/2005
Hertha BSC Berlin II
Hertha BSC Berlin II
2:1
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Trotz Pokalsieg und erstem Tor geht’s weiter bergab

von Andreas Schreiter

Wer gehofft hatte, der Sieg im Sachsenpokal in Plauen würde die Wende in der bisher erfolglosen Regionalligasaison bringen, sah sich wieder einmal enttäuscht. Beim Drittletzten der Tabelle, den Amateuren von Hertha BSC, kassierte der CFC eine letztendlich verdiente 1:2 (0:2) Niederlage.

595 Zuschauer, darunter etwa 200 bis 250 zum Teil schwer Stau geplagte Chemnitzer Fans, hatten gerade erst auf ihren grünen, roten und gelben Sitzen im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark Platz genommen, da gab es nach wenigen Sekunden die erste Ecke für den CFC, die aber wie so oft im Nichts verpuffte. Nach 4 Minuten dann der Dämpfer für alle hoffnungsvollen himmelblauen Fans. Nach einer Ecke stieg Andreas Schmidt unbedrängt in die Höhen des Chemnitzer Strafraumes. Seinen Kopfball konnte Steffen Süßner nicht parieren, der Ball rutschte an seinen Händen vorbei und auch der Klärungsversuch von Nico Kanitz fand hinter der Linie statt – 1:0.
Damit waren natürlich die Pläne des CFC, die „Null“ so lange wie möglich zu halten durchkreuzt und es wurden Erinnerung an das Spiel in Wolfsburg wach. In der Folgezeit entwickelte sich ein relativ munteres Spiel, bei dem die Hertha-Bubis jedoch den spritzigeren Eindruck machten, und vor allem spielerisch zu gefallen wussten. Dennoch konnte sich auch der CFC einige Chancen erspielen bzw. erarbeiten. So konnten Schüsse von Zivic (11.) und zwei Mal von Fillinger, einmal volley (13.) und einmal nach guter Einzelleistung (16.), bei dem Lenk den Nachschuss verpasste, registriert werden. Auf der Gegenseite musste Steffen Süßner in der 15. Minute einen gefährlichen, direkten Freistoß von Sejad Salihovic zur Ecke klären. Nach 20 Minuten dann so etwas wie die Vorentscheidung: einen langen Ball in den Berliner Angriff wehrt Süßner weit vor dem Strafraum mit dem Fuß ab. Allerdings landet dieser Klärungsversuch genau auf dem Fuß von Alexander Ludwig, der keine Probleme hatte, den Ball mit einem Heber im leeren Tor zur 2:0 Halbzeitführung zu versenken.
In der Folge boten beide Mannschaften nicht mehr viel erwähnenswertes, allerdings hatte man den Eindruck, dass sich Hertha mehr oder weniger schonte, und der CFC, trotz guten Willens einfach nicht besser konnte. Erschreckend ist vor allem, dass die Verunsicherung mittlerweile auch die erfahrenen Spieler, wie Steffen Karl ergreift, dessen Fehlabspiel in der eigenen Hälfte zur letzten Chance der Gastgeber vor der Halbzeit führte (31.). Auf Chemnitzer Seite wurde noch eine gefährliche Flanke von Falk Schindler wahr genommen. Jedoch war auch dieser Ball eine sichere Beute vom guten Berliner Schlussmann Gerhard Tremmel. Noch vor der Pause auch der erste Wechsel bei den Himmelblauen, für den verletzten Fabio Pinto kam Stefan Meissner ins Spiel.

Meissner hatte nach der Pause auch die erste Chance zum Anschlusstreffer. Nach gutem Pass von Falk Schindler wurde die Chance jedoch wieder von Tremmel zunichte gemacht. 5 Minuten später verletzungsbedingt der nächste Wechsel beim CFC, für Robin Lenk kam Sebastian Meyer ins Spiel. Der CFC versuchte das Spiel in die Hand zu nehmen, allerdings ohne wirklich Druck aufzubauen und für ernste Gefahr vor dem Berliner Tor zu sorgen. So wurde Sebastian Meyer von der Berliner Abwehr geblockt (52.) und ein Kopfball von Falk Schindler nach Freistoß von Tomislav Zivic (64.) ging über das Gehäuse. Auf der Gegenseite blieben die Berliner mit Kontern immer gefährlich, so scheiterte in der 61. Minute Covic frei vor Steffen Süßner mit einem „gezielten“ Kopfschuss an unserem Keeper, der sich nach anfänglichen Unsicherheiten in der 2. Halbzeit steigerte.
Nach 65 Minuten gab es auf Chemnitzer Seite einen überfälligen Wechsel: Für den wiederholten schwachen Daniel Göhlert kam nach seiner Schulterverletzung René Stark zum Comeback. Am Spielverlauf änderte sich indessen kaum etwas, der CFC wirkte hilflos, obwohl man der Mannschaft den Willen nicht absprechen konnte, und Hertha ruhte sich auf der Führung aus. In den Mittelpunkt rückte in den nächsten Minuten Stefan Meissner, der sich zunächst mit einem Seitfallzieher versuchte (73.) und in der 80. Minute im Strafraum von Osama Mansour zu Boden gezogen gezogen wurde. Die Folge: Gelb für den Berliner und Strafstoß für den CFC. Nachdem in Plauen Tomislav Zivic bei dieser Aufgabe gescheitert war, übernahm Falk Schindler den Ball und versenkte ihn sicher im Berliner Kasten. Das erste Punktspieltor für den CFC, aber so richtig Freude wollte dennoch nicht aufkommen.
Wer in der Folge auf ein bedingungsloses Anrennen gehofft hatte, sah sich aber einmal mehr enttäuscht. Es gelang den Chemnitzern nicht, noch einmal richtig Druck aufzubauen, und so blieben echte Einschussmöglichkeiten aus. Auf der Gegenseite war Hertha bei Kontern weitaus gefährlicher. Vor allem dem Unvermögen und dem Pech der Berliner Stürmer ist es zu verdanken, dass es am Ende bei diesem knappen Ergebnis blieb. So landete ein Konter knapp neben dem Chemnitzer Tor (86.) und ein anderer Ball knallte ans Lattenkreuz (88.). Kurz darauf war die Party beendet, der CFC bleibt weiter sieg- und ratlos. Lediglich sieben Spieler (Süßner, Ahlf, Kanitz, Meissner, Stark, Zivic und Fillinger) fanden den Weg noch in die Kurve, der Rest verschwand grußlos in Richtung Kabine.

Fazit: Der Wille ist nach wie vor spürbar, allerdings greift die Verunsicherung immer weiter um sich. Der CFC kassierte eine alles in allem verdiente Niederlage gegen eine Berliner Mannschaft, die sich entgegen vieler Befürchtungen nicht zusätzlich mit Profis verstärkt hatte. Es gelang nicht, die Abwehr der Herthaner so unter Druck zu setzen und zu Fehlern zu zwingen, dass genügend Torchancen erspielt werden konnten. Und die Bälle, die den Weg in Richtung des gegnerischen Tores fanden, wurden eine sichere Beute von Gerhard Tremmel. Wenn dann noch die Abwehr immer unsicherer wird, und man solche dummen Gegentore wie in Berlin kassiert, ist der Weg in die Oberliga vorgezeichnet.

Das Drumherum: Im Gästeblock hatten sich gut 200-250 Unverwüstliche eingefunden. Allerdings kamen einige erst in Halbzeit 2 zum Spiel, da auf Grund eines Unfalls die Autobahn bereits vor Dresden dicht war, und somit die Anreise um einiges verlängert wurde. Anderen wiederum blieben aus dem gleichen Grund dem etwas (n)ostalgisch wirkenden Jahn-Sportpark (der Sitz von Erich Mielke soll immer noch namentlich gekennzeichnet sein) fern und entschieden sich zur Umkehr auf halbem Weg.
Die Stimmung unter den mitgereisten Fans war anfangs gut, und die Mannschaft wurde in gewohnter Manier unterstützt. Daran änderte zunächst auch der frühe Rückstand nichts. Nach dem 0:2 kehrte mehr und mehr Ruhe ein und der geneigte Fan verfiel in Lethargie. In der Halbzeit 2 änderte sich dies wieder. Allerdings machte man seinem Ärger mehr und mehr Luft. Gesänge wie „3. Liga nie mehr“, „Wir ham’ die Schnauze voll“ und „Ihr wollt nach Pösneck, wir woll’n es nicht“ zeigten den wachsenden Frust des Chemnitzer Anhangs. Der Höhepunkt der Unmutsbekundungen war das Verlassen des Blockes nach etwa 70 Minuten durch die Hälfte der Chemnitzer Fans. Der Rest konnte sich auch über den Anschlusstreffer nicht mehr freuen, sondern malte sich eher ein düsteres Bild von der Zukunft des Chemnitzer Fußballs.
Nach Spielschluss versammelten sich etwa 30-40 Fans in der Nähe des Mannschaftsbusses, schließlich besteht jede Menge Diskussionsbedarf. Die Stimmung war absolut friedlich, was aber einigen Angehörigen der örtlichen Polizei dennoch nicht gefiel. So wurde der Pulk äußerst unhöflich vor das Stadiongelände „gebeten“, wo man in Erwartung der Mannschaft weiter verharren wollte. Allerdings wurde auch dies wiederum sehr unhöflich und zum Teil auch unsanft unterbunden. Um Ärger zu vermeiden setzte man sich, allerdings sehr langsam, in Bewegung. In der Zwischenzeit waren Peter Müller und später auch Sven-Uwe Kühn bei den Fans aufgetaucht. Die beiden waren zwar nicht die erhofften Gesprächspartner, aber man nimmt, was man kriegen kann. Dennoch entspannte sich die Situation nicht wirklich. Die Ordnungshüter waren alles andere als freundlich und höflich, und selbst die beiden Vereinsvertreter wurden, man muss es so sagen, dumm angemacht. Aber irgendwie passte das Ganze zu dem verkorksten Tag.
Bleibst letztendlich zu hoffen, dass der CFC möglichst bald die Kurve nach oben bekommt, auch wenn der Abstand zu den Nichtabstiegsplätzen kontinuierlich anwächst. Mit den Leistungen wie am Samstag verkrault man a) die letzten Fans und man schaufelt b) dem CFC ein verdammt tiefes Grab.

Beste Himmelblaue: Schindler, Meissner

Pressestimmen

Freie Presse Chemnitz
Das ist zu wenig: CFC spielt wie ein Absteiger [..] Es reicht einfach nicht. Zu wenig individuelle Klasse, erschreckende spielerische Defizite und mangelnde mannschaftliche Harmonie - wenn nicht noch ein Wunder geschieht, marschiert der Chemnitzer FC schnurstracks Richtung Oberliga.

7. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2004/2005
Samstag, 04. September 2004, 14:00 Uhr
Friedrich-Ludwig-Jahn Sportpark, Berlin
Zuschauer: 595
Schiedsrichter: Hagen (Oer-Erkenschwick)
Hertha BSC Berlin II
T Tremmel
A Chahed
A Tretschok
A Fathi
M Covic
M Müller (76. MansourGelbe Karte)
M Schmidt
M Bieler (57. Krecidlo)
S Ludwig
S Hube
S Salihovic (88. Wallschläger)

Trainer: Heine
Chemnitzer FC
T Süssner
A Karl
A Ahlf
A Jendrossek
M Fillinger
M Göhlert (65. Stark)
M ZivicGelbe Karte
M Kanitz
S Pinto (34. Meissner)
S Schindler
S Lenk (51. Meyer)

Trainer: Rohde
Tore
1:0 Schmidt (4.)
2:0 Ludwig (21.)
2:1 Schindler (81./Elfer)